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Secundaer Literatur : Baha'u'llah und das Neue Zeitalter
Bahá'u'lláh UND DAS NEUE ZEITALTER

___________________________________________________________________________________________

Abb.:Autor J. E. Esslemont und Shogi Effendi in London

J. E. ESSLEMONT
Baha'i-VERLAG

Titel des englischen Originals: Bahá'u'lláh and the New Era, by Dr. John Ebenezer Esslemont, London 1923. Third Revised Edition, Wilmette Ill. (U.S.A.) 1970, Copyright by The National Spiritual Assembly of the Bahá'ís of the United States of America.

Deutsch nach der dritten revidierten englischen Ausgabe von 1970 �berarbeitete 8.Auflage 1986

ISBN 3 87037 184 6
(c) Baha'i-Verlag GmbH D-6238 Hofheim-Langenhain
#7
INHALTS�BERSICHT
S.11 Vorworte
1. Kapitel S.15 Die frohen Botschaften

Das gr��te Ereignis der Geschichte / Der Wandel der Welt / Die Sonne der Gerechtigkeit / Die Sendung von Bahá'u'lláh / Erf�llung von Prophezeiungen / Beweise f�r die Offenbarer / Schwierigkeiten in der Forschung / Der Zweck des Buches.

2. Kapitel S.26 B�B: Das Tor

Geburtsort der neuen Offenbarung / Jugendzeit / Erkl�rung / Ausbreitung des Baha'i-Glaubens / Die Anspr�che des B�b / Die Verfolgung w�chst / Das M�rtyrertum des B�b / Das Grab am Berge Karmel / Die Schriften des B�b / Er, Den Gott offenbaren wird / Auferstehung, Paradies und H�lle / Soziale und ethische Lehren / Sein Leiden und Sein Triumph.

3. Kapitel S.39 Bahá'u'lláh: Die Herrlichkeit Gottes

Geburt und Jugend / Als B�b� eingekerkert / Nach Baghdad verbannt / Zwei Jahre in der Wildnis / Widerstand der Mullas / Erkl�rung im Garten Ridvan / Konstantinopel und Adrianopel / Briefe an die K�nige / Einkerkerung in 'Akka / Die Beschr�nkungen werden milder / Die Tore des Gef�ngnisses �ffnen sich / Das Leben in Bahj� / Sein Hinscheiden / Bahá'u'lláh als Offenbarer / Seine Sendung / Seine Schriften / Der Baha'i-Geist

4. Kapitel S.69 'Abdu'l-Bahá: Der Diener Gottes

Geburt und Kindheit / Jugend / Heirat / Mittelpunkt des B�ndnisses / Aufs neue strenge Gefangenschaft / T�rkische Untersuchungskommissionen / Reisen nach dem Westen / R�ckkehr ins Heilige Land / Kriegszeit in Haifa / Sir 'Abdu'l-Bahá 'Abb�s, K.B.E. / Die letzten Jahre / Der Heimgang 'Abdu'l-Bahás / Schriften und Ansprachen / Die Stufe 'Abdu'l-Bahás / Vorbild des Baha'i-Lebens

5. Kapitel S.90 Was ist ein Baha'i?

Das Leben zu leben / Gottergebenheit / Suche nach Wahrheit / Liebe zu Gott / Trennung / Gehorsam / Dienst / Das Lehren / H�flichkeit und Ehrerbietung / Das s�ndenbedeckende Auge / Demut / Wahrhaftigkeit und Vertrauensw�rdigkeit / Selbstverwirklichung

6. Kapitel S.108 Gebet

Zwiesprache mit Gott / Die and�chtige Haltung / Die Notwendigkeit eines Mittlers / Das Gebet ist eine unerl��liche Pflicht / Versammlungsgebet / Das Gebet, die Sprache der Liebe / Befreiung aus Tr�bsalen / Gebet und Naturgesetz / Baha'i-Gebete

7. Kapitel S.121 Gesundheit und Heilung

K�rper und Seele / Einheit alles Lebens / Einfaches Leben / Alkohol und Narkotika / Lebensfreuden / Reinlichkeit / Die Wirkungen des Gehorsams gegen�ber den Geboten der Offenbarer/ Der Offenbarer als Arzt / Heilung durch materielle Mittel / Heilung durch immaterielle Mittel / Die Macht des Heiligen Geistes / Die Haltung des Patienten / Der Heiler / Wie alle helfen k�nnen / Das goldene Zeitalter / Richtiger Gebrauch der Gesundheit

8. Kapitel S.137 Religi�se Einheit

Das Sektenwesen im 19. Jahrhundert / Die Botschaft von Bahá'u'lláh / Kann die menschliche Natur sich wandeln? / Die ersten Schritte zur Einheit / Die Frage der Autorit�t und Machtvollkommenheit / Fortschreitende Offenbarung / Die Unfehlbarkeit der Offenbarer / Die erhabenste Manifestation / Eine neue Situation / Die F�lle der Baha'i-Offenbarung / Das Baha'i-B�ndnis / Keine Berufspriesterschaft

9. Kapitel S.155 Wahre Zivilisation

Die Religion als Grundlage der Zivilisation / Gerechtigkeit / Regierung / Politische Freiheit / Herrscher und Untertanen / Ernennung und Bef�rderung / Wirtschaftliche Probleme / Der �ffentliche Haushalt / Freiwilliges Teilen / Arbeit f�r alle / Die Ethik des Reichtums / Keine industrielle Versklavung / Verm�chtnis und Erbschaft / Gleichberechtigung von Mann und Frau / Die Frauen und das neue Zeitalter / Gewaltsame Methoden sind aufzugeben / Erziehung / Angeborene Unterschiede in der Natur / Charakterbildung / Kunst, Wissenschaft, Gewerbe / Die Behandlung der Verbrecher / Der Einflu� der Presse

10. Kapitel S.181 Der Weg zum Frieden

Kampf und Eintracht / Der Gr��te Friede / Religi�se Vorurteile / Rassische und vaterl�ndische Vorurteile / L�ndergier / Weltsprache / Universales V�lkerb�ndnis / Internationaler Schiedsspruch / R�stungsbegrenzung / Kein Widerstand / Berechtigte Kriegsf�hrung / Die Einheit des Ostens und des Westens

11. Kapitel S.201 Verschiedene Verordnungen und Lehren

M�nchsleben / Ehe / Scheidung / Der Baha'i-Kalender / Geistige R�te / Baha'i-Feste, Gedenktage und Fasttage / Feste / Fasten / Versammlungen / Das Neunzehntagefest / Mashriqu'l-Adhkar / Leben nach dem Tod / Himmel und H�lle / Einheit der zwei Welten / Nichtdasein des �bels

12. Kapitel S.225 Religion und Wissenschaft

Streit kommt aus Irrtum / Verfolgung der Offenbarer / Das D�mmern der Auss�hnung / Forschen nach Wahrheit / Wahrer Agnostizismus / Gotteserkenntnis / Die g�ttlichen Manifestationen / Sch�pfung / Die Entwicklung des Menschen / K�rper und Seele / Einheit der Menschheit / Das Zeitalter der Einheit

13. Kapitel S.241 Durch die Baha'i-Religion erf�llte Prophezeiungen

Auslegung von Prophezeiungen / Das Kommen des Herrn / Prophezeiungen �ber Christus / Prophezeiungen �ber den B�b und Bahá'u'lláh / Die Herrlichkeit Gottes / Der Zweig / Der Tag Gottes / Der Tag des Gerichts / Die gro�e Auferstehung / Wiederkunft Christi / Die Zeit des Endes / Zeichen im Himmel und auf Erden / Die Art des Kommens

14. Kapitel S.264 Prophezeiungen von Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá

Sch�pferische Kraft von Gottes Wort / Napoleon III. / Deutschland / Persien / T�rkei / Amerika / Der gro�e Krieg / Soziale Unruhen nach dem Krieg / Das Kommen des K�nigreiches Gottes / 'Akka und Haifa

15. Kapitel S.283 R�ckblick und Ausblick

Der Fortschritt des Glaubens / B�b und Bahá'u'lláh als Offenbarer / Ein herrlicher Ausblick / Erneuerung der Religion / Notwendigkeit einer neuen Offenbarung / Wahrheit ist f�r alle / Letzter Wille und Testament von 'Abdu'l-Bahá / Der H�ter der Sache Gottes / Die H�nde der Sache Gottes / Die Verwaltungsordnung / Die Weltordnung Bahá'u'lláhs

S.315 Nachwort
S.319 Quellen und weiterf�hrende Literatur
#11
VORWORT ZUR REVIDlERTEN AUSGABE 1970

Seit der Ausgabe von 1937 war der Text von Dr. Esslemonts Buch nicht mehr revidiert worden, wenn auch bei den sp�teren Auflagen einige geringf�gige Korrekturen angebracht wurden. Anderseits war die Ausbreitung und Entwicklung des Baha'i-Glaubens seit jener Zeit �berw�ltigend, und die Baha'i-Bibliographie wurde bereichert durch das wertvolle Verm�chtnis unvergleichlicher Darstellungen, �bersetzungen und geschichtlicher

Berichte aus der Feder von Shoghi Effendi, dem H�ter des Glaubens und ernannten Ausleger seiner Heiligen Schriften. Es schien deshalb notwendig, das Buch auf die H�he der Zeit zu bringen, um seine N�tzlichkeit f�r heutige Leser zu erhalten. Dies wurde mit einem Mindestma� von �nderungen am Text und vorwiegend durch Fu�noten und ein Nachwort getan, das f�r die heutige Zeit statistische Angaben und die j�ngsten Entwicklungen in der lebendigen Entfaltung des Baha'i-Glaubens vermittelt.

Dr. Esslemonts Buch geh�rt weiterhin zu den meistbenutzten Einf�hrungsschriften �ber den Baha'i-Glauben, was sich durch die Tatsache erweist, da� seit 1937 die Zahl seiner �bersetzungen in andere Sprachen von drei�ig auf achtundf�nfzig wuchs.

#12
VORWORT ZUR AUSGABE 1937

Durch die Ver�ffentlichung von �Bahá'u'lláh und das Neue Zeitalter� im Jahre 1923 wurde dem Baha'i-Glauben die erste gutgefa�te, gr�ndliche Darlegung durch einen Kenner der Lehre gegeben. Da dieses Werk als die befriedigendste Einf�hrung in die Lehre bewertet wurde, fand Dr. Esslemonts Buch bei Bahá'í sowohl im Osten wie im Westen einen solchen Anklang, da� es in etwa drei�ig Sprachen �bersetzt wurde.

Wie Dr. Esslemont selbst erkannte, trat der Glaube nach dem Hinscheiden 'Abdu'l-Bahás in einen neuen Abschnitt seiner Geschichte ein. Es mag sich daraus ergeben, da� die Ansichten des Autors, welche zum Teil vor 1921 niedergeschrieben wurden, in gewisser Hinsicht nicht mehr dem evolution�ren Charakter des Glaubens entsprechen. Seine Beschreibung damaliger Ereignisse und sozialer Verh�ltnisse scheint �berdies nicht mehr voll zuzutreffen. Unvermeidlicherweise hatten sich einige sachliche Irrt�mer in den Text eingeschlichen, und seine Erl�uterungen der Stufen des B�b und 'Abdu'l-Bahás sind in den Augen der Bahá'í durch die ma�geblichen Darlegungen des ersten H�ters des Glaubens, Shoghi Effendi, ersetzt worden.

Die vorliegende Ausgabe stellt also die �berarbeitung dar, wie sie von dem amerikanischen Nationalen Geistigen Rat mit Beratung und Genehmigung von Shoghi Effendi durchgef�hrt wurde.

Die Richtigstellungen �ndern in keiner Weise den urspr�nglichen Charakter von Dr. Esslemonts Buch, noch beeintr�chtigen sie den wesentlichsten Teil des Textes. Ihr Zweck war, die Er�rterungen des Verfassers an einigen Stellen durch Hinzuf�gung von Kenntnissen zu bereichern, die erst nach seinem vielbetrauerten Tod in Erfahrung gebracht wurden, und neuere �bersetzungen seiner Zitate aus den heiligen Schriften der Bahá'í einzuf�gen.

#13
VORWORT DES VERFASSERS

Im Dezember 1914 lernte ich erstmals durch eine Unterhaltung mit Freunden, die mit 'Abdu'l-Bahá zusammengekommen waren, und durch einige mir geliehene Brosch�ren die Baha'i-Lehre kennen. Ich war sofort von ihrer umfassenden Gr��e, Macht und Sch�nheit ergriffen. Sie beeindruckte mich, weil sie den gro�en N�ten der Gegenwart besser und befriedigender begegnet als irgend eine andere Religion, die mir zur Kenntnis kam, und dieser Eindruck wurde durch das darauf folgende Studium nur noch vertieft und gefestigt.

Als ich bestrebt war, eine gr�ndlichere Kenntnis �ber den Glauben zu erlangen, stie� ich auf betr�chtliche Schwierigkeiten, die gew�nschte Literatur zu erhalten, und bald wurde die Idee in mir lebendig, das Wesentliche von dem, was ich gefunden hatte, in Buchform zusammenzustellen, um anderen das Erfahrene leichter zug�nglich zu machen. Als die Verbindung mit Pal�stina nach dem Krieg wieder aufgenommen war, schrieb ich 'Abdu'l-Bahá und f�gte dem Brief eine Abschrift der im Entwurf nahezu fertigen ersten neun Kapitel des Buches bei. Darauf erhielt ich eine sehr freundliche und ermutigende Antwort und eine herzliche Einladung, Ihn in Haifa zu besuchen und mein ganzes Manuskript mitzubringen. Diese Einladung wurde mit Freuden angenommen, und ich hatte das gro�e Vorrecht, w�hrend des Winters 1919 bis 1920 zwei und einen halben Monat Gast von 'Abdu'l-Bahá zu sein. W�hrend dieses Besuches besprach 'Abdu'l-Bahá das Buch bei verschiedenen Gelegenheiten mit mir. Er gab mir mehrere wertvolle Anregungen zu dessen Verbesserung und schlug vor, das ganze Manuskript, sobald ich es �berpr�ft h�tte, ins Persische �bersetzen zu lassen, damit Er es durchlesen und, wo n�tig, erg�nzen und verbessern k�nne.

Die �berpr�fung und die �bersetzung kamen zustande, wie Er es angeregt hatte, und Abdu'l-Bahá fand inmitten Seines arbeitsreichen Lebens Zeit, etwa drei und ein halbes Kapitel (erstes zweites, f�nftes und einen Teil vom dritten) zu korrigieren, bevor Er diese Welt verlie�. Ich bedauere tief, da� es 'Abdu'l-Bahá nicht m�glich war, die Korrektur des Manuskript, zu vollenden, was den Wert des Buches wesentlich erh�ht h�tte. Das ganze Manuskript wurde jedoch von einem Ausschu� des Nationalen Geistigen Rates der Bahá'í in England sorgf�ltig �berpr�ft und seine Ver�ffentlichung von diesem gutgehei�en.

Miss E.J. Rosenberg, Mrs. Claudia S. Coles, Mirza Lotf'u'll�h S. Hakim, Mr. Roy Wilhelm und Mr. Mountfort Mills und vielen anderen g�tigen Freunden bin ich f�r ihre wertvolle Hilfe bei der Vorbereitung dieses Werkes sehr zu Dank verpflichtet. Was die Schreibweise der arabischen und persischen Namen und Worte betrifft, so ist in diesem Buch das von Shoghi Effendi vor kurzem f�r die ganze Baha'i-Welt empfohlene System angewandt.

Fairford, Cults, bei Aberdeen. J. E. Esslemont
+1:0 #15
1. Kapitel
DIE FROHEN BOTSCHAFTEN

�Der Verhei�ene aller V�lker der Welt ist erschienen. Alle V�lker und Religionsgemeinschaften haben eine Offenbarung erwartet, und Er, Bahá'u'lláh, ist der erhabenste Lehrer und Erzieher der ganzen Menschheit.� ('Abdu'l-Bahá)

+1:1 #15 Das gr��te Ereignis in der Geschichte

Wenn wir den `Aufstieg des Menschen` studieren, wie er in den Bl�ttern der Geschichte berichtet ist, tritt klar zutage, da� die bestimmende Kraft im menschlichen Fortschritt von Zeit zu Zeit das Auftreten von Menschen ist, die �ber die in ihren Tagen geltenden Ideen hinausschreiten und die Entdecker und Offenbarer von bislang unter den Menschen unbekannten Wahrheiten werden. Der Erfinder, der Bahnbrecher, das Genie, der Offenbarer - dies sind die Menschen, von denen die Umwandlung der Welt in erster Linie Abhangt. Carlyle sagt: �Die reine Wahrheit, die ganz reine, denke ich, ist die, da� ... ein Mensch, der eine h�here Weisheit besitzt, in sich eine bis dahin unbekannte geistige Wahrheit tr�gt, die st�rker ist nicht nur als zehn Menschen, die solche nicht besitzen, noch als zehntausend, sondern st�rker als alle Menschen, die sie nicht haben; und er steht unter ihnen in einer geradezu �therischen, engelgleichen Kraft, wie ger�stet mit einem Schwert aus des Himmels eigener R�stkammer, dem kein Schild, keine eherne Feste auf die Dauer widersteht.��

� Thomas Carlyle, Signs of the Times

In der Geschichte der Wissenschaft, der Kunst, der Musik sehen wir gen�gend Erl�uterungen dieser Wahrheit, aber auf keinem Gebiet tritt die �berragende Bedeutung des gro�en Menschen und seiner Botschaft klarer zutage, als auf dem der Religion. Immer beim Niedergang der Zeitalter, wenn das geistige Leben der Menschen entartet und ihre Moral verdorben sind, tritt der wunderbarste und geheimnisvollste der Menschen, der Offenbarer in Erscheinung. Allein gegen die Welt, ohne da� ein einziger Mensch f�hig w�re, Ihn zu lehren, Ihn zu f�hren, Ihn v�llig zu verstehen oder an Seiner Verantwortung teilzunehmen, erhebt Er sich, gleich einem Seher unter Blinden, um Sein Evangelium der Gerechtigkeit und Wahrheit zu verk�nden.

Unter den Offenbarern ragen einige in Ihrer Erhabenheit besonders hervor. Immer wieder nach Jahrhunderten erscheint im Osten ein gro�er g�ttlicher Offenbarer, wie Krischna, Zarathustra, Moses, Jesus, Muhammad, einer geistigen Sonne gleich, um die verfinsterten Gem�ter der Menschen zu erleuchten und ihre schlafenden Seelen zu erwecken. Was auch immer unsere Ansicht �ber die verh�ltnism��ige Gr��e dieser Religionsgr�nder ist, so m�ssen wir doch zugeben, da� Sie die machtvollste Triebkraft f�r die Erziehung der Menschheit gewesen sind. �bereinstimmend erkl�ren diese Offenbarer, da� die Worte, die Sie �u�ern, nicht von Ihnen selbst, sondern eine Offenbarung sind, eine g�ttliche Botschaft, deren Tr�ger Sie sind. Ihre niedergelegten Worte enthalten zudem reichlich Hinweise und Verhei�ungen auf einen gro�en Weltenlehrer, der �in der F�lle der Zeiten� erscheinen werde, Ihr Werk fortzuf�hren und es zur Reife zu bringen; auf Einen, der ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit auf Erden aufrichten und alle Rassen, Religionen, V�lker und St�mme zu `einer Familie` vereinen werde, �da� es nur eine Herde und einen Hirten� geben m�ge, da� alle Menschen Gott erkennen und lieben, �jeder, vom Geringsten bis zum Gr��ten�.

Sicherlich mu� das Kommen dieses �Erziehers der Menschheit� in den letzten Tagen, wenn Er erscheint, das gr��te Ereignis in der Geschichte der Menschheit darstellen. Die Baha'i-Religion verk�ndet nun der Welt die frohen Botschaften, da� dieser Erzieher wirklich erschienen ist, da� Seine Offenbarung erkl�rt und niedergelegt wurde und von jedem ernsten Sucher erforscht werden kann, da� �der Tag des Herrn� bereits angebrochen und die �Sonne der Gerechtigkeit� aufgegangen ist. Noch f�llt das Licht dieses herrlichen Tagesgestirns erst auf wenige Bergesgipfel, aber schon erhellen seine Strahlen Himmel und Erde, und binnen kurzem wird es sich �ber die Berge erheben und in voller Kraft auf die Ebenen und in die T�ler scheinen, allen Leben und F�hrung verleihend.

+1:2 #17 Der Wandel der Welt

Da� die Welt w�hrend des neunzehnten und des ersten Teils des zwanzigsten Jahrhunderts� durch die Todesqualen eines alten und die Geburtswehen eines neuen Zeitalters gegangen ist, das ist jedermann klar. Die alten Grunds�tze des Materialismus und des Eigennutzes, die alten sektiererischen und vaterl�ndischen Vorurteile und Geh�ssigkeiten sind im Schwinden begriffen, sie haben inmitten der Tr�mmer, die sie geschaffen, ihren Sinn verloren, und wir sehen in allen L�ndern die Anzeichen eines neuen Geistes des Glaubens, der Br�derlichkeit und �bernationalen Denkens, der die alten Bande sprengt und die alten Grenzen �berrennt. Umst�rzende Ver�nderungen von nie dagewesener Gr��e haben sich auf allen Gebieten des menschlichen Lebens ereignet. Das alte Zeitalter ist aber noch nicht tot. Es ist mit dem neuen in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. Es gibt �bel in Menge, riesenhaft und furchtbar, aber sie sind im Begriff, mit neuer Kraft und Hoffnung klargelegt, erforscht, angegriffen und verworfen zu werden. Es gibt Wolken in Menge, ungeheuer und drohend, aber das Licht will durchbrechen, den Weg des Fortschritts erleuchten und die Hindernisse und Fallgruben aufdecken, die den Weg zur H�he versperren.

� Kurz nach dem ersten Weltkrieg geschrieben

Im achtzehnten Jahrhundert war es anders. Damals wurde das geistige und moralische Dunkel, das die Welt umh�llte, kaum durch einen Lichtstrahl erhellt. Es war der dunkelsten Stunde vor der D�mmerung zu vergleichen, da die wenigen noch leuchtenden Lampen und Kerzen kaum mehr bewirken, als die Dunkelheit noch erkennbarer zu machen. Carlyle schreibt �ber das achtzehnte Jahrhundert: �Ein Jahrhundert, das keine Geschichte hat und wenig oder keine haben kann. Ein Jahrhundert, so voll von angeh�uften Falschheiten ... wie kein Jahrhundert zuvor! Das nicht mehr das Bewu�tsein hatte, falsch zu sein, so falsch war es geworden; und das so in Falschheit getaucht und davon bis auf die Knochen durchdrungen war, da� wirklich das Ma� der Dinge voll war und eine Franz�sische Revolution es beenden mu�te ... Ein �u�erst passendes Ende f�r solch ein Jahrhundert, wie ich dankbar empfinde ... Denn es w�re noch einmal eine g�ttliche Offenbarung an die stumpfen, leichtfertigen Menschenkinder n�tig gewesen, wenn sie nicht allesamt auf die Stufe der Affen sinken sollten.��

� Th. Carlyle, Friedrich der Gro�e, Buch I, Kap.1

Verglichen mit dem achtzehnten Jahrhundert ist die jetzige Zeit wie die D�mmerung auf die Nacht oder wie der Fr�hling auf den Winter. Die Welt regt sich in neuem Leben, von neuen Idealen und Hoffnungen durchdrungen. Dinge, die noch vor wenigen Jahren unm�gliche Tr�ume schienen, sind jetzt vollendete Tatsachen. Andere, die noch Jahrhunderte weit voraus zu liegen schienen, sind bereits Gegenstand der `angewandten Politik` geworden. Wir fliegen in den L�ften und fahren unter dem Wasser. Wir senden Nachrichten rund um die Welt mit Blitzesschnelle. Innerhalb weniger Jahrzehnte haben wir Wunder erlebt, zu zahlreich um sie aufzuz�hlen.

+1:3 #18 Die Sonne der Gerechtigkeit

Was ist die Ursache dieses pl�tzlichen Erwachens in der Welt? Die Bahá'í glauben, da� dies von einer gro�en Ausgie�ung des Heiligen Geistes durch den Offenbarer Bahá'u'lláh herr�hrt, der 1817 in Persien geboren wurde und 1892 im Heiligen Land verschied.

Bahá'u'lláh lehrte, da� der Offenbarer oder die �Manifestation Gottes� das Licht der geistigen Welt bringt, wie die Sonne das Licht der nat�rlichen Welt bringt. Ebenso wie die sichtbare Sonne �ber die Erde scheint und das Wachsen und die Entwicklung der materiellen Organismen bewirkt, so scheint durch die g�ttliche Manifestation die Sonne der Wahrheit auf die Welt der Herzen und Seelen und erzieht die Gedanken, Sitten und Charaktere der Menschen. Und ebenso wie die Strahlen der nat�rlichen Sonne einen Einflu� haben, der in die dunkelsten und schattigsten Orte der Welt dringt, und sogar den Gesch�pfen, welche die Sonne selbst nie gesehen, W�rme und Leben spenden, so beeinflu�t die Ausgie�ung des Heiligen Geistes durch die Manifestation Gottes das Leben aller und inspiriert das aufnahmef�hige Gem�t sogar an Orten und unter Menschen, wo der Name des Offenbarers v�llig unbekannt ist. Das Kommen der Manifestation gleicht dem Einzug des Fr�hlings. Es ist ein Tag der Auferstehung, an dem die geistig Toten zu neuem Leben erwachen, an dem die Wirklichkeit der g�ttlichen Religionen erneuert und wieder aufgerichtet wird, an dem �neue Himmel und eine neue Erde� erscheinen.

In der Natur bringt der Fr�hling nicht nur Wachstum und Erwachen zu neuem Leben, sondern auch die Zerst�rung und die Entfernung des Alten und Morschen; denn die gleiche Sonne, welche die Blumen zum Bl�hen bringt und die B�ume knospen l��t, bewirkt auch Zerfall und Aufl�sung dessen, was tot und nutzlos ist; sie bricht das Eis, schmilzt den Schnee des Winters und entfesselt die Flut und den Sturm, welche die Erde s�ubern und reinigen. So ist es auch in der geistigen Welt. Das geistige Sonnenlicht schafft �hnlichen Aufruhr und Wandel. So wird der Tag der Auferstehung auch zum Tag des Gerichts, an dem Verdrehung und Verf�lschung der Wahrheit und abgen�tzte Ideen und Gebr�uche aufgehoben und zerst�rt werden, an dem das Eis und der Schnee der Vorurteile und des Aberglaubens, die sich w�hrend der Winterszeit angeh�uft haben, schmelzen und verwandelt werden und Kr�fte, die lange eingefroren und gebannt waren, frei werden, um die Welt zu �berfluten und zu erneuern.

+1:4 #19 Die Sendung von Bahá'u'lláh

Bahá'u'lláh erkl�rte offen und wiederholt, da� Er der lang erwartete Erzieher und Lehrer aller V�lker sei, der Vermittler wunderbarer Gnade, die �ber alle fr�heren Ausgie�ungen hinausreiche. In ihr w�rden alle fr�heren Religionsformen m�nden wie Fl�sse in das Weltmeer. Er legte den Grund zu einem festen Fundament der Einheit in der ganzen Welt und zur Errichtung jenes herrlichen Zeitalters des Friedens auf Erden, des Wohlgefallens unter den Menschen, von dem die Offenbarer gek�ndet und die Dichter gesungen haben.

Suchen nach Wahrheit, Einheit der Menschheit, Einheit der Religionen, der Rassen, der V�lker, des Ostens und des Westens, Auss�hnung von Religion und Wissenschaft, Ablegen von Vorurteilen und Aberglauben, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Aufrichtung von Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit, Einsetzung eines h�chsten �bernationalen Gerichtshofs, Einf�hrung einer Welthilfssprache, verbindlicher Erwerb von Wissen - diese und viele andere Lehren gleich diesen wurden durch die Feder von Bahá'u'lláh w�hrend der zweiten H�lfte des neunzehnten Jahrhunderts in unz�hligen B�chern und Sendschreiben, von denen verschiedene an die K�nige und Herrscher der Welt gerichtet waren, geoffenbart.

Seine Botschaft, einzigartig in ihrer Verst�ndlichkeit und Weite, ist in wundervoller Weise abgestimmt auf die Zeichen und N�te der Zeit. Nie waren die neuen Aufgaben, die den Menschen gestellt wurden, so riesenhaft und so verwickelt wie jetzt. Nie waren die angebotenen L�sungen so zahlreich und widerstreitend. Nie war die Not nach einem gro�en Weltenlehrer so dringend und so weithin sp�rbar. Vielleicht auch war das Warten auf einen solchen Lehrer noch nie so zuversichtlich und so allgemein.

+1:5 #20 Erf�llung von Prophezeiungen
'Abdu'l-Bahá schrieb (speziell f�r dieses Buch):

�Obgleich die Juden, als Christus vor zwanzig Jahrhunderten erschien, sehnlichst Sein Kommen erwartet hatten und jeden Tag unter Tr�nen beteten und flehten: `O Gott, beschleunige die Offenbarung des Messias`, so verleugneten sie Ihn doch, als die Sonne der Wahrheit d�mmerte, und erhoben sich gegen Ihn in gr��ter Feindschaft, und schlie�lich kreuzigten sie diesen g�ttlichen Geist, das Wort Gottes, und nannten Ihn Beelzebub, den B�sen, wie im Evangelium berichtet ist. Der Grund hiervon war, da� sie sagten: `Die Offenbarung von Christus wird nach dem klaren Text der Thora durch gewisse Zeichen bezeugt werden, und solange diese Zeichen nicht erschienen sind, ist jeder ein Betr�ger, der beansprucht, ein Messias zu sein.`�

�`Eines dieser Zeichen ist, da� der Messias von einem unbekannten Ort kommen werde; wir alle aber kennen dieses Mannes Haus in Nazareth, und was kann von Nazareth Gutes kommen?`�

�`Das zweite Zeichen ist, da� er herrschen werde mit einem Stab von Eisen, d.h. da� er mit dem Schwerte Taten verrichten werde; dieser Messias aber hat nicht einmal einen h�lzernen Stab.`�

�`Eine andere Bedingung und ein anderes Zeichen sind: Er mu� sitzen auf dem Throne Davids und Davids Herrschaft aufrichten. Nun aber hat dieser Mann, weit entfernt auf einem Thron zu sitzen, nicht einmal eine Matte, auf der er sich niederlassen k�nnte.`�

�`Eine andere Bedingung ist die Verk�ndigung aller Gesetze der Thora; dieser Mann aber hat diese Gesetze abgeschafft und sogar den Sabbat gebrochen, obgleich der klare Text der Thora bestimmt, da�, wer den Anspruch erhebt, ein Prophet zu sein, und Wunder tut, aber den Sabbat bricht, zum Tode gef�hrt werden m�sse.`�

�`Ein anderes Zeichen ist, da� unter seiner Regierung die Gerechtigkeit so gef�rdert werden wird, da� rechter Sinn und rechte Tat sich von der menschlichen Welt sogar auf die Tierwelt ausbreiten werden. Die Schlange und die Maus werden ein Loch miteinander teilen, und der Adler und das Rebhuhn ein Nest. Der L�we und die Gazelle werden auf einer Weide gehen, und der Wolf und das Lamm werden trinken aus einem Quell.` Nun haben aber zu Seiner Zeit Ungerechtigkeit und Tyrannei so �berhand genommen, da� sie Ihn gekreuzigt haben.�

�`Eine andere Bedingung ist, da� in den Tagen des Messias die Juden zu Wohlstand kommen und �ber alle V�lker der Welt triumphieren werden; nun aber leben sie in �u�erster Erniedrigung und in der Knechtschaft des R�merreiches. Wie kann dieser Mann der in der Thora verhei�ene Messias sein?`�

�Auf solche Weise verwarfen sie jene Sonne der Wahrheit, obgleich jener Geist Gottes in der Tat der in der Thora Verhei�ene war. Aber weil sie die Bedeutung dieser Zeichen nicht verstanden, kreuzigten sie das Wort Gottes. Nun wissen die Baha'i, da� die �berlieferten Zeichen in der Manifestation Christus sich verwirklichten, wenn auch nicht in dem Sinne, wie es die Juden verstanden; denn die Beschreibung in der Thora ist sinnbildlich aufzufassen. So ist z.B. eines der Zeichen das der Herrschaft. Die Bahá'í sagen, da� die Herrschaft Christi eine himmlische g�ttliche, ewige Herrschaft sei, nicht eine napoleonische Herrschaft, die in kurzer Zeit zu Ende geht. Denn beinahe zwei Jahrtausende ist diese Herrschaft Christi errichtet und dauert noch an, und f�r alle Ewigkeit wird dieses heilige Wesen erh�ht sein auf einem ewigen Throne.�

�In gleicher Weise sind die andern Zeichen alle offenbar geworden, aber die Juden verstanden es nicht. Obgleich nahezu zwanzig Jahrhunderte verflossen sind, seit Christus in g�ttlichem Glanze erschien, erwarten die Juden doch noch das Kommen des Messias und d�nken sich selbst im Recht und halten Christus f�r einen falschen Propheten.��

� die obigen Passagen sind von 'Abdu'l-Bahá f�r dieses Buch geschrieben

W�rden sich die Juden an Christus gewandt haben, so h�tte Er ihnen die wahre Bedeutung dieser Ihn betreffenden Prophezeiungen erkl�rt. La�t uns an diesem Beispiel lernen. Ehe wir urteilen, da� sich die Prophezeiungen �ber die Manifestation des Lehrers des letzten Tages nicht erf�llt haben, wollen wir uns dem zuwenden, was Bahá'u'lláh selbst hinsichtlich ihrer Auslegung geschrieben hat, denn viele dieser Prophezeiungen sind zugestandenerma�en �versiegelte� Ausspr�che, und der wahre Erzieher selbst ist der einzige, der es vermag, diese Siegel zu zerbrechen und die wirklichen Bedeutungen aufzuzeigen, die in dem Schrein der Worte verborgen sind.

Bahá'u'lláh hat vieles zur Auslegung der alten Prophezeiungen geschrieben, aber Er ist nicht von ihnen Abhangig, um Seine Offenbarung zu beweisen. Die Sonne ist ihr eigener Beweis f�r alle, welche die Kraft des Begreifens haben. Wenn sie sich erhebt, brauchen wir keine alten Voraussagungen, um uns ihres Lichtes zu versichern. So ist es auch mit der Manifestation Gottes, wenn Sie erscheint. W�ren alle die fr�heren Prophezeiungen in Vergessenheit geraten, so w�re Sie immer noch Ihr eigener, �berstr�mender und gen�gender Beweis f�r alle, deren geistige Sinne offen sind.

+1:6 #23 Beweise f�r die Offenbarer

Bahá'u'lláh verlangt von niemandem, Seine Darlegungen und Seine Zeichen blindlings anzuerkennen. Im Gegenteil, Er stellt an die Spitze Seiner Lehren nachdr�ckliche Warnungen vor blinder Anerkennung einer Autorit�t und dringt in alle, Auge und Ohr zu �ffnen und von ihrer eigenen Urteilskraft unAbhangig und furchtlos Gebrauch zu machen, um die Wahrheit zu ermitteln. Eingehende Nachforschung machte Er zur Pflicht und hielt sich nie zur�ck, als h�chsten Beweis Seiner Offenbarung, Seine Worte und Werke und ihre Wirkung durch Wandlung des Lebens und Charakters der Menschen darzutun. Der von Ihm vorgeschlagene Ma�stab ist der gleiche wie der Seiner gro�en Vorg�nger. Moses sagte (5.Moses 18:22):

�Wenn der Prophet redet in dem Namen des Herrn, und es wird nichts daraus, und es tritt nicht ein, dann ist das das Wort, das der Herr nicht geredet hat; der Prophet hat's aus Vermessenheit geredet, darum scheue dich nicht vor ihm.�

Christus stellte Seinen Ma�stab ebenso klar hin und berief sich darauf als Beweis f�r Seinen eigenen Anspruch. Er sagte (Mt.7:15-20):

�Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie rei�ende W�lfe. An ihren Fr�chten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Fr�chte, aber ein fauler Baum bringt arge Fr�chte ... Darum: an ihren Fr�chten sollt ihr sie erkennen.�

In den folgenden Kapiteln werden wir uns bem�hen, zu zeigen, ob der Anspruch von Bahá'u'lláh auf die Offenbarung bei Anwendung dieser Ma�st�be standh�lt oder f�llt; ob Seine Verk�ndigungen eingetroffen sind und ob Seine Fr�chte gut oder schlecht gewesen sind; mit andern Worten, ob Seine Prophezeiungen in Erf�llung gegangen und Seine Verordnungen aufgerichtet sind und ob Sein Lebenswerk zur Erziehung und Hebung der Menschheit und zur Besserung ihrer Sitten beigetragen hat, oder ob das Gegenteil der Fall ist.

+1:7 #24 Schwierigkeiten in der Forschung

Nat�rlich gibt es Schwierigkeiten auf dem Wege des Suchers, der zu der Wahrheit �ber diese Sache zu gelangen bestrebt ist. Wie alle gro�en moralischen und geistigen Reformationen ist auch die Baha'i-Religion stark entstellt worden. Hinsichtlich der schrecklichen Verfolgungen und Leiden von Bahá'u'lláh und Seinen Anh�ngern befinden sich Freund wie Feind in v�lliger �bereinstimmung. �ber den Wert der Religion dagegen und �ber den Charakter ihrer Gr�nder weichen die Darstellungen der Gl�ubigen und die Berichte der Verleugner weit voneinander ab. Es ist ebenso wie zur Zeit Christi: �ber den Kreuzestod Jesu und die Verfolgung und das Martyrium Seiner Anh�nger stimmen die christlichen wie die j�dischen Geschichtsschreiber �berein, aber w�hrend die Gl�ubigen sagen, da� Christus die Lehren von Moses und den Propheten erf�llte und fortentwickelte, erkl�ren die Verleugner, da� Er das Gesetz und die Verordnung gebrochen habe und des Todes schuldig geworden sei.

In der Religion wie in der Wissenschaft offenbart die Wahrheit ihre Geheimnisse nur dem dem�tigen und ergebenen Sucher, der bereit ist, jedes Vorurteil und jeden Aberglauben abzulegen - alles zu verkaufen, was er besitzt, um �die eine Perle von gro�em Wert� zu kaufen. Um die Baha'i-Religion in ihrer vollen Bedeutung zu verstehen, m�ssen wir im Geiste aufrichtiger und selbstloser Hingabe an die Wahrheit ihr Studium beginnen, m�ssen auf dem Pfade des Forschens ausharren und uns auf die g�ttliche F�hrung verlassen. In den Schriften ihrer Begr�nder werden wir den Hauptschl�ssel f�r die Geheimnisse dieses gro�en geistigen Erwachens finden, und den letzten Pr�fstein f�r ihren Wert. Leider gibt es hier wieder Schwierigkeiten auf dem Wege des Suchenden, welcher mit der persischen und arabischen Sprache, worin die Lehren geschrieben sind, nicht bekannt ist. Nur ein geringer Teil der Schriften ist ins Englische �bersetzt, und viele dieser �bersetzungen, die erschienen sind, lassen an Genauigkeit wie an Stil viel zu w�nschen �brig. Aber trotz der Unvollkommenheit und Unzul�nglichkeit der geschichtlichen Erz�hlungen und �bersetzungen ragen die gro�en wesentlichen Wahrheiten, welche die feste und starke Grundlage dieser Sache bilden, gleich Bergen aus dem Nebel der Ungewi�heit vor uns auf.�

� Inzwischen hat Shoghi Effendi die wichtigsten Schriften von Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá aus dem Persischen und dem Arabischen ins Englische �bersetzt. Diese unvergleichlichen �bersetzungen und seine eigenen bedeutenden Schriften �ber die Geschichte des Baha'i-Glaubens, �ber Aussagen und Folgerungen seiner fundamentalen Wahrheit und �ber die Entfaltung seiner administrativen Ordnung machen dem heutigen Forscher die Arbeit sehr viel leichter als zu Dr. Esslemonts Zeit.

+1:8 #25
Der Zweck des Buches

Die folgenden Kapitel sollen so gut wie m�glich, ehrlich und ohne Vorurteil die hervorspringenden Z�ge der Geschichte und ganz besonders die Lehren des Baha'i-Glaubens aufzeigen, damit der Leser sich ein vern�nftiges Urteil von ihrer Bedeutung bilden kann und vielleicht Anla� findet, f�r sich selbst darin noch tiefer nachzuforschen.

Das Suchen nach Wahrheit aber, so wichtig es ist, ist nicht das einzige Ziel und Ende des Lebens. Die Wahrheit ist kein toter Gegenstand, dem man, wenn man ihn findet, einen Platz in einem Museum anweisen kann, den man bezetteln, einreihen, ausstellen und dann trocken und unfruchtbar liegen lassen kann. Sie ist etwas Lebendiges, das Wurzel schlagen mu� in den menschlichen Herzen und Frucht tragen mu� in ihrem Leben, ehe sie den vollen Lohn f�r ihr Suchen ernten.

Der wahre Zweck bei der Verbreitung der Erkenntnis einer prophetischen Offenbarung ist daher, diejenigen, die von ihrer Wahrheit �berzeugt werden, zu bestimmen, ihre Grunds�tze in die Tat umzusetzen, das �Leben zu leben�, die frohen Botschaften hinauszutragen und das Kommen jenes gesegneten Tages zu beschleunigen, an dem Gottes Wille geschehen wird auf Erden wie im Himmel.

+2:0 #26
2. KAPITEL
BAB: �DAS TOR�

�Wahrlich, der Unterdr�cker hat den Geliebten der Welten erschlagen, damit er dadurch das Licht Gottes ausl�sche unter Seinen Gesch�pfen und die Menschen von dem Strom des himmlischen Lebens abhalte in den Tagen Seines Herrn, des Gnadenvollen, des Freigebigen.� (Bahá'u'lláh, Lawh-i-Ra'is)

+2:1 #26 Geburtsort der neuen Offenbarung

Persien, das Geburtsland der Baha'i-Offenbarung, nimmt einen einzigartigen Platz in der Weltgeschichte ein. In den Tagen einstiger Gr��e war dieses Land wahrhaft k�niglich unter den Nationen, unerreicht an Zivilisation, Macht und Glanz. Es schenkte der Welt gro�e K�nige und Staatsm�nner, Propheten und Dichter, Philosophen und K�nstler. Zarathustra, Kyros und Dareios, H�fiz und Firdaws�, Sa'd� und 'Umar Khayy�m sind nur einige seiner vielen ber�hmten S�hne. Seine Handwerksleute waren un�bertroffen an Geschicklichkeit; seine Teppiche waren unvergleichlich, seine Stahlklingen unerreicht, sein Steingut weltbekannt. In allen Teilen des nahen und mittleren Ostens hat Persien Spuren fr�herer Gr��e hinterlassen.

Im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert aber sank Persien auf eine Stufe beklagenswerter Erniedrigung. Sein geistiger Ruhm schien unwiederbringlich verloren. Die Regierung war bestechlich und in verzweifelten Geldn�ten, manche Herrscher waren Schw�chlinge und andere Ungeheuer an Grausamkeit. Die Priester waren bigott und unduldsam, das Volk unwissend und abergl�ubisch. Der gr��te Teil der Bev�lkerung geh�rte dem shi'itischen Zweig� des Islam an, aber es gab auch eine beachtenswerte Anzahl von Zarathustriern, Juden und Christen, von Anh�ngern verschiedener und einander feindlicher Glaubensrichtungen. Alle bekannten sich dazu, erhabenen Lehrern nachzufolgen, die sie ermahnten, den einen Gott anzubeten und in Liebe und Eintracht zu leben; allein sie mieden, verabscheuten und verachteten einander, da jede Glaubensrichtung die anderen als unrein, als Hunde oder Heiden ansah. Das Fluchen und Verw�nschen war in einem f�rchterlichen Ma�e eingerissen. Es war f�r einen Juden oder einen Zarathustrier gef�hrlich, an einem regnerischen Tage auf die Stra�e zu gehen; denn wenn sein nasses Gewand einen Muhammadaner ber�hrte, war dieser verunreinigt und der andere konnte mit seinem Leben f�r diese Beleidigung zu b��en haben. Wenn ein Muhammadaner von einem Juden, Zarathustrier oder Christen Geld annahm, mu�te er es waschen, bevor er es einstecken durfte. Wenn ein Jude sein Kind einem armen muhammadanischen Bettler ein Glas Wasser reichen sah, so schlug er das Glas dem Kind aus der Hand, denn Fl�che statt Freundlichkeit sollten den Ungl�ubigen zuteil werden. Die Muhammadaner selbst zerfielen in unz�hlige Sekten, deren Streit untereinander oft wild und erbittert war. Die Zarathustrier mischten sich nicht viel in diese gegenseitigen Beschuldigungen, lebten in ihren Gemeinschaften f�r sich und lehnten es ab, sich zu ihren Landsleuten andern Glaubens zu gesellen.

� Eine der beiden gro�en Parteien - Schiiten und Sunniten - in die der Islam schon bald nach dem Tode Muhammads zerfiel. Die Schiiten behaupten, da� 'Ali, der Schwiegersohn Muhammads der erste rechtm��ige Nachfolger des Propheten sei und da� nur seine Nachkommen die rechtm��igen Kalifen seien.

Soziale wie religi�se Angelegenheiten befanden sich in einem Zustand hoffnungslosen Zerfalls. Die Erziehung wurde vernachl�ssigt. Abendl�ndische Wissenschaft und Kunst wurden als unrein und der Religion widersprechend betrachtet. Gerechtigkeit war nirgends zu finden. Pl�nderung und Raub, waren allt�gliche Ereignisse. Die Stra�en waren schlecht und unsicher zu bereisen. Sanit�re Einrichtungen waren unglaublich mangelhaft.

Und doch war, trotz allem, das Licht des geistigen Lebens in Persien nicht erloschen. Da und dort, inmitten der herrschenden Weltlichkeit und des Aberglaubens, konnte man noch manche heilige Seele finden, und in manchem Herzen wurde die Sehnsucht nach Gott gepflegt wie einst in den Herzen von Hanna und Simeon vor dem Auftreten Jesu. Viele warteten sehns�chtig auf das Kommen eines verhei�enen Gottgesandten und glaubten bestimmt, da� die Zeit seiner Ankunft nahe bevorstehe. So standen die Dinge in Persien, als der B�b, der Herold eines neuen Zeitalters, das ganze Land mit Seiner Botschaft in Aufruhr versetzte.

+2:2 #28 Jugendzeit

Mirza 'Ali Muhammad, der sich sp�ter den Titel B�b (d.h. das Tor) beilegte, wurde in Sh�r�z, im S�den Persiens, am 20. Oktober 1819 geboren�. Er war ein Siyyid, d.h. ein Nachkomme des Offenbarers Muhammad. Sein Vater, ein bekannter Kaufmann, starb bald nach Seiner Geburt, worauf Er in die Obhut eines Onkels m�tterlicherseits, eines Kaufmanns in Sh�r�z, kam, der Ihn aufzog. Er lernte in Seiner Kindheit lesen und erhielt die erste Erziehung, so wie sie damals f�r Kinder �blich war.�

Im Alter von f�nfzehn Jahren wandte Er sich den Gesch�ften zu, zuerst mit Seinem Pflegevater und sp�ter mit einem andern Onkel, der in B�shihr am Persischen Golf lebte.

Als J�ngling war Er durch Seine erhabene pers�nliche Sch�nheit und durch Sein liebensw�rdiges Wesen bekannt, wie auch durch Seine au�ergew�hnliche Fr�mmigkeit und die Vornehmheit Seines Charakters. Er war untadelig in der Einhaltung des Gebets, des Fastens und anderer Gebote der muhammadanischen Religion, und Er hielt sich nicht nur an den Buchstaben, sondern lebte auch im Geiste der Lehren des Offenbarers. Er heiratete im Alter von etwa zweiundzwanzig Jahren. Dieser Ehe entstammte ein Sohn, der aber im Kindesalter starb, und zwar im ersten Jahr des �ffentlichen Wirkens des B�b.

� Erster Tag des Muharram des Jahres 1235 d.H. Der muhammadanische Kalender beginnt im Jahre der Hedschra, d.h. der Flucht Muhammads von Mekka nach Medina im Jahre 622 nach Christus.

� Hier�ber bemerkt ein persischer Gelehrter: �Die Ansicht vieler Leute im Osten, besonders derjenigen, die an den B�b glaubten, ging dahin, da� der B�b keine Erziehung geno�, da� aber die Mullas, um ihn in den Augen des Volkes zu erniedrigen, erkl�rten, da� eine Erkenntnis und Weisheit, wie Er sie besa�, der Erziehung zuzuschreiben sei, die Er erhalten habe. Nach gr�ndlichem Forschen nach der Wahrheit hier�ber haben wir Beweise gefunden, welche zeigen, da� Er in Seiner Kindheit kurze Zeit in das Haus von Shaykh Muhammad (auch bekannt als '�bid) zu gehen pflegte, wo Er persisch lesen und schreiben gelehrt wurde. Darauf bezog sich der B�b in Seinem Buch Baj�n, als Er schrieb: `O Muhammad, o Mein Lehrer!` Es ist aber doch au�erordentlich bemerkenswert, da� dieser Shaykh, der Sein Lehrer war, ein ergebener Sch�ler seines eigenen Z�glings wurde, und da� auch der Onkel des B�b, namens H�j� Siyyid 'Ali, der wie ein Vater zu ihm war, ein ergebener Gl�ubiger wurde und als B�b� den M�rtyrertod starb. Das Verst�ndnis dieser Geheimnisse wird den Suchern nach Wahrheit gegeben; wir aber wissen, da� die Erziehung, wie sie der B�b erhielt, nur eine ganz einfache war, und da� alle Zeichen von ungew�hnlicher Gr��e und Erkenntnis Ihm angeboren und von Gott waren.�

+2:3 #29 Erkl�rung

Als der B�b das f�nfundzwanzigste Lebensjahr erreicht hatte, erkl�rte Er auf g�ttlichen Befehl, da� �Gott, der Erhabene, Ihn auserw�hlt habe f�r die Stufe des Vorl�ufers�. In `A Traveller's Narrative` S.3 lesen wir folgendes:

�Was Er mit dem Ausdruck `B�b` sagen wollte, war: da� Er der Weg der Gnade f�r eine gro�e Pers�nlichkeit sei, die sich noch unter dem Schleier der Herrlichkeit verb�rge, die im Besitz zahlloser und unbeschr�nkter Vollkommenheiten sei, von deren Willen Er getrieben werde, und an deren Band der Liebe Er sich klammere.��

In jenen Tagen war der Glaube an das bevorstehende Kommen eines Gottgesandten besonders stark bei einer Sekte, bekannt als Shaykh�, und es war ein hervorragender Geistlicher dieser Sekte namens Mull� Husayn Bushr�'�, dem der B�b als erstem Seine Sendung kundgab. Das genaue Datum dieser Verk�ndigung ist im Bayan, einer der Schriften des B�b, angegeben auf 2 Stunden 11 Minuten nach Sonnenuntergang am Vorabend des 5. Tages des Monats Jam�d�yu'l-Avval, 1260 d.H. (23.Mai 1844). 'Abdu'l-Bahá wurde im Laufe der gleichen Nacht geboren, die genaue Stunde Seiner Geburt wurde jedoch nicht festgehalten.

Nach mehreren Tagen sorgf�ltigen Forschens und Studierens war Mull� Husayn fest davon �berzeugt, da� der von den Sch�'iten lange erwartete Bote tats�chlich gekommen sei. Seine hohe Begeisterung �ber diese Entdeckung wurde bald von verschiedenen seiner Freunde geteilt. Es dauerte nicht lange, bis die Mehrzahl der Shaykh� den B�b anerkannte und damit als B�b� bekannt wurde; und bald begann der Ruf des jungen Offenbarers, einem Lauffeuer gleich, sich �ber das Land auszubreiten.

� A Traveller's Narrative Written to illustrate the Episode of The Báb, mit einer Einleitung von E.G. Browne, Cambridge 1891. Auf dieses Buch wird im folgenden unter `A Traveller's Narrative` Bezug genommen.

+2:4 #30 Ausbreitung des B�b�-Glaubens

Die ersten 18 J�nger des B�b (mit Ihm selbst als dem Neunzehnten) wurden bekannt als die �Buchstaben des Lebendigen�. Diese J�nger sandte Er nach verschiedenen Teilen von Persien und Turkestan, um die Nachricht Seines Kommens zu verbreiten. Er selbst unternahm mittlerweile eine Pilgerreise nach Mekka, wo Er im Dezember 1844 anlangte. Dort erkl�rte Er offen Seine Sendung. Bei Seiner R�ckkehr nach B�shihr entstand eine gro�e Aufregung ob der Verk�ndigung Seiner Vorl�uferschaft. Das Feuer Seiner Beredsamkeit, das Wunder Seiner rasch verfa�ten und inspirierten Schriften, Seine au�erordentliche Weisheit und Erkenntnis, Sein Mut und Eifer als Umgestalter entfachten die gr��te Begeisterung bei Seinen Anh�ngern, entflammten aber in gleichem Ma�e einen Ansturm der Feindseligkeit bei den strenggl�ubigen Moslems. Die sh�'itischen Gelehrten klagten Ihn heftig an und �berredeten den Statthalter von F�rs, mit Namen Husain Kh�n, einen fanatischen und tyrannischen Herrscher, die neue Ketzerei zu unterdr�cken. Nun begannen f�r den B�b in langer Reihe Einkerkerung, Deportation, Verh�re vor Gerichtsh�fen, Plagen und Unw�rdigkeiten, die erst mit Seinem M�rtyrertod im Jahre 1850 endeten.

+2:5 #31 Die Anspr�che des B�b

Die Feindseligkeit, die sich beim Anspruch auf die Vorl�uferschaft erhob, verdoppelte sich, als der junge Erneuerer erkl�rte, da� Er der Mihd� (Mahdi) selbst sei, dessen Kommen Muhammad vorhergesagt hatte. Die Sh�'iten setzten diesen Mihd� dem zw�lften Im�m� gleich, der, ihrem Glauben entsprechend, vor tausend Jahren in geheimnisvoller Weise aus den Augen der Menschen verschwand. Sie glaubten, da� er noch am Leben sei und in seinem fr�heren K�rper wieder erscheinen werde. Sie legten die Prophezeiung �ber seine Herrschaft, seine Herrlichkeit, seine Eroberungen und die �Zeichen� seines Kommens in einem �u�erlichen Sinne aus, wie sich die Juden zur Zeit Christi �hnliche auf den Messias beziehende Prophezeiungen auslegten. Sie erwarteten, da� er erscheinen werde mit irdischer Herrschaft und einem zahllosen Heere und seine Offenbarung verk�nden werde, da� er die toten Leiber zur Auferstehung rufen und sie zu neuem Leben erwecken werde und so fort. Da alle diese Zeichen nicht eintrafen, verwarfen die Sh�'iten den B�b mit demselben grimmigen Spott, den die Juden Jesus widerfahren lie�en. Die B�b� dagegen legten viele der Prophezeiungen bildlich aus. Sie sahen die Herrschaft des Verhei�enen, gleich der des galil�ischen �Mannes des Kummers�, f�r eine mystische Herrschaft an; Seine Herrlichkeit f�r eine geistige, nicht irdische, Seine Eroberungen f�r solche �ber die St�dte der Herzen der Menschen; und sie fanden gen�gend Beweise f�r den Anspruch des B�b in Seinem wundervollen Leben und in Seinen Lehren, in Seinem unersch�tterlichen Glauben, Seiner un�berwindlichen Standhaftigkeit und Seiner Macht, die zu neuem geistigen Leben zu rufen, welche in den Gr�bern des Irrtums und der Unwissenheit befangen waren.

Aber der B�b blieb nicht bei dem Anspruch stehen, der Mihd� zu sein. Er legte sich den geheiligten Titel des �Nuqtiy-i-�l� oder des �Ersten Punktes� bei. Dies war ein Titel, der Muhammad von Seinen Nachfolgern beigelegt wurde. Sogar die Im�me waren in ihrer Bedeutung dem �Punkt� untergeordnet, von dem sie ihre Inspiration und ihre Autorit�t ableiteten. Durch die Annahme dieses Titels beanspruchte der B�b eine Stellung f�r Sich, wie die Muhammads in der Reihe der gro�en Religionsstifter, und deshalb war Er in den Augen der Sh�'iten ein Betr�ger, ebenso wie Moses und Jesus vor Ihm als Betr�ger angesehen worden waren. Er f�hrte sogar einen neuen Kalender ein, der das Sonnenjahr wiederherstellt und der das neue Zeitalter mit dem Jahr Seiner eigenen Erkl�rung beginnen l��t.

� Der Im�m der Sh�'iten ist der von Gott verordnete Nachfolger des Propheten, dem alle Gl�ubigen gehorchen m�ssen. Elf Personen nacheinander versahen das Amt des Im�m; der erste war 'Ali, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten. Die Mehrheit der Sh�'iten glaubt, da� der zw�lfte Im�m, Im�m Mihd� genannt, im Jahr 329 d.H. als Kind verschwand und sich in der Erde verborgen halte, und da� er nach der erf�llten Zeit wieder hervortreten, die Ungl�ubigen st�rzen und ein Zeitalter des Segens aufrichten werde.

+2:6 #32 Die Verfolgung w�chst

Infolge dieser Erkl�rungen des B�b und der beunruhigenden Schnelligkeit, mit der Menschen aus allen Klassen, Reiche und Arme, Gelehrte und Unwissende, sich eifrig Seiner Lehre zuwandten, wurden die Bestrebungen, sie zu unterdr�cken, immer grausamer und entschiedener. H�user wurden gepl�ndert und zerst�rt. Frauen wurden festgenommen und verschleppt. In Tihr�n, F�rs, M�zindar�n und anderen Pl�tzen wurde eine gro�e Menge der Gl�ubigen get�tet. Viele wurden enthauptet, geh�ngt, vor die M�ndung der Gesch�tze gebunden, verbrannt oder zerst�ckelt. Trotz aller Unterdr�ckungsversuche ging die Bewegung ihren Weg. Gerade durch diese Unterdr�ckung wuchs vielmehr die Gewi�heit bei den Gl�ubigen, denn dadurch erf�llten sich w�rtlich viele der Prophezeiungen �ber das Kommen des Mihd�. So lesen wir in einer von J�bir stammenden �berlieferung, die von den Sh�'iten f�r echt gehalten wird:

�In Ihm wird sein die Vollkommenheit von Moses, die K�stlichkeit von Jesus und die Geduld von Hiob; seine Heiligen werden zu seiner Zeit gedem�tigt und ihre H�upter werden als Geschenke ausgetauscht werden, wie die K�pfe der T�rken und der Deylamiten gegenw�rtig als Geschenke ausgetauscht werden; sie werden erschlagen und verbrannt werden und werden in Furcht und Angst sein und beben vor Schreien; die Erde wird mit ihrem Blut getr�nkt werden und Wehgeschrei wird herrschen unter ihren Frauen; dies sind in der Tat meine Heiligen.�

(New History of The Báb, �bersetzt von Prof. E.G. Browne, S.132)

+2:7 #33 Das M�rtyrertum des B�b

Am 9. Juli 1850 (FR 28.Sha'b�n 1266 d.H.), in Seinem einunddrei�igsten Lebensjahre, fiel der B�b selbst der fanatischen Wut seiner Verfolger zum Opfer. Mit einem ergebenen jungen Anh�nger namens �q� Muhammad 'Ali, der leidenschaftlich darum gebeten hatte, Sein M�rtyrertum teilen zu d�rfen, wurde Er in Tabr�z auf den alten Kasernenhof gef�hrt. Etwa zwei Stunden vor Mittag wurden die beiden mit Stricken unter den Armen derart aufgeh�ngt, da� das Haupt von Muhammad 'Ali an der Brust seines geliebten Meisters ruhte. Eine Abteilung armenischer Soldaten zog auf und erhielt den Befehl zu feuern. Alsbald krachte die Salve, aber als der Rauch sich verzog, fand man den B�b und Seinen Gef�hrten noch am Leben. Die Kugeln hatten nur die Seile zerrissen, an denen sie aufgeh�ngt waren, so da� sie unverletzt zu Boden fielen. Der B�b begab sich in einen Raum in der N�he, wo man Ihn im Gespr�ch mit einem Seiner Freunde fand. Um die Mittagszeit wurden sie abermals aufgeh�ngt. Die Armenier, welche die Wirkung ihrer Salve als Wunder ansahen, weigerten sich, nochmals zu feuern, so da� ein anderes Regiment Soldaten antreten mu�te, das dem Befehl zum Feuern Folge leistete. Diesmal hatte die Salve den gew�nschten Erfolg. Die K�rper der beiden Opfer wurden von Kugeln durchbohrt und schrecklich zugerichtet, ihre Gesichter aber blieben fast unber�hrt.

Durch diese ruchlose Tat wurde der Kasernenhof in Tabr�z ein zweites Golgatha. Die Feinde des B�b erfreuten sich eines frevelhaften Triumphes und dachten, da� dieser verha�te Baum des B�b�-Glaubens an der Wurzel getroffen sei und seine v�llige Ausrottung nun leicht sein werde. Aber ihr Triumph war von kurzer Dauer. Sie dachten nicht daran, da� der Baum der Wahrheit von keiner irdischen Axt gef�llt werden kann. Mu�ten sie doch erkennen, da� ihr gro�es Verbrechen nur dazu f�hrte, der Sache noch gr��ere Kraft zu verleihen. Der M�rtyrertod des B�b erf�llte Seinen z�rtlich gehegten Wunsch und entflammte Seine Anh�nger zu wachsendem Eifer. So gro� war das Feuer ihrer geistigen Verz�ckung, da� die schlimmen St�rme der Verfolgung es nur zu helleren Flammen anfachten. Je gr��er die Anstrengungen, es auszul�schen, desto h�her schlugen die Flammen empor.

+2:8 #34 Das Grab am Berge Karmel

Nach dem M�rtyrertod des B�b wurde Seine irdische H�lle mit der Seines ergebenen Gef�hrten zusammen an den Rand des Festungsgrabens au�erhalb der Stadtmauer geworfen. In der �bern�chsten Nacht wurden sie von einigen B�b� um Mitternacht geborgen, und nachdem sie jahrelang an geheimen Orten in Persien verborgen gehalten worden waren, wurden sie schlie�lich unter gro�er Gefahr und Schwierigkeit in das Heilige Land verbracht. Hier ruhen sie nun in einem wundervoll gelegenen Grab am Abhang des Berges Karmel, nicht weit von der H�hle des Elias und nur wenige Meilen von der Stelle, wo Bahá'u'lláh Seine letzten Jahre zubrachte und wo Seine Gebeine nun ruhen. Unter den Tausenden von Pilgern, die aus allen Teilen der Welt kommen, um dem heiligen Grab von Bahá'u'lláh ihre Ehrerbietung zu bezeugen, vers�umt es keiner, auch am Schrein Seines in Liebe ergebenen Vorl�ufers, des B�b, zu beten.

+2:9 #34 Die Schriften des B�b

Die Schriften des B�b sind umfangreich, und die Schnelligkeit, mit der Er, ohne Studium oder vorherige �berlegung, sorgf�ltig ausgearbeitete Kommentare, tiefgr�ndige Abhandlungen und ausdrucksvolle Gebete verfa�te, wurde als einer der Beweise f�r Seine g�ttliche Inspiration betrachtet.

Der Inhalt Seiner verschiedenen Schriften ist wie folgt zusammengefa�t worden: �Einige von ihnen (des B�bs Schriften) waren Kommentare und Auslegungen von Versen des Quran; andere waren Gebete, Betrachtungen und Hinweise auf (die wahre Bedeutung gewisser) Stellen; wieder andere waren Aufrufe, Ermahnungen, Abhandlungen �ber die verschiedenen Zweige der Lehre von der g�ttlichen Einheit ... Ansporn zur Besserung des Charakters, zur Abkehr vom Weltl�ufigen und zur Hingabe an die Eingebungen Gottes. Aber das Wesen und der Sinn Seiner Werke waren Lobpreisungen und Beschreibungen jener Wirklichkeit, die bald erscheinen sollte, und der all Sein Sinnen und Trachten, Seine Liebe und Seine Sehnsucht geh�rten. Denn Er betrachtete Sein eigenes Kommen als das eines Vorl�ufers froher Botschaften und hielt Seine eigene wirkliche Natur nur f�r ein Werkzeug der Manifestation von gr��eren Vollkommenheiten jenes Einen. Und in der Tat lie� Er nicht nur keinen Augenblick ab, Ihn Tag und Nacht zu verherrlichen, sondern pflegte allen Seinen Anh�ngern zu bedeuten, sie m��ten auf Sein Kommen warten, ja Er ging darin so weit, da� Er in Seinen Schriften erkl�rte:

�Ich bin ein Buchstabe aus diesem h�chst m�chtigen Buche und ein Tautropfen aus diesem unerme�lichen Meere; wenn Er erscheinen wird, werden Meine wahre Natur, Meine Geheimnisse, Meine R�tsel und Meine Andeutungen offenbar werden, und der Keim dieser Religion wird sich entwickeln durch die Grade Seines Wesens und Aufstiegs hindurch zu der Stufe `der sch�nsten Gestalt` und geschm�ckt werden mit dem Gewand von `Gepriesen sei Gott, der Beste, der Sch�pfer!` ... So begeistert war Er durch Sein Feuer, da� die Erw�hnung von Ihm das helle Licht in den dunklen N�chten in der Festung M�h-K� und das Gedenken an Ihn Sein bester Begleiter in der Not des Gef�ngnisses von Chihr�q war. Er empfing dadurch geistiges Wachstum, an Seinem Wein berauschte Er sich, und im Gedenken an Ihn erfreute Er sich.��

� A Traveller's Narrative, p.54
+2:10 #35 Er, Den Gott offenbaren wird

Der B�b ist mit Johannes dem T�ufer verglichen worden, aber die Stufe des B�b ist nicht nur die des Heroldes oder Vorl�ufers. Der B�b war eine Manifestation Gottes, der Begr�nder einer unAbhangigen Religion, obgleich diese Religion zeitlich auf einen kurzen Abschnitt von Jahren beschr�nkt war. Die Bahá'í glauben, da� der B�b und Bahá'u'lláh gemeinsame Begr�nder ihres Glaubens waren, und die folgenden Worte von Bahá'u'lláh bezeugen diese Wahrheit:

�Da� eine so kurze Spanne Zeit diese h�chst m�chtige und wunderbare Offenbarung von Meiner eigenen vorbestimmten Manifestation getrennt hat, ist ein Geheimnis, das kein Mensch entr�tseln, und ein Mysterium, wie es kein Geist ergr�nden kann. Ihre Dauer war vorbestimmt, und kein Mensch wird je ihren Grund entdecken, wenn nicht und ehe nicht er �ber den Inhalt Meines verborgenen Buches unterrichtet ist.��

In Seinen Hinweisen auf Bahá'u'lláh jedoch offenbarte der B�b �u�erste Selbstlosigkeit, indem Er �ber den Tag �Dessen, Den Gott offenbaren soll�, erkl�rte:

�Wenn jemand auch nur einen einzigen Vers von Ihm h�ren und diesen nachsagen w�rde, so ist dies besser, als wenn er den Bayan tausendmal hersagen w�rde.��

Er sch�tzte sich gl�cklich im Erdulden jeder Tr�bsal, wenn Er dabei auch nur in geringem Ma� den Pfad ebnen durfte �f�r Den, Welchen Gott offenbaren wird�, welcher - wie Er erkl�rte - die einzige Quelle Seiner Eingebung wie das einzige Ziel Seiner Liebe sei.

� s.a. H�ter, WOB S.183

� Der Bayan ist das `Mutterbuch` des B�b. Das Zitat ist aus `A Traveller's Narrative` S.349 und findet sich auch beim H�ter, WOB S.152

+2:11 #36 Auferstehung, Paradies und H�lle

Ein wichtiger Teil der Lehre des B�b ist Seine Erkl�rung der Bedeutung der Worte �Auferstehung�, �Tag des Gerichts�, �Paradies und H�lle�. Unter Auferstehung ist, wie Er sagte, das Auftreten einer neuen Manifestation der Sonne der Wahrheit zu verstehen. Das Auferstehen vom Tod bedeutet die geistige Erweckung derer, die in den Gr�bern der Unwissenheit, Achtlosigkeit und Sinnenlust schlafen. Der Tag des Gerichts ist der Tag der neuen Manifestation, durch deren Annahme oder Verwerfung die Schafe von den B�cken geschieden werden, denn die Schafe kennen die Stimme des g�ttlichen Hirten und folgen Ihm. Paradies ist die Freude, Gott zu erkennen und zu lieben, wie Er sich durch Seine Manifestation offenbart, und dabei die h�chste Vollkommenheit, deren ein Mensch f�hig ist, zu erlangen und nach dem Tod eintreten zu d�rfen in das K�nigreich Gottes zu ewigem Leben. H�lle bedeutet, dieser Erkenntnis Gottes beraubt und dadurch abgehalten zu sein, g�ttliche Vollkommenheit zu erlangen; sie bedeutet auch den Verlust der ewigen Gnade. Er erkl�rte endg�ltig, da� diese Ausdr�cke keinen anderen Sinn haben au�er dem angegebenen, und da� die herrschenden Ansichten �ber die Auferstehung des materiellen K�rpers, �ber einen materiellen Himmel und eine H�lle und dergleichen nur Hirngespinste seien. Er lehrte, da� den Menschen ein Leben nach dem Tod erwartet und da� in dem kommenden Leben der Fortschritt zur Vollkommenheit hin unendlich ist.

+2:12 #37 Soziale und ethische Lehren

In Seinen Schriften sagt der B�b zu Seinen J�ngern, da� sie sich auszeichnen sollten durch br�derliche Liebe und H�flichkeit. N�tzliche K�nste und Handwerke m��ten gepflegt werden. Elementare Erziehung m�sse allgemein werden. Durch die neue und wundervolle Sendung, die jetzt beginne, sollten die Frauen gr��ere Freiheit genie�en. F�r die Armen sollte aus �ffentlichen Mitteln gesorgt werden, das Betteln aber sei streng verboten, wie auch der Genu� berauschender Getr�nke.

Der Leitgedanke eines wahren B�b� mu� reine Liebe sein, ohne Gedanken an Belohnung oder Furcht vor Bestrafung. So sagt Er im Bayan:

�Du sollst Gott so verehren, da�, wenn der Lohn f�r deine Anbetung das Feuer w�re, dies keinen Einflu� auf deine Anbetung haben w�rde. Wenn ihr Gott aus Furcht anbetet, so ist dies der Schwelle der Heiligkeit Gottes unw�rdig ... Desgleichen auch, wenn euer Blick auf das Paradies gerichtet ist und wenn ihr in der Hoffnung darauf betet; denn dadurch stellt ihr Gott und Seine Sch�pfung auf die gleiche Stufe.��

� E.G.Browne B�b�s of Persia II. J.R.A.S. Bd. XXI, p.931 , s.a. BábSel +3:2 S.79 Pers.Bayan V�hid 7:19

+2:13 #38 Sein Leiden und Sein Triumph

Dieser letztere Ausspruch offenbart den Geist, der den B�b Sein ganzes Leben lang beseelte. Gott zu erkennen und zu lieben, Seine Merkmale widerzuspiegeln und den Weg f�r Seine kommende Manifestation vorzubereiten, das war das einzige Dichten und Trachten Seines Wesens. F�r Ihn hatte das Leben keine Schrecken und der Tod keinen Stachel, denn die Liebe hatte die Furcht ausgel�scht, und sogar der M�rtyrertod war nur ein Entz�cken, Sich ganz zu F��en Seines Geliebten werfen zu d�rfen.

Seltsam, da� diese reine und herrliche Seele, dieser erleuchtete Lehrer g�ttlicher Wahrheit, der so ergeben Gott und Seine J�nger liebte, so geha�t und von den Geistlichen Seiner Zeit dem Tod �berliefert werden sollte. Sicherlich konnte nur gedankenloses oder beabsichtigtes Vorurteil der Tatsache gegen�ber blind machen, da� es sich hier tats�chlich um einen Offenbarer handelte, der ein heiliger Gottgesandter war. Weltliche Gr��e und Herrlichkeit besa� Er nicht. Aber wie kann geistige Macht und Herrschaft bewiesen werden au�er durch die F�higkeit, aller irdischen Hilfe entraten zu k�nnen und �ber allen irdischen Widerstand zu triumphieren, sogar �ber den m�chtigsten und den st�rksten? Wie kann g�ttliche Liebe einer ungl�ubigen Welt vor Augen gef�hrt werden au�er durch ihre F�higkeit, bis aufs �u�erste den St�rmen des Unheils und den Pfeilen der Anfechtung, dem Ha� der Feinde und der Verr�terei falscher Freunde zu widerstehen, sich hoch �ber all dies zu erheben und unerschrocken und ohne Verbitterung noch zu vergeben und zu segnen?

Der B�b hat durchgehalten und der B�b hat triumphiert. Tausende haben die Aufrichtigkeit ihrer Liebe zu Ihm bezeugt durch das Opfer ihres Lebens und aller Habe in Seinem Dienste. K�nige k�nnten wohl neidisch werden auf Seine Macht �ber die Herzen und das Leben der Menschen. Noch mehr: �Er, den Gott offenbaren wird�, ist erschienen, hat den Anspruch Seines Vorl�ufers best�tigt, dessen gro�m�tige Ergebenheit angenommen und Ihn an Seiner Herrlichkeit teilnehmen lassen.

+3:0 #39
3. KAPITEL
Bahá'u'lláh: DIE HERRLICHKEIT GOTTES

�O du, der du wartest, harre nicht l�nger, denn Er ist gekommen. Blicke auf Seinen heiligen Tempel und Seine Herrlichkeit, die darin wohnt. Es ist die altehrw�rdige Herrlichkeit in einer neuen Manifestation.� (Bahá'u'lláh)

+3:1 #39 Geburt und Jugend

Mirza Husayn 'Ali, der sp�ter den Titel Bahá'u'lláh (d.h. Herrlichkeit Gottes) annahm, war der �lteste Sohn des Mirza 'Abb�s von Nur, eines Wesirs oder Staatsministers. Seine Familie war reich und hoch angesehen, viele ihrer Mitglieder hatten wichtige Stellungen in der Regierung und in den Zivil- und Milit�rdiensten Persiens inne. Er wurde in Tihr�n, der Hauptstadt Persiens zwischen Morgend�mmerung und Sonnenaufgang am 12. November 1817 (2. Muharram 1233 d.H.) geboren. Er besuchte niemals eine Schule oder eine Hochschule, und der etwa in Frage kommende wenige Unterricht, den Er erhielt, wurde Ihm zu Hause erteilt. Trotzdem wurde schon als Kind eine wundervolle Weisheit und Erkenntnis an Ihm wahrgenommen. Als Er noch ein J�ngling war, starb Sein Vater und hinterlie� Ihm die Verantwortung und Sorge f�r Seine j�ngeren Br�der und Schwestern und f�r die Verwaltung der ausgedehnten Besitzt�mer der Familie.

Bei Gelegenheit teilte 'Abdu'l-Bahá, der �lteste Sohn von Bahá'u'lláh, dem Verfasser dieses Buches folgende Einzelheiten �ber seines Vaters Jugendzeit mit:

�Von Kindheit an war Er au�erordentlich g�tig und edel. Er zeigte gro�e Vorliebe f�r das Laben im Freien und brachte Seine meiste Zeit im Garten oder auf den Feldern zu. Er besa� eine au�ergew�hnliche Anziehungskraft, die jedermann f�hlte. Es scharten sich die Menschen immer um Ihn. Minister und Hofleute suchten Seine N�he und auch die Kinder waren ihm ergeben. Schon mit dreizehn oder vierzehn Jahren wurde Er wegen Seines Wissens bekannt. Er konnte sich �ber jeden Gegenstand unterhalten und jedes Ihm vorgelegte Problem l�sen. In gro�en Versammlungen konnte Er Dinge mit den 'Ulam�s� er�rtern und konnte verwickelte religi�se Fragen klarlegen. Alle pflegten Ihm mit der gr��ten Anteilnahme zuzuh�ren. �

�Als Bahá'u'lláh zweiundzwanzig Jahre alt war, starb Sein Vater, und die Regierung w�nschte, da� Er in Seines Vaters Stellung im Ministerium einr�cke, wie es in Persien �blich war. Aber Bahá'u'lláh schlug das Angebot aus. Da sagte der erste Minister: `�berla�t Ihn Sich selbst. Eine solche Stellung ist Seiner unw�rdig. Er hat h�here Ziele vor Sich. Ich kann Ihn nicht verstehen, aber ich bin �berzeugt, da� Er f�r eine erhabene LaufBahá bestimmt ist. Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. �berla�t Ihn Sich selbst!`��

� f�hrende Geistliche Abdu'l-Bahá an Dr.Esslemont

+3:2 #40 Als B�b� eingekerkert

Als der B�b im Jahr 1844 Seine Mission erkl�rte, nahm sich Bahá'u'lláh, damals siebenundzwanzig Jahre alt, mutig der Sache des neuen Glaubens an und wurde bald als einer seiner m�chtigsten und furchtlosesten Vertreter bekannt.

Er hatte schon zweimal Einkerkerung f�r die Sache erduldet und einmal sogar die Qual der Bastonade �ber Sich ergehen lassen m�ssen, als im August 1852 ein Ereignis eintrat, das schreckliche Folgen f�r die B�b� mit sich brachte. Einer der Anh�nger des B�b, ein J�ngling namens S�diq, hatte sich den M�rtyrertod seines geliebten Meisters, dessen Augenzeuge er war, so zu Herzen genommen, da� sein Geist sich verwirrte und er aus Rache dem Sh�h auflauerte und eine Pistole auf ihn abfeuerte. Statt mit einer Kugel zu laden, hatte er leichten Schrot genommen, und obgleich ein paar K�rner davon den Sh�h trafen, ergab sich kein ernsthafter Schaden. Der junge Mensch warf dadurch den Sh�h von seinem Pferd, wurde aber sofort von der Gefolgschaft Seiner Majest�t ergriffen und auf der Stelle get�tet. Die Gesamtheit der B�b� wurde ungerechterweise f�r die Tat verantwortlich gemacht und schreckliche Metzeleien folgten daraufhin. Achtzig B�b� wurden sofort in Tihr�n unter den emp�rendsten Martern get�tet. Viele andere wurden ergriffen und in die Gef�ngnisse geworfen, unter ihnen Bahá'u'lláh. Er schrieb sp�ter hier�ber (Wolf S.33f):

�Wir standen in keinerlei Beziehung zu dieser Missetat, und Unsere Unschuld wurde von den Gerichten einwandfrei festgestellt. Dennoch ergriff man Uns und f�hrte Uns von N�y�var�n, dem damaligen Wohnsitz Seiner Majest�t, zu Fu� und in Ketten, barh�uptig und mit blo�en F��en, in den Kerker von Tihr�n. Ein roher Kerl, der neben Uns herritt, ri� Uns den Hut vom Haupte, w�hrend Wir von einem Trupp Henkersknechte und Amtspersonen dahingetrieben wurden. Vier Monate lang mu�ten Wir in einem unbeschreiblich schmutzigen Loch verbringen. Eine enge, finstere Grube w�re dem Kerker vorzuziehen, in den dieser Unterdr�ckte und andere �hnlich Mi�handelte gesperrt wurden. Bei Unserer Einlieferung wurden Wir zuerst einen pechschwarzen Gang entlanggef�hrt, von dort stiegen Wir drei steile Treppen zu dem Verlie� hinab, das Uns bestimmt war. Dieser Kerker war in dichtes Dunkel geh�llt; Unsere Mitgefangenen z�hlten nahezu einhundertf�nfzig Menschen: Diebe, M�rder und Stra�enr�uber. Trotz seiner �berf�llung hatte das Verlie� keinen anderen Ausla� als den Gang, durch den Wir gekommen waren. Keine Feder kann diesen Ort beschreiben, keine Zunge seinen widerlichen Gestank schildern. Die meisten dieser Menschen hatten weder Kleider noch Stroh, darauf zu liegen. Nur Gott wei�, was Wir in diesem �belriechenden, finsteren Raum zu leiden hatten!�

�W�hrend Wir in diesem Kerker lagen, dachten Wir Tag und Nacht �ber die Taten, die Geisteshaltung und die Lebensf�hrung der B�b� nach. Wir fragten Uns, was so hochgesinnte, edle und verst�ndige Leute zu solch einem vermessenen, abscheulichen Anschlag gegen das Leben Seiner Majest�t veranla�t haben k�nnte. Hierauf beschlo� dieser Unterdr�ckte, sich nach Seiner Entlassung aus dem Gef�ngnis aufzumachen und alle Kraft an die Aufgabe der geistigen Neubelebung dieser Menschen zu wenden.�

�Eines Nachts im Traum waren von allen Seiten diese erhabenen Worte zu h�ren: `Wahrlich, Wir werden Dich durch Dich selbst und durch Deine Feder siegreich machen. Sei nicht traurig �ber das, was Dir widerfahren ist, und f�rchte Dich nicht, denn Du bist in Sicherheit. Binnen kurzem wird Gott die Sch�tze der Erde offenkundig machen - Menschen, die Dir beistehen werden durch Dich selbst und durch Deinen Namen, durch welchen Gott die Herzen derer belebt, die Ihn erkannt haben`.��

� Bahá'u'lláh, Brief an den Sohn der Wolfes, S.33f

+3:3 #42 Nach Bagd�d verbannt

Diese schreckliche Einkerkerung dauerte vier Monate. Aber Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten blieben voll Eifer und Begeisterung in gr��tem Gl�ck. Beinahe jeden Tag wurden einer oder mehrere der Ihren gefoltert oder hingerichtet, und die andern hielten sich vor Augen, da� die Reihe als n�chste an sie kommen werde. Wenn die Henkersknechte kamen, um einen der Freunde zu holen, sprang der, dessen Name aufgerufen wurde, buchst�blich vor Freude auf, k��te die H�nde von Bahá'u'lláh, umarmte die �brigen seiner Mitgl�ubigen und eilte dann in froher Erwartung zum Orte des M�rtyrertums.

Es wurde einwandfrei bewiesen, da� Bahá'u'lláh keinen Anteil hatte an dem Anschlag gegen den Sh�h, und der russische Gesandte b�rgte f�r die Reinheit Seines Charakters. Er war zudem so krank, da� man glaubte, Er w�rde sterben. Anstatt Ihn zum Tode zu verurteilen, ordnete der Sh�h daher an, da� Er nach dem 'Ir�q-i-'Arab in Mesopotamien in die Verbannung gehen solle. Und 14 Tage sp�ter reiste Bahá'u'lláh, begleitet von Seiner Familie und einer Reihe von anderen Gl�ubigen, auch wirklich dahin ab. Sie litten schrecklich unter der K�lte und anderen Beschwerden auf der langen Winterreise und kamen in Baghdad in einem Zustand �u�erster Ersch�pfung an. Sobald Seine Gesundheit es erlaubte, begann Bahá'u'lláh, Fragestellern Rede und Antwort zu stehen und die Gl�ubigen aufzurichten und zu ermuntern, und bald herrschte Friede und Gl�ck unter den B�b�. Leider war dies nur von kurzer Dauer. Der Halbbruder von Bahá'u'lláh, Mirza Yahy�, auch bekannt unter dem Namen Subh-i-Azal, kam gleichfalls nach Baghdad, und bald darauf begannen, von ihm im geheimen angefacht, Zwistigkeiten aufzutreten, �hnlich den Spaltungen, wie sie auch unter den J�ngern Christi aufgetreten waren. Diese Uneinigkeiten, die sp�ter in Adrianopel offen und heftig zutage traten, waren sehr schMirzaich f�r Bahá'u'lláh, dessen einziger Lebenszweck die F�rderung der Einheit unter den V�lkern der Erde war.

� Dies war Anfang 1853, oder 9 Jahre nach des B�b Erkl�rung, wodurch gewisse Prophezeiungen des B�b bez�glich des �Jahres 9� in Erf�llung gingen.

+3:4 #43 Zwei Jahre in der Wildnis

Etwa ein Jahr nach dem Eintreffen in Baghdad begab sich Bahá'u'lláh allein in die Wildnis von Sulaym�n�yyih, wobei Er nichts mit sich nahm als einige Kleider zum Wechseln. �ber diese Periode schreibt Er in Seinem Buch Iq�n wie folgt:

�Als Wir in den ersten Tagen Unserer Ankunft in diesem Lande die Zeichen kommender Dinge erkannten, beschlossen Wir, Uns zur�ckzuziehen, ehe sie geschehen w�rden. Wir begaben Uns in die Wildnis und f�hrten dort abgeschlossen und allein zwei Jahre lang ein Leben in v�lliger Einsamkeit. Aus Unseren Augen rannen Tr�nen der Qual, und in Unserem blutenden Herzen wogte ein Meer von Marter und Pein. Wie oft hatten Wir abends nichts zu essen, und wie viele Tage fand Unser K�rper keine Ruhe. Bei Ihm, der Mein Dasein in den H�nden h�lt! Ungeachtet dieser Regenschauer von Leiden und dauernder Tr�bsal ward Unsere Seele von wonnevoller Freude erfa�t, und Unser ganzes Wesen strahlte unaussprechliche Fr�hlichkeit aus. Denn in Unserer Einsamkeit waren Uns Schaden oder Nutzen, Heil oder Leid irgendeiner Seele nicht bewu�t. Einsam verkehrten Wir mit Unserem Geist und verga�en die Welt und alles, was darinnen ist. Wir wu�ten jedoch nicht, da� das Fangseil der g�ttlichen Vorsehung die sterblichen Vorstellungen weit �bertrifft, und da� der Pfeil Seines Ratschlusses �ber die k�hnsten menschlichen Pl�ne hinausreicht. Kein Haupt kann Seinen Schlingen entrinnen und keine Seele kann Erl�sung finden au�er durch Unterwerfung unter Seinen Willen. Bei der Gerechtigkeit Gottes! In Unserer Zur�ckgezogenheit dachten Wir an keine R�ckkehr, und Unsere Trennung hoffte auf keine Wiedervereinigung. Der einzige Zweck Unserer Abgeschiedenheit war, nicht zum Gegenstand der Zwietracht unter den Gl�ubigen zu werden, noch zur Quelle der Emp�rung f�r die Gef�hrten oder zum Mittel der Kr�nkung irgendeiner Seele oder zur Ursache des Kummers irgendeines Herzens. �ber dies hinaus hegten Wir keine Absicht, und au�er diesem hatten Wir kein Ziel im Auge. Jedoch ein jeder Mensch machte Pl�ne nach seinem Wunsch und folgte seinen eigenen eitlen Einbildungen bis zu der Stunde, da aus der mystischen Quelle der Ruf an Uns erging, der Uns die R�ckkehr befahl, dorthin, woher Wir gekommen waren. Wir ergaben Unseren Willen dem Seinigen und unterwarfen Uns Seinem Gehei�.�

�Welche Feder kann die Dinge schildern, die Wir bei Unserer R�ckkehr sahen! Zwei Jahre waren vergangen, in denen Unsere Feinde unaufh�rlich und hartn�ckig darauf sannen, Uns zu vernichten, wie alle bezeugen.��

� Bahá'u'lláh, Kitáb-i-Iq�n, S.164 f
+3:5 #44 Widerstand der Mull�s�

Nach der R�ckkehr aus dieser Zur�ckgezogenheit wurde Sein Ansehen gr��er denn je, und die Menschen str�mten nach Baghdad von nah und fern, um Ihn zu sehen und Seine Lehren zu h�ren. Juden, Christen, Zarathustrier und Muslims wurden von der neuen Botschaft angezogen. Die Mull�s aber nahmen eine feindselige Haltung gegen Ihn ein und beratschlagten, wie sie Ihn unsch�dlich machen k�nnten. Bei einer bestimmten Gelegenheit sandten sie einen der Ihren, um mit Ihm zu reden und Ihm gewisse Fragen vorzulegen. Der Abgesandte fand die Antworten von Bahá'u'lláh so �berzeugend und Seine Weisheit so erstaunlich, obgleich sie ganz offensichtlich nicht durch ein Studium erworben war, da� er sich gezwungen sah zu bekennen, da� an Weisheit und Einsicht Bahá'u'lláh unerreicht sei. Damit aber die Mullas, die ihn schickten, �ber die Wirklichkeit der Offenbarung von Bahá'u'lláh zufriedengestellt werden m�chten, forderte er, da� Bahá'u'lláh als Beweis ein Wunder verrichten solle. Bahá'u'lláh dr�ckte Seine Bereitwilligkeit aus, dem Verlangen unter gewissen Bedingungen zu entsprechen, und erkl�rte, wenn die Mull�s sich dar�ber einigen, welches Wunder zu verrichten sei, und ein Dokument des Inhalts unterzeichnen und besiegeln w�rden, da� sie im Falle des Zustandekommens dieses Wunders die Echtheit Seiner Sendung bekennen und davon ablassen wollten, sich Ihm zu widersetzen, so sei Er bereit, den gew�nschten Beweis zu liefern oder als �berf�hrter Betr�ger dazustehen. W�re es der Wille der Mull�s gewesen, die Wahrheit zu erfahren, so h�tte sich ihnen hier sicher die Gelegenheit daf�r geboten; aber ihre Absicht ging auf etwas anderes hinaus. Zu Recht oder zu Unrecht, sie wollten sich eine Entscheidung zu ihren eigenen Gunsten verschaffen. Sie f�rchteten die Wahrheit und wichen vor der k�hnen Herausforderung zur�ck. Diese Niederlage spornte sie aber nur dazu an, durch neue Anschl�ge auf die Ausrottung des unterdr�ckten Glaubens zu sinnen. Der Generalkonsul von Persien in Baghdad kam ihnen zu Hilfe und sandte wiederholt Botschaften an den Sh�h mit der Nachricht, da� Bahá'u'lláh der muhammadanischen Religion mehr denn je schade und immer noch einen sch�dlichen Einflu� auf Persien aus�be. Zugleich beantragte er, Ihn deshalb an einen entlegenen Ort zu verbannen.

Es war charakteristisch f�r Bahá'u'lláh, da� Er in dieser Krise, als auf die Anstiftung der muhammadanischen Mull�s die persische und die t�rkische Regierung ihre Kr�fte vereinigten, um die Bewegung auszurotten, ruhig und heiter blieb, Seine Gef�hrten ermutigte und begeisterte und unverg�ngliche Worte des Trostes und der F�hrung niederschrieb. 'Abdu'l-Bahá berichtet, da� die `Verborgenen Worte` zu dieser Zeit geschrieben worden sind. Bahá'u'lláh pflegte oft Seinen Spaziergang das Tigrisufer entlang zu machen. Bei der Heimkehr sah Er immer sehr gl�cklich aus und schrieb diese lyrischen Juwelen weiser Ratschl�ge nieder, die Tausenden von schMirzaequ�lten Herzen Hilfe und Heilung brachten. Jahrelang gab es nur wenige handgeschriebene St�cke der `Verborgenen Worte`, und diese wurden sorgf�ltig versteckt, damit sie nicht in die H�nde der zahlreichen Feinde fallen m�chten; aber jetzt ist dieses kleine B�chlein eines der bekanntesten der Werke von Bahá'u'lláh und wird auf dem ganzen Erdenrund gelesen. Das Buch Iq�n ist ein anderes wohlbekanntes Werk von Bahá'u'lláh, das etwa zur selben Zeit gegen das Ende Seines Aufenthaltes in Baghdad (1862 bis 1863) verfa�t wurde.

+3:6 #46 Erkl�rung im Garten Ridvan in der N�he von Baghdad

Nach vielen Unterhandlungen erging auf Verlangen der persischen Regierung ein Befehl seitens der t�rkischen Regierung, der Bahá'u'lláh nach Konstantinopel vorlud. Beim Empfang dieser Nachricht gerieten die Gl�ubigen in Best�rzung. Sie umlagerten das Haus ihres geliebten F�hrers derart, da� die Familie sich f�r zw�lf Tage in den Garten von Naj�b-P�sh� au�erhalb der Stadt zur�ckziehen mu�te, w�hrend die Karawane f�r die lange Reise ausger�stet wurde. W�hrend dieser zw�lf Tage (22. April bis 3. Mai 1863, neunzehn Jahre nach der Erkl�rung des B�b), gab nun Bahá'u'lláh verschiedenen Seiner Gef�hrten die frohe Botschaft kund, da� Er der Eine sei, Dessen Kommen der B�b vorausgesagt habe, der Erw�hlte Gottes, der Verhei�ene aller Propheten. Der Garten, wo diese denkw�rdige Erkl�rung vor sich ging, ist unter den Bahá'í bekannt geworden als der �Garten Ridvan�, und die Tage, die Bahá'u'lláh hier zubrachte, werden gefeiert als �Ridvan-Fest�, das allj�hrlich bei Wiederkehr dieser zw�lf Tage gehalten wird. W�hrend dieser Tage zeigte sich Bahá'u'lláh, anstatt traurig oder bedr�ckt zu sein, �beraus freudig. Er war voll W�rde und Macht. Seine Gef�hrten wurden gl�cklich und begeistert, und viele Leute kamen, um ihre Ehrerbietung zu erzeigen. Alle hohen Beamten von Baghdad, auch der Gouverneur selbst, kamen, um den abreisenden Gefangenen zu ehren.

+3:6 #47 Konstantinopel und Adrianopel

Die Reise nach Konstantinopel dauerte drei bis vier Monate. Als sie - die Reisegesellschaft bestand aus Bahá'u'lláh, den Mitgliedern Seiner Familie und 26 J�ngern - in Konstantinopel ankamen, fanden sie sich als Gefangene in einem kleinen Haus, in dem sie schrecklich eng zusammengedr�ngt waren. Sp�ter erhielten sie etwas bessere Unterkunft. Aber nach vier Monaten wurden sie weiterbef�rdert nach Adrianopel. Die Reise nach Adrianopel war, obgleich sie nur wenige Tage dauerte, das Schrecklichste, was ihnen bis jetzt zugesto�en war. Es schneite fast w�hrend der ganzen Reise au�erordentlich stark, und es fehlte ihnen an geeigneter Kleidung und an Nahrung. Ihre Leiden waren f�rchterlich. W�hrend des ersten Winters in Adrianopel waren Bahá'u'lláh und Seine Familie von zw�lf Personen in einem kleinen Haus mit drei R�umen untergebracht, das jeder Bequemlichkeit entbehrte und voll Ungeziefer war. Im Fr�hjahr wies man ihnen eine etwas bequemere Wohnung zu. Sie blieben �ber viereinhalb Jahre in Adrianopel. Hier nahm Bahá'u'lláh Sein Lehren wieder auf und scharte eine zahlreiche Anh�ngerschaft um sich. Er verk�ndete �ffentlich Seine Sendung und wurde von der Mehrzahl der B�b� begeistert angenommen, die von da an als Bahá'í bekannt wurden. Eine Minderzahl aber unter der F�hrung des Halbbruders von Bahá'u'lláh, Mirza Yahy�, leistete Ihm heftigen Widerstand und verband sich mit den fr�heren Feinden, den Sh�'iten, in Anschl�gen zu Seinem Sturz. Es kam zu gro�en Unruhen, und schlie�lich verbannte die t�rkische Regierung sowohl die B�b� als die Bahá'í aus Adrianopel, Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten nach 'Akka in Pal�stina, wo sie nach dem Bericht von Nab�l� am 31. August 1868 eintrafen, w�hrend Mirza Yahy� und seine Anh�nger nach Zypern verschickt wurden.

� Nab�l-i-A'zam der Verfasser von �The Dawn-Breakers�, eines Werkes �ber die fr�he Geschichte des Baha'i-Glaubens, war an manchen Geschehnissen, die er beschreibt, selbst beteiligt und mit vielen der ersten Gl�ubigen pers�nlich bekannt.

+3:7 #48 Briefe an die K�nige

Um diese Zeit schrieb Bahá'u'lláh die ber�hmte Reihe Seiner Briefe an den Sultan der T�rkei, an viele der gekr�nten H�upter von Europa, an den Papst und den Sh�h von Persien. In Seinem �Buch Aqdas� sprach Er die anderen Herrscher an, die Regierungen und Pr�sidenten von Amerika, alle Religionsf�hrer und die gesamte Menschheit. Allen verk�ndete Er Seine Sendung und rief sie auf, ihre Kr�fte einzusetzen, wahre Religion, gerechte Regierungen und internationalen Frieden aufzurichten.

In Seinem Brief an den Sh�h verfocht Er machtvoll die Sache der unterdr�ckten B�b� und verlangte, Auge in Auge denen gegen�bergestellt zu werden, die ihre Verfolgung angestiftet hatten. Es braucht nicht besonders betont zu werden, da� dieses Verlangen nicht erf�llt wurde; Bad�, der junge und ergebene Baha'i, der den Brief von Bahá'u'lláh �berbrachte, wurde festgenommen und unter f�rchterlichen Qualen dem M�rtyrertod �berliefert, indem ihm hei�e Ziegelsteine ins Fleisch gedr�ckt wurden.

Im gleichen Brief gibt Bahá'u'lláh eine herzergreifende Darstellung Seiner eigenen Leiden und Seiner Sehnsucht:

�O K�nig, auf dem Wege Gottes habe Ich geschaut, was noch kein Auge geschaut und noch kein Ohr geh�rt hat. Freunde haben Mich verlassen; Wege wurden Mir versperrt; der Teich Meiner Sicherheit ist ausgetrocknet; die Ebene des Wohlbehagens ist d�rr gebrannt. Wie viele Schwierigkeiten sind herabgekommen, und wie viele werden noch nachkommen! Ich schreite dem M�chtigen, dem G�tigen entgegen, w�hrend hinter mir die Schlange gleitet. Meine Augen weinen, bis Mein Lager tr�nenbenetzt ist; aber Mein Kummer gilt nicht Mir selbst. Bei Gott, Mein Haupt verlangt nach den Speeren um der Liebe seines Herrn willen, und an keinem Baum gehe Ich vorbei, ohne da� Ich Mich im Herzen an ihn wende und zu ihm sage: `O, da� du doch in Meinem Namen umgehauen w�rdest und Mein K�rper an dir gekreuzigt w�rde auf dem Pfade Meines Herrn!` O, Ich sehe die Menschen irregehen in ihrem Rausch, und sie wissen es nicht; sie haben ihre L�ste auf den Thron gesetzt und ihren Gott beiseite gelegt, als ob sie das Gebot Gottes f�r ein Gesp�tt, f�r einen Schmerz und f�r ein Spielzeug hielten; und sie denken, da� sie es recht machen und da� sie geborgen seien in der Festung der Sicherheit. Die Sache ist aber anders als sie denken: morgen werden sie erkennen, was sie heute verleugnen.�

�Wir sind im Begriff, von diesem entlegenen Verbannungsort (Adrianopel) nach der Gef�ngnisstadt 'Akka zu ziehen. Nach dem, was man h�rt, ist dies sicherlich die trostloseste Stadt der Welt, die h��lichste dem Anblick nach, abscheulich in ihrem Klima, mit verseuchtem Trinkwasser. Es ist, als ob es die Sammelstadt der Eulen w�re; man h�rt nichts darin als ihr Geschrei. Und darin w�llen sie diesen Diener einkerkern mit der Absicht, vor Unserem Angesicht die Tore der Milde zu schlie�en und Uns zeitlebens der guten Dinge des Lebens in dieser Welt zu berauben, w�hrend Wir derer heute noch einige genie�en. Bei Gott, sollte gleich Erm�dung Mich schw�chen und Hunger Mich vernichten, sollte Mein Lager auf hartem Fels sein und Mir die Tiere der W�ste als Gef�hrten beigegeben werden, so will Ich nicht zur�ckschrecken, sondern will, wie die Entschlossenen und Entschiedenen, geduldig sein durch die Kraft Gottes, des K�nigs des Vor-Daseins, des Sch�pfers der V�lker, und unter allen Umst�nden bin Ich dankbar gegen Gott. Und Wir hoffen auf Seine Gnade - erhaben ist Er - ... da� Er die Gesichter aller Menschen aufrichtig mache gegen Ihn, den M�chtigen, den G�tigen. Wahrlich, Er antwortet dem, der betet, und Er ist dem nahe, der zu Ihm ruft. Wir bitten Ihn, Er m�ge dieses finstere Ungl�ck zu einem Schild machen f�r den Leib Seiner Heiligen, um sie damit zu sch�tzen gegen die scharfen Schwerter und die durchbohrenden Klingen. Durch Tr�bsal hat dieses Licht geschienen und hat sein Lobpreis unaufh�rlich gestrahlt; dies war Seine Art in allen verflossenen Zeitaltern und in l�ngst entschwundenen Zeiten.��

� Bahá'u'lláh, zitiert nach `A Travellers Narrative` S.145-147) (S.a. H�ter, `Der Verhei�ene Tag ist gekommen` S.73/74

+3:8 #50 Einkerkerung in 'Akka

Zu jener Zeit war 'Akka eine Gef�ngnisstadt, in welche die schwersten Verbrecher aus allen Teilen des t�rkischen Reiches verbracht wurden. Bei der Ankunft daselbst, nach einer schlimmen Seereise, wurden Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten, etwa achtzig bis vierundachtzig an Zahl, M�nner, wie auch Frauen und Kinder, in der Kaserne eingekerkert. Der Raum war schmutzig und im h�chsten Grade bedr�ckend. Es gab keine Betten noch sonst irgendeine Bequemlichkeit. Die verabreichte Speise war erb�rmlich und so ungenie�bar, da� nach einiger Zeit die Gefangenen baten, es m�ge ihnen erlaubt werden, ihre Nahrungsmittel selbst einzukaufen. W�hrend der ersten Tage schrieen die Kinder unaufh�rlich, und es war beinahe unm�glich zu schlafen. Malaria, Ruhr und andere Krankheiten brachen bald aus, und die ganze Gefangenenschar bis auf zwei wurde krank. Drei Menschen starben an ihrer Erkrankung, und die Leiden der �berlebenden waren unbeschreiblich.�

Diese strenge Gefangenschaft dauerte �ber zwei Jahre, w�hrend derer kein Bahá'í die Gef�ngnisschwelle �berschreiten durfte, ausgenommen vier M�nner, die, sorgf�ltig bewacht, t�glich ausgingen, um Essen einzukaufen.

W�hrend der Einkerkerung in der Kaserne wurden alle Besuche streng abgewiesen. Mehrere Bahá'í aus Persien wanderten den ganzen Weg zu Fu�, um ihren geliebten F�hrer zu sehen, es wurde ihnen aber der Einla� durch das Stadttor versagt. Sie pflegten dann an einen Ort auf der Ebene au�erhalb des dritten Festungsgrabens zu gehen, von wo aus sie die Fenster des Gef�ngnisraumes von Bahá'u'lláh sehen konnten, und nachdem sie Ihn von ferne erblickt hatten, brachen sie in Tr�nen aus und kehrten heim, angefacht zu neuem Eifer f�r Opfer und Dienst.

� Um zwei von den Gestorbenen beerdigen zu k�nnen, gab Bahá'u'lláh Seinen eigenen Teppich her, um aus dem Erl�s die Auslagen f�r das Begr�bnis zu bestreiten. Aber statt das Geld f�r diesen Zweck zu verwenden, unterschlugen es die Soldaten und warfen die K�rper in eine Grube.

+3:9 #51 Die Beschr�nkungen werden milder

Schlie�lich wurde die Gefangenschaft gemildert. Einer eintretenden Mobilisierung t�rkischer Truppen wegen wurde die Kaserne f�r Soldaten ben�tigt. Bahá'u'lláh und Seine Familie erhielten ein Haus f�r sich allein, und der Rest der Gef�hrten wurde in einer Karawanserei in der Stadt untergebracht. Bahá'u'lláh wurde in diesem Hause weitere sieben Jahre gefangengehalten. In einem engen Raum neben dem Zimmer, in dem Er gefangengehalten wurde, mu�ten sich dreizehn Angeh�rige Seines Haushalts beiderlei Geschlechtes beieinander einrichten, so gut sie konnten. In der ersten Zeit ihres Aufenthalts in diesem Haus litten sie schwer unter Unbequemlichkeit, ungeeigneter Speise und Mangel an den einfachsten Lebenserleichterungen. Nach einiger Zeit aber wurden einige weitere R�ume zur Verf�gung gestellt, und sie konnten nun einigerma�en in Bequemlichkeit leben. Nun verlie�en Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten die Kaserne. Besuchern wurde erlaubt, zu Ihm zu gehen, und nach und nach wurden die strengen Einschr�nkungen von seiten der Regierung fallengelassen, obgleich sie dann und wann f�r kurze Zeit wieder in Kraft traten.

+3:10 #52 Die Tore des Gef�ngnisses �ffnen sich

Auch w�hrend der Zeit der schlimmsten Einkerkerung waren die Bahá'í nicht entmutigt, und ihr heiteres Vertrauen wurde nie ersch�ttert. Schrieb doch Bahá'u'lláh in der Kaserne von 'Akka an verschiedene Freunde:

�F�rchtet euch nicht. Diese Tore werden sich �ffnen. Mein Zelt wird auf dem Berge Karmel aufgeschlagen werden, und die herrlichste Freude werden wir erleben.��

Diese Erkl�rung war eine gro�e Quelle des Trostes f�r Seine Gef�hrten, und im gegebenen Augenblick erf�llte sie sich w�rtlich. Die Geschichte, wie die Gef�ngnistore sich �ffneten, ist am besten erz�hlt mit den Worten von 'Abdu'l-Bahá, wie sie dessen Enkel Shoghi Effendi (ins Englische) �bersetzt hat:�

�Bahá'u'lláh liebte die Sch�nheit und das Gr�n des Landes. Eines Tages bemerkte Er nebenbei: `Ich bin jetzt neun Jahre lang nicht mehr im Gr�nen gewesen. Das Land ist die Welt der Seele, die Stadt die Welt des K�rpers`. Als man mir diesen Ausspruch mitteilte, erkannte ich, da� Er sich nach dem Lande sehnte, und ich war sicher, da� von Erfolg begleitet sein w�rde, was ich auch tun w�rde, um Seinen Wunsch zu erf�llen. Es gab in 'Akka zu jener Zeit einen Mann, namens Muhammad P�sh� Safwat, der gegen uns sehr feindselig war. Er besa� einen Palast, der Mazra'ih hie�, etwa vier Meilen n�rdlich der Stadt, einem lieblichen Ort, von G�rten umgeben und mit einem flie�enden Gew�sser. Ich ging und besuchte diesen P�sh� in seinem Heim. Ich sagte: `P�sh�, du l��t deinen Palast leer stehen und lebst in 'Akka.` Er erwiderte: `Ich bin gebrechlich und kann die Stadt nicht missen. Wenn ich hinausgehe, ist es mir zu einsam, und ich bin von meinen Freunden abgeschnitten.` Ich sagte: `Weil du nicht drau�en lebst und das Haus leer steht, �berlasse es doch uns`. Er war erstaunt �ber den Vorschlag, aber bald war er damit einverstanden. Ich bekam das Haus zu einer sehr niedrigen Miete, etwa f�nf Pfund das Jahr, bezahlte diese auf f�nf Jahre und schlo� einen Vertrag mit ihm ab. Ich schickte Arbeiter, den Platz instandzusetzen und den Garten in Ordnung zu bringen, auch ein Bad lie� ich einbauen. Ich hatte auch ein Gef�hrt zur Benutzung durch die Gesegnete Sch�nheit� bereitgestellt. Eines Tages entschlo� ich mich, hinauszugehen und den Ort selbst anzusehen. Trotz der wiederholten Einsch�rfungen in sp�teren Befehlen, da� wir unter keinen Umst�nden die Grenzen der Stadtmauer �berschreiten d�rften, ging ich zum Stadttor hinaus. Dort standen Wachen, aber sie erhoben keinen Einwand, und ich begab mich sogleich zu dem Palast. Am n�chsten Tage ging ich wieder hinaus, begleitet von verschiedenen Freunden und Beamten, unbel�stigt und ohne Widerstand zu finden, obgleich die Pf�rtner und Wachen zu beiden Seiten der Stadttore standen. Andern Tags veranstaltete ich ein Gastmahl, stellte eine Tafel unter die Pinienb�ume von Bahj� und versammelte die Spitzen und Beamten der Stadt. Abends kehrten wir zusammen in die Stadt zur�ck.�

Eines Tages nun begab ich mich in die heilige Gegenwart der Gesegneten Sch�nheit und sagte: `Der Palast zu Mazra'ih steht f�r uns bereit und ein Gef�hrt, um Dich dahin zu bringen`. (Um jene Zeit gab es in 'Akka oder Haifa keine Fahrzeuge.) Er weigerte sich zu gehen und sagte: `Ich bin ein Gefangener.` Sp�ter bat ich Ihn wieder, erhielt aber die gleiche Antwort. Ich ging soweit, Ihn ein drittes Mal zu bitten, aber Er sagte nur: `Nein`, und ich wagte nicht, weiter in Ihn zu dringen.

Nun wohnte in 'Akka ein gewisser muhammadanischer Shaykh, ein wohlbekannter Mann von bedeutendem Einflu�, der Bahá'u'lláh liebte und der bei Ihm in gro�er Gunst stand. Ich besuchte diesen Shaykh und legte ihm die Sache dar. Ich sagte: `Du darfst es wagen. Begib dich zur Nacht in Seine heilige Gegenwart, falle auf die Knie vor Ihm, erfasse seine H�nde und lasse nicht nach und gehe nicht, bis Er verspricht, die Stadt zu verlassen.` Er war ein Araber... Er begab sich unverz�glich zu Bahá'u'lláh und lie� sich vor Ihm auf die Knie nieder. Er ergriff die H�nde der Gesegneten Sch�nheit, k��te sie und frug: `Warum verl�ssest Du die Stadt nicht?` Er sprach: `Ich bin ein Gefangener.` Der Shaykh entgegnete: `Da sei Gott vor! Wer hat die Macht, Dich zu einem Gefangenen zu machen? Du hast Dich selbst in Gefangenschaft gehalten. Es war Dein eigener Wille, gefangengehalten zu werden, und nun bitte ich Dich, herauszukommen und zu dem Palaste zu gehen. Es ist herrlich und gr�n. Die B�ume sind lieblich und die Orangen gl�hen wie Feuerb�lle!` Sooft die Gesegnete Sch�nheit sprach: `Ich bin ein Gefangener, es kann nicht sein`, griff der Shaykh nach Seinen H�nden und k��te sie. Eine ganze Stunde lang lie� er nicht nach, auf Bahá'u'lláh einzureden. Schlie�lich sagte Bahá'u'lláh: `Khayl� kh�b (also gut)`, und des Shaykhs Geduld und Ausdauer waren belohnt. Er kam zu mir in gro�er Freude, mir die frohe Neuigkeit der Einwilligung Seiner Heiligkeit zu bringen. Trotz dem strengen Befehl von 'Abdu'l-'Az�z, der mir eine Begegnung oder sonst eine Verbindung mit der Gesegneten Vollkommenheit� verbot, nahm ich am n�chsten Tage das Gef�hrt und fuhr mit Ihm zu dem Palast hinaus. Niemand machte eine Einwendung. Ich verlie� Ihn dort und kehrte zur Stadt zur�ck.

Zwei Jahre lang verblieb Er an diesem reizenden und lieblichen Ort. Dann entschied Er sich, anderswohin zu gehen, n�mlich nach Bahj�. Damals brach eine Seuche in Bahj� aus, und der Eigent�mer des Hauses entfloh aus Angst mit seiner ganzen Familie und erkl�rte sich bereit, sein Haus irgendeinem Bewerber umsonst zu �berlassen. Wir �bernahmen das Haus gegen eine ganz niedrige Miete, und hier wurden die Tore der Majest�t und der wahren Herrschaft weit ge�ffnet. Bahá'u'lláh war dem Namen nach ein Gefangener (denn die strengen Befehle des Sultans 'Abdu'l-Az�z wurden nie aufgehoben), aber in Wirklichkeit zeigte Er eine solche Vornehmheit und W�rde in Seinem Leben und Seinem Auftreten, da� Er von jedermann verehrt wurde und die Herrscher von Pal�stina Ihn um Seinen Einflu� und Seine Macht beneideten. Gouverneure und Mutisarrifs, Gener�le und �rtliche Beamte suchten dem�tig um die Ehre nach, in Seine Gegenwart zu gelangen - eine Bitte, der Er selten entsprach.

Einmal suchte ein Gouverneur der Stadt auf h�heren Befehl um die Gunst nach, die Gesegnete Vollkommenheit mit einem gewissen General zusammen besuchen zu d�rfen. Dem Verlangen wurde entsprochen, und der General, ein sehr wohlbeleibter Mann, ein Europ�er, war so beeindruckt von der majest�tischen Gegenwart von Bahá'u'lláh, da� er knieend auf dem Boden in der N�he der T�re verharrte. So gro� war die Sch�chternheit der beiden Besucher, da� es wiederholter Einladungen von Bahá'u'lláh bedurfte, sie zu bewegen, die Nargileh (Wasserpfeife) zu rauchen, die Er ihnen anbot. Auch dann ber�hrten sie diese nur mit den Lippen, legten sie wieder beiseite, kreuzten dann ihre Arme und sa�en in solcher Demut und Hochachtung da, da� es f�r die Anwesenden ganz erstaunlich war.(4)

Die liebevolle Ergebenheit der Freunde, die R�cksicht und Hochachtung, die Ihm von allen Beamten und Standespersonen entgegengebracht wurde, der Zustrom der Pilger und Sucher nach Wahrheit, der Geist der Hingabe und des Dienstes, der rings um Ihn offenbar wurde, die hoheitsvolle und k�nigliche Haltung der Gesegneten Vollkommenheit, die Wirkungskraft Seines Gebotes, die Zahl der Ihm so eifrig Ergebenen, all dies legte Zeugnis ab f�r die Tatsache, da� Bahá'u'lláh in Wirklichkeit kein Gefangener war, sondern ein K�nig der K�nige. Zwei despotische Regenten standen gegen Ihn, zwei m�chtige Selbstherrscher, und doch, auch als Er eingeschlossen war in ihren Gef�ngnissen, redete Er sie in gebietendem Tone an, wie ein K�nig seine Untertanen. Sp�ter lebte Er, trotz strenger anderweitiger Befehle, in Bahj� wie ein F�rst. Er konnte oft sagen: `Wahrlich, wahrlich, das elendeste Gef�ngnis hat sich in das Paradies Eden umgewandelt.`�

�Sicher, etwas Derartiges ist noch nicht dagewesen seit der Sch�pfung der Welt.�

� Gibt es hierzu und Abdu'l-Bahás Erz�hlung noch eine weitere Quelle?

� Jam�l-i-Mub�rak = die Gesegnete Sch�nheit: wurde Bahá'u'lláh von Seinen Anh�ngern und Freunden oft genannt.

� Gesegnete Vollkommenheit, ein Beiname Bahá'u'lláhs

(4) Geschichtlich w�re interessant: Wer war der europ�ische General, hatte er Nachkommen und wissen diese von der Begebenheit?

+3:11 #55 Das Leben in Bahj�

Hatte Er in den fr�heren Jahren Seiner Leiden gezeigt, wie man Gott in einem Zustande der Armut und Schmach verherrlichen kann, so zeigte Bahá'u'lláh in Seinen sp�teren Jahren in Bahj�, wie Gott in Zeiten der Ehre und des Wohlstandes zu verherrlichen ist. Die Gaben von Hunderttausenden Seiner ergebenen Anh�nger stellten gro�e Betr�ge zu Seiner Verf�gung, um deren Verwaltung Er gebeten wurde. Obgleich Sein Leben in Bahj� als wirklich k�niglich im h�chsten Sinne des Wortes beschrieben worden ist, darf man doch darunter nicht verstehen, da� Sein Leben durch �u�erlichen Prunk oder durch Verschwendung gekennzeichnet war. Die Gesegnete Vollkommenheit und Seine Familie lebten auf sehr einfache und bescheidene Art, und Ausgaben f�r eigenen Luxus waren etwas, was man in Seinem Haushalt nicht kannte. Nahe bei Seinem Haus legten die Gl�ubigen einen sch�nen Garten mit Namen Ridvan an, in welchem Er oft mehrere Tage und selbst Wochen zubrachte, wobei Er des Nachts in einem Landh�uschen inmitten des Gartens schlief. Gelegentlich ging Er auch �ber Land. Er besuchte �fters 'Akka und Haifa, und mehr denn einmal hat Er Sein Zelt auf dem Berge Karmel errichtet, wie Er vorausgesagt hatte, als Er noch in der Kaserne von 'Akka eingekerkert war. Bahá'u'lláh verbrachte die meiste Zeit in Gebet und Andacht, mit der Niederschrift der heiligen B�cher, mit Offenbaren von Tablets und mit der geistigen Erziehung der Freunde. Um Ihm vollst�ndige Freiheit f�r Sein gro�es Werk zu geben, �bernahm 'Abdu'l-Bahá alle andern Gesch�fte selbst, sogar den Besuch der Mull�s, der Dichter und der Mitglieder der Regierung. Alle diese Leute waren entz�ckt und begl�ckt vom Zusammensein mit 'Abdu'l-Bahá, und waren v�llig zufriedengestellt durch Seine Erkl�rungen und die Unterhaltung mit Ihm, und obgleich sie Bahá'u'lláh selbst nicht gesehen hatten, waren sie voll freudiger Gef�hle f�r Ihn durch die Begegnung mit Seinem Sohn, da die Haltung von 'Abdu'l-Bahá ihnen ebenfalls volles Verst�ndnis f�r die Stufe Seines Vaters �bermittelte.

Der hervorragende Orientalist, Professor Edward G. Browne von der Universit�t in Cambridge, besuchte Bahá'u'lláh im Jahre 1890 in Bahj� und schrieb seine Eindr�cke wie folgt nieder:

�Mein F�hrer stand einen Augenblick stille, w�hrend ich meine Schuhe ablegte. Mit einem raschen Griff zog er den Vorhang zur�ck, und ich betrat ein gro�es Zimmer, an dessen oberem Ende ein Diwan und der T�re gegen�ber zwei oder drei St�hle standen. Obschon ich dunkel ahnte, wohin ich jetzt ging, und wen ich sehen sollte (eine bestimmte Andeutung war mir nicht gemacht worden), stand ich doch einige Sekunden mit Herzklopfen und voll Ehrfurcht da, bevor ich mir endlich bewu�t wurde, da� der Raum nicht leer war. In der Ecke, wo der Diwan an die Wand stie�, sa� eine hoheitsvolle, ehrw�rdige Gestalt mit jener Kopfbedeckung, wie sie bei den Derwischen T�j genannt wird (aber von ungew�hnlicher H�he und Form), und um deren unteren Teil ein kleiner wei�er Turban gewunden war. Das Antlitz, in das ich nun blickte, kann ich nie vergessen, obgleich ich nicht imstande bin, es zu beschreiben. Diese durchdringenden Augen schienen auf dem Grunde der Seele zu lesen. Macht und W�rde lagen �ber diesen breiten Augenbrauen; die tiefen Falten auf Seiner Stirne und Seinem Gesicht verrieten ein Alter, das Sein tiefschwarzes Haar und der in �ppiger F�lle bis zur Leibesmitte herabwallende Bart L�gen zu strafen schienen. Unn�tig zu fragen, in wessen Gegenwart ich stand, als ich mich vor Dem verneigte, Der das Ziel einer Verehrung und Liebe ist, um die Ihn K�nige beneiden k�nnten und nach der sich Kaiser vergeblich sehnen.�

�Eine milde, w�rdevolle Stimme bat mich, Platz zu nehmen, und sprach sodann:�

�`Gelobt sei Gott, da� du es erreicht hast! ... Du bist gekommen, um einen Gefangenen und Verbannten zu sehen ... Wir w�nschen nur das Wohl der Welt und das Gl�ck der V�lker; dennoch h�lt man Uns f�r Anstifter von Streit und Aufruhr, die Gefangenschaft und Verbannung verdienen ... Wir w�nschen, da� alle V�lker in einem Glauben vereint und alle Menschen Br�der werden; da� das Band der Liebe und Einigkeit zwischen den Menschenkindern gest�rkt werde; da� Religionsverschiedenheit aufh�re und die Unterschiede, welche zwischen den Rassen gemacht werden, aufh�ren - was ist nun Schlimmes hieran? ... Aber trotz all dem wird es dahin kommen; diese fruchtlosen K�mpfe, diese zerst�renden Kriege werden aufh�ren und der 'Gr��te Friede' wird kommen ... Habt ihr dies in Europa nicht auch n�tig? Ist dies nicht das, was Christus verhie�? ... Aber dennoch sehen Wir eure K�nige und Regenten die Sch�tze ihrer L�nder mehr auf die Zerst�rung der menschlichen Rasse verschwenden als darauf, was zum Gl�ck der Menschheit f�hren w�rde ... Diese K�mpfe, dieses Blutvergie�en und diese Zwietracht m�ssen aufh�ren, alle Menschen m�ssen sein, also ob sie einem Geschlecht und einer Familie angeh�rten. Es r�hme sich kein Mensch dessen, da� er sein Land liebt, sondern eher dessen, da� er das ganze Menschengeschlecht liebt ...`�

�Solcher Art waren, soweit ich sie aus dem Ged�chtnis wiedergeben kann, die Worte, die ich, neben vielen anderen, von Bahá h�rte. M�gen die, die sie lesen, sie gut daraufhin ansehen, ob solche Lehren Tod und Ketten verdienen, und ob die Welt von ihrer Verbreitung nicht vielleicht mehr gewinnen als verlieren w�rde.��

� A Traveller's Narrative, Einleitung, S. XXXIX
+3:12 #57 Sein Hinscheiden

So verbrachte Bahá'u'lláh Seinen Lebensabend einfach und ruhig, bis Er nach einem Fieberanfall am 29. Mai 1892 im Alter von 75 Jahren verschied. Eines Seiner letzten Tablets, die Er offenbarte, war Sein letzter Wille und Sein Testament, das Er mit eigener Hand schrieb, formgerecht unterzeichnete und siegelte. Neun Tage nach Seinem Tode wurden die Siegel von Seinem �ltesten Sohn in Gegenwart von Familienmitgliedern und einigen Freunden zerbrochen und der Inhalt der kurzen, aber bedeutsamen Urkunde bekanntgegeben. Durch diesen letzten Willen wurde 'Abdu'l-Bahá als Seines Vaters Bevollm�chtigter und als Ausleger seiner Lehren bestimmt. Die Familie und die Verwandten von Bahá'u'lláh und alle Gl�ubigen wurden angewiesen, sich Ihm zuzuwenden und Ihm zu gehorchen. Durch diese Anordnung wurden Sektiererei und Spaltung verhindert und die Einheit der Sache sichergestellt.

+3:13 #58 Bahá'u'lláh als Offenbarer

Es ist wichtig, sich eine klare Vorstellung von Bahá'u'lláh als Offenbarer zu machen. Seine Ausspr�che k�nnen gleich denen anderer g�ttlicher �Manifestationen� in zwei Arten eingeteilt werden, in eine, in der Er schreibt und spricht wie ein Mensch, der von Gott mit einer Botschaft an Seine Mitmenschen beauftragt ist, w�hrend in der andern die Worte unmittelbare �u�erung Gottes selbst sind. Im Buch Iq�n schreibt Er (S.119f):

�Wir haben schon auf den vorausgegangenen Seiten einer jeden der Leuchten, die sich von den Aufgangsorten ewiger Heiligkeit erheben, zwei Stufen zugeschrieben. Die eine dieser Stufen, die Stufe der Wesenseinheit, haben Wir bereits erl�utert. `Keinen Unterschied machen Wir zwischen irgendwelchen von ihnen.` (Quran 2:136) Die andere Stufe ist die der Unterscheidung und geh�rt der Welt der Sch�pfung und ihren Begrenzungen an. In dieser Hinsicht hat jede Manifestation Gottes eine ausgepr�gte Individualit�t, eine genau vorgezeichnete Sendung, eine vorherbestimmte Offenbarung und besonders gegebene Begrenzungen. Eine jede von ihnen ist unter einem anderen Namen bekannt, ist durch eine andere Eigenschaft gekennzeichnet, erf�llt eine bestimmte Sendung und ist mit einer besonderen Offenbarung betraut. So wie Er spricht: `Einige der Sendboten haben Wir vor den anderen ausgezeichnet. Zu einigen hat Gott gesprochen, einige hat Er erhoben und erh�ht. Und Jesus, dem Sohne Marias, verliehen Wir offenbare Zeichen, und Wir st�rkten Ihn mit dem Heiligen Geist.'(Quran 2:253)�

�Durch diese Verschiedenheit ihrer Stufe und Sendung kommt es, da� die Worte und Ausspr�che, die von diesen Urquellen g�ttlicher Erkenntnis str�men, scheinbar voneinander abweichen und verschieden sind. Dagegen sind in den Augen derer, die in die Mysterien g�ttlicher Weisheit eingeweiht sind, alle ihre Ausspr�che in Wirklichkeit nur der Ausdruck einer Wahrheit. Da die meisten Menschen diese Stufen, auf die Wir hingewiesen haben, nicht richtig einzusch�tzen verm�gen, f�hlen sie sich verwirrt und best�rzt angesichts der verschiedenartigen Ausspr�che der Manifestationen, die doch in ihrem Wesen ein und dieselben sind. Es ist von jeher klar gewesen, da� alle diese Unterschiede im Ausdruck den Unterschieden in der Stufe beizumessen sind. So sind, vom Gesichtspunkt ihrer Einheit und erhabenen Losl�sung aus gesehen, die Kennzeichen Gottheit, G�ttlichkeit, h�chste Einzigkeit und innerstes Sein von jeher und auch heute auf diese wahrsten Wesen des Daseins anwendbar, da sie ja alle auf dem Throne g�ttlicher Offenbarung weilen und sich auf dem Sitze g�ttlicher Verborgenheit niedergelassen haben. Durch ihr Erscheinen ist die Offenbarung Gottes offenkundig geworden und durch ihr Antlitz die Sch�nheit Gottes enth�llt. So geschieht es, da� durch diese Manifestation des g�ttlichen Seins die Sprache Gottes selbst vernommen worden ist.�

�Im Lichte ihrer zweiten Stufe betrachtet - der Stufe der Auszeichnung, der Unterscheidung, der zeitlichen Begrenzungen, der Kennzeichen und Ma�st�be - zeigen sie unbedingte Dienstbarkeit, �u�erste Armut und v�llige Ausl�schung des Selbstes. So hat Er gesprochen: `Ich bin der Diener Gottes. Ich bin nur ein Mensch wie ihr.`�

�Gehe nun von diesen unwiderleglichen und vollst�ndig dargelegten Erkl�rungen aus und sei darauf bedacht, den Sinn der Fragen, die du gestellt hast, zu begreifen, auf da� du standhaft im Glauben Gottes seiest und nicht durch die Verschiedenheiten in den Ausspr�chen Seiner Propheten und Auserw�hlten ersch�ttert werdest.�

�W�rde eine der allumfassenden Manifestationen Gottes erkl�ren: `Ich bin Gott!`, so spr�che Sie gewi�lich wahr, und es g�be dar�ber keinen Zweifel. Denn es ist wiederholt dargetan worden, da� durch ihre Offenbarung, ihre Eigenschaften und Namen die Offenbarung Gottes, Sein Name und Seine Eigenschaften in der Welt offenkundig gemacht worden sind. So hat Er enth�llt: `Jene Pfeile waren von Gott, nicht von Dir!` (Quran 8:17) Und ebenso spricht Er: `Wahrlich, die Dir Treue gelobten, gelobten sie in Wirklichkeit Gott.` (Quran 48:10)

W�rde einer von Ihnen den Ausspruch tun: `Ich bin der Gesandte Gottes`, so spr�che Er auch die Wahrheit, die unzweifelhafte Wahrheit. So spricht Er: `Muhammad ist nicht der Vater irgendeines Menschen unter euch, sondern Er ist der Gesandte Gottes.` In diesem Lichte gesehen sind sie alle nur Gesandte jenes vollkommenen K�nigs, jener unwandelbaren Wesenheit. W�rden sie alle verk�nden: `Ich bin das Siegel der Propheten`, so spr�chen sie gewi�lich nichts als die Wahrheit, und sie w�ren �ber den geringsten Schatten eines Zweifels erhaben, denn sie alle sind nur eine Pers�nlichkeit, eine Seele, ein Geist, ein Wesen, eine Offenbarung. Sie alle sind die Manifestation des `Anfangs` und des `Endes`, des `Ersten` und des `Letzten`, des `Sichtbaren` und des `Verborgenen` - all dies kommt Ihm zu, Ihm, dem innersten Geiste der Geister und dem ewigen Wesen der Wesen.�

�Und w�rden sie sagen: `Wir sind Diener Gottes` (Qu'�n 33:40), so ist auch dies eine offenkundige und unbestreitbare Tatsache. Denn sie haben sich im �u�ersten Zustande des Dienens geoffenbart, eines Dienens, wie es wohl kein Mensch erreichen kann. Darum haben diese Wesen des Daseins in Augenblicken, da sie tief in die Meere altehrw�rdiger und ewigw�hrender Heiligkeit untertauchten, oder wenn sie zu den erhabensten H�hen g�ttlicher Mysterien emporstiegen, den Anspruch erhoben, da� ihre Sprache die Stimme der Gottheit, der Ruf Gottes selbst sei. W�re das Auge der Unterscheidung ge�ffnet, so w�rde es erkennnen, da� sie sich in eben diesem Zustand als v�llig ausgel�scht und nicht bestehend betrachteten vor dem Antlitz Dessen, welcher der Alldurchdringende, der Unbestechliche ist. Mich d�nkt, sie haben sich ganz wie ein Nichts angesehen und ihre Erw�hnung in jenem heiligen Hof als einen Akt der Gottesl�sterung erachtet. Denn die leisesten Einfl�sterungen des Selbstes sind in solch einem Hof ein Beweis von Selbstbetonung und Eigendasein. In den Augen derer, die in diesen Hof gelangten, ist solch eine Regung schon ein schweres Vergehen. Wieviel schlimmer w�re es, w�rde in solcher Gegenwart sonst noch etwas erw�hnt werden, w�rden des Menschen Herz, Zunge, Gem�t oder Seele von etwas anderem eingenommen werden als von dem Vielgeliebten, w�rden des Menschen Augen ein anderes Antlitz betrachten als Seine Sch�nheit, w�rde des Menschen Ohr einer anderen Melodie sich zuneigen als Seiner Stimme und w�rden des Menschen F��e einen anderen Weg gehen als Seinen Weg.�

�An diesem Tage weht der Hauch Gottes, und Sein Geist hat alle Dinge durchdrungen. So m�chtig ist die Ausgie�ung Seiner Gnade, da� die Feder ruht und die Zunge schweigt. Kraft dieser Stufe haben sie f�r sich den Anspruch erhoben, die Stimme der Gottheit und dergleichen zu sein, w�hrend sie kraft ihrer Stufe als Gesandte sich als die Gesandten Gottes erkl�rt haben. In jedem Fall haben sie einen Ausspruch getan, der den Gegebenheiten des Augenblicks angepa�t war, und haben alle diese Erkl�rungen sich selbst zugeschrieben, Erkl�rungen, die sich vom Reich g�ttlicher Offenbarung bis zum Reich der Sch�pfung erstreckten und vom Bereich der G�ttlichkeit bis zum Bereich irdischen Daseins. Daher r�hrt es, da� alle ihre Ausspr�che, ob sie dem Reich der Gottheit, des Herrn, des Propheten, des Gottgesandten, des H�ters, des Apostels oder des Dieners zugeh�ren, alle wahr sind ohne den Schatten eines Zweifels. So m�ssen diese Spr�che, die Wir zur St�tzung Unseres Beweises angef�hrt haben, aufmerksam erwogen werden, damit die voneinander abweichenden Worte der Manifestationen des Unsichtbaren und der Morgend�mmerungen der Heiligkeit nicht mehr die Seele erregen und den Geist verwirren.� (Bahá'u'lláh, Das Buch der Gewi�heit, S.119f)

Wenn Bahá'u'lláh als Mensch spricht, ist die Stufe, die Er in Anspruch nimmt die �u�erster Bescheidenheit, des �Aufgehens in Gott�. Was die �Manifestation� in ihrer menschlichen Pers�nlichkeit anderen Menschen gegen�ber auszeichnet, ist ihre v�llige Selbstverleugnung und die Vollkommenheit ihrer Macht. Unter allen Umst�nden ist sie f�hig zu sagen, wie Jesus im Garten Gethsemane: �doch nicht mein, sondern Dein Wille geschehe�. So sagt Bahá'u'lláh in Seinem Brief an den Sh�h:

�O K�nig! Ich war nur ein Mensch wie andere und schlief auf Meinem Lager - siehe da wehten die Winde des Herrlichsten �ber Mich und gaben Mir Kenntnis von allem, was war. Diese Sache ist nicht von Mir, sondern von Dem, welcher allm�chtig und allwissend ist. Und Er gebot Mir, Meine Stimme zu erheben zwischen Erde und Himmel, und um dessentwillen befiel Mich, wor�ber ein jeder Mensch mit Einsicht weinte. Die allgemein �bliche Gelehrsamkeit der Menschen studierte Ich nicht; Ihre Schulen betrat Ich nicht. Frage nach in der Stadt, wo Ich wohnte, auf da� du wohl versichert seiest, da� Ich nicht zu denen geh�re, die falsch reden. Dies ist nur ein Blatt, das die Winde des Willens deines Herrn, des Allm�chtigen, des Allgepriesenen, bewegt haben. Kann es ruhig bleiben, wenn der Sturmwind weht? Nein, bei Ihm, dem Herrn aller Namen und Eigenschaften! Er bewegt es, wie Er will. Das Vor�bergehende ist wie ein Nichts vor Ihm, dem Ewigen. Sein allbezwingender Ruf hat Mich erreicht und lie� Mich Seinen Lobpreis unter allem Volke anstimmen. F�rwahr, Ich war wie ein Toter, als Sein Befehl erscholl. Die Hand des Willens deines Herrn, des Mitleidigen, des Barmherzigen, verwandelte Mich. Kann irgend jemand aus eigenem Willen das aussprechen, weswegen alle Menschen, hoch und niedrig, sich gegen ihn erheben werden? Nein, bei Ihm, Der die Feder die ewigen Geheimnisse lehrte: das kann nur, wem die Gnade des Allm�chtigen, des Allgewaltigen Kraft gab.�

(Bahá'u'lláh, Lawh-i-Sultan, zit. in `Der Verhei�ene Tag ist gekommen` S.71f)

Wie Jesus die F��e Seiner J�nger wusch, so hat Bahá'u'lláh manchmal Speise f�r Seine J�nger bereitet und andere niedrige Dienste f�r sie verrichtet. Er war ein Diener der Diener und war im Dienen einzig gl�cklich. Er war zufrieden, auf hartem Boden zu schlafen, falls es notwendig war, und nur von Brot und Wasser zu leben oder selbst zeitweise, wie Er es nannte, von �g�ttlicher Nahrung, das hei�t, Hunger zu leiden�. Seine vollendete Demut war zu erkennen an Seiner tiefen Ehrfurcht vor der Natur, vor dem menschlichen Wesen und besonders vor den Heiligen, den Offenbarern und den M�rtyrern. Zu Ihm sprachen alle Dinge von Gott, vom kleinsten bis zum gr��ten.

Seine menschliche Pers�nlichkeit ist von Gott auserw�hlt worden, das g�ttliche Sprachrohr und die g�ttliche Feder zu sein. Es war nicht Sein eigener Wille, da� Er diese Stellung von unvergleichlicher Schwierigkeit und H�rte auf sich nahm. Wie Jesus sagte: �Vater, ist's m�glich, so lasse diesen Kelch an Mir vor�bergehen�, so sagte Bahá'u'lláh (im Ishraqat):

�H�tte sich ein anderer Erkl�rer und Sprecher gefunden, so h�tten Wir Uns nicht dem Tadel, dem Hohn und den Verleumdungen seitens der Menschen preisgegeben.�

Aber der g�ttliche Ruf war klar und zwingend, und Er gehorchte. Gottes Wille wurde Sein Wille, und was Gott wohlgefiel, erw�hlte Er auch f�r Sich. Und mit �strahlender Ergebung� erkl�rte Er (im Brief an den Sohn des Wolfes S.31):

�Wahrlich, Ich sage: Was sich auch immer auf dem Pfade Gottes zutr�gt, es ist das Wohlgefallen der Seele und der Wunsch des Herzens. T�dliches Gift ist auf Seinem Pfade reiner Honig und jede Tr�bsal ein Trunk kristallklaren Wassers.�

Zu anderen Zeiten sprach Bahá'u'lláh, wie wir schon erw�hnten, �von der Stufe der Gottheit� aus. In diesen �u�erungen tritt Seine menschliche Pers�nlichkeit so vollkommen zur�ck, da� sie v�llig au�er Betracht bleibt. Durch Ihn spricht Gott zu Seinen Gesch�pfen, verk�ndet Seine Liebe zu ihnen, lehrt sie Seine Merkmale, gibt ihnen Seinen Willen bekannt, verk�ndet Seine Gesetze zu ihrer F�hrung und fordert ihre Liebe, ihre Ergebenheit, ihren Dienst.

In den Schriften von Bahá'u'lláh wechselt die Redeweise h�ufig von der einen Form zur andern. Manchmal ist es zweifelsohne der Mensch, der spricht, dann, ohne eine Pause, f�hrt der Text fort, als ob Gott selbst sprechen w�rde. Jedoch auch, wenn Er als Mensch spricht, spricht Bahá'u'lláh als Gottes Gesandter, als ein lebendes Beispiel v�lliger Ergebenheit in Gottes Willen. Sein ganzes Leben wird vom Heiligen Geist in Bewegung gehalten. Deshalb k�nnen keine bestimmten, klaren Linien gezogen werden zwischen den menschlichen und den g�ttlichen Elementen in Seinem Leben und Seiner Lehre. Gott sagt zu Ihm:

�Sprich: Nichts ist in Meinem Tempel zu sehen als Gottes Tempel und in Meiner Sch�nheit nur Seine Sch�nheit, in Meinem Wesen nur Sein Wesen, in Mir nur Er, in Meinem Walten nur Sein Walten, in Meiner Ergebung Seine Ergebung, in Meiner Feder Seine Feder, die Kostbare, die Gepriesene. Sprich: Es gab in Meiner Seele nichts als die Wahrheit, und in Mir kann man nichts sehen als Gott.��

� Bahá'u'lláh, S�ratu'l-Haykal, S.30
+3:14 #64 Seine Sendung

Die Sendung von Bahá'u'lláh auf der Welt ist, die Einheit zu verwirklichen, die Einheit aller Menschen in und durch Gott. Er spricht:

�Vom Baum der Erkenntnis ist folgendes erhabene Wort die allerherrlichste Frucht: Von einem Baum seid ihr alle die Fr�chte und von einem Zweige die Bl�tter. Lasset niemand sich r�hmen, da� er sein Land liebe, sondern eher dessen, da� er das ganze Menschengeschlecht liebt.�

Die fr�heren Offenbarer haben ein Zeitalter des Friedens auf Erden angek�ndigt, des Wohlgefallens unter den Menschen, und haben ihr Leben dahingegeben, um Sein Kommen zu beschleunigen; aber sie alle haben deutlich erkl�rt, da� diese gesegnete Erf�llung sich erst ereignen wird nach dem �Kommen des Herrn� in den letzten Tagen, wenn der Gottlose gerichtet und der Gerechte belohnt wird.

Zarathustra prophezeite 3000 Jahre des Streites vor dem Kommen des Sh�h Bahr�m, des Welterl�sers, der Ahriman, den Geist des B�sen, �berwinden und ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten w�rde.

Moses sagte einen langen Zeitabschnitt von Verbannung, Verfolgung und Unterdr�ckung f�r die Kinder Israels voraus, ehe der Herr der Heerscharen erscheinen werde, sie aus allen Nationen zu sammeln, ihre Unterdr�cker zu vernichten und Sein K�nigreich auf Erden aufzurichten.

Christus sprach: �Ihr sollt nicht w�hnen, da� Ich gekommen sei, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.� (Matth.10:34) Und Er sagte eine Zeit von Kriegen und Kriegsgeschrei voraus, von Aufruhr und Tr�bsalen, die dauern w�rden bis zum Kommen des Menschensohnes �in der Herrlichkeit des Vaters�. Muhammad erkl�rte, da� wegen ihrer Missetaten Gott Feindschaft und Ha� gesetzt habe zwischen Juden und Christen, die dauern werden bis zum Tage der Auferstehung, wenn Er erscheinen werde, um sie alle zu richten.

Bahá'u'lláh andererseits verk�ndet, da� Er der von allen diesen Offenbarern Verhei�ene sei, die g�ttliche Manifestation, in deren Zeitalter das Reich des Friedens tats�chlich aufgerichtet werde. Diese Erkl�rung ist beispiellos und einzigartig, aber sie pa�t wundervoll zu den Zeichen der Zeit und zu den Prophezeiungen aller gro�en Offenbarer. Bahá'u'lláh offenbarte mit unvergleichlicher Klarheit und Verst�ndlichkeit die Mittel, um Frieden und Einigkeit unter den Menschen hervorzurufen.

Es ist wahr, da� seit dem Kommen von Bahá'u'lláh und noch jetzt Krieg und Zerst�rung in nie dagewesenem Ma�e stattgefunden haben, aber dies ist gerade das, was alle Offenbarer sagten, da� es sich ereignen werde beim D�mmern des �gro�en und schrecklichen Tages des Herrn�, und ist somit nur eine Best�tigung der Ansicht, da� das �Kommen des Herrn� nicht nur bevorsteht, sondern bereits vollendete Tatsache ist. Dem Gleichnis Christi zufolge mu� der Herr des Weinbergs erst das gottlose Gesinde �bel umkommen lassen, bevor Er den Weinberg an andere gibt, die Ihm die Fr�chte zu rechter Zeit geben. Bedeutet dies nicht, da� beim Kommen des Herrn schreckliche Vernichtung der despotischen Regierungen harrt, der habs�chtigen und unduldsamen Priester, der Mull�s, der tyrannischen F�hrer, die Jahrhunderte hindurch, dem gottlosen Gesinde gleich, die Erde schlecht verwaltet und die Fr�chte vergeudet haben?

Mag es schreckliche Ereignisse geben und nie dagewesenes Elend auf der Erde herrschen, Bahá'u'lláh versichert uns: �Binnen kurzem werden diese nutzlosen Streitigkeiten, diese zerst�renden Kriege aufh�ren und der Gr��te Friede wird kommen.�

Krieg und Streit sind mit ihren zerst�renden Kr�ften so unertr�glich geworden, da� die Menschheit sich davon losmachen mu� oder zugrunde geht.

�Die F�lle der Zeiten� ist gekommen und mit ihr der verhei�ene Erl�ser!

+3:15 #66 Seine Schriften

Die Schriften von Bahá'u'lláh sind in ihrem Bereich sehr umfassend; sie geben sich mit jeder Phase des menschlichen Lebens ab, mit dem des einzelnen wie mit dem der Gesellschaft, mit materiellen und geistigen Dingen, mit der Auslegung alter und neuer Schriften und mit der prophetischen Voraussicht der nahen wie der fernsten Zukunft.

Die Stufe und Genauigkeit Seiner Erkenntnis waren bewundernsw�rdig. Er konnte die heiligen Schriften der verschiedenen Religionen anf�hren und auslegen, mit denen die, die brieflich mit Ihm verkehrten oder Ihm Fragen stellten, vertraut waren, und zwar in �berzeugender und achtunggebietender Weise, obgleich Er offensichtlich nie die M�glichkeit gehabt hatte, auf die gew�hnliche Art zu vielen der B�cher zu kommen, auf die Er sich bezog. Im Brief an den Sohn der Wolfes erkl�rt Er, da� Er nie den Bayan gelesen habe, obgleich Er in Seinen B�chern die vollkommenste Kenntnis und das vollkommenste Verst�ndnis f�r die Offenbarung des B�b beweist. (Der B�b erkl�rte, wie wir wissen, da� Seine Offenbarung, der Bayan, Ihm eingegeben und ausgegangen sei von �Dem, den Gott offenbar machen werde�!)

Mit der einzigen Ausnahme eines Besuches von Professor Browne, mit dem Er im Jahr 1890 vier Unterredungen hatte von jeweils zwanzig bis drei�ig Minuten Dauer, hatte Er keine Gelegenheit, mit geistreichen abendl�ndischen Gelehrten zu verkehren, und doch zeigen Seine Schriften einen wunderbaren Scharfblick f�r die sozialen, politischen und religi�sen Probleme des Abendlandes, und selbst Seine Feinde mu�ten zugeben, da� Seine Weisheit und Erkenntnis unvergleichlich waren. Die wohlbekannten Umst�nde Seiner langen Einkerkerung schlie�en jeden Zweifel aus, da� viel von dem Reichtum an Erkenntnis, der sich in Seinen Schriften zeigt, aus geistigen Quellen entnommen sein mu� und v�llig unAbhangig von der gew�hnlichen �bermittlung durch Studium oder Unterricht und von der Hilfe durch B�cher oder Lehrer ist.�

Bisweilen schrieb Er in modernem Persisch, der �blichen Sprache Seiner Landsleute, die reichlich mit Arabisch durchsetzt ist. Zu andern Zeiten wieder, wenn Er sich z.B. an gelehrte Zarathustrier wandte, schrieb Er in reinstem klassischen Persisch. Er schrieb auch mit der gleichen Fl�ssigkeit Arabisch, manchmal in ganz einfacher Sprache, manchmal im klassischen Stil, �hnlich dem des Quran. Seine v�llige Meisterschaft in diesen verschiedenen Sprachen und Stilen war bemerkenswert angesichts des v�lligen Fehlens literarischen Unterrichts.

In manchen Seiner Schriften ist der Weg der Heiligung in solch einfachen Ausdr�cken bezeichnet, da� der �Pilgersmann, sei er gleich t�richt, sich darin nicht irren kann� (vgl. Jesaia 35:8). In andern findet sich ein Reichtum an poetischer Bildhaftigkeit, tiefer Philosophie und Anspielungen auf muhammadanische ,zarathustrische und andere Schriften, oder auf persische oder arabische Literatur und Legenden, wie ihn nur der Dichter, der Philosoph oder der Gelehrte hinreichend w�rdigen kann. Wieder andere besch�ftigen sich mit den vorgeschrittenen Stufen des geistigen Lebens und k�nnen nur von solchen verstanden werden, die bereits die ersten Stufen hinter sich haben. Seine Werke gleichen einer wundervollen Tafel, die besetzt ist mit Speisen und K�stlichkeiten, die den Bed�rfnissen und dem Geschmack aller angepa�t sind, die echte Sucher nach Wahrheit sind.

Dem ist es zu verdanken, da� Seine Sache Erfolg hat bei den Gelehrten und Gebildeten, bei vergeistigten Dichtern und wohlbekannten Schriftstellern. Sogar viele F�hrer der S�f� und anderer Sekten und einige Minister, die Schriftsteller waren, wurden von Seinen Worten angezogen, denn sie �bertrafen die aller andern Schriftsteller an Feinheit und Tiefe der geistigen Bedeutung.

� Als 'Abdu'l-Bahá gefragt wurde, ob Bahá'u'lláh sich eines besonderen Studiums der Schriften des Westens unterzogen und Seine Lehren in �bereinstimmung mit diesen aufgestellt habe, sagte Er, da� die B�cher von Bahá'u'lláh, die schon um 1870 geschrieben und gedruckt worden seien die dem Westen heute so vertrauten Ideale enthielten, obgleich zu jener Zeit diese Gedanken im Westen weder gedruckt noch erdacht worden waren.

+3:16 #68 Der Baha'i-Geist

Von dem Orte Seiner Verbannung, dem fernen 'Akka aus w�hlte Bahá'u'lláh sein Heimatland Persien in seinen Tiefen auf; und nicht nur Persien. Er ersch�tterte die Welt und wird sie noch mehr ersch�ttern. Der Geist, der Ihn und Seine Gef�hrten beseelte, war unendlich edel, zuvorkommend und geduldig; aber er war eine Kraft von erstaunlicher Lebendigkeit und �bernat�rlicher Macht. Er vollbrachte das scheinbar Unm�gliche. Er wandelte die menschliche Natur. Menschen, die sich seinem Einflu� unterwarfen, wurden zu neuen Gesch�pfen. Sie wurden erf�llt von einer Liebe, einem Glauben und einer Begeisterung, mit denen verglichen irdische Freuden und Sorgen nichtig waren. Sie wurden f�hig, lebensl�nglichen Leiden oder dem drohenden Tod mit vollkommenem Gleichmut, ja mit strahlender Freude ins Angesicht zu sehen in der Kraft furchtloser Abhangigkeit von Gott.

Am wunderbarsten war es, da� ihre Herzen so von Freude �ber das neue Leben �berstr�mten, da� kein Raum blieb f�r bittere Gedanken oder Rachsucht gegen ihre Unterdr�cker. Sie verzichteten v�llig auf Anwendung von Gewalt bei ihrer Selbstverteidigung, und anstatt ihr Schicksal zu betrauern, betrachteten sie sich als die gl�cklichsten Menschen, da sie den Vorzug hatten, diese neue und herrliche Offenbarung zu empfangen und ihr Leben zu opfern oder ihr Blut zu vergie�en, um f�r ihre Wahrheit zu zeugen. Wohl konnten ihre Herzen singen vor Freude, denn sie glaubten, da� Gott, der Erhabene, der Ewige, der Geliebte, zu ihnen gesprochen habe durch menschlichen Mund, da� Er sie berufen habe zu Seinen Dienern und Freunden, da� Er gekommen sei, Sein K�nigreich auf Erden aufzurichten und einer kriegsgewohnten, in Kampf verstrickten Welt die unvergleichliche Gnade des Friedens zu bringen.

Solcher Art war der Glaube, den Bahá'u'lláh in die Herzen trug. Er k�ndigte Seine eigene Sendung an, wie der B�b von Ihm vorausgesagt hatte, und dank der ergebenen Arbeit Seines gro�en Vorl�ufers waren Tausende bereit, Sein Kommen anzuerkennen. Tausende, die Aberglauben und Vorurteile absch�ttelten und reinen Herzens und offenen Geistes auf die Manifestation von Gottes verhei�ener Herrlichkeit warteten. Armut und Ketten, widrige Umst�nde und �u�ere Schande konnten ihnen nicht die geistige Herrlichkeit ihres Herrn verbergen, nein, diese dunklen irdischen Begleiterscheinungen dienten nur dazu, die Strahlen Seines wahren Glanzes zu verst�rken.

+4:0 #69
4. KAPITEL
'Abdu'l-Bahá: DER DIENER GOTTES

�Wenn das Meer Meiner Gegenwart verebbt und das Buch des Ursprungs beendet ist, dann wendet euch Ihm ('Abdu'l-Bahá) zu, den Gott auserw�hlt hat - Ihm, der dieser altehrw�rdigen Wurzel entsprungen ist.�

(Bahá'u'lláh, Kitáb-i-'Ahd, Buch des Bundes S.10)
+4:1 #69 Geburt und Kindheit

'Abb�s Effendi, der sp�ter den Titel 'Abdu'l-Bahá (d.h. Diener von Baha) annahm, war der �lteste Sohn von Bahá'u'lláh. Er wurde in der Nacht zum 23. Mai 1844, kurz vor Mitternacht, in Tihr�n geboren�, in der gleichen Nacht, da der B�b Seine Sendung verk�ndete.

� Donnerstag, 5. Jam�d�yu'l-Avval 1260 d.H.

'Abb�s Effendi war neun Jahre alt, als sein Vater, dem er schon damals ergeben anhing, in Tihr�n in das Gef�ngnis geworfen wurde. Ein Volkshaufe pl�nderte ihr Haus, und die Familie wurde von ihren Besitzungen vertrieben und der Not ausgeliefert. 'Abdu'l-Bahá erz�hlt, wie ihm eines Tages erlaubt wurde, den Gef�ngnishof zu betreten, um seinen geliebten Vater zu sehen, wie Er zur t�glichen Bewegung ins Freie kam. Bahá'u'lláh war erschreckend angegriffen und so krank, da� Er kaum gehen konnte. Sein Haar und Sein Bart waren verwirrt, Sein Nacken wundgescheuert und geschwollen vom Druck eines schweren st�hlernen Halseisens, Sein K�rper gebeugt vom Gewicht Seiner Ketten, und der Anblick machte einen unverge�lichen Eindruck auf das Gem�t des empf�nglichen Knaben.

W�hrend der ersten Jahre ihres Aufenthalts in Bagd�d, zehn Jahre vor der �ffentlichen Erkl�rung Seiner Sendung durch Bahá'u'lláh, f�hrte seine scharfe Einsicht 'Abdu'l-Bahá, der damals erst neun Jahre alt war, bereits zu der �berw�ltigenden Entdeckung, da� sein Vater in der Tat der Verhei�ene sei, dessen Manifestation alle B�b� erwarteten. Etwa sechzig Jahre sp�ter beschreibt er den Augenblick, da diese �berzeugung pl�tzlich von seinem ganzen Wesen Besitz ergriff, wie folgt.

�Ich bin der Diener der Gesegneten Vollkommenheit. In Bagd�d war ich ein Kind. Damals und dort verk�ndigte Er mir das Wort und ich glaubte an Ihn. Sobald Er mir das Wort verk�ndete, warf ich mich zu Seinen heiligen F��en und bat und flehte zu Ihm, mein Blut als Opfer auf Seinem Pfade anzunehmen. Opfer! Wie k�stlich finde ich dieses Wort! Es gibt keine gr��ere Gnade f�r mich als diese! Welch gr��eren Ruhm k�nnte ich mir denken, als diesen Nacken in Ketten gelegt um Seinetwillen, diese F��e gefesselt f�r Seine Liebe, diesen K�rper verst�mmelt oder in die Tiefen des Meeres geworfen zu sehen f�r Seine Sache! Wenn wir Ihn in Wahrheit aufrichtig lieben, wenn ich in Wahrheit Sein aufrichtiger Diener bin, dann mu� ich mein Leben, mein Alles an Seiner gesegneten Schwelle opfern.��

� Aus Tagebuchnotizen von Mirza Ahmad Sohrab, Januar 1914

W�hrend dieser Zeit fing er an, von seinen Freunden �das Geheimnis Gottes� genannt zu werden, ein Titel, der ihm von Bahá'u'lláh gegeben wurde und unter dem er w�hrend der Zeit des Aufenthalts in Baghdad gemeinhin bekannt war. Als sein Vater sich f�r die Dauer von zwei Jahren in die Wildnis zur�ckzog, wollte 'Abb�s das Herz brechen. Sein einziger Trost bestand im Abschreiben und im Auswendiglernen der Tablets des B�b, und viel Zeit brachte er in einsamer Gebetsandacht zu. Als schlie�lich sein Vater zur�ckkehrte, war der Knabe von Freude �berw�ltigt.

+4:2 #71 Jugend

Von dieser Zeit an wurde 'Abb�s Effendi seines Vaters vertrautester Gef�hrte und sozusagen sein Besch�tzer. Obgleich erst ein J�ngling, zeigte er doch bereits staunenswerte Klugheit und Scharfsinn, und er �bernahm die Aufgabe, den zahllosen Besuchern, die ununterbrochen zu seinem Vater kamen, Rede und Antwort zu stehen. Wenn er merkte, da� es sich um wirkliche Wahrheitssucher handelte, geleitete er sie in die Gegenwart seines Vaters, andernfalls aber erlaubte er nicht, da� Bahá'u'lláh gest�rt wurde. Bei vielen Gelegenheiten half er seinem Vater beim Beantworten von Fragen und bei der Behebung von Schwierigkeiten dieser Besucher. Als z.B. einer der S�f�-F�hrer, namens 'Ali Shawhat P�sh�, um eine Auslegung des Wortes bat:

�Ich war ein verborgenes Geheimnis�

das in einer wohlbekannten muhammadanischen �berlieferung vorkommt�, wandte Bahá'u'lláh sich an das �Geheimnis Gottes�, 'Abb�s, und bat ihn, die Auslegung niederzuschreiben. Der J�ngling, der damals f�nfzehn oder sechzehn Jahre alt war, schrieb darauf eine bedeutende Abhandlung, die eine so erleuchtende Auslegung enthielt, da� der P�sh� erstaunte. Diese Epistel ist jetzt unter den Bahá'í weit verbreitet und ist auch manchem dem Baha'i-Glauben Fernstehenden bekannt.

W�hrend dieser Zeit war 'Abb�s ein eifriger Besucher der Moscheen, wo er theologische Themen mit den Lehrern und Gelehrten besprach. Er besuchte nie eine Schule oder eine Universit�t, sein einziger Lehrer war sein Vater. Seine beliebteste Erholung bestand im Reiten, woran er gro�e Freude zeigte.

Nach der Erkl�rung von Bahá'u'lláh in dem Garten au�erhalb Baghdads wurde 'Abdu'l-Bahás Ergebenheit seinem Vater gegen�ber gr��er denn je. Auf der langen Reise nach Konstantinopel beh�tete er Bahá'u'lláh Tag und Nacht, ritt neben Seinem Wagen und wachte bei Seinem Zelt. So weit wie m�glich hielt er alle h�uslichen Sorgen und Verantwortung von seinem Vater ab und wurde so die Hauptst�tze und der Trost der ganzen Familie.

W�hrend der in Adrianopel verbrachten Jahre wurde 'Abdu'l-Bahá jedermann teuer. Er lehrte viel und wurde allgemein bekannt als �er Meister�. In 'Akka, als nahezu alle Gef�hrten an Typhus, Malaria und Ruhr krank lagen, wusch er die Patienten pflegte sie, gab ihnen das Essen, wachte bei ihnen, wobei er sich keine Ruhe schenkte bis er selbst aufs �u�erste ersch�pft, sich die Ruhr zuzog und dabei etwa einen Monat in lebensgef�hrlichem Zustand schwebte. In 'Akka wie in Adrianopel lernten ihn alle Volksschichten, vom Gouverneur bis zum elenden Bettler, lieben und achten.

� Diese �berlieferung ist angef�hrt in einem Tablet von Bahá'u'lláh, vgl. Kap. 5 dieses Buches.

+4:3 #72 Heirat

Die folgenden Einzelheiten �ber die Heirat von 'Abdu'l-Bahá wurden dem Verfasser freundlicherweise von einem persischen Geschichtsschreiber der Baha'i-Religion zur Verf�gung gestellt:

�W�hrend der Jugendzeit 'Abdu'l-Bahás war begreiflicherweise die Frage einer passenden Heirat f�r ihn von gro�em Interesse f�r die Gl�ubigen, und viele Leute kamen mit dem Wunsche, sich diese Ehrenkrone f�r ihre Familie zu sichern. Lange aber zeigte 'Abdu'l-Bahá keine Neigung zur Heirat, und niemand verstand die Weisheit hiervon. Sp�ter wurde dann bekannt, da� ein M�dchen lebte, das bestimmt war, 'Abdu'l-Bahás Frau zu werden; ihre Geburt entsprang einem Segen des B�b, den Er ihren Eltern in Isf�h�n erteilt hatte. Ihr Vater war Mirza Muhammad 'Ali, der Onkel des `K�nigs der M�rtyrer` und des `Geliebten der M�rtyrer`, und sie geh�rte zu einer der gro�en und vornehmen Familien von Isf�h�n. Als sich der B�b in Isf�h�n aufhielt, besa� Mirza Muhammad 'Ali keine Kinder, aber seine Frau sehnte sich nach einem Kind. Als der B�b davon vernahm, gab Er ihm von Seiner Speise und hie� ihn, diese mit seinem Weib gemeinsam zu verzehren. Nachdem sie diesen Bissen gegessen hatten, wurde bald offenbar, da� ihre langersehnten Hoffnungen auf Elternschaft sich zu erf�llen im Begriff waren, und zur gegebenen Zeit wurde ihnen eine Tochter geboren, die den Namen Munírih Khánum erhielt�. Sp�ter ward dann noch ein Sohn geboren, dem man den Namen Siyyid Yahy� gab, und in sp�teren Jahren bekamen sie noch weitere Kinder. Im Laufe der Zeit starb Mun�rihs Vater, ihre Vettern erlitten durch Zillu's-Sultan und die Mull�s den M�rtyrertod, und �ber die Familie kam gro�e Not und bittere Verfolgung, da sie Bahá'í waren. Bahá'u'lláh erlaubte dann Mun�rih und ihrem Bruder Siyyid Yahy� in Seinen Schutz nach 'Akka zu kommen. Bahá'u'lláh und Seiner Gemahlin Navvab, der Mutter von 'Abdu'l-Bahá, erzeigte Mun�rih solche Freundlichkeit und Liebe, da� die andern verstanden, warum sie w�nschten, da� sie die Gemahlin von 'Abdu'l-Bahá werden sollte. Der Wunsch seines Vaters und seiner Mutter wurde auch der Wunsch von 'Abdu'l-Bahá. Er empfand warmes Liebesgef�hl und herzliche Zuneigung f�r Mun�rih, die von Herzen erwidert wurden, und binnen kurzem vereinigte sie die Ehe.�

Diese Ehe gestaltete sich au�erordentlich gl�cklich und harmonisch. Von den ihnen geborenen Kindern haben vier die Schrecken der langen Einkerkerung �berlebt und sind durch ihr wundervolles Leben im Dienen allen teuer geworden, die den Vorzug hatten, sie kennenzulernen.

� Es ist interessant, diese Geschichte mit der von der Geburt Johannes des T�ufers zu vergleichen. (Lukas 1.Kapitel)

+4:4 #73 Mittelpunkt des B�ndnisses

Bahá'u'lláh tat auf verschiedene weise kund, da� 'Abdu'l-Bahá Sein Nachfolger sein sollte. Viele Jahre vor Seinem Tod erkl�rte Er dies verh�llt in Seinem Kitáb-i-Aqdas. Er verwies auf 'Abdu'l-Bahá bei verschiedenen Gelegenheiten als auf den �Mittelpunkt des B�ndnisses�, �den gr��ten Ast�, �den Ast aus der altehrw�rdigen Wurzel�. Er sprach von Ihm gew�hnlich als dem �Meister� und forderte von Seiner ganzen Familie, da� alle mit Ihm in betonter Hochachtung verkehrten; und in Seinem Willen und Testament hinterlie� Er ausdr�ckliche Anweisungen, da� sich alle zu Ihm hinwenden und Ihm gehorchen sollten.

Nach dem Tode der �Gesegneten Sch�nheit� (wie Bahá'u'lláh allgemein von Seiner Familie und den Gl�ubigen genannt wurde) trat 'Abdu'l-Bahá in die Stellung ein, die Sein Vater ausdr�cklich f�r Ihn bestimmt hatte, als Haupt des Glaubens und als bevollm�chtigter Ausleger der Lehren; aber dies rief den Groll gewisser Verwandter und anderer Personen hervor, die in der gleichen bitteren Gegnerschaft zu 'Abdu'l-Bahá standen wie Subh-i-Azal zu Bahá'u'lláh. Sie bem�hten sich, Uneinigkeit unter die Gl�ubigen zu tragen, und als ihnen dies nicht gl�ckte, gingen sie dazu �ber, verschiedene falsche Beschuldigungen gegen 'Abdu'l-Bahá bei der t�rkischen Regierung zu erheben.

Im Sinne der Anweisungen, die 'Abdu'l-Bahá von Seinem Vater erhalten hatte, errichtete Er einen Bau am Abhang des Berges Karmel, oberhalb Haifa, der bestimmt war, der dauernde Ruheplatz f�r die Gebeine des B�b zu sein, und auch eine Anzahl R�ume f�r Versammlungen und Gottesdienste enthalten sollte. Sie stellten nun den Beh�rden vor, dieser Bau habe den Zweck, als Festung zu dienen, und 'Abdu'l-Bahá und Seine Anh�nger h�tten die Absicht, sich hier zu verschanzen, der Regierung Trotz zu bieten und nach dem Besitz des angrenzenden Gebiets von Syrien zu streben.

+4:5 #74 Aufs neue strenge Gefangenschaft

Infolge dieser und anderer �hnlicher unbegr�ndeter Anschuldigungen wurden 'Abdu'l-Bahá und Seine Familie, die sich seit mehr als zwanzig Jahren der Freiheit in der Gegend von mehreren Meilen rund um 'Akka erfreut hatten, im Jahre 1901 wieder f�r die Dauer von mehr als sieben Jahren streng auf den Raum innerhalb der Mauern der Gef�ngnisstadt beschr�nkt. Dies hinderte Ihn aber nicht an der wirksamen Verbreitung der Baha'i-Botschaft �ber Asien, Europa und Amerika hin. Horace Holley schreibt �ber diese Zeitspanne (The Modern Social Religion p.171):

�Zu 'Abdu'l-Bahá, dem Lehrer und Freund, kamen viele M�nner und Frauen jeder Rasse, Religion und Nation, an Seinem Tisch zu sitzen gleich lieben G�sten, und befragten Ihn �ber soziale, geistige oder moralische Fragen, die sie am meisten besch�ftigten; nach einem Aufenthalt, der zwei Stunden bis zu vielen Monaten dauerte, kehrten sie heim, vom Geist durchdrungen, neubelebt und erleuchtet. Die Welt besa� sicher kein gastfreieres Haus als dieses. Hinter Seinen T�ren schmolzen die starren Kastenschranken Indiens, das Rassenvorurteil der Juden, Christen und Muhammadaner verwehte wie eine Erinnerung; und jede Konvention, nur nicht die des warmen Herzens und des strebsamen Geistes, brach zusammen, vergessen und versunken vor der einigenden Liebe des Herrn des Hauses. Es war wie bei K�nig Arthur und seiner Tafelrunde ... aber bei einem Arthur, der sowohl Frauen als M�nner zu Rittern schlug, und sie aussandte nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Wort.�

W�hrend dieser Jahre bew�ltigte 'Abdu'l-Bahá einen umfangreichen Briefwechsel mit Gl�ubigen und Fragestellern in allen Teilen der Welt. Bei diesem Werk wurde Er kr�ftig unterst�tzt von Seinen T�chtern und auch von verschiedenen Dolmetschern und Sekret�ren.

Viel von Seiner Zeit opferte Er dem Besuch von Kranken und Elenden in ihrem Heim; und in den �rmsten Vierteln von 'Akka war keiner willkommener als der �Meister�. Ein Pilger, der 'Akka zu dieser Zeit besuchte, schrieb:

�Es ist die Gewohnheit von 'Abdu'l-Bahá, jede Woche am Freitagmorgen Almosen an die Armen zu verteilen. Von Seinem eigenen knappen Verm�gen gibt Er ein wenig allen Bed�rftigen, die zu Ihm um Hilfe kommen. Diesen Morgen sind etwa hundert reihenweise aufgestellt, sitzen oder kauern auf dem Boden, auf der offenen Stra�e vor dem Hof, vor 'Abdu'l-Bahás Haus. Und eine unbeschreibliche Auslese der Menschheit ist es. Allerlei M�nner, Frauen und Kinder - arm, geplagt, trostlos anzusehen, nur halb bekleidet, viele von ihnen verkr�ppelt und blind, wirkliche Bettler, unsagbar arm, geduldig wartend, bis 'Abdu'l-Bahá aus dem Torweg tritt ... Lebhaft schreitet Er von einem zum andern, da einige Augenblicke anhaltend, um ein Wort des Mitgef�hls und der Aufmunterung an jeden zu richten, und l��t Geldm�nzen in jede gierig ausgestreckte Hand fallen, streichelt ein Kindergesicht, ergreift die Hand einer alten Frau, die den Saum Seines Gewandes umfa�t hat, als Er vorbeischreitet, spricht Worte des Lichts mit dem alten, erblindeten Mann, fragt nach denen, die zu schwach und elend sind, um die kleine Gabe selbst zu holen, und sendet ihnen ihren Anteil mit der Botschaft der Liebe und der Aufmunterung.� (M. J. M., Glimpses of 'Abdu'l-Bahá, p.13)

'Abdu'l-Bahás pers�nliche Bed�rfnisse waren gering. Er arbeitete von fr�h bis sp�t. Zwei einfache Mahlzeiten des Tags gen�gten Ihm. Sein Kleiderschrank enthielt nur sehr wenige Kleidungsst�cke aus billigem Stoff. Er konnte es nicht ertragen, im �berflu� zu leben, w�hrend andere Mangel litten. Er hatte gro�e Liebe zu Kindern, Blumen und den Sch�nheiten der Natur. Jeden Morgen um sechs oder sieben Uhr pflegte sich die Familie zu versammeln, um den Fr�hst�ckstee gemeinsam einzunehmen, und w�hrend der Meister seinen Tee trank, sangen die kleinen Kinder des Haushalts Gebete. Thornton Chase schreibt von diesen Kindern (In Galilee, p.51):

�Solche Kinder habe ich noch nie gesehen, so h�flich, so uneigenn�tzig, so f�r andere bedacht, so unaufdringlich, klug und rasch bereit zum Verzicht in den kleinen Dingen, wie sie Kinder lieben.�

Der �Blumendienst� war ein Kennzeichen des Lebens in 'Akka, von dem jeder Pilger duftende Andenken mit sich nahm. Mrs. Lukas schreibt (A Brief Account of My Visit to 'Akka, p.26):

�Wenn der Meister den Duft der Blumen einatmet, ist es wundervoll, Ihn anzusehen. Es sieht aus, als ob der Geruch der Hyazinthen Ihm etwas erz�hle, solange Er Sein Angesicht in die Blumen vergr�bt. Es gleicht dem Bem�hen des Ohrs, eine herrliche Harmonie von T�nen zu vernehmen - mit gesammelter Hingabe.�

Er liebte es, herrliche, s��duftende Blumen Seinen zahlreichen Besuchern zu �berreichen. Mr. Thornton Chase fa�t seinen Eindruck von dem Gef�ngnisleben in 'Akka so zusammen (in Galilee p.24):

F�nf Tage verbrachten wir innerhalb dieser Stadtmauern, als Mitgefangene dessen, der in diesem `Gr��ten Gef�ngnis` wohnt. Es ist ein Gef�ngnis des Friedens, der Liebe und des Dienstes. Kein Wunsch, kein Verlangen lebt dort, au�er nach dem Gl�ck der Menschheit, dem Frieden der Welt, der Anerkennung der Vaterschaft Gottes und der gemeinsamen Rechte der Menschheit als Seine Gesch�pfe, Seine Kinder. In der Tat, das wirkliche Gef�ngnis, die erstickende Luft, die Trennung von all dem, was das gl�ubige Herz w�nscht, die Bindungen an die Dinge der Welt sind au�erhalb dieser Steinmauern, w�hrend in ihnen die Freiheit und das reine Wehen des Geistes Gottes wohnt. Alles St�rende, alle Unruhe, alle Plage und alle Angst um weltliche Dinge sind von hier ausgeschlossen.�

Den meisten Menschen m�gen die H�rten des Gef�ngnislebens als schweres Ungl�ck erscheinen, aber f�r Abdu'l-Bahá boten sie keine Schrecken. W�hrend seiner Gefangenschaft schrieb Er:

�Gr�mt euch nicht �ber meine Gefangenschaft und �ber mein Ungl�ck. Denn dieses Gef�ngnis ist mein sch�ner Garten, mein Heim und Paradies und mein Thron der Herrschaft unter den Menschen. Mein Elend in meinem Gef�ngnis ist eine Krone f�r mich, mit der ich strahle unter den Gerechten.��

�Man kann gl�cklich sein in den Verh�ltnissen des Wohllebens, der Behaglichkeit, des Erfolges, der Gesundheit, des Vergn�gens und der Freude; wenn aber jemand gl�cklich und zufrieden sein kann in unruhigen und harten Zeiten und in Krankheitstagen, so ist dies der Beweis von Seelenadel.��

� Tablets of 'Abdu'l-Bahá, Bd.II, p.258,263
+4:6 #77 T�rkische Untersuchungskommissionen

In den Jahren 1904 und 1907 wurden von der t�rkischen Regierung Kommissionen eingesetzt, um �ber die gegen 'Abdu'l-Bahá erhobenen Anklagen Untersuchungen anzustellen, und l�gnerische Zeugenaussagen lieferten Beweise gegen Ihn. W�hrend 'Abdu'l-Bahá die Anschuldigungen zur�ckwies, brachte Er Seine volle Bereitwilligkeit zum Ausdruck, sich jedem Richterspruch zu unterwerfen, den der Gerichtshof �ber Ihn f�llen w�rde. Er erkl�rte, da� Er, selbst wenn sie Ihn ins Gef�ngnis werfen, durch die Stra�en schleifen, verfluchen, anspeien, steinigen und alle Arten von Schmach auf Ihn h�ufen, Ihn h�ngen oder erschie�en sollten, dennoch sehr gl�cklich w�re.

Zwischen den Sitzungen der Untersuchungsaussch�sse setzte Er Sein gewohntes Leben mit �u�erstem Gleichmut fort, pflanzte Fruchtb�ume im Garten und stand einem Hochzeitsfest mit der strahlenden W�rde geistiger Freiheit vor. Der italienische Konsul erbot sich, Ihm f�r sichere �berfahrt nach irgendeinem fremden Hafen zu sorgen, den Er bestimmen m�ge, doch Er lehnte dieses Anerbieten dankend aber entschieden ab mit der Erkl�rung, da� Er, unter welchen Folgen auch immer, den Fu�stapfen des B�b und der �Gesegneten Vollkommenheit� folgen m�sse, die nie versuchten, Sich zu retten oder vor Ihren Feinden zu fliehen. Er ermunterte aber die meisten der Baha'i, die Umgebung 'Akkas zu verlassen, da gro�e Gefahr f�r sie bestand, und blieb allein zur�ck mit wenigen der Gl�ubigen, Sein Schicksal erwartend.

Die vier bestochenen Beamten, welche die letzte Untersuchungskommission bildeten, kamen in 'Akka zu Anfang des Winters 1907 an, blieben einen Monat und reisten dann, nach Beendigung ihrer sogenannten �Untersuchung�, wieder nach Konstantinopel zur�ck, um zu berichten, da� die gegen 'Abdu'l-Bahá erhobenen Anschuldigungen begr�ndet gewesen seien und Seine Verbannung oder Hinrichtung zu empfehlen sei. Sie waren aber noch nicht in die T�rkei zur�ckgekehrt, als dort die Revolution ausbrach, und die vier Kommissionsmitglieder, die zum alten Regime geh�rten, mu�ten fliehen, um ihr Leben zu retten. Die Jungt�rken richteten ihre Herrschaft auf, und alle politischen und religi�sen Gefangenen im t�rkischen Reich wurden in Freiheit gesetzt. Im September 1908 wurde 'Abdu'l-Bahá aus der Gefangenschaft erl�st, und im folgenden Jahr wurde 'Abdu'l-Hamid, der Sultan, selbst ein Gefangener.

+4:7 #78 Reisen nach dem Westen

Nach Seiner Freilassung setzte 'Abdu'l-Bahá das gleiche heilige Leben unaufh�rlicher T�tigkeit durch Lehren, Briefwechsel, F�rsorge f�r die Armen und Kranken fort, unter Verlegung des Wohnsitzes von 'Akka nach Haifa und sp�ter nach Alexandria, bis zum August 1911, als Er zu Seinem ersten Besuch des Westens aufbrach. W�hrend Seiner Reisen im Westen kam 'Abdu'l-Bahá mit Menschen jeder Geistesrichtung zusammen und erf�llte voll und ganz das Gebot von Bahá'u'lláh, �verkehrt mit allen Menschen in Freude und Wohlwollen�. Nach London kam Er Anfang September 1911 und blieb dort einen Monat, in dessen Verlauf Er neben t�glichen Gespr�chen mit Fragestellern und neben vielen andern T�tigkeiten Ansprachen an die Kongregationen des Rev. R.J. Campbell im City Temple und des Archidiakons Wilberforce an St. John's, Westminster, hielt und mit dem Oberb�rgermeister fr�hst�ckte. Er begab sich dann nach Paris, wo Seine Zeit ausgef�llt war mit t�glichen Ansprachen und Gespr�chen mit eifrig lauschenden Zuh�rern vieler Nationen und Rassen. Im Dezember kehrte Er nach �gypten zur�ck, und im n�chsten Fr�hling, der dringenden Einladung der amerikanischen Freunde folgend, reiste Er nach den Vereinigten Staaten und kam im April 1912 in New York an. W�hrend der n�chsten sieben Monate reiste Er durch Amerika, von K�ste zu K�ste, wobei Er Ansprachen vor allen Arten und St�nden von Menschen hielt: Universit�tsstudenten, Sozialisten, Mormonen, Juden, Christen, Freidenkern, Esperantisten, Friedensgesellschaften, Neugeist-Klubs, Vereinen von Frauenrechtlerinnen. Er sprach auch in Kirchen von nahezu jeder Glaubensrichtung und lie� stets Seinen Ansprachen die Gelegenheit zu pers�nlicher Aussprache folgen. Am 5. Dezember fuhr Er nach Gro�britannien, wo Er mit dem Besuch von Liverpool, London, Bristol und Edinburgh sechs Wochen zubrachte. In Edinburgh hielt Er eine beachtenswerte Ansprache in der Esperantogesellschaft, in der Er verk�ndete, da� Er die Bahá'í des Ostens aufgemuntert habe, Esperanto zu lernen, damit sich in Zukunft der Westen und der Osten besser verstehen k�nnten. Nachdem Er dann noch zwei Monate in Paris zugebracht hatte, wie immer mit t�glichen Unterredungen und Besprechungen besch�ftigt, reiste Er nach Stuttgart, wo Er eine Reihe sehr erfolgreicher Versammlungen mit den deutschen Bahá'í hielt; von da ging Er nach Budapest und Wien, wo Er neue Gruppen gr�ndete, und kehrte alsdann im Mai 1913 nach �gypten und am 5. Dezember 1913 nach Haifa zur�ck.

+4:8 #78 R�ckkehr ins Heilige Land

'Abdu'l-Bahá stand damals im siebzigsten Lebensjahr, und Seine lange und angestrengte Arbeit, die sich noch bei diesen aufreibenden Reisen im Westen geh�uft hatte, hatte Seine Gesundheit sehr angegriffen. Nach Seiner R�ckkehr schrieb Er das folgende ergreifende Tablet an die Gl�ubigen im Osten und Westen:

�Freunde, die Zeit ist gekommen, da ich nicht mehr l�nger bei euch sein werde. Ich habe getan, was getan werden konnte. Ich habe der Sache von Bahá'u'lláh bis zum �u�ersten meiner Kr�fte gedient. Ich habe Tag und Nacht gearbeitet alle die Jahre meines Lebens.�

�O, wie sehne ich mich zu sehen, da� die Gl�ubigen die Verantwortung f�r die Sache auf sich nehmen! Jetzt ist die Zeit, das K�nigreich Abha (des Allh�chsten) zu verk�ndigen, jetzt ist die Stunde der Einigung und Eintracht! Jetzt ist der Tag geistiger Harmonie der Freunde Gottes ! ...�

�Ich lausche nach Osten und Westen, nach Norden und S�den, ob ich vielleicht das Lied der Liebe und der Bruderschaft in den Versammlungen der Gl�ubigen vernehme. Meine Tage sind gez�hlt, und sonst gibt es keine Freude mehr f�r mich.�

�O, wie sehne ich mich, die Freunde geeinigt zu sehen wie ein schimmerndes Perlenband, wie das leuchtende Siebengestirn, wie die Sonnenstrahlen, wie die Gazellen einer Aue!�

�Die geheimnisvolle Nachtigall singt f�r sie, wollen sie nicht lauschen? Der Vogel des Paradieses lockt, wollen sie nicht h�ren? Der Engel des K�nigreichs Abha ruft sie, wollen sie nicht aufhorchen? Der Bote des B�ndnisses� tritt f�r sie ein, wollen sie nicht achtgeben?�

�Ach, ich warte, warte, die frohe Nachricht zu h�ren, da� die Gl�ubigen die Verk�rperung der Aufrichtigkeit und Treue sind, die verk�rperte Liebe und Freundschaft und die Offenbarung von Einheit und Eintracht!�

�Wollen sie mein Herz nicht erfreuen? Wollen sie mein Sehnen nicht stillen? Wollen sie meine dringenden Bitten nicht beachten? Wollen sie meine Hoffnung nicht erf�llen? Wollen sie meinem Ruf nicht antworten?�

�Ich warte, ich warte geduldig!�
� Abdu'l-Bahá

Die Feinde des Baha'i-Glaubens, deren Hoffnungen hoch gestiegen waren, als der B�b als Opfer ihrer Wut fiel, als Bahá'u'lláh aus Seiner Heimat vertrieben und zum lebensl�nglichen Gefangenen gemacht wurde, und dann beim Heimgang von Bahá'u'lláh - diese Feinde fa�ten sich von neuem ein Herz, als sie die k�rperliche Schw�che und M�digkeit von 'Abdu'l-Bahá nach Seiner R�ckkehr von den Reisen nach dem Westen wahrnahmen. Aber wieder waren ihre Hoffnungen zum Scheitern verurteilt. Nach kurzer Zeit konnte 'Abdu'l-Bahá schreiben:

�Ohne Frage w�ren dieser irdische K�rper und die menschliche Kraft �berhaupt nicht f�hig gewesen, den andauernden Lasten und M�hen zu widerstehen ... aber die Unterst�tzung und Hilfe des Ersehnten waren H�ter und Besch�tzer des schwachen und dem�tigen 'Abdu'l-Bahá ... Man hat behauptet, da� 'Abdu'l-Bahá im Begriff sei, der Welt endg�ltig Lebewohl zu sagen, da� seine K�rperkraft verbraucht und ersch�pft sei und da� binnen kurzem diese Umst�nde seinem Leben ein Ende setzen w�rden. Dies ist weit von der Wahrheit. Obgleich nach �u�erlichem Daf�rhalten der B�ndnisbrecher und �belgesinnten der K�rper wegen der Heimsuchungen auf dem gesegneten heiligen Pfade schwach ist, befinden sich doch, Gott sei gelobt, durch die Vorsehung der Gesegneten Vollkommenheit die geistigen Kr�fte in bester Verj�ngung und St�rke. Dank sei Gott, da� jetzt, durch Gnade und Segen von Bahá'u'lláh, sogar die K�rperkr�fte wieder v�llig hergestellt sind, mir g�ttliche Freude geschenkt ist, die erhabenen frohen Botschaften strahlen und geistige Gl�ckseligkeit in �berreichem Ma�e str�mt.��

Sowohl w�hrend als nach Beendigung des gro�en Kriegs war 'Abdu'l-Bahá f�hig, neben zahllosen anderen T�tigkeiten eine Reihe gro�er und anfeuernder Briefe zu verfassen, die, als die Verbindungen wieder hergestellt waren, die Gl�ubigen in der Welt zu neuer Begeisterung und neuem Diensteifer anspornten. Unter dem Geiste dieser Briefe machte der Glaube sprunghafte Fortschritte, und �berall zeigte die Sache neues Leben und neue Kraft.

� Star of the West, Nr.14, p.213
+4:9 #81 Kriegszeit in Haifa

Ein bemerkenswertes Beispiel der Voraussicht 'Abdu'l-Bahás zeigte sich w�hrend der Monate unmittelbar vor dem Krieg. In Friedenszeiten war in Haifa gew�hnlich eine gro�e Anzahl von Pilgern aus Persien und anderen Zonen der Erde. Etwa sechs Monate vor Kriegsausbruch legte einer der alten in Haifa lebenden Bahá'í ein Bittgesuch von verschiedenen persischen Gl�ubigen um Erlaubnis zu einem Besuch beim Meister vor. 'Abdu'l-Bahá erteilte die Erlaubnis nicht, und von der Zeit an entlie� Er nach und nach die Pilger, die in Haifa waren, so da� Ende Juli 1914 keine mehr zur�ckgeblieben waren. Als dann in den ersten Augusttagen der pl�tzliche Ausbruch des gro�en Kriegs die Welt erschreckte, wurde die Weisheit Seiner Voraussicht offenbar.

Als der Krieg ausgebrochen war, wurde 'Abdu'l-Bahá, der bereits f�nfundf�nfzig Jahre Seines Lebens in Verbannung und Gefangenschaft zugebracht hatte, tats�chlich wieder ein Gefangener der t�rkischen Regierung. Die Verbindung (mit den Freunden und Gl�ubigen au�erhalb Syriens war beinahe v�llig abgeschnitten, und Er und Seine kleine Schar von Anh�ngern waren wieder engen Verh�ltnissen, Nahrungsmangel und gro�er pers�nlicher Gefahr und Unbequemlichkeit unterworfen.

Den Krieg �ber hatte 'Abdu'l-Bahá eine arbeitsreiche Zeit in der Sorge f�r die leiblichen und geistigen Bed�rfnisse der Menschen Seiner Umgebung. Er rief pers�nlich ausgedehnte landwirtschaftliche Unternehmungen bei Tiberias ins Leben und sicherte so eine gro�e Zufuhr von Weizen, wodurch Hungersnot abgewendet wurde nicht nur f�r die Baha'i, sondern f�r Hunderte von Armen aller Religionen in Haifa und 'Akka, deren Bed�rfnissen Er gro�z�gig entsprach. Er sorgte f�r alle und milderte ihre Leiden so gut wie m�glich. T�glich gab Er Hunderten von armen Menschen eine kleine Summe Geldes, und dazu schenkte Er ihnen Brot. Wenn es kein Brot gab, verteilte Er Datteln oder etwas anderes. Er machte h�ufig Besuche in 'Akka, um die Gl�ubigen und die armen Menschen dort zu tr�sten und ihnen zu helfen. W�hrend der Kriegszeit hatte Er t�glich Versammlungen mit den Gl�ubigen und durch Seine Hilfe blieben die Freunde gl�cklich und ruhig w�hrend dieser bewegten Jahre.

+4:10 #82 Sir 'Abdu'l-Bahá 'Abbas, K.B.E.�

Man atmete in ganz Haifa auf, als am 23. September 1918, 3 Uhr nachmittags, nach einem Kampf von ungef�hr vierundzwanzig Stunden, die Stadt von britischer und indischer Reiterei eingenommen wurde und die Schrecken des Kriegszustandes unter der t�rkischen Regierung ein Ende nahmen.

Mit Beginn der britischen Besetzung suchten Scharen von Soldaten und Regierungsbeamten aller Grade, auch der h�chsten, Unterredungen mit 'Abdu'l-Bahá zu erlangen, um sich an Seinen erleuchtenden Gespr�chen zu erfreuen, an der Weite Seiner Gedanken und der Tiefe Seiner Einsicht, an Seiner w�rdevollen H�flichkeit und Seiner heiteren Gastlichkeit. So tiefe Eindr�cke empfingen die Vertreter der Regierung von 'Abdu'l-Bahás vornehmem Charakter und Seiner gro�en Arbeit f�r Frieden, V�lkervers�hnung und das wahre Wohlergehen der Menschen, da� Ihm die Ritterschaft des Britischen Reiches verliehen wurde. Die Feier fand im Garten des Milit�rgouverneurs von Haifa am 27. April 1920 statt.

� Knight Commander of the British Empire
+4:11 #83 Die letzten Jahre

W�hrend des Winters von 1919 auf 1920 hatte der Verfasser das gro�e Vorrecht, zweieinhalb Monate als Gast von 'Abdu'l-Bahá in Haifa zu weilen und aus n�chster N�he Sein t�gliches Leben beobachten zu d�rfen. Zu jener Zeit war Er, obgleich ann�hernd sechsundsiebzig Jahre alt, noch bemerkenswert r�stig und bew�ltigte t�glich eine beinahe unglaubliche Menge von Arbeit. Obgleich oft sehr m�de, bewies Er wundervolle Kraft, sich wieder zu erholen, und Seine Dienste standen immer denen zur Verf�gung, die ihrer bedurften. Seine unersch�pfliche Geduld, G�tigkeit, Freundlichkeit und Sein Feingef�hl machten Seine Gegenwart zu einem Segen. Er war gewohnt, einen gro�en Teil der Nacht im Gebet und in Andacht zuzubringen. Vom fr�hen Morgen bis zum Abend, eine kurze Mittagsruhe nach dem Essen ausgenommen, war Er rastlos besch�ftigt, Briefe aus vielen L�ndern zu lesen und zu beantworten und auf die zahlreichen Angelegenheiten des Haushaltes und des Glaubens zu achten. Nachmittags g�nnte Er sich gew�hnlich eine kleine Erholung in Form eines Spaziergangs oder einer Spazierfahrt; aber auch hier hatte Er meist einen oder zwei Begleiter bei sich oder eine Gesellschaft von Pilgern, mit denen Er sich �ber geistige Dinge unterhalten konnte; oder Er fand auf dem Wege Gelegenheit, einige Arme zu besuchen und f�r sie zu sorgen. Nach der R�ckkehr berief Er die Freunde zur gew�hnlichen Abendversammlung in Sein Zimmer. Beim zweiten Fr�hst�ck wie bei der Hauptmahlzeit pflegte Er eine Anzahl Pilger und Freunde zu bewirten und Seine G�ste sowohl mit frohen und lustigen Geschichten als auch mit k�stlichen Gespr�chen �ber die verschiedensten Dinge zu erfreuen. �Mein Heim ist das Heim der Freude und des Frohsinns�, erkl�rte Er. Und es war in der Tat so. Er freute sich, wenn Er Menschen der verschiedenen Rassen, Farben, Nationen und Religionen in Einigkeit und herzlicher Freundschaft um Seinen gastlichen Tisch versammeln konnte. Er war in der Tat ein liebender Vater nicht nur f�r die kleine Gemeinschaft in Haifa, sondern auch f�r die Baha'i-Gemeinschaft in der Welt.

+4:12 #84 Der Heimgang 'Abdu'l-Bahás

'Abdu'l-Bahás mannigfaltige T�tigkeiten dauerten, wenn auch langsam abnehmend, trotz wachsender k�rperlicher Schw�che und M�digkeit bis zum zweitletzten oder letzten Tag seines Lebens. Am Freitag, dem 25. November 1921, wohnte Er noch dem Mittagsgebet in der Moschee in Haifa bei und verteilte nachher Almosen an die Armen mit eigener Hand, wie Er gewohnt war. Nach dem zweiten Fr�hst�ck diktierte Er einige Briefe. Als Er geruht hatte, erging Er sich im Garten und unterhielt sich mit dem G�rtner. Abends erteilte Er Seinen Segen und seinen Rat einem geliebten, glaubenstreuen Diener des Haushalts, der am selben Tage geheiratet hatte, und sp�ter hielt Er die �bliche Versammlung der Freunde in Seinem eigenen Zimmer ab. Kaum drei Tage sp�ter, eineinhalb Stunden nach Mitternacht, am Montag, dem 28. November, ging Er so friedevoll heim, da� es den zwei an Seinem Bett wachenden T�chtern schien, als ob Er sich ruhig schlafen gelegt habe.

Die traurige Nachricht verbreitete sich bald in der ganzen Stadt und wurde in alle Teile der Welt gedrahtet. Am n�chsten Morgen (Dienstag, 29. November) fand das Begr�bnis statt,

�ein Begr�bnis, wie es in Haifa, ja in ganz Pal�stina sicherlich noch nie dagewesen ist ... so tief war das Gef�hl, das so viele Tausende von Trauernden, Vertretern von vielen Religionen, Rassen und Sprachen zusammenf�hrte.��

�Der englische Hohe Kommissar, Sir Herbert Samuel, der Gouverneur von Jerusalem, der Gouverneur von Ph�nizien, die h�chsten Staatsbeamten der Regierung, die Konsuln der verschiedenen L�nder, die in Haifa wohnten, die Oberh�upter der verschiedenen religi�sen Gemeinschaften, die angesehensten Pers�nlichkeiten Pal�stinas, Juden, Christen, Moslems, Drusen, �gypter, Griechen, T�rken, Kurden und eine Menge Seiner amerikanischen und europ�ischen Freunde, und Freunde aus Seinem eigenen Lande, M�nner, Frauen und Kinder von hohem und niederem Stand, ... sie alle, etwa zehntausend an der Zahl, beweinten den Verlust ihres Geliebten ... `O Gott, Du unser Gott!` jammerte das Volk einstimmig, `Unser Vater hat uns verlassen, unser Vater hat uns verlassen!` ...��

�Sie schritten langsam den weg zum Karmel, dem Weinberge Gottes hinan ... Nach zweist�ndigem, langsamem Gang erreichten sie den Garten am Grabe des B�b ... Als sich die gro�e Menschenmenge ringsum dr�ngte, Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen, Moslems, Christen und Juden, alle Herzen erf�llt von gl�hender Liebe zu 'Abdu'l-Bahá, erhoben manche im Impuls des Augenblicks, andere auch vorbereitet, die Stimme in Lob und SchMirza Sie brachten ihre letzte Ehrenbezeugung und ihr Lebewohl ihrem Geliebten dar. Sie waren in ihrer Trauer noch so verbunden mit Ihm, dem weisen Erzieher und Berater der Menschen in dieser wirren und traurigen Zeit, da� es schien, als bliebe den Bahá'í nichts mehr zu sagen �brig.��

Neun Redner, alle hervorragende Vertreter der muhammadanischen, christlichen und j�dischen Gemeinschaften, bezeugten beredt und bewegend ihre Liebe und Bewunderung f�r das reine und edle Leben, das nun zu Seinem Ende gekommen war. Dann wurde der Sarg langsam zu seinem einfachen und geheiligten Ruheplatz verbracht.

Wahrlich, hier wurde der geb�hrende Tribut dem Andenken eines Menschen gezollt, der Sein ganzes Leben lang gearbeitet hatte f�r die Einheit der Religionen, der Rassen, der Sprachen, ein Tribut und zugleich ein Beweis daf�r, da� Sein Lebenswerk nicht vergebens war, da� die hohen Gedanken von Bahá'u'lláh, von denen Er Seine Inspirationen erhalten hatte, oder vielmehr, die Sein wahres Leben dargestellt hatten, bereits begannen, die Welt zu durchdringen und die Schranken der Sekten und Kasten niederzurei�en, die jahrhundertelang Muhammadaner, Christen, Juden und die andern verschiedenen Gruppen, in die die Menschenfamilie gespalten war, gegenseitig entfremdet hatten.

� Lady Blomfield und Shoghi Effendi: �The Passing of 'Abdu'l-Bahá

+4:13 #86 Schriften und Ansprachen

Die Schriften von 'Abdu'l-Bahá sind sehr zahlreich, und man findet sie meist in der Form von Briefen an Gl�ubige und Fragesteller. Eine gro�e Menge Seiner Gespr�che und Reden wurden ferner in Berichten wiedergegeben, und viele wurden ver�ffentlicht. Viele der Tausende von Pilgern, die Ihn in 'Akka und Haifa besuchten, schrieben Schilderungen ihrer Eindr�cke, und viele dieser Berichte stehen jetzt gedruckt zur Verf�gung. Seine Lehren sind auf diese Weise sehr vollst�ndig erhalten, und sie erstrecken sich auf eine sehr lange Reihe von Themen. Mit vielen der Probleme sowohl des Ostens wie des Westens befa�te Er sich eindringlicher, als es Sein Vater getan hatte, und gab dabei mehr ins einzelne gehende Anwendungen f�r die von Bahá'u'lláh allgemein niedergelegten Grunds�tze. Ein Teil Seiner Schriften ist bis jetzt noch nicht in eine abendl�ndische Sprache �bersetzt worden, aber es sind bereits gen�gend davon zug�nglich, um eine tiefe und vollkommene Kenntnis von den wichtigeren Grunds�tzen Seiner Lehre zu vermitteln.

Er sprach persisch, arabisch und t�rkisch. Auf Seinen Reisen im Westen wurden Seine Gespr�che und Reden immer �bersetzt, wobei sie sichtlich viel von ihrer Sch�nheit, Beredsamkeit und Kraft verloren, aber die Macht des Geistes, die Seine Worte begleitete, war derartig, da� sie auf alle, die Ihn h�rten, den tiefsten Eindruck machten.

+4:14 #87 Die Stufe 'Abdu'l-Bahás

Die einzigartige Stufe, die 'Abdu'l-Bahá durch die Gesegnete Vollkommenheit zugewiesen wurde, wird von Ihm selbst durch folgende Stelle bezeichnet: (Kitáb-i-Ahd S.10)

�Wenn das Meer Meiner Gegenwart verebbt und das Buch des Ursprungs beendet ist, dann wendet euch Ihm zu ('Abdu'l-Bahá), den Gott bestimmt hat - Ihm, der dieser Altehrw�rdigen Wurzel entsprungen ist.�

Und wiederum:

� ... wendet euch in allem, was ihr im Buche nicht versteht, an Ihn, der ein Zweig dieses m�chtigen Stammes ist.�

'Abdu'l-Bahá selbst schrieb:

�Im Einklang mit dem ausdr�cklichen Wortlaut des Kitáb-i-Aqdas hat Bahá'u'lláh den Mittelpunkt des B�ndnisses zum Ausleger Seines Wortes gemacht - ein so festes und m�chtiges B�ndnis, wie es seinesgleichen seit Anbeginn aller Zeit bis zum heutigen Tag keine religi�se Sendung hervorgebracht hat.�

Die vollkommene Dienstbereitschaft, mit der 'Abdu'l-Bahá den Glauben von Bahá'u'lláh in Ost und West verbreitete, f�hrte seitens der Gl�ubigen bisweilen zu unklaren Auffassungen hinsichtlich Seiner Stufe. Unter dem Eindruck der Reinheit des Geistes, der Seine Worte und Taten beseelte, umgeben von religi�sen Einfl�ssen, die den Niedergang ihrer althergebrachten Lehren bedeuteten, glaubte eine Anzahl von Baha'i, 'Abdu'l-Bahá zu ehren, wenn sie Ihn mit einer Manifestation verglichen oder Ihn als die Wiederkunft Christi begr��ten. Nichts verursachte Ihm so gro�en Kummer wie dieser Mangel an der Erkenntnis, da� Seine F�higkeiten im Dienste Bahá'u'lláhs von der Reinheit des der Sonne der Wahrheit zugewandten Spiegels und nicht von der Sonne selbst herr�hrten.

�berdies hat der Glaube Bahá'u'lláhs im Unterschied zu fr�heren Sendungen das Wirkungsverm�gen auf die gesamte Menschheit in sich. W�hrend 'Abdu'l-Bahás Wirken, das sich �ber die Zeit von 1892 bis 1921 erstreckte, hatte der Glaube auf dem Wege zu einer wahren Weltordnung verschiedene Entwicklungsstadien durchlaufen. Seine Entwicklung erforderte ununterbrochene F�hrung und ins einzelne gehende Anweisungen durch 'Abdu'l-Bahá, der allein die F�lle dieser neuen, m�chtigen Inspiration kannte, die in diesem Zeitalter in die Welt gekommen war. Bis zur Er�ffnung des eigenen �Willens und Testaments� nach dem Hinscheiden 'Abdu'l-Bahás, und bis dessen Bedeutung durch Shoghi Effendi, den H�ter des Glaubens, dargelegt wurde, ma�en die Bahá'í der F�hrung durch ihren geliebten Meister beinahe unvermeidlich einen Grad von geistiger Autorit�t bei, welcher dem einer Manifestation gleichkommt.

Die Wirkungen einer solch naiven Begeisterung werden innerhalb der Baha'i-Gemeinschaft nicht weiter empfunden; aber bei tieferem Eindringen in das Mysterium jener unvergleichlichen Ergebenheit und Dienstbereitschaft k�nnen die Bahá'í heute um so bewu�ter die einzigartige Natur der Sendung erfassen, welche 'Abdu'l-Bahá vollbrachte. Der Glaube, der im Jahre 1892 durch die leibliche Verbannung und Einkerkerung seines Vorbildes und Auslegers so schwach und hilflos schien, hat seitdem mit unwiderstehlicher Macht Gemeinden in vielen L�ndern� aufgerichtet und steht der Schw�che einer absterbenden Zivilisation mit einem Gef�ge von Lehren gegen�ber, die allein die Zukunft einer verzweifelnden Menschheit entschleiern k�nnen.

Das Buch �Wille und Testament� von 'Abdu'l-Bahá stellt an sich mit v�lliger Klarheit das Geheimnis der Stufen des B�b, Bahá'u'lláh's und Seiner eigenen Sendung dar: (S.32)

�Die Glaubensgrundlage des Volkes Bahas - m�ge ihm mein Leben als Opfer dienen - ist diese: `Seine Heiligkeit der Erhabene (der B�b) ist die Offenbarung der Einheit und Einzigkeit Gottes und der Vorl�ufer der Ewigen Sch�nheit. Seine Heiligkeit die Abha-Sch�nheit - m�ge mein Leben ein Opfer f�r Ihre standhaften Freunde sein - ist die h�chste Offenbarung Gottes und der Aufgangsort Seines h�chst g�ttlichen Wesens. Alle anderen sind Seine Diener und befolgen, was Er gebietet.`�

Durch diese und zahlreiche andere Feststellungen, in denen 'Abdu'l-Bahá mit Nachdruck die Wichtigkeit betonte, die Erkenntnis des Glaubens auf Seine allgemeinen Tablets zu gr�nden, wurde ein Fundament f�r die Einheit des Glaubens gelegt, mit dem Ergebnis, da� die Verschiedenartigkeit der Auffassungen, verursacht durch Hinweise auf Seine Tablets an einzelne, worin der Meister pers�nliche Fragen beantwortete, rasch verschwanden. Vor allen Dingen �bertrug die Begr�ndung einer endg�ltigen Verwaltungsordnung mit dem H�ter an ihrer Spitze jede Autorit�t, die fr�her einzelne Bahá'í in den verschiedenen �rtlichen Gruppen durch Ansehen und Einflu� innehatten, auf administrative Einrichtungen.

� 1969 in 139 unAbhangigen Staaten und 173 wichtigen Territorien und Inseln. (Vgl. Nachwort S.317.)

+4:15 #89 Vorbild des Baha'i-Lebens

Bahá'u'lláh war vor allem der Offenbarer des Wortes. Seine vierzigj�hrige Einkerkerung gab Ihm nur beschr�nkte Gelegenheit zum Verkehr mit Seinen Mitmenschen. 'Abdu'l-Bahá fiel daher die bedeutsame Aufgabe zu, ein lebendes Beispiel der Offenbarung zu werden, der Vollbringer des Wortes, das gro�e Vorbild des Baha'i-Lebens in wirklicher Ber�hrung mit der Welt von heute, in den verschiedensten Phasen ihrer tausenderlei T�tigkeiten. Er zeigte, da� es immer m�glich ist, mitten im Trubel und der Hast des modernen Lebens, inmitten der Eigenliebe und des Ringens nach �u�erem Wohlstand, das �berall herrscht, das Leben mit vollkommener Ergebenheit in Gott und im Dienste an den Mitmenschen zu leben, wie es Christus und Bahá'u'lláh und alle Offenbarer von den Menschen gefordert haben. In Pr�fungen und Wechself�llen, Schwierigkeiten und Verrat auf der einen Seite, in Liebe, Lobpreis, Ergebenheit und Verehrung auf der andern Seite, stand Er einem Leuchtturm gleich, gegr�ndet auf einen Felsen, um den Winterst�rme w�ten und das sommerliche Meer spielt, wobei Sein Gleichma� und Seine Ruhe immer fest und unersch�ttert blieben. Er lebte ein Leben des Glaubens und forderte Seine Nachfolger auf, es hier und jetzt nachzuleben. Er hi�te inmitten einer kriegerischen Welt das Banner der Einheit und des Friedens, die Standarte einer neuen Zeit, und Er verhie� denen, die sich zu ihrem Dienste versammeln, da� sie durch den Geist des neuen Tages inspiriert werden. Es ist derselbe Heilige Geist, der die Offenbarer und die Heiligen alter Zeiten beseelte, aber es ist eine neue Ausgie�ung dieses Geistes, angepa�t den Bed�rfnissen der neuen Zeit.

+5:0 #90
5. Kapitel
WAS IST EIN Bahá'í ?

�Der Mensch mu� Fr�chte aufweisen. Ein fruchtloser Mensch gleicht nach den Worten Seiner Heiligkeit des Geistes (Christi) einem fruchtlosen Baum, der f�r das Feuer bestimmt ist.�

(Bahá'u'lláh, Worte des Paradieses)

Herbert Spencer bemerkte einmal, es sei keiner politischen Alchemie m�glich, ein goldenes Betragen aus bleiernen Instinkten hervorzubringen, und ebenso wahr sei, da� man durch keine politische Alchemie eine goldene Gesellschaft aus bleiernen Einzelmenschen bilden k�nne.

Gleich allen fr�heren Offenbarern verk�ndete Bahá'u'lláh diese Wahrheit und lehrte, da�, um das K�nigreich Gottes auf Erden aufzurichten, es zuerst in den Herzen der Menschen errichtet sein mu�. Beim Erforschen der Baha'i-Lehre sollten wir daher vor allem mit den Unterweisungen beginnen, die Bahá'u'lláh f�r das Betragen des einzelnen aufgestellt hat, und sollten versuchen, uns ein klares Bild davon zu machen, was es hei�t, ein Bahá'í zu sein.

+5:1 #90 Das Leben zu leben

Als 'Abdu'l-Bahá einmal gefragt wurde: �Was ist ein Baha'i?� antwortete Er: �Ein Bahá'í sein hei�t einfach, die ganze Welt lieben, die ganze Menschheit lieben und sich bem�hen, ihr zu dienen, f�r den allgemeinen Frieden und die allgemeine Br�derlichkeit zu arbeiten.� Bei anderer Gelegenheit kennzeichnete Er einen Bahá'í �als einen Menschen, der in seiner Lebensf�hrung alle menschliche Vollkommenheit aufweist�. In einer Seiner Ansprachen in London sagte Er, ein Mensch k�nne ein Bahá'í sein, selbst wenn er den Namen Bahá'u'lláh noch nie geh�rt habe. Er f�gte hinzu:

�Der Mensch, der nach den Lehren von Bahá'u'lláh lebt, ist schon ein Baha'i. Andererseits kann jemand sich f�nfzig Jahre lang Bahá'í nennen, wenn er aber das Leben eines Bahá'í nicht lebt, dann ist er kein Baha'i. Ein h��licher Mensch mag sich selbst sch�n nennen, aber er t�uscht niemanden, und ein schwarzer mag sich selbst wei� nennen, doch auch er vermag niemanden als sich selbst zu t�uschen.��

Ein Mensch, der Gottes Botschaften nicht kennt, gleicht einer Pflanze, die im Schatten w�chst. Obschon sie die Sonne nicht kennt, ist sie doch v�llig von ihr Abhangig. Die gro�en Offenbarer sind geistige Sonnen und Bahá'u'lláh ist die Sonne dieses �Tages�, an dem wir leben. Die Sonnen der fr�heren Tage haben die Welt erw�rmt und belebt, und h�tten diese Sonnen nicht geschienen, so w�rde die Erde jetzt kalt und tot sein; aber nur der Sonnenschein von heute ist imstande, die Fr�chte zum Reifen zu bringen, welche die Sonnen der fr�heren Tage ins Leben riefen.

+5:2 #91 Gottergebenheit

Um zu einem Baha'i-Leben in all seiner F�lle zu gelangen, ist eine bewu�te und unmittelbare Beziehung zu Bahá'u'lláh so notwendig wie der Sonnenschein f�r die Entfaltung der Lilie oder der Rose. Der Bahá'í verehrt nicht die menschliche Pers�nlichkeit von Bahá'u'lláh, sondern die Herrlichkeit Gottes, durch diese Pers�nlichkeit geoffenbart. Er verehrt Christus und Muhammad und alle fr�heren Gottgesandten an die Menschheit, aber er anerkennt Bahá'u'lláh als den Tr�ger der g�ttlichen Botschaft f�r das neue Zeitalter, in dem wir leben, als den gro�en Weltenlehrer, der gekommen ist, um das Werk Seiner Vorg�nger weiterzuf�hren und zu vollenden.

Verstandesm��ige Zustimmung zu einem Glaubensbekenntnis macht noch niemanden zu einem Baha'i, auch �u�erliche Korrektheit im Benehmen tut dies nicht. Bahá'u'lláh verlangt von Seinen Anh�ngern eine v�llige Hingabe des Herzens. Gott allein hat das Recht, dies zu verlangen; aber Bahá'u'lláh spricht als die Manifestation Gottes und als der Offenbarer Seines Willens. �ber diesen Punkt haben die fr�heren Manifestationen ebenfalls klar gesprochen. Christus sagte (Markus 8:34-35):

�Wer Mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir ... Wer sein Leben verliert um Meinetwillen ... der wird es finden.�

Mit andern Worten, alle g�ttlichen Manifestationen stellten die gleiche Forderung an Ihre Anh�nger, und die Religionsgeschichte zeigt deutlich, da� die Religion bl�hte, solange diese Forderung voll und ganz anerkannt und erf�llt wurde, und dies trotz aller irdischen Gegnerschaft, trotz Schwierigkeiten, Verfolgungen und M�rtyrertum der Gl�ubigen. Wo sich aber andererseits Zugest�ndnisse eingeschlichen haben und �Anst�ndigkeit� an Stelle v�lliger Heiligung trat, da ist die Religion im Abstieg begriffen. Sie ist wohl Mode geworden, aber sie hat ihre Kraft, zu erl�sen und zu verwandeln, ihre Kraft, Wunder zu wirken, verloren. Wahre Religion ist bis jetzt noch nie �Mode� gewesen. Gebe Gott, da� sie es eines Tages w�rde. Aber wie in den Tagen Christi, so ist es heute noch wahr (Matth. 7: 14):

�Die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben f�hrt, und wenige sind ihrer, die ihn finden.�

Die Pforte der geistigen Geburt l��t gleichsam wie die Pforte der nat�rlichen Geburt, nur einen nach dem andern hindurch. Gelingt es in der Zukunft, da� mehr Menschen durch diese Pforte gehen als in der Vergangenheit, so wird dies nicht etwa wegen einer Erweiterung der Pforte geschehen, sondern wegen einer gr��eren Geneigtheit der Menschen, die �gro�e Hingabe�, die Gott fordert, zu vollbringen, weil lange und bittere Erfahrungen sie schlie�lich zu der Einsicht gebracht haben, welche Torheit es ist, ihren eigenen Weg statt den Weg Gottes zu w�hlen.

+5:3 #93 Suche nach Wahrheit

Bahá'u'lláh macht allen Seinen Anh�ngern Gerechtigkeit zur Pflicht und erkl�rt diese als (Worte der Weisheit):

�Freiheit des Menschen von Aberglauben und Nachahmung, so da� er die Manifestationen Gottes mit dem Auge der Einheit erkennen und alle Verh�ltnisse mit scharfem Blick durchschauen kann.�

Es ist notwendig, da� jedermann die Herrlichkeit Gottes, geoffenbart in dem menschlichen Tempel Bahá'u'lláh, sieht und sie sich gegenw�rtig macht, andernfalls w�re der Baha'i-Glaube f�r ihn nichts als ein Name ohne Bedeutung. Der Ruf der Offenbarer an die Menschheit enthielt immer die Aufforderung, sie m�chten ihre Augen �ffnen, nicht schlie�en, und ihre Vernunft gebrauchen, nicht unterdr�cken. Klares Sehen und ein freies Denken sind es, nicht sklavische Leichtgl�ubigkeit, die den Menschen bef�higen, die Wolken der Vorurteile zu durchdringen, die Fesseln blinder Nachahmungen abzusch�tteln und zum Erfassen der Wahrheit einer neuen Offenbarung zu gelangen.

Wer ein Bahá'í werden will, mu� vor allem ein furchtloser Wahrheitsforscher sein. Er sollte aber sein Suchen nicht nur auf diese materielle Ebene beschr�nken. Sein geistiges Wahrnehmungsverm�gen sollte ebenso wach sein wie sein physisches. Er sollte alle ihm von Gott verliehenen F�higkeiten gebrauchen, um zur Wahrheit zu gelangen, und ohne triftigen und gen�genden Grund nichts glauben. Wenn sein Herz rein und sein Geist vorurteilsfrei sind, wird der ernste Sucher nicht verfehlen, die g�ttliche Herrlichkeit zu erkennen, in welchem Tempel sie auch zum Vorschein kommen mag.

Bahá'u'lláh erkl�rt ferner:

�Der Mensch mu� sein eigenes Ich erkennen und wissen, was zu Erhabenheit oder Gemeinheit, zu Schande oder Ehre, zu Wohlstand oder Armut f�hrt.� (Tarazat)

�Die Quelle aller Gelehrsamkeit ist die Erkenntnis Gottes, erhaben sei Sein Ruhm! Diese Erkenntnis kann auf keine andere Weise erlangt werden als durch die Erkenntnis Seiner g�ttlichen Manifestation.� (Worte der Weisheit, S.15.)

Die Manifestation ist der vollkommene Mensch, das gro�e Vorbild f�r die Menschheit, die erste Frucht am Baum der Menschheit. Solange wir die Manifestation nicht kennen, kennen wir die in uns verborgenen M�glichkeiten nicht. Christus lehrt uns, wir sollen die Lilien betrachten, wie sie wachsen, und Er erkl�rt, da� Salomo in all seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen sei wie eine dieser Lilien. Die Lilie w�chst aus einer sehr unansehnlichen Knolle hervor. Wenn wir noch nie eine bl�hende Lilie gesehen und niemals auf den unvergleichlichen Reiz ihrer Bl�tter und Bl�ten geblickt h�tten, wie k�nnten wir uns darin die Wirklichkeit, welche die Knolle enth�lt, vorstellen? Wenn wir sie auch noch so sorgf�ltig zerlegen und ihr Inneres auch noch so genau erforschen w�rden, die in ihr schlafende Sch�nheit, die der G�rtner zu wecken wei�, w�rden wir doch nie entdecken. So ist es auch mit uns. Solange wir die Herrlichkeit Gottes, in der Manifestation geoffenbart, nicht geschaut haben, solange haben wir keine Vorstellung von der geistigen Sch�nheit, die in unserer eigenen Natur und in der unserer Mitmenschen verborgen liegt. Dadurch, da� wir die Manifestation Gottes erkennen und lieben und Ihre Lehren befolgen, werden wir bef�higt, uns allm�hlich der in uns schlummernden Vollkommenheit bewu�t zu werden. Dann, und nur dann, wird uns der Sinn und der Zweck des Lebens und des Weltalls klar werden.

+5:4 #94 Liebe zu Gott

Die Manifestation Gottes zu erkennen hei�t, Sie auch zu lieben. Eines ist unm�glich ohne das andere. Nach der Lehre von Bahá'u'lláh ist der Zweck der Erschaffung des Menschen der, da� er Gott erkennen und lieben soll. In einem Seiner Tablets sagt Er:

�Die Ursache der Erschaffung aller irdischen Wesen war Liebe, wie in einer wohlbekannten �berlieferung gesagt ist: `Ich war ein verborgener Schatz und w�nschte erkannt zu werden. Um erkannt zu werden, erschuf Ich die Sch�pfung.`�

Und in den Verborgenen Worten sagt Er:

�O Sohn des Seins! Liebe Mich, damit Ich dich liebe. Wenn du Mich nicht liebst, kann Meine Liebe dich niemals erreichen. Erkenne dies, o Diener.�

�O Sohn der wunderbaren Schau! Einen Hauch Meines Geistes blies Ich dir ein, damit du Mich lieben m�gest. Warum hast du Mich verlassen und einen anderen Geliebten als Mich gesucht?�

Gott wahrhaft lieben ist das einzige Lebensziel f�r den Baha'i; Gott als seinen n�chsten Gef�hrten, seinen besten Freund und seinen unvergleichlichen Geliebten zu haben, in dessen Gegenwart Freude in F�lle ist. Und Gott lieben hei�t alles und jedermann lieben, denn alle sind von Gott. Der wahre Bahá'í wird der vollkommen Liebende sein. Mit reinem Herzen wird er jedermann innig lieben. Er wird niemanden hassen. Er wird niemanden verwerfen, denn er wird gelernt haben, das Antlitz seines Geliebten in jedem Antlitz zu sehen und Seine Spur �berall zu finden. Seine Liebe wird keine Grenzen durch Bekenntnisse, Nationen, Klassen und Rassen kennen. Bahá'u'lláh sagt (�L Kap.43):

�Einst wurde offenbart: `Die Liebe zum Vaterland ist ein Grundbestandteil des Glaubens Gottes.` Die Zunge der Gr��e hat indessen am Tag Ihrer Offenbarung verk�ndet: `Es r�hme sich nicht der, welcher sein Vaterland liebt, sondern der, welcher die Welt liebt.`�

(Sendschreiben �ber die Welt, in.- �hrenlese aus den Schriften Bahá'u'lláhs, Kap. XLIII.)

Ferner (in Worte des Paradieses):

�Gesegnet ist, wer seinen Bruder sich selbst vorzieht. Ein solcher geh�rt zum Volke Baha.�

'Abdu'l-Bahá sagt uns, wir sollen sein �eine eine Seele in vielen K�rpern; denn je mehr wir einander lieben, desto n�her werden wir Gott sein�. Zu einer amerikanischen Zuh�rerschaft sprach Er:

�Desgleichen sind die g�ttlichen Religionen der heiligen Manifestationen Gottes in Wirklichkeit eine, obwohl sie sich bez�glich des Namens und der Ausdrucksweise unterscheiden. Der Mensch mu� das Licht lieben, gleichg�ltig, woher es kommt. Er mu� die Rose lieben, gleichg�ltig, in welchem Boden sie w�chst. Er mu� ein Sucher nach Wahrheit sein, gleichg�ltig aus welcher Quelle sie flie�t. Anh�nglichkeit an die Lampe ist nicht Liebe zum Licht. Anh�nglichkeit an die Erde ziemt sich nicht, aber Erg�tzen an der Rose, die der Erde entsprie�t, ist von Wert. Wertsch�tzung des Baumes allein ist nutzlos, aber an der Frucht teilzuhaben ist von Nutzen. S��e Fr�chte m�ssen genossen werden, gleichg�ltig, auf welchem Baume sie wachsen und wo man sie finden mag. Das Wort der Wahrheit mu� gutgehei�en werden, gleichg�ltig, welche Zunge es ausspricht. Unbedingte Wahrheiten m�ssen angenommen werden, gleichg�ltig, in welchem Buche sie aufgezeichnet sein m�gen. Wenn wir ein Vorurteil hegen, wird dies die Ursache von Verlust und Unwissenheit sein. Der Streit zwischen Religionen, Nationen und Rassen entsteht durch Mi�verst�ndnisse. Wenn wir die Religionen durchforschen, um die ihnen zugrundeliegenden Prinzipien zu entdecken, so werden wir sie in �bereinstimmung finden, denn ihre grundlegende Wirklichkeit ist eine und nicht vielerlei. Dadurch werden die religi�sen Menschen dieser Welt zu dem Punkte der Einheit und Vers�hnung gelangen.�

Und wieder sagt Er:

�Jede Seele unter den Geliebten mu� die andern lieben und Besitz und Leben f�r sie einsetzen. Jedenfalls m�ssen sie sich bem�hen, die andern freudig und gl�cklich zu machen. Aber diese andern m�ssen ebenfalls selbstlos und selbstaufopfernd sein. M�ge dieser Sonnenaufgang die Horizonte �berfluten, diese Melodie alle Menschen erfreuen und gl�cklich machen, diese g�ttliche Arznei das Allheilmittel f�r jegliche Krankheit sein und dieser Geist der Wahrheit die Ursache des Lebens f�r jede Seele werden.��

� Tablets of Abdu'l-Bahá I p.147
+5:5 #96 Trennung

Hingabe an Gott schlie�t auch Trennung von allem, was nicht von Gott ist, in sich. Trennung in diesem Sinne hei�t, sich zu l�sen von allen selbstischen, weltlichen, ja sogar von jenseitigen W�nschen. Der Pfad Gottes mag durch Reichtum oder Armut, durch Gesundheit oder Krankheit, durch den Palast oder den Kerker, durch den Rosengarten oder die Folterkammer f�hren, wie dem auch sei, der Bahá'í wird sein Los mit �strahlender Ergebung� tragen. Unter dieser Trennung ist aber nicht t�richte Gleichg�ltigkeit seiner Umgebung gegen�ber oder unt�tige Ergebung in schlimme Zust�nde gemeint; auch die Verachtung der guten Dinge, die Gott erschaffen hat, ist hierunter nicht zu verstehen. Der wahre Bahá'í wird nicht abgestumpft, teilnahmslos oder asketisch sein. Auf dem Pfade Gottes wird er eine F�lle von Teilnahme, Arbeit und Freude finden, er wird aber nicht um Haaresbreite von diesem Pfade abweichen, um Vergn�gungen nachzujagen, noch sich nach irgend etwas sehnen, das ihm Gott versagt hat. Wenn jemand Bahá'í wird, wird Gottes Wille sein Wille, denn im Widerspruch mit Gott zu sein ist das Einzige, das er nicht zu ertragen vermag. Auf dem Pfade Gottes verm�gen ihn weder Schrecken noch Schwierigkeiten zu entmutigen. Das Licht der Liebe erleuchtet seine dunkelsten Tage, verwandelt Leid in Freude und selbst M�rtyrertum in Verz�ckung. Das Leben ist zum Heldentum erhoben, und der Tod wird zu einem frohen Ereignis.

Bahá'u'lláh sagt:

�Wer in seinem Herzen Liebe hat f�r irgend etwas au�er Mir, auch wenn sie geringer w�re als ein Senfkorn, kann wahrlich nicht in Mein K�nigreich eintreten.��

�O, Sohn des Menschen! Wenn du Mich liebst, wende dich ab von dir, und wenn du Mein Wohlgefallen suchst, achte nicht auf deines, damit du in Mir vergehest und Ich ewig in dir lebe.��

�O Mein Diener! Befreie dich von den Banden dieser Welt und l�se deine Seele aus dem Gef�ngnis des Selbstes. Ergreife die Gelegenheit, denn sie wird sich dir nie wieder bieten.��

� S�ratu'l-Haykal VW ar.7 VW p.40

+5:6 #97 Gehorsam

Die Hingabe an Gott schlie�t auch Gehorsam Seinen geoffenbarten Geboten gegen�ber in sich, selbst dann, wenn der Grund dieser Gebote nicht verstanden wird. Der Matrose gehorcht stillschweigend den Befehlen seines Kapit�ns, auch wenn er den Grund derselben nicht versteht; aber deshalb ist seine Anerkennung der Autorit�t keine blinde. Er ist sich dessen wohl bewu�t, da� der Kapit�n eine umfassende Pr�fung abgelegt und gen�gend Beweise seiner F�higkeit als Seemann erbracht hat. Wenn dem nicht so w�re, so w�re es in der Tat t�richt, unter ihm zu dienen. So mu� auch der Bahá'í dem Kapit�n seiner Erl�sung stillschweigend gehorchen, aber er w�rde in der Tat t�richt sein, wenn er sich nicht zuerst Gewi�heit verschaffen w�rde, da� dieser Kapit�n auch gen�gend Beweise seiner Vertrauensw�rdigkeit erbracht hat. Hat er aber solche Beweise empfangen, dann w�re es eine noch gr��ere Torheit, den Gehorsam zu verweigern; denn nur dadurch, da� wir dem weisen Meister in vern�nftiger Weise und mit offenen Augen Gehorsam leisten, k�nnen wir die Segnungen seiner Weisheit ernten und uns diese Weisheit zu eigen machen. W�re der Kapit�n nicht so weise und w�rde niemand von der Besatzung ihm gehorchen, wie sollte alsdann das Schiff seinen Hafen erreichen oder der Matrose die Kunst der Seefahrt erlernen? Christus erkl�rt deutlich, da� Gehorsam der Pfad zur Erkenntnis ist. Er sagt (Joh.7:16-17):

�Meine Lehre ist nicht Mein, sondern Dessen, der Mich gesandt hat. So jemand will Dessen Willen tun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob Ich von Mir selbst rede.�

So sagt Bahá'u'lláh (Tajall�y�t):

�Der Glaube an Gott und Seine Erkenntnis k�nnen nur dadurch voll verwirklicht werden, da� der Mensch ... das ausf�hrt, was Er befohlen hat und was durch die Feder der Herrlichkeit in dem Buch geoffenbart ist.�

Selbstverst�ndlicher Gehorsam ist in diesen demokratischen Zeiten keine volkst�mliche Tugend, und g�nzliche Unterwerfung unter den Willen des n�chsten besten Einzelmenschen w�rde in der Tat unheilvoll sein. Aber die Einigung der Menschheit kann nur dadurch erlangt werden, da� jeder einzelne und alle in eine v�llige �bereinstimmung mit dem g�ttlichen Willen gebracht werden. Solange dieser Wille nicht klar geoffenbart ist und die Menschen nicht jedem andern F�hrer entsagen und dem Gottgesandten gehorchen, werden Streit und Hader weitergehen und die Menschen werden nicht aufh�ren, einander zu bek�mpfen; sie werden einen gro�en Teil ihrer Kr�fte aufwenden, um die Bem�hungen ihrer Menschenbr�der zu durchkreuzen, anstatt harmonisch f�r die Herrlichkeit Gottes und f�r den Gemeinnutz zusammenzuarbeiten.

+5:7 #99 Dienst

Die Hingabe an Gott erfordert ein Leben des Dienstes unseren Mitmenschen gegen�ber. Wir k�nnen Gott in keiner anderen Weise dienen. Wenn wir unseren Nebenmenschen den R�cken kehren, kehren wir Gott den R�cken. Christus sagte (Matth.25:40):

�Was ihr getan habt einem Meiner geringsten Br�der, das habt ihr Mir getan.�

So sagt auch Bahá'u'lláh (Worte der Weisheit S.9):

�O Sohn des Menschen! Wenn du Barmherzigkeit �btest, dann w�rdest du nicht deinen eigenen, sondern den Nutzen der Menschheit im Auge behalten. Wenn du Gerechtigkeit �btest, dann w�rdest du f�r andere nur w�hlen, was du auch f�r dich selbst w�hlst.�

'Abdu'l-Bahá sagt:

�Im Baha'i-Glauben werden K�nste, Wissenschaften und alle Arbeit als Gottesdienst erachtet. Ein Mensch, der etwas, sei es auch nur ein St�ck Notizpapier, nach seinem besten K�nnen herstellt und dabei bewu�t alle seine Kr�fte darauf richtet, es zu vervollkommnen, preist damit Gott. Kurz, alle Bem�hungen und Anstrengungen, die ein Mensch macht, sofern sie von ganzem Herzen kommen und er von den h�chsten Beweggr�nden und dem Willen dazu getrieben wird, der Menschheit zu dienen, sind Gottesdienst. Gott dienen hei�t der Menschheit dienen und den N�ten der Menschen abhelfen. Dienst ist Gebet. Ein Arzt, der dem Kranken frei von Vorurteilen, freundlich und sorgsam hilft und an die Zusammengeh�rigkeit der menschlichen Rasse glaubt, preist damit Gott.��

� The Wisdom of 'Abdu'l-Bahá, New York, 1924
+5:7 #100 Das Lehren

Der wahre Bahá'í wird an die Lehren von Bahá'u'lláh nicht nur glauben, sondern in ihnen F�hrung und Kraft f�r sein ganzes Leben finden, und voll Freude wird er andern die Erkenntnis �bermitteln, welche die Quelle seines eigenen Wesens ist. Nur auf diese Weise wird er �die Macht und Best�tigung des Geistes� in vollem Ma�e empfangen. Nicht alle k�nnen beredte Sprecher oder gewandte Schriftsteller sein, aber alle k�nnen dadurch lehren, da� sie �das Leben leben�. Bahá'u'lláh sagt (Worte der Weisheit S.11f):

�Das Volk Bahas mu� dem Herrn mit Weisheit dienen, andere durch sein Leben belehren und das Licht Gottes in seinen Taten offenbaren. Die Wirkung der Taten ist wahrhaft m�chtiger als die der Worte ... Die Wirkung des Wortes, das der Lehrer spricht, h�ngt ab von der Reinheit seiner Absicht und seiner Losl�sung vom Irdischen. Manche begn�gen sich mit Worten, aber die Wahrheit der Worte wird durch Taten und das gelebte Leben bezeugt. Taten offenbaren die Stufe des Menschen. Die Worte m�ssen mit dem �bereinstimmen, was aus dem Munde des Willens Gottes hervorging und in den Tablets niedergelegt ist.�

Der Bahá'í wird seine Ansichten in keinem Fall denen aufdr�ngen, die sie nicht h�ren wollen. Er wird die Menschen zum K�nigreich Gottes hinziehen und nicht versuchen, sie gewaltsam hineinzudr�ngen. Er wird wie ein guter Hirte sein, der seiner Herde vorangeht und die Schafe durch seine Melodie erfreut, anstatt sie, wie andere es tun, von hinten mit Hund und Stecken gewaltsam vorw�rts zu treiben. Bahá'u'lláh sagt (VW p.36):

�O Sohn des Staubes! Die Weisen sind jene, die nicht reden, ehe sie Geh�r finden, gleichwie der Mundschenk seinen Kelch nicht darreicht, ehe er nicht einen D�rstenden trifft, und der Liebende nicht aus tiefster Seele ruft, ehe er nicht die Sch�nheit der Geliebten sieht. Deshalb s�e den Samen der Weisheit und Erkenntnis in die gute Erde des Herzens und halte ihn verborgen, bis die Hyazinthen der g�ttlichen Weisheit aus dem Herzen aufsprie�en und nicht aus dem Schlamm und Lehm.�

Im Tablet Ishraqat sagt Er ferner:

�O Volk von Baha! Ihr seid die D�mmerungsorte der Liebe und die Aufgangspunkte der Gunst Gottes. Befleckt eure Zunge nicht dadurch, da� ihr irgend jemanden verflucht oder verw�nscht, und h�tet eure Augen vor dem, was unw�rdig ist. Zeigt, was in euch ist. Wird es angenommen, ist das Ziel erreicht. Wo nicht, da ist es nicht erlaubt, mit denen, die es verwerfen, zu streiten oder sich n�her einzulassen, �berla�t sie sich selbst und schreitet vorw�rts hin zu Gott, dem Besch�tzer, dem Selbstbestehenden. Seid nicht die Ursache des Kummers, noch weniger des Aufruhrs und des Streites! Wir hoffen, da� ihr im Schatten des Baumes g�ttlicher Gunst erzogen werdet und da� ihr stets nach Gottes Willen handelt. Ihr seid alle die Bl�tter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres.�

+5:8 #101 H�flichkeit und Ehrerbietung
Bahá'u'lláh sagt (Lawh-i-Dunja):

�O Volk Gottes! Ich ermahne dich zur H�flichkeit. H�flichkeit ist ... die Krone aller Tugenden. Gesegnet ist, wer geschm�ckt ist mit dem Mantel der Aufrichtigkeit und erleuchtet ist mit dem Lichte der H�flichkeit. Wer mit H�flichkeit ausgestattet ist, nimmt eine hohe Stufe ein. Es ist zu hoffen, da� dieser Unterdr�ckte und alle Menschen sie erlangen m�gen, ihr folgen, sich an sie halten und sie beachten. Dies ist der unwiderlegliche Befehl, der aus der Feder des Gr��ten Namens flo�.�

Wieder und wieder betont Er:

�La�t alle Nationen der Welt miteinander in Freude und Wohlwollen verkehren. O Menschen, stimmt mit den Anh�ngern aller Religionen in Freude und Wohlwollen �berein.�

'Abdu'l-Bahá sagt in einem Brief an die Bahá'í in Amerika:

�H�tet euch, h�tet euch, da� ihr nicht ein Herz beleidigt! H�tet euch, h�tet euch, da� ihr nicht eine Seele verletzt! H�tet euch, h�tet euch, da� ihr gegen niemanden unfreundlich handelt! H�tet euch, h�tet euch, da� ihr nicht f�r ein Gesch�pf zur Ursache der Hoffnungslosigkeit werdet! Sollte jemand f�r irgendein Herz zur Ursache des Kummers oder f�r irgendeine Seele zur Ursache der Mutlosigkeit werden, so w�rde es f�r denselben besser sein, sich in den tiefsten Tiefen der Erde zu verbergen, als auf ihr zu wandeln.�

'Abdu'l-Bahá lehrt, da� so, wie die Blume in der Knospe verborgen ist, in jedem Menschenherzen ein Geist von Gott wohne, einerlei wie hart und unliebsam auch sein �u�eres sein mag. Der wahre Bahá'í wird daher jeden Menschen behandeln wie der G�rtner eine seltene und sch�ne Pflanze pflegt. Er wei�, da� kein ungeduldiger Eingriff seinerseits die Knospe zur Blume entfalten kann, da� nur Gottes Sonnenschein dies zu tun vermag. Sein Bem�hen ist daher, diesen lebenspendenden Sonnenschein in jedes verdunkelte Herz und Heim zu tragen. 'Abdu'l-Bahá sagt ferner :

�In den Lehren von Bahá'u'lláh finden wir auch, da� man einem um Vergebung bittenden Menschen unter allen Bedingungen und Umst�nden vergeben mu�, da� man seinen Feind lieben und den �belgesinnten als wohlgesinnten betrachten soll. Es sollte aber niemand einen andern als einen Feind ansehen, alles still erdulden und ihm verzeihen. Dies w�re Heuchelei und keine wahre Liebe. Nein, du mu�t vielmehr deine Feinde wie Freunde ansehen, die dir �belwollenden als wohlwollende und sie dementsprechend behandeln. Deine Liebe und G�te m�ssen echt sein ... nicht nur Nachsicht, denn Nachsicht, wenn sie nicht von Herzen kommt, ist Heuchelei.��

Solcher Rat erscheint uns unverst�ndlich und widerspr�chlich, bis wir einsehen, da�, obwohl im �u�eren, fleischlichen Menschen Ha� und �belwollen wohnen, doch in jedem Menschen eine innere, geistige Natur liegt, die der wirkliche Mensch ist, von dem nur Liebe und Wohlwollen ausgehen k�nnen. Es ist dieser wirkliche, innere Mensch in jedem unserer Nebenmenschen, auf den wir unsere Gedanken und unsere Liebe richten m�ssen. Wenn dieser zur T�tigkeit erwacht, dann wird der �u�ere verwandelt und erneuert.

� Star of the West IV p.191
+5:9 #102 Das s�ndenbedeckende Auge

Die Baha'i-Lehre ist in keinem Punkte gebieterischer und unbeugsamer als in der Forderung, sich der Tadelsucht zu enthalten. Christus sprach sehr nachdr�cklich �ber diesen Punkt, aber es ist jetzt �blich geworden, die Bergpredigt so zu betrachten, als bringe sie sogenannte Ratschl�ge der Vollkommenheit zum Ausdruck, die zu leben von einem gew�hnlichen Christen nicht erwartet werden k�nne. Sowohl Bahá'u'lláh als 'Abdu'l-Bahá gaben sich die gr��te M�he, klarzumachen, da� in diesem Punkt Sie in allem auch meinen, was Sie sagen. Wir lesen in den Verborgenen Worten (ar.27, ar.29):

�O Sohn des Menschen! Sprich nicht �ber die S�nden anderer, solange du selbst ein S�nder bist. Solltest du dieses Gebot �bertreten, w�rdest du verworfen sein - dies bezeuge Ich dir.�

�O Sohn des Seins! Traue keiner Seele zu, was du nicht w�nschest, da� man dir zutraue, und spricht nicht von dem, was du nicht ausf�hrst. Dies ist Mein Gebot - gehorche ihm."

'Abdu'l-Bahá fordert von uns:

��ber die Fehler anderer zu schweigen, f�r sie zu beten und ihnen durch G�te zu helfen, ihre Fehler zu bessern. Immer auf das Gute zu blicken und nicht auf das Schlechte. Wenn ein Mensch zehn gute und eine schlechte Eigenschaft hat, auf die zehn guten zu blicken und die eine schlechte zu �bersehen. Und wenn ein Mensch zehn schlechte und eine gute Eigenschaft hat, auf die eine gute zu blicken und die zehn schlechten zu �bersehen. Sich niemals zu erlauben, ein unfreundliches Wort �ber einen andern zu sprechen, selbst wenn dieser unser Feind w�re.�

An einen amerikanischen Freund schrieb Er:

�Die schlimmste Eigenschaft und die gr��te S�nde ist die Verleumdung, ganz besonders, wenn sie von dem Munde der Gl�ubigen Gottes ausgeht. Wenn ein Mittel erfunden wurde, durch das die Tore der Verleumdung f�r ewig geschlossen werden k�nnten, und jeder der Gl�ubigen Gottes seine Lippen zum Lobe der andern �ffnen w�rde, dann w�rden die Lehren Seiner Heiligkeit Bahá'u'lláh verbreitet, die Herzen erleuchtet, der Geist der Menschen veredelt und die Menschheit w�rde ewiges Gl�ck erlangen.��

� Star of the West IV p.192
+5:10 #103 Demut

W�hrend uns befohlen ist, die Fehler anderer zu �bersehen und nur auf ihre Tugenden zu blicken, ist uns andererseits geboten, unsere eigenen Fehler herauszufinden und von unseren Tugenden kein Aufheben zu machen. Bahá'u'lláh sagt in den Verborgenen Worten (ar.26, pers.66):

�O Sohn des Seins! Wie konntest du deine eigenen Fehler vergessen und dich mit den Fehlern der anderen befassen? Wer dies tut, wird von Mir verworfen.�

�O ihr Auswanderer! Die Sprache bestimmte Ich zu Meiner Erw�hnung. Befleckt sie nicht durch Verleumdung. Sollte euch das Feuer des Selbstes �bermannen, so erinnert euch eurer eigenen Fehler und nicht der Fehler Meiner Gesch�pfe, denn ein jeder von euch kennt sich selbst besser als das Wesen anderer.�

'Abdu'l-Bahá sagt:

�La�t euer Leben eine Ausstrahlung des Reiches Christi sein. Er kam nicht, um Sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen ... In der Religion von Bahá'u'lláh sind alle Diener und Dienerinnen, Br�der und Schwestern. Sobald einer sich f�r ein wenig besser, f�r ein wenig h�her h�lt als die �brigen, befindet er sich in einer gef�hrlichen Lage, und solange er den Keim solch �bler Gedanken nicht beseitigt, ist er kein taugliches Werkzeug f�r den Dienst im K�nigreich Gottes.��

�Mit sich selbst unzufrieden zu sein. ist ein Zeichen des Fortschritts. Die Seele, die mit sich selbst zufrieden ist, ist die Offenbarung des Satanischen, und wer mit sich selbst unzufrieden ist, ist die Offenbarung des Barmherzigen. Wenn ein Mensch tausend gute Eigenschaften hat, so darf er nicht auf diese blicken; nein, er soll vielmehr danach streben, seine eigenen M�ngel und Unvollkommenheiten herauszufinden ... Wie sehr ein Mensch auch Fortschritte machen mag, er ist dennoch unvollkommen, weil es immer noch eine Stufe �ber ihm gibt. Zu dieser Stufe blickt er aber nicht eher empor und trachtet nicht eher danach, sie zu erlangen, bis er mit seinem eigenen Zustand unzufrieden ist. Wenn sich jemand selbst lobt, so ist das ein Zeichen von Selbstsucht.��

Obschon uns befohlen ist, unsere S�nden einzusehen und sie aufrichtig zu bereuen, ist doch das �bliche Bekennen der S�nden vor den Priestern und vor andern nachdr�cklich verboten. Bahá'u'lláh sagt in den Frohen Botschaften:

�Wenn das Herz des S�nders von allem frei ist au�er Gott, mu� er allein von Gott Vergebung erflehen. Beichte vor den Dienern (d.h. vor Menschen) ist nicht erlaubt, denn dies ist nicht das Mittel noch die Ursache zu g�ttlicher Vergebung. Solche Beichte vor den Gesch�pfen f�hrt zu des Menschen Dem�tigung und Erniedrigung, und Gott - erhaben sei Seine Herrlichkeit - w�nscht nicht die Erniedrigung Seiner Diener. Wahrlich, Er ist mitleidig und wohlt�tig. Allein mit Gott mu� der S�nder um Gnade aus dem Meer der Gnade bitten und Verzeihung von dem Himmel der Vergebung erflehen.��

� Aus Tagebuchnotizen von Mirza Ahmad Sohrab, Januar 1914

� Bahá'u'lláh, Die frohen Botschaften

+5:11 #105 Wahrhaftigkeit und Vertrauensw�rdigkeit

Bahá'u'lláh sagt im Tablet Tar�z�t:

�Vertrauensw�rdigkeit ist die T�r zur Ruhe f�r alle in der Welt und das Zeichen der Herrlichkeit aus der Gegenwart des Barmherzigen. Wer sie erlangt, besitzt reiche Sch�tze im �berflu�. Die Vertrauensw�rdigkeit ist das weit ge�ffnete Tor zu Ruhe und Sicherheit der Menschheit. Jedes Vorhaben ist in seiner Best�ndigkeit von ihr Abhangig, und die Welten der Ehre, des Ruhms und der Wohlhabenheit erstrahlen in ihrem Lichte ... O Volk Bahas! Vertrauensw�rdigkeit ist das beste Gewand f�r eure Tempel (K�rper) und die pr�chtigste Krone f�r eure H�upter. Haltet euch an sie nach dem Befehl des allm�chtigen Gebieters!�

Ferner sagt Er (Worte der Weisheit S.14):

�Das Wesen des Glaubens ist es, wenig Worte zu machen und eine F�lle von Taten aufzuweisen. Wisse wahrlich, da� f�r den, der mehr redet als er tut, der Tod besser w�re als sein Leben.�

'Abdu'l-Bahá sagt:

�Wahrhaftigkeit ist die Grundlage aller Tugenden der Menschheit. Ohne Wahrhaftigkeit sind Fortschritt und Erfolg f�r eine Seele in allen Welten unm�glich. Wenn diese heilige Eigenschaft in einem Menschen besteht, werden auch alle andern g�ttlichen Eigenschaften erzielt.��

�La�t das Licht der Wahrheit und der Redlichkeit aus eurem Antlitz leuchten, so da� alle erkennen m�gen, da� euer Wort bei der Arbeit wie beim Vergn�gen ein Wort ist, auf das man trauen und dessen man sicher sein kann. Verge�t euer Selbst und arbeitet f�r die Gesamtheit.�

� Tablets of 'Abdu'l-Bahá, Band 2, p.459
� Message to the London Bahá'ís, 1911
+5:12 #106 Selbstverwirklichung

Bahá'u'lláh dringt immer darauf, da� sich der Mensch der in ihm verborgenen Vollkommenheit, des wahren inneren Selbstes, bewu�t werde und diese v�llig zum Ausdruck bringen soll. Dieses innere Selbst unterscheidet sich vom begrenzten �u�eren Selbst, welches bestenfalls nur wie ein Tempel ist und nur zu oft zum Gef�ngnis des wirklichen Menschen wird. In den Verborgenen Worten sagt Bahá'u'lláh (VW ar.12 ar.13 pers.72 pers.73):

�O Sohn des Seins! Mit den H�nden der Macht erschuf Ich dich, mit den Fingern der Kraft formte Ich dich, und Ich legte in dich Mein strahlendes Leuchten. Begn�ge dich damit und suche nichts anderes, denn Mein Werk ist vollkommen und Mein Gebot bindend. Sei dessen gewi� und zweifle nicht.�

�O Sohn des Geistes.! Ich habe dich reich erschaffen, warum machst du dich selbst arm? Edel erschuf Ich dich, warum erniedrigst du dich selbst? Aus den Tiefen des Wissens gab Ich dir Leben, warum suchst du nach Erleuchtung bei einem anderen als Mir? Aus dem Ton der Liebe formte Ich dich, warum trachtest du nach einem anderen au�er Mir? Schaue in dich selbst, damit du Mich in dir findest, aufrecht und m�chtig in Kraft und Best�ndigkeit.�

�O Mein Diener! Du gleichst einem gut geh�rteten Schwert, das in der Dunkelheit seiner Scheide verborgen liegt und dessen Wert dem Kundigen verborgen ist. Komm darum hervor aus der Scheide des Ichs und des Begehrens, damit dein Wert vor aller Welt gl�nzend kundgetan werde.�

�O Mein Freund! Du bist das Tagesgestirn am Himmel Meiner Heiligkeit. Verdunkle deinen Glanz nicht durch die Unreinheit der Welt. Zerrei�e den Schleier der Nachl�ssigkeit, damit du strahlend hinter den Wolken hervorkommen und alle Dinge mit dem Gewand des Lebens bekleiden m�gest.�

Das Leben zu dem Bahá'u'lláh Seine Nachfolger ruft, ist sicherlich voll solchem Adel, da� es in dem weiten Gebiet menschlicher M�glichkeiten nichts gibt, das erhabener, sch�ner und unseres Begehrens w�rdiger w�re. Das Erkennen des geistigen Selbstes in uns bedeutet das Erkennen der erhabenen Wahrheit, da� wir von Gott sind und zu Ihm zur�ckkehren werden. Dieses Zur�ckkehren zu Gott ist das herrliche Ziel der Baha'i. Doch um dieses Ziel zu erreichen, gibt es nur einen Pfad, den des Gehorsams gegen�ber Seinen erw�hlten Gesandten und ganz besonders gegen�ber Seinem Gesandten f�r die Zeit, in der wir leben, Bahá'u'lláh, dem Offenbarer des neuen Zeitalters.

+6:0 #108
6. KAPITEL
GEBET

�Das Gebet ist eine Leiter, auf der jedermann zum Himmel emporsteigen kann.� (MUHAMMAD)

+6:1 #108 Zwiesprache mit Gott

'Abdu'l-Bahá sagt: �Gebet ist Zwiesprache mit Gott.� Um die Menschen mit Seinem Gedanken und Willen bekannt zu machen, mu� Gott in einer Sprache zu ihnen sprechen, die sie verstehen k�nnen, und dies tut Er durch den Mund Seiner heiligen Offenbarer. W�hrend diese Offenbarer k�rperliche Gestalt besitzen, sprechen Sie zu den Menschen von Angesicht zu Angesicht und �bermitteln ihnen die Botschaft Gottes. Nach Ihrem Tod gelangt Ihre Botschaft weiterhin zu den Menschen durch Ihre niedergelegten Reden und Schriften. Doch dies ist nicht der einzige Weg, auf dem Gott mit den Menschen sprechen kann. Es gibt eine Sprache des Geistes, unAbhangig von Reden und Schriften, durch die Gott zu den Menschen sprechen und die nach Wahrheit suchenden Herzen inspirieren kann, einerlei, wo sie auch sein m�gen und welcher Rasse oder welcher Sprache sie angeh�ren. Mittels dieser Sprache bleibt die Manifestation Gottes auch nach Ihrem Weggang von dieser materiellen Welt mit den Gl�ubigen in Verbindung. Christus fuhr auch nach Seiner Kreuzigung fort, mit Seinen J�ngern zu sprechen und sie zu inspirieren. Ja in der Tat, Er beeinflu�te sie noch m�chtiger denn zuvor, und mit den anderen Offenbarern war es ebenso. 'Abdu'l-Bahá spricht viel �ber diese geistige Sprache. Er sagt zum Beispiel:

�Wir sollten in der Sprache des Himmels, in der Sprache des Geistes sprechen, denn es gibt eine Sprache des Geistes und des Herzens. Diese ist so verschieden von unserer Sprache, wie die unsrige verschieden ist von der Sprache der Tiere, die sich nur durch Schreie und Laute zu �u�ern verm�gen.��

�Es ist die Sprache des Geistes, die zu Gott spricht. Wenn wir uns, befreit von allen �u�erlichen Dingen, im Gebet zu Gott wenden, dann ist es, als h�rten wir die Stimme Gottes in unserem Herzen. Ohne Worte zu reden, treten wir in Verbindung, sprechen wir mit Gott und vernehmen die Antwort ... Wir alle, wenn wir zu einem wahrhaft geistigen Zustand gelangen, k�nnen die Stimme Gottes vernehmen.��

Bahá'u'lláh erkl�rt, da� die h�heren geistigen Wahrheiten nur durch diese geistige Sprache �bermittelt werden k�nnen. Das gesprochene oder geschriebene Wort ist g�nzlich unangemessen. In einem kleinen Buche mit dem Titel sieben T�ler, in dem Er die Reise eines Pilgers von seiner seitherigen irdischen Wohnstatt nach dem g�ttlichen Heim beschreibt, sagt Er in bezug auf die h�heren Stufen der Reise:

�Die Zunge ist nicht imstande, diese drei letzten T�ler zu schildern, und die Sprache ist unzul�nglich. Die Feder dringt nicht in ihr Gebiet, und die Tinte hinterl��t nichts als schw�rzende Spuren ... Herz zu Herz allein kann von der Wonne der (um Gottes Geheimnisse) Wissenden sagen, kein Bote kann es k�nden, kein Brief es enthalten.��

� Aus einem Gespr�ch, berichtet von Miss Ethel Rosenberg

� Bahá'u'lláh, Die Sieben T�ler, s.48
+6:2 #110 Die and�chtige Haltung

Um uns zu zeigen, wie wir jenen geistigen Zustand erlangen k�nnen, in dem es m�glich ist, mit Gott zu sprechen, sagt 'Abdu'l-Bahá (Aus einem Gespr�ch, berichtet von Miss Ethel Rosenberg):

�Wir m�ssen danach streben, diesen Zustand dadurch zu erlangen, da� wir uns von allen Dingen und von den Menschen frei machen und uns zu Gott allein wenden. Es wird von seiten des Menschen etwas Anstrengung erfordern, diesen Zustand zu erlangen, denn er mu� sich darum bem�hen und danach streben. Wir k�nnen zu diesem Zustand gelangen, indem wir weniger nach materiellen Dingen trachten und weniger auf sie bedacht sind als auf das Geistige. Je weiter wir uns von dem einen entfernen, desto n�her sind wir dem andern. Die Wahl steht bei uns. Unser geistiges Wahrnehmungsverm�gen, unser inneres Gesicht mu� ge�ffnet werden, so da� wir die Zeichen und Spuren des Gottesgeistes in allem schauen k�nnen. Alles kann uns das Licht des Geistes widerspiegeln.�

Bahá'u'lláh hat geschrieben (�L Kap.CXXV):

�In der D�mmerfr�he eines jeden Tages sollte der Sucher mit Gott Zwiesprache halten und von ganzer Seele in der Suche nach seinem Geliebten verharren. Er sollte jeden eigensinnigen Gedanken mit der Flamme Seiner liebenden Erw�hnung verbrennen.�

In derselben Weise erkl�rt 'Abdu'l-Bahá (Paris S.55):

�Wenn der Mensch durch seine Seele dem Geist gestattet, seinen Verstand zu erleuchten, dann umfa�t er die ganze Sch�pfung ... Wenn der Mensch jedoch nicht Sinn und Herz den Segnungen des Geistes �ffnet, sondern seine Seele der materiellen Seite, dem leiblichen Teil seines Wesens zukehrt, dann ist er von seinem hohen Platz herabgesunken und wird geringer als die Bewohner des niedrigeren Tierreiches.�

Und wieder schreibt Bahá'u'lláh (�L Kap.CXXXVI):

�O Menschen! Befreit eure Seelen von den Fesseln des Selbstes und l�utert sie von aller Bindung an irgend etwas au�er Mir. Meiner zu gedenken reinigt alle Dinge von Befleckung - k�nntet ihr es doch erkennen ! ...�

�O Mein Diener! Singe die Verse Gottes, die du empfangen hast, so wie jene sie singen, die sich Ihm gen�hert haben, damit die S��e deines Gesanges deine eigene Seele entflamme und die Herzen aller Menschen anziehen m�ge. Wer zur�ckgezogen in seiner Kammer die von Gott geoffenbarten Verse spricht, wird erfahren, wie die Engel des Allm�chtigen den Duft der Worte, die sein Mund verk�ndet hat, �berallhin verbreiten ...�

+6:3 #111 Die Notwendigkeit eines Mittlers
'Abdu'l-Bahá sprach (Divine Philosophy):

�Ein Mittler ist notwendig zwischen dem Menschen und dem Sch�pfer - einer, der das volle Licht des g�ttlichen Glanzes empf�ngt und es �ber die Menschenwelt ausstrahlt, wie die irdische Atmosph�re die w�rmenden Strahlen der Sonne empf�ngt und verbreitet.�

�Wenn wir beten wollen, m�ssen wir uns auf etwas Bestimmtes sammeln. Wenn wir uns zu Gott wenden, m�ssen wir unser Herz auf einen bestimmten Mittelpunkt lenken. Wenn der Mensch Gott auf eine andere Weise als durch Seine Manifestation anbetet, mu� er sich zuerst eine Vorstellung von Gott machen, und diese Vorstellung ist nur ein Gebilde seines eigenen Geistes. Da aber das Endliche das Unendliche nicht begreifen kann, so kann Gott auf diese Weise nicht begriffen werden. Das, was sich der Mensch mit seinem eigenen Geist vorstellt, kann er begreifen. Aber das, was er begreifen kann, ist nicht Gott. Die Vorstellung, die sich ein Mensch von Gott macht, ist nur ein Trugbild, ein Bild, eine Einbildung, eine T�uschung. Es gibt keine Verbindung zwischen einer solchen Vorstellung und dem Allerh�chsten Wesen. Wenn jemand Gott erkennen will, so mu� er Ihn in dem vollkommenen Spiegel Christi oder Bahá'u'lláhs finden. In jedem dieser Spiegel wird er die Sonne der G�ttlichkeit widergespiegelt sehen. Wie wir die physische Sonne an ihrem Glanz, ihrem Licht und ihrer Hitze erkennen, so erkennen wir Gott, die geistige Sonne, wenn sie aus dem Tempel der Manifestation hervorstrahlt, an Seinen Kennzeichen der Vollkommenheit, an der Sch�nheit Seiner Eigenschaften und an dem Glanze Seines Lichtes.��

Er sagt ferner:

�Wenn der Heilige Geist nicht zum Vermittler wird, kann der Mensch nicht unmittelbar zu den Gaben Gottes gelangen. �berseht die unverkennbaren Wahrheiten nicht, denn es ist selbstverst�ndlich, da� ein Kind nicht ohne Lehrer unterrichtet werden kann und da� Erkenntnis eine der Gaben Gottes ist. Ohne den Regen der Wolken wird der Erdboden nicht mit Gras und anderen Gew�chsen bedeckt. Daher sind die Wolken die Vermittler zwischen den g�ttlichen Gaben und dem Erdboden ... Das Licht hat einen Mittelpunkt, und so es jemand anderswo als in diesem Mittelpunkt suchen wollte, w�rde er niemals zu ihm gelangen ... Wende deinen Blick zu den Tagen Christi. Manche bildeten sich ein, sie k�nnten ohne die messianische Ausgie�ung zur Wahrheit gelangen, aber gerade diese Einbildung wurde zur Ursache, da� sie jener verlustig gingen.�

Wer es versucht, zu Gott zu beten, ohne sich an Seine Manifestation zu wenden, gleicht einem Menschen im dunklen Kerker, der durch seine Einbildung versucht, in der Pracht des Sonnenscheins zu schwelgen.

� Aus einem Gespr�ch mit Mr. Percy Woodcock in 'Akka 1909

� Tablets of 'Abdu'l-Bahá, Band III, p.591-592
+6:4 #112 Das Gebet ist eine unerl��liche Pflicht

Das Gebet ist den Bahá'í in klaren Worten zur Pflicht gemacht. Bahá'u'lláh sagt in dem Kitáb-i-Aqdas:

�Singt (oder sprecht) die Worte Gottes jeden Morgen und jeden Abend. Wer dies vernachl�ssigt, ist dem B�ndnis Gottes nicht treu, und wer sich an diesem Tag davon abwendet, geh�rt zu denen, die sich von Gott abgewandt haben. F�rchte Gott, o mein Volk! Werde nicht stolz durch zu vieles Lesen (des heiligen Wortes). Nur einen Vers in Freude und Frohsinn zu singen ist besser f�r euch, als alle Offenbarungen des allm�chtigen Gottes achtlos zu lesen. Singt die Tablets Gottes nur, solange ihr nicht von M�digkeit und Schw�che befallen werdet. �berb�rdet die Seele nicht bis zur Ersch�pfung und Abspannung, sondern erquickt sie vielmehr derart, da� sie sich auf den Schwingen der Offenbarung zum D�mmerungsort der Beweise erheben m�ge. Dies bringt euch n�her zu Gott - o geh�rtet ihr doch zu denen, die dies verstehen.�

'Abdu'l-Bahá sagte zu einem Briefschreiber TAB III p.683):

�O du geistiger Freund! Du hast nach der Weisheit des Gebetes gefragt. Wisse, da� das Gebet eine unerl��liche Pflicht ist und da� der Mensch unter keinem Vorwand davon entbunden werden kann, es sei denn, er ist geistig krank oder ein un�berwindliches Hindernis tritt auf.�

Ein anderer fragte Ihn: �warum beten? Welchen Sinn hat das Beten, nachdem doch Gott alles weislich angeordnet hat und alle Angelegenheiten in bester Ordnung durchf�hrt? Was f�r einen Sinn hat darum das Bitten und Flehen, das Vorbringen von W�nschen und Hilfesuchen?�

'Abdu'l-Bahá antwortete :

�Wisse, da� es sich f�r den Schwachen geziemt, sich an den Starken zu halten, und da� der Sucher nach Gnade den Herrlichen, den Freigebigen, darum bitten soll. Wer zu seinem Herrn fleht, der wendet sich Ihm zu und sucht Gnade von Seinem Ozean. So ist dieses Flehen schon an sich Licht f�r sein Herz, Erleuchtung f�r sein Schauen, Leben f�r seine Seele und Erh�hung f�r sein Wesen.��

�Beachte also, wie dein Herz erquickt wird, wenn du zu Gott flehst und sprichst: `Dein Name ist meine Heilung`, wie dann deine Seele durch den Geist der Liebe Gottes entz�ckt wird und dein Gem�t zu dem Reiche Gottes sich hingezogen f�hlt! Dadurch wachsen deine geistigen Anlagen und F�higkeiten. Wenn das Gef�� vergr��ert wird, nimmt das Wasser darin zu, und wenn der Durst sich steigert, empfindet der Mensch die G�te der Wolke angenehm. Dies ist das Geheimnis des Bittens und die Weisheit des Aussprechens der W�nsche.��

Bahá'u'lláh hat drei t�gliche Pflichtgebete geoffenbart. Dem Gl�ubigen steht es frei, eines dieser drei Gebete auszuw�hlen, aber er hat die Pflicht, eines davon zu sprechen, und zwar in der Art, wie Bahá'u'lláh es vorgeschrieben hat.

� Aus einem Sendschreiben an einen amerikanischen Gl�ubigen, ins Englische �bersetzt von 'Ali Kuli Kh�n, Oktober 1908

+6:5 #114 Versammlungsgebet

Die Gebete, die Bahá'u'lláh den Bahá'í als t�gliche Pflicht geboten hat, soll jeder f�r sich allein sprechen. Nur beim Gebet f�r die verstorbenen hat Bahá'u'lláh gemeinsames Beten angeordnet, wobei einzig gefordert ist, da� der Gl�ubige, der es laut liest, und alle anderen Anwesenden stehen sollen. Dies unterscheidet sich vom Islamischen Brauch des gemeinsamen Gebets, bei dem die Gl�ubigen in Reihen hinter einem Im�m stehen, der das Gebet leitet, was in der Baha'i-Religion verboten ist.

Diese Anordnungen, die mit der Abschaffung des Berufspriestertums durch Bahá'u'lláh �bereinstimmen, besagen nicht, da� Er gemeinsamen Andachten keinen Wert beimesse. �ber den Wert von Gebetsversammlungen sprach 'Abdu'l-Bahá :

�Es mag jemand sagen: `Ich kann zu Gott beten, wann ich will, wenn die Gef�hle meines Herzens zu Gott hingezogen sind, sei dies in der W�ste oder in der Stadt oder sonstwo. Warum sollte ich dorthin gehen, wo andere an einem bestimmten Tag und zu einer gewissen Stunde versammelt sind, um meine Gebete mit den ihrigen zu vereinen, selbst wenn ich mich in keiner Gebetsstimmung befinde?`��

�So zu denken ist nutzlose Einbildung, denn wo viele versammelt sind, ist ihre Kraft gr��er. Soldaten, die allein und vereinzelt fechten, haben nicht die Kraft eines vereinten Heeres. Wenn sich alle Soldaten in diesem geistigen Krieg versammeln, dann werden ihre vereinten geistigen Gef�hle einander helfen, und ihre Gebete werden Annahme finden.��

� Aus Notizen von Miss Ethel I. Rosenberg
+6:6 #115 Das Gebet, die Sprache der Liebe

Auf die Frage, ob das Gebet notwendig sei, da doch angenommen werden k�nne, da� Gott die W�nsche aller Herzen kenne, antwortete 'Abdu'l-Bahá:

�Wenn ein Freund f�r einen andern Liebe f�hlt, so wird er es ihm sagen wollen. Obschon er wei�, da� der Freund seine Liebe empfindet, wird er doch den Wunsch haben, ihm dies zu sagen ... Gott kennt die W�nsche aller Herzen, aber der Drang zu beten ist ein nat�rlicher, er entspringt aus des Menschen Liebe zu Gott ...��

�Das Gebet bedarf nicht der Worte, aber der Gedanken und der Haltung. Wenn diese Liebe und dieses Verlangen fehlen, dann ist es nutzlos, sie erzwingen zu wollen. Worte ohne Liebe bedeuten nichts. W�re es dir angenehm, dich mit jemandem zu unterhalten, der ohne Liebe und Freude �ber sein Zusammensein mit dir, nur aus einem ihm unangenehmen Pflichtgef�hl heraus, mit dir spricht?��

Bei einem anderen Gespr�ch sagte 'Abdu'l-Bahá :

�Im reinsten Gebet beten die Menschen nur um der Liebe Gottes willen, nicht weil sie Ihn oder die H�lle f�rchten oder auf die G�te oder den Himmel hoffen ... Wenn sich jemand in einen Menschen verliebt, so ist es ihm unm�glich, den Namen des geliebten Wesens nicht zu nennen. Wieviel schwieriger ist es f�r einen Menschen, sich der Erw�hnung des Namens Gottes zu enthalten, wenn er dazu gelangt ist, Gott zu lieben! Der geistige Mensch findet an nichts Freude au�er im Gedenken Gottes.��

� Artikel in der `Fortnightly Review`, Juni 1911, von Miss E. S. Stevens

� Aus Notizen von Miss Alma Robertson und andern Pilgern, Nov. und Dez. 1900

+6:7 #116 Befreiung aus Tr�bsalen

Nach den Lehren der Offenbarer r�hren Krankheit und alle anderen Arten von Tr�bsal von dem Ungehorsam den Geboten Gottes gegen�ber her. Selbst Ungl�cksf�lle, die von einer Flut, einem Orkan oder einem Erdbeben herr�hren, sind nach 'Abdu'l-Bahá mittelbar dieser Ursache zuzuschreiben.

Das Leid, das dem Irrtum folgt, ist nicht r�chender, sondern erzieherischer und heilsamer Natur. Es ist Gottes Stimme, die dem Menschen ank�ndigt, da� er vom rechten Weg abgeirrt ist. Wenn das Leid schrecklich ist, so nur deshalb, weil die Gefahr des Unrechttuns noch schrecklicher ist, denn �der Tod ist der S�nde Sold�.

So wie Tr�bsal dem Ungehorsam zuzuschreiben ist, so kann die Befreiung von Tr�bsal nur durch Gehorsam erlangt werden. Es gibt hierin weder Zufall noch Zweifel. Sich von Gott abzuwenden bringt unvermeidlich Mi�geschick, und sich Gott zuzuwenden bringt ebenso unvermeidlich Segen.

Da die ganze Menschheit ein Organismus ist, so h�ngt die Wohlfahrt jedes einzelnen nicht nur von seinem eigenen Betragen, sondern auch von dem seines N�chsten ab. Wenn einer Unrecht tut, so leiden alle mehr oder weniger darunter; tut aber einer Gutes, so haben alle davon Nutzen. Jeder hat bis zu einem gewissen Grad seines N�chsten Lasten zu tragen, und die Besten der Menschheit sind jene, welche die schwersten B�rden tragen. Die Heiligen haben immer �beraus schwer gelitten, die Offenbarer haben im h�chsten Ma�e gelitten. Bahá'u'lláh sagt im Buch Iq�n (S.55):

�Denn du bist doch zweifellos unterrichtet �ber die Tr�bsale, die Armut, die �bel und die Erniedrigung, die �ber jeden Propheten Gottes und Seine Gef�hrten kamen. Du hast doch geh�rt, wie die K�pfe Ihrer Anh�nger als Geschenke in verschiedene St�dte gesandt wurden.�

Dies ist aber nicht so zu verstehen, als ob die Heiligen und Offenbarer mehr Strafe verdient h�tten als andere Menschen. Nein, diese leiden oft f�r die S�nden anderer und w�hlen das Leiden f�r Sich um der anderen willen. Es geht Ihnen um das Wohl der Welt und nicht um Ihr eigenes Wohl. Der, welcher die Menschheit wahrhaft liebt, bittet nicht darum, da� er als einzelner von der Armut, der Krankheit oder dem Ungemach verschont bleibe, sondern da� die Menschheit von der Unwissenheit, dem Irrtum und den �beln, die diesen unvermeidlich folgen, befreit werden m�ge. Wenn er f�r sich Gesundheit oder Reichtum w�nscht, dann nur, um damit dem K�nigreiche Gottes dienen zu k�nnen, und wenn ihm physische Gesundheit und Reichtum versagt sind, nimmt er sein Los mit �strahlender Ergebung� an, wohl wissend, da� in allem, was ihn auf dem Pfade Gottes bef�llt, eine rechte Weisheit liegt.

'Abdu'l-Bahá sagt (Paris S.36):

�Kummer und Sorge �berkommen uns nicht zuf�llig, sie werden uns vielmehr durch die g�ttliche Gnade zu unserer eigenen Vervollkommnung gesandt.�

�Solange ein Mensch gl�cklich ist, mag er wohl Gott vergessen, doch wenn ihn Kummer ankommt und Sorge �berw�ltigt, wird er sich des Vaters, der im Himmel ist und ihn aus seiner Erniedrigung zu befreien vermag, erinnern ... Je mehr ein Mensch gel�utert wird, desto gr��er ist die Ernte der geistigen Tugenden, die aus ihm hervorgehen.�

Auf den ersten Blick erscheint es uns sehr ungerecht, da� der Unschuldige f�r den Schuldigen leiden soll, aber 'Abdu'l-Bahá versichert uns, da� diese Ungerechtigkeit nur eine scheinbare ist, da� aber auf weite Sicht vollkommene Gerechtigkeit herrscht. Er schreibt:

�Was nun die S�uglinge und Kinder betrifft, die unter den H�nden der Unterdr�cker leiden und umkommen ... so gibt es f�r diese Seelen eine Belohnung in einer anderen Welt ... Dieses Leiden ist die gr��te Gnade Gottes. Wahrlich, diese Gnade des Herrn ist weit besser, als alle Annehmlichkeiten dieser Welt und als das Wachstum und die Entwicklung, welche dieser St�tte der Sterblichkeit eigen sind.��

� Tablets of 'Abdu'l-Bahá, Band II, p.337
+6:8 #117 Gebet und Naturgesetz

Manche finden es schwierig, an die Wirksamkeit des Gebets zu glauben, weil sie denken, die Erh�rung des Gebets bedeute eine willk�rliche Einmischung in das Naturgesetz. Ein Gleichnis m�ge dienen, diese Schwierigkeit zu beseitigen. Wenn ein Magnet �ber Eisensp�ne gehalten wird, so werden diese auffliegen und an dem Magnet haften. Dies bedeutet aber keine Einmischung in das Gesetz der Schwerkraft. Die Schwerkraft wirkt auch jetzt noch wie zuvor auf die Eisensp�ne ein. Was sich ereignete, ist nur, da� hier eine st�rkere Kraft einsetzte - eine andere Kraft, deren Wirkung ebenso regelrecht und berechenbar ist wie die der Schwerkraft. Die Baha'i-Anschauung ist, da� das Gebet h�here Kr�fte ausl�st, die noch verh�ltnism��ig wenig bekannt sind. Es scheint aber kein Grund zu der Annahme vorzuliegen, da� diese Kr�fte in ihrer T�tigkeit willk�rlicher als die physischen Kr�fte seien. Der Unterschied ist nur der, da� diese Kr�fte noch nicht gen�gend und nicht experimentell erforscht sind, und wegen unserer Unkenntnis erscheint uns ihr Wirken geheimnisvoll und unberechenbar.

Eine andere Schwierigkeit, die manche als verwirrend ansehen, ist die, da� ihnen das Gebet als eine zu schwache Kraft erscheint, um die gro�en Wirkungen, die oft damit erstrebt werden, hervorzubringen. Auch hier mag ein Gleichnis dazu dienen, diese Schwierigkeit zu beheben. Wenn eine schwache Kraft auf das Schleusentor eines Stauwerkes gerichtet wird, so ist sie imstande, eine gewaltige Flut von Wasserkr�ften zu entfesseln und zu regeln, oder wenn eine solche schwache Kraft bei dem Steuerungswerk eines Ozeandampfers eingesetzt wird, so ist sie imstande, den Kurs dieses Riesenfahrzeuges zu bestimmen. Nach der Baha'i-Anschauung ist jene Macht, die auf unsere Gebete antwortet, die unersch�pfliche Macht Gottes. Dem Betenden kommt es nur zu, die schwache Kraft anzuwenden, die n�tig ist, um die Flut zu befreien oder den Lauf der g�ttlichen Gnadenf�lle zu bestimmen, die immer bereit ist, jenen zu dienen, die gelernt haben, wie man sich an sie wendet.

+6:9 #118 Baha'i-Gebete

Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá offenbarten f�r Ihre Anh�nger unz�hlige Gebete, die sie zu verschiedenen Zeiten und f�r verschiedene Ziele gebrauchen sollen. Die Gedankengr��e und tiefgr�ndige Geistigkeit, die sich in diesen Worten enth�llen, m�ssen einen nachhaltigen Eindruck auf jeden denkenden Sucher machen. Aber ihre Bedeutung k�nnen wir erst dann richtig einsch�tzen und ihre Kraft, Gutes zu wirken, v�llig uns klarmachen, wenn wir den Gebrauch dieser Gebete zu einem regelm��igen und wichtigen Teil unseres t�glichen Lebens machen. Die R�cksicht auf den beschr�nkten Raum dieses Buches gestattet uns leider nicht, au�er einigen kurzen Beispielen, mehr von diesen Gebeten hier wiederzugeben. Wegen weiterer Gebete sei der Leser auf andere Baha'i-Schriften verwiesen.

�O mein Herr! Mache Deine Sch�nheit zu meiner Speise, Deine Gegenwart zu meinem Trank, Dein Wohlgefallen zu meiner Hoffnung, Deinen Lobpreis zu meiner Tat, das Gedenken Deiner zu meinem Gef�hrten und die Macht Deiner Herrschaft zu meinem Beistand, Deine Behausung zu meinem Heim und meinen Wohnort zum Sitz, den Du geheiligt hast �ber die Grenzen, denen gesetzt, die wie durch einen Schleier von Dir getrennt sind.�

�Du bist wahrlich der Allm�chtige, der Allherrliche, der Machtvollste.��

� Bahá'u'lláh, Gebete und Meditationen Nr.168

�Ich bezeuge, o mein Gott: Du hast mich erschaffen, Dich zu erkennen und Dich anzubeten. Ich bezeuge in diesem Augenblick meine Ohnmacht und Deine Macht, meine Armut und Deinen Reichtum. Es gibt keinen anderen Gott au�er Dir, dem Helfer in Gefahr, dem Selbstbestehenden.��

� Bahá'u'lláh, Gebete und Meditationen Nr.181

�O mein Gott! O mein Gott! Vereinige die Herzen Deiner Diener und offenbare ihnen Deine gro�en Absichten. M�gen sie Deine Gebote befolgen und Deinem Gesetze treu bleiben. Hilf ihnen, o Gott, in ihrem Bem�hen und verleihe ihnen Kraft, Dir zu dienen. O Gott, �berlasse sie nicht sich selbst, sondern leite ihre Schritte durch das Licht der Erkenntnis und erquicke ihre Herzen durch Deine Liebe. Wahrlich, Du bist ihr Helfer und ihr Herr.��

� Bahá'u'lláh, Bahá'í Prayers

�O du g�tiger Herr! Du hast die ganze Menschheit aus dem gleichen Stamm erschaffen. Du hast bestimmt, da� alle dem gleichen Haushalt angeh�ren sollen. In Deiner heiligen Gegenwart sind sie alle Deine Diener, und die ganze Menschheit findet Schutz in Deiner H�tte. Alle haben sich um Deinen Gabentisch versammelt. Alle werden erleuchtet durch das Licht Deiner Vorsehung.�

�O Gott! Du bist g�tig zu allen, Du hast f�r alle gesorgt, Du besch�tzest alle, Du verleihst allen Leben, Du hast einen jeden und alle mit Gaben und F�higkeiten ausgestattet, und alle sind in das Meer Deiner Barmherzigkeit untergetaucht.�

�O Du g�tiger Herr! Vereinige alle. Gib, da� die Religionen in Einklang kommen, und einige die V�lker, so da� sie einander ansehen m�gen wie eine Familie und die ganze Erde wie ein Heim. M�chten sie doch alle in vollkommener Harmonie zusammenleben!�

�O Gott! Erhebe das Banner der Einheit der Menschheit.�

�O Gott! Errichte den Gr��ten Frieden.�
�Schmiede Du, o Gott, die Herzen zusammen.�

�O Du g�tiger Vater, Gott! Erfreue unsere Herzen durch den Duft Deiner Liebe. Mache unsere Augen strahlend durch das Licht Deiner F�hrung. Erquicke unsere Ohren mit dem Wohlklang Deines Wortes und besch�tze uns alle in der Feste Deiner Vorsehung.�

�Du bist der M�chtige und Kraftvolle, Du bist der Vergebende und Du bist Der, welcher die M�ngel der ganzen Menschheit �bersieht.��

� Abdu'l-Bahá, Bahá'í Prayers

�O Du Allm�chtiger! Ich bin ein S�nder, Du aber bist der Vergebende. Ich bin voller M�ngel, Du aber bist der Mitleidige. Ich bin in der Dunkelheit des Irrtums, Du aber bist das Licht der Verzeihung.�

�Darum bitte ich Dich, o Du liebreicher Gott, vergib mir meine S�nden, gew�hre mir Deine Gaben, �bersieh meine Fehler, verleihe mir Schutz, versenke mich in den Quell Deiner Geduld und heile mich von aller Krankheit und allem Leiden. Reinige und heilige mich. Gib mir einen Teil von der Ausgie�ung der Heiligkeit, so da� Sorgen und Traurigkeit verschwinden, Freude und Gl�ckseligkeit herabkommen, Verzagtheit und Hoffnungslosigkeit verwandelt werden in Frohsinn und Zuversicht, und Mut an Stelle von Furcht trete. Wahrlich, Du bist der Vergebende, der Mitleidige, und Du bist der Gro�m�tige, der Geliebte!��

� Abdu'l-Bahá, Bahá'í Prayers

�O Du mitleidiger Gott! Verleihe mir ein Herz, das mit dem Lichte Deiner Liebe erleuchtet werde wie ein Spiegel, und gib mir Gedanken, welche die Welt durch geistige Gnaden in einen Rosengarten verwandeln m�gen.�

�Du bist der Mitleidige, der Barmherzige, der Gnadenreiche!��

� Abdu'l-Bahá, Bahá'í Prayers

Das Baha'i-Gebet ist jedoch nicht beschr�nkt auf den Gebrauch vorgeschriebener Formen, wie wichtig diese auch sein m�gen. Bahá'u'lláh lehrt, da� des Menschen ganzes Leben ein Gebet sein sollte, da� die im rechten Geist verrichtete Arbeit Gottesdienst ist, da� jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat, die dem Ruhme Gottes und dem Wohl unserer Mitmenschen dienen, im wahrsten Sinn des Wortes Gebet sind�

� �ber F�rbitte siebe 11.Kapitel
+7:0 #121
7. KAPITEL
GESUNDHEIT UND HEILUNG

�Sein Antlitz Gott zuzuwenden bringt Heilung f�r den Leib, den Geist und die Seele.�

('Abdu'l-Bahá)
+7:1 #121 K�rper und Seele

Nach der Baha'i-Lehre dient der menschliche K�rper einem zeitbegrenzten Zweck bei der Entwicklung der Seele, und wenn er diesem Zweck gedient hat, wird er abgelegt. Es ist genau wie mit der Eierschale, die bei der Entwicklung des K�kens einem zeitlichen Zweck dient und, wenn dieser Zweck erf�llt ist, zerbrochen und abgelegt wird. 'Abdu'l-Bahá sagt, da� der physische K�rper nicht f�hig ist zur Unsterblichkeit, weil er etwas aus Atomen und Molek�len Aufgebautes ist und gleich allen Dingen, die zusammengesetzt sind, mit der Zeit der Aufl�sung anheimf�llt.

Der K�rper sollte der Diener der Seele und niemals ihr Herr sein. Er sollte ein williger, gehorsamer und t�chtiger Diener sein und sollte mit der gleichen R�cksicht behandelt werden, wie man einen guten Diener behandelt. Wenn er nicht richtig behandelt wird, so ist das Ergebnis Krankheit und Ungl�ck mit ihren schlimmen Folgen, sowohl f�r den Herrn als f�r den Diener.

+7:2 #121 Einheit alles Lebens

Die wesentliche Einheit der Myriaden von Formen und Abstufungen des Lebens ist eine der grundlegenden Lehren von Bahá'u'lláh. Unsere physische Gesundheit ist so mit unserer gedanklichen, sittlichen und geistigen Gesundheit und ebenso mit dem Einzel- und Gemeinwohl unserer Mitmenschen, ja selbst mit dem Leben der Tiere und Pflanzen verbunden, da� jedes von diesen in einem weit gr��eren Ma�e durch das andere beeinflu�t wird, als man gew�hnlich denkt.

Es gibt darum kein Gebot des Offenbarers, auf welchen Teil des Lebens es sich auch urspr�nglich beziehen mag, das nicht die k�rperliche Gesundheit ber�hrt. Manche der Lehren beziehen sich jedoch in noch gr��erem Ma� auf physische Gesundheit als andere, und diese sind es, die wir nun erforschen wollen.

+7:3 #122 Einfaches Leben
'Abdu'l-Bahá sagt:

�Sparsamkeit ist die Grundlage menschlicher Wohlfahrt. Der Verschwender ist immer in Sorge. Verschwendung ist f�r jedermann eine unverzeihliche S�nde. Wir d�rfen nie auf Kosten andere leben wie eine Schmarotzerpflanze. Jedermann mu� einen Beruf haben, mit Hand oder Feder, und mu� ein sauberes, mannhaftes, ehrbares Leben leben, ein Beispiel der Reinheit, das von anderen nachgeahmt werden sollte. Es ist k�niglicher, mit einer Kruste alten Brotes zufrieden zu sein, als sich an einem prunkhaften Mahle mit vielen G�ngen zu erg�tzen, wof�r das Geld aus den Taschen anderer flie�t. Das Gem�t eines zufriedenen Menschen ist immer friedfertig und sein Herz ist ruhig.��

Fleischnahrung ist nicht verboten, aber 'Abdu'l-Bahá sagt:

�Die zuk�nftige Nahrung wird aus Fr�chten und Getreide bestehen. Die Zeit wird kommen, da kein Fleisch mehr gegessen wird. Die �rztliche Wissenschaft befindet sich erst in ihrer Kindheit. Dennoch hat sie bereits gezeigt, da� unsere nat�rliche Nahrung in dem besteht, was aus dem Boden hervorw�chst.��

� Bahá'í Scriptures, p.453

� nach Julia M. Grundy, Ten Days in the Light of Acca

+7:4 #122 Alkohol und Narkotika

Jeder Gebrauch von bet�ubenden und berauschenden Mitteln aller Art ist, ausgenommen als Heilmittel in Krankheitsf�llen, von Bahá'u'lláh streng verboten.

+7:5 #123 Lebensfreuden

Der Baha'i-Glaube beruht auf M��igung, nicht auf Asketentum. Sich der guten und sch�nen Dinge im materiellen und geistigen Leben zu erfreuen, ist nicht nur anempfohlen, sondern zur Pflicht gemacht. Bahá'u'lláh sagt:

�Beraubt euch nicht selbst dessen, was f�r euch erschaffen wurde.�

Und ferner:

�Es ist eure Pflicht, da� Begeisterung und Freude in eurem Angesicht leuchte.�

'Abdu'l-Bahá sagt:

�Alles, was erschaffen wurde, ist f�r den Menschen da, den H�hepunkt der Sch�pfung, und er mu� dankbar sein f�r die g�ttlichen Gaben. Alle materiellen Dinge sind f�r uns da, damit wir durch unsere Dankbarkeit lernen m�gen, das Leben als eine g�ttliche Wohltat zu verstehen. Wenn uns das Leben verleidet ist, sind wir undankbare Menschen, denn sowohl unser materielles als auch unser geistiges Dasein sind die �u�eren Beweise der g�ttlichen Gnade. Daher m�ssen wir gl�cklich sein und unsere Tage in Lobpreis und Wertsch�tzung aller Dinge verbringen.��

Als 'Abdu'l-Bahá gefragt wurde, ob das Baha'i-Verbot des Spielens auf alle Arten von Spiel Anwendung finde, antwortete Er:

�Nein, manche Spiele sind harmlos, und wenn sie zur Kurzweil gespielt werden, schaden sie nichts. Aber es liegt eine Gefahr darin, da� Kurzweil ausartet in Zeitvergeudung. Zeitvergeudung ist aber in der Sache Gottes nicht zul�ssig. Jedoch Erholungsspiele, die zur Kr�ftigung des K�rpers dienen, z.B. Leibes�bungen, sind w�nschenswert.��

� Abdu'l-Bahá, Divine Philosophy p.104
� Abdu'l-Bahá, A heavenly Vista p.9
+7:6 #124 Reinlichkeit
Bahá'u'lláh sagt im Buche Aqdas:

�Seid das Muster der Reinlichkeit unter den Menschen ... richtet euch unter allen Umst�nden nach den edelsten Sitten ... la�t keine Spur von Unreinlichkeit auf euren Kleidern sein ... Badet in reinem Wasser. Wasser, das schon benutzt ist, darf nicht mehr verwendet werden ... Wahrlich, Unser Wunsch ist, euch als die Offenbarungen des Paradieses auf Erden zu sehen, damit das von euch ausstr�men m�ge, was die Herzen der Beg�nstigten erfreut.�

Mirza 'Abu'l-Fadl beschreibt in seinem Buch Baha'i-Proofs, wie au�erordentlich wichtig diese Gebote besonders f�r einige Gegenden des Ostens sind, wo faules Wasser, das jeder Beschreibung spottet, f�r Haushaltszwecke, zum Baden und selbst zum Trinken verwendet wird, wodurch �u�erst ungesunde Zust�nde herrschen, die viele sonst vermeidbare Krankheiten und �bel verursachen. Diese Zust�nde, von denen in gewissen F�llen anzunehmen ist, da� sie von der herrschenden Religion gutgehei�en werden, k�nnen unter den Orientalen nur durch Gebote eines Menschen beseitigt werden, von dem sie glauben, da� er g�ttliche Autorit�t besitzt. Auch in verschiedenen Teilen des Westens w�rden wunderbare Ver�nderungen eintreten, wenn man die Reinlichkeit nicht als der Fr�mmigkeit nachstehend, sondern sie als einen wesentlichen Teil der Fr�mmigkeit betrachten w�rde.

+7:7 #125 Die Wirkungen des Gehorsams gegen�ber den Geboten der Offenbarer

Der Einflu� dieser auf einfaches Leben, Hygiene, Enthaltsamkeit von Alkohol und Rauschgift usw. sich beziehenden Gebote auf die Gesundheit ist zu einleuchtend, als da� er weiterer Erl�uterungen bed�rfte, obschon die lebenswichtige Bedeutung dieser Gebote oft sehr untersch�tzt wird. Wenn sie allgemein beachtet w�rden, dann w�rden bald die meisten ansteckenden Krankheiten und ein gro�er Teil anderer �bel bei den Menschen verschwinden. Die Zahl der Krankheiten infolge Vernachl�ssigung der einfachsten hygienischen Vorsichtsma�nahmen und durch Genu� von Tabak und Rauschmitteln, ist sehr gro�. Der Gehorsam gegen diese Gebote w�re nicht nur von gutem Einflu� auf die Gesundheit, er k�nnte vielmehr auch eine ungeheure Wirkung zum Guten auf den Charakter und den Lebenswandel aus�ben.

Alkohol und Rauschmittel beeinflussen des Menschen Bewu�tsein l�ngst bevor sie seinen aufrechten Gang beeinflussen oder eine offenbare k�rperliche Krankheit verursachen, so da� der moralische und geistige Gewinn aus der Enthaltsamkeit wohl noch gr��er ist als der physische. �ber die Reinlichkeit sagt 'Abdu'l-Bahá (TAB III p.581):

��u�ere Reinlichkeit hat, obwohl sie nur etwas Stoffliches ist, einen gro�en Einflu� auf das Geistige ... Wenn der Mensch einen reinen und makellosen K�rper besitzt, hat dies in gleicher Weise Einflu� auf seinen Geist.�

W�rden die Gebote der Offenbarer bez�glich der Keuschheit im Sexuellen allgemein beachtet, dann w�re eine weitere stets sich fortpflanzende Krankheitsursache beseitigt. Die ekelhaften Geschlechtskrankheiten, welche heutzutage die Gesundheit so vieler Tausender, Unschuldiger wie Schuldiger, kleiner Kinder wie Eltern, vernichten, w�rden sehr bald g�nzlich der Vergangenheit angeh�ren.

W�rden die Gebote der Offenbarer in bezug auf Gerechtigkeit, gegenseitige Hilfe und das �Liebe deinen N�chsten wie dich selbst� beachtet, wie k�nnten alsdann Arbeit in �berf�llten, ungesunden R�umen und tiefste Armut einerseits, z�gellose Genu�sucht, Faulheit und niedriges Wohlleben andererseits noch weiter geistigen, sittlichen und physischen Untergang verursachen?

Der einfache Gehorsam gegen�ber den hygienischen und sittlichen Geboten von Moses, Buddha, Christus, Muhammad oder Bahá'u'lláh w�rde auf dem Wege der Krankheitsverh�tung mehr bewirken, als alle �rzte und alle �ffentlichen Gesundheitsvorschriften der Welt auszurichten vermocht haben. Es scheint in der Tat gewi� zu sein, da�, sofern ein solcher Gehorsam allgemein w�re, gute Gesundheit ebenso allgemein werden w�rde. Anstatt da� das Leben durch Krankheit vernichtet oder in der Kindheit, Jugend oder Vollkraft abgeschnitten wird, wie es jetzt so h�ufig vorkommt, w�rden die Menschen zu einem hohen Alter heranreifen, wie gesunde Fr�chte, die reif und vollendet werden, bevor sie vom Zweige fallen.

+7:8 #126 Der Offenbarer als Arzt

Wir leben in einer Welt, in der, seit man zur�ckdenken kann, Gehorsam gegen�ber den Geboten der Offenbarer mehr Ausnahme als Regel und Eigenliebe mehr Beweggrund als Liebe zu Gott sind, wo Einzel- und Parteinutzen dem Nutzen der ganzen Menschheit vorangeht, wo materielle Besitzt�mer und sinnliche Vergn�gungen der sozialen und geistigen Wohlfahrt der Menschheit vorgezogen werden. Daraus sind r�cksichtsloser Wetteifer und Streit, Unterdr�ckung und Tyrannei, Gegens�tze von Reichtum und Armut hervorgegangen - Zust�nde, die geistige wie physische Krankheiten hervorrufen. Infolgedessen ist der ganze Baum der Menschheit krank, und jedes Blatt des Baumes hat unter dieser allgemeinen Krankheit zu leiden. Selbst die Reinsten und Heiligsten haben unter den S�nden anderer zu leiden. Heilung tut not, Heilung der Menschheit als Ganzes, Heilung der V�lker und Heilung des einzelnen. So zeigt uns Bahá'u'lláh, gleich Seinen erleuchteten Vorg�ngern, nicht nur, wie die Gesundheit erhalten werden kann, sondern auch, wie die verlorene Gesundheit wiederherzustellen ist. Er kam als der gro�e Arzt, der Heiler der Weltkrankheiten, sowohl der k�rperlichen als der geistigen.

+7:9 #127 Heilung durch materielle Mittel

In der westlichen Welt ist heute ein bemerkenswertes Wiederaufleben des Glaubens an die Wirksamkeit der Heilung durch geistige Mittel wahrzunehmen. In der Tat, viele gingen in ihrer Auflehnung gegen die materialistischen Ideen �ber Krankheiten und ihre Behandlung, wie sie im neunzehnten Jahrhundert vorherrschten, zu dem anderen Extrem �ber und sprechen den materiellen Heilmitteln oder den hygienischen Methoden jeglichen Wert ab. Bahá'u'lláh anerkennt sowohl den Wert der materiellen als der geistigen Heilmittel. Er lehrt, die Wissenschaft und Kunst des Heilens m�sse entwickelt, ermutigt und vervollkommnet werden, so da� alle Heilmittel, jedes in seinem Bereich, aufs n�tzlichste angewendet werden. Wenn Familienglieder Bahá'u'lláhs erkrankten, dann wurde ein Arzt gerufen, und dasselbe zu tun, hat Er Seinen Anh�ngern empfohlen. Er sagt (Kitáb-i-Aqdas):

�Wenn ihr von Leiden oder Krankheit befallen werdet, so la�t euch von geschickten �rzten beraten.�

Dies ist v�llig im Einklang mit der Haltung, welche die Bahá'í im allgemeinen der Wissenschaft und Kunst gegen�ber einnehmen. Jede Wissenschaft und jede Kunst, die dem Wohl der Menschheit dienen, selbst in materieller Hinsicht, sind zu sch�tzen und zu f�rdern. Durch die Wissenschaft wird der Mensch Herr �ber die materiellen Dinge, durch Unwissenheit bleibt er ihr Sklave.

Bahá'u'lláh schreibt (Tablet to a Physician):

�Vers�ume nie die �rztliche Behandlung, wenn sie erforderlich ist, doch h�re damit auf, wenn die Gesundheit wiederhergestellt ist. Behandle Krankheiten vorwiegend durch Di�t, vor allem vermeide Bet�ubungsmittel; und wenn du in einem einzigen Kraut das Notwendige findest, so greife nicht zu zusammengemischten Medikamenten ... verzichte auf die Anwendung von Bet�ubungsmitteln, wenn du gesund bist, aber wende sie an, wenn es n�tig ist.�

In einem Seiner Tablets sagt 'Abdu'l-Bahá (TAB III p.587):

�O Sucher nach Wahrheit! Es gibt zweierlei Wege, Krankheiten zu heilen: durch stoffliche und durch geistige Mittel. Der erste Weg besteht in der Anwendung von Medikamenten und Heilmitteln, der zweite im Gebet und in der Hinwendung zu Gott. Beide Mittel sollten angewendet und ge�bt werden ... Sie widersprechen sich �brigens nicht, und du solltest die physischen Heilmittel als Gnade und Barmherzigkeit Gottes annehmen, der die �rztliche Wissenschaft geoffenbart und kundgetan hat, damit Seine Diener in den Genu� auch dieser Art der Heilbehandlung kommen.�

Er lehrt, da�, sofern unser nat�rlicher Geschmack und Instinkt nicht durch eine t�richte und unnat�rliche Lebensweise verdorben w�ren, sie uns sowohl in der Auswahl einer angemessenen Di�t, als auch im Gebrauch heilkr�ftiger Fr�chte, Kr�uter und anderer Heilmittel zu zuverl�ssigen F�hrern w�rden, wie dies bei den wilden Tieren der Fall ist. In einer in den Beantworteten Fragen (S.251) berichteten interessanten Rede �ber Heilung sagt Er am Schlu�:

�Es ist daher klar, da� es m�glich ist, durch Nahrung, Lebensmittel und Fr�chte zu heilen; da aber heute die Wissenschaft der Medizin noch unvollkommen ist, wird diese Tatsache noch nicht ganz verstanden. Sobald die medizinische Wissenschaft Vollkommenheit erreicht, wird die Behandlung mit Nahrung, Lebensmitteln, duftenden Fr�chten und Pflanzen sowie verschiedenen hei�en und kalten Wasserkuren durchgef�hrt werden.�

Wenn auch die Heilmittel materiell sind, so ist die heilende Macht in Wirklichkeit g�ttlich, denn die Eigenschaften der Kr�uter oder der Minerale sind g�ttliche Gaben.

�Alles ist von Gott Abhangig. Die Medizin ist nur eine �u�ere Form oder das Mittel, durch das wir die himmlische Heilung erlangen.�

+7:10 #128 Heilung durch immaterielle Mittel

'Abdu'l-Bahá lehrt, da� es auch viele Methoden der Heilung ohne materielle Mittel gibt. Es gibt ebenso �ansteckende Gesundheit�, wie es ansteckende Krankheiten gibt. Die erstere vollzieht sich jedoch langsam und hat nur geringe Wirkung, w�hrend die letzteren oft heftig auftreten und rasch wirken. Weit m�chtigere Wirkungen gehen von des Patienten eigenem geistigen Zustand aus, und die �Suggestion� mag in der Beeinflussung solcher Zust�nde eine wichtige Rolle spielen. Furcht, Zorn, Qual usw, wirken nachteilig auf die Gesundheit, w�hrend Hoffnung, Liebe, Freude usw, entsprechend segensreich wirken.

Bahá'u'lláh sagt (Tablet to a Physician):

�Wahrlich, das Notwendigste ist Zufriedenheit in allen Lebenslagen, durch sie bewahrt sich der Mensch vor krankhaften Zust�nden und vor Abspannung. Gib nicht dem Kummer und der Sorge Raum, denn sie verursachen das gr��te Elend. Eifersucht verzehrt den K�rper, und Zorn verbrennt die Leber. Meide diese beiden, wie du einen L�wen meidest.�

'Abdu'l-Bahá sagt Paris S.85):

�Freude gibt uns Schwingen. In Zeiten der Freude ist unsere Kraft lebendiger, unser Verstand sch�rfer ... Wenn aber Traurigkeit bei uns einkehrt, verl��t uns die Kraft.�

Von einer andern Art geistiger Heilung schreibt 'Abdu'l-Bahá, da� sie zustande kommt (Beantwortete Fragen Kap.72):

� ... aus der v�lligen Konzentration des Willens eines starken Menschen auf einen Kranken, wobei der letztere mit seinem ganzen Glauben konzentriert erwartet, da� durch die geistige Kraft des Gesunden eine Heilung bewirkt wird, so sehr, da� es eine innige Verbindung zwischen dem Gesunden und dem Kranken gibt. Der Gesunde macht jede Anstrengung, den Kranken zu heilen, und dieser ist dann sicher, Heilung zu empfangen. Durch die Auswirkung dieser geistigen Eindr�cke wird eine Erregung der Nerven hervorgerufen, und diese Beeindruckung und Erregung der Nerven werden zur Ursache der Gesundung des Kranken.�

Alle diese Heilweisen sind jedoch in ihrer Wirkung begrenzt und k�nnen bei ernsten Krankheiten versagen.

+7:11 #129 Die Macht des Heiligen Geistes

Das wirksamste Heilmittel ist die Macht des Heiligen Geistes.

'Abdu'l-Bahá sagt hierzu (Beantwortete Fragen Kap.72):

�Diese Heilung h�ngt weder von Ber�hrung noch vom Sehen noch von der Gegenwart ab ... Ob die Krankheit leicht oder schwer ist, ob ein k�rperlicher Kontakt besteht oder nicht und ob es eine pers�nliche Verbindung zwischen dem Kranken und dem Heilenden gibt oder nicht, diese Heilung geschieht durch die Kraft des Heiligen Geistes.�

In einer Unterredung im Oktober 1904 mit Miss Ethel Rosenberg sagte 'Abdu'l-Bahá:

�Die durch die Macht des Heiligen Geistes bewirkte Heilung hat keine besondere Konzentration oder Ber�hrung n�tig. Sie wird durch den sehnlichen Wunsch und das Gebet des heiligen Menschen bewirkt. Der Kranke mag sich im Osten und der Heiler im Westen befinden, sie brauchen auch nicht miteinander bekannt zu sein, aber sobald der heilige Mensch sein Herz zu Gott wendet und betet, ist der Kranke geheilt. Dies ist eine Gabe, die den heiligen Manifestationen und denen eigen ist, die die h�chste Stufe erreicht haben.�

Von dieser Art waren zweifellos die Heilungen, die von Christus und Seinen Aposteln verrichtet wurden, und �hnliche Heilungen wurden den heiligen Menschen aller Zeitalter zugeschrieben. Sowohl Bahá'u'lláh als 'Abdu'l-Bahá waren mit dieser Macht ausgestattet, und �hnliche Kr�fte sind Ihren getreuen Anh�ngern verhei�en.

+7:12 #130 Die Haltung des Patienten

Um aber der Macht der geistigen Heilung eine vollkommene Wirkung zu verschaffen, sind von seiten des Patienten, des Heilers, der Freunde des Kranken und sogar der Gemeinschaft, der er angeh�rt, gewisse Erfordernisse n�tig.

Von seiten des Patienten ist das erste Erfordernis, da� er sich von ganzem Herzen zu Gott wendet, mit unbedingtem Vertrauen auf Seine Macht und auf Seinen Willen in dem Gedanken, da� Er tun wird, was das Beste ist. Zu einer amerikanischen Dame sagte 'Abdu'l-Bahá im August 1911:

�Alle diese Leiden werden verschwinden, und du wirst vollkommene k�rperliche und geistige Gesundheit erlangen ... La� dein Herz vertrauensvoll und dessen sicher sein, da� durch die Gaben und die Gunst von Bahá'u'lláh sich f�r dich alles erfreulich gestalten wird ... Aber du mu�t dich g�nzlich dem Reiche Abha zuwenden und ihm deine v�llige Aufmerksamkeit schenken, dieselbe Aufmerksamkeit, die Maria Magdalena Seiner Heiligkeit Christus schenkte, und ich versichere dir, da� du alsdann k�rperliche und geistige Gesundheit erlangen wirst. Du bist dessen w�rdig. Ich gebe dir die frohe Botschaft, da� du dessen w�rdig bist, weil dein Herz rein ist ... Sei zuversichtlich! Sei gl�cklich! Sei froh! Sei hoffnungsvoll!�

Obschon 'Abdu'l-Bahá in diesem Einzelfall die Erlangung der k�rperlichen Gesundheit zusagte, tat Er dies doch nicht in jedem Fall, selbst da nicht immer, wo ein starker Glaube von seiten des Betreffenden vorhanden war. Zu einer Pilgerin in 'Akka sagte Er (Daily Lessons received in Acca p.95):

�Die Gebete, welche f�r Heilungszwecke geschrieben wurden, sind sowohl f�r geistige als k�rperliche Heilung gegeben. Wenn die Heilung f�r den Patienten das Beste ist, so wird sie ihm sicherlich gew�hrt werden. F�r manche aber, die krank sind, w�rde Heilung nur zur Ursache anderer Leiden werden. Daher kommt es, da� die Weisheit manche Gebete nicht erh�rt.�

�O Dienerin Gottes! Die Macht des Heiligen Geistes heilt sowohl materielle als geistige Leiden.�

Einem andern Kranken schrieb Er (Star of the West VIII p.232):

�Wahrlich, der Wille Gottes handelt manchmal solcherart, da� die Menschen den Grund daf�r nicht ermitteln k�nnen. Die Ursachen und Gr�nde werden sp�ter offenbar werden. Glaube an Gott, vertraue auf Ihn und ergib dich in den Willen Gottes. Wahrlich, dein Gott ist liebevoll, mitleidig und barmherzig ... und Er wird Seine Barmherzigkeit auf dich herabkommen lassen�

'Abdu'l-Bahá lehrt, da� geistige Gesundheit zu k�rperlicher Gesundheit f�hrt, da� aber k�rperliche Gesundheit von vielen Umst�nden Abhangig ist, deren manche sich au�erhalb der Kontrolle des Menschen befinden. Daher vermag selbst die musterhafteste geistige Haltung des einzelnen nicht in jedem Fall die k�rperliche Gesundheit zu sichern. Die heiligsten M�nner und Frauen leiden zuweilen unter Krankheiten.

Dessen ungeachtet ist der segensreiche Einflu� auf die k�rperliche Gesundheit, der von einer richtigen geistigen Einstellung ausgeht, weit m�chtiger, als man es sich im allgemeinen denkt, und er gen�gt in verh�ltnism��ig vielen F�llen, um die schlechte Gesundheit zu beseitigen. 'Abdu'l-Bahá schrieb an eine englische Dame:

�Du hast �ber deine k�rperliche Schw�che geschrieben. Ich erbitte von der Freigebigkeit Bahá'u'lláhs, da� dein Geist stark werden m�ge, damit dein K�rper durch die St�rke deines Geistes geheilt werde.�

Ferner sagte Er (Paris S.11) :

�Gott hat den Menschen mit so wunderbarer Kraft bedacht, da� er immer aufw�rts schauen und au�er anderen Gaben auch Heilung aus seinem g�ttlichen Segens�berflu� empfangen mag.�

�Doch ach, der Mensch ist nicht f�r diese h�chste Segnung dankbar, sondern er schl�ft den Schlaf der Nachl�ssigkeit und mi�achtet die gro�e Gnade, die ihm Gott erzeigt hat, indem er sein Gesicht vom Lichte abkehrt und seinen Weg im Dunkel geht.�

+7:13 #132 Der Heiler

Die Kraft des geistigen Heilens ist zweifellos in gr��erem oder kleinerem Ma�e allen Menschen eigen. Wie aber manche Menschen mit au�ergew�hnlichen Talenten f�r Mathematik oder Musik ausgestattet sind, so scheinen andere mit au�ergew�hnlicher Bef�higung f�r Heilung begabt zu sein. Diese Menschen sollten die Heilkunst zu ihrer Lebensaufgabe machen. Ungl�cklicherweise ist die Welt in den letzten Jahrhunderten so materialistisch geworden, da� die M�glichkeit geistiger Heilung gr��tenteils aus den Augen verloren wurde. Gleich allen andern Talenten mu� auch die Gabe des Heilens entdeckt, gepflegt und ausgebildet werden, damit sie die h�chste Entwicklung und die gr��te Kraft erlangt. Es gibt heute wahrscheinlich Tausende von Menschen in der Welt, die reichlich mit nat�rlicher Bef�higung zum Heilen ausgestattet sind und in denen diese k�stliche Gabe unbenutzt und unt�tig liegt. Wenn die M�glichkeiten gedanklicher und geistiger Heilung verwirklicht sind, dann wird die Heilkunst verwandelt und veredelt und ihre Wirksamkeit ins Unerme�liche gesteigert werden. Und wenn dieses neue Wissen und diese neue Macht des Heilens auf seiten des Patienten mit lebendigem Glauben und lebendiger Hoffnung verbunden werden, dann werden wunderbare Erfolge zu sehen sein.

�Unser Vertrauen mu� auf Gott ruhen. Es gibt keinen Gott au�er Ihm, dem Heiler, dem Wissenden, dem Helfer ... Nichts auf Erden oder im Himmel ist au�erhalb der Macht Gottes.��

�O Arzt! Beim Behandeln der Kranken nenne zuerst den Namen deines Gottes, des Herrn des Gerichtstages. Alsdann wende das an, was Gott zur Heilung Seiner Gesch�pfe bestimmt hat. Bei Meinem Leben! Der Besuch des Arztes, der vom Wein Meiner Liebe getrunken hat, ist Heilung, und sein Atem ist Barmherzigkeit und Hoffnung. Klammert euch an ihn zum Wohle eurer Gesundheit! Er ist in seiner Behandlungsweise durch Gott best�tigt.��

�Dieses Wissen (der Heilkunst) ist die wichtigste aller Wissenschaften, denn sie ist die gr��te Gabe von Gott, dem Beleber des Staubes, f�r die Erhaltung der K�rper aller Menschen, und Er hat sie in die erste Reihe aller Wissenschaften und aller Weisheit gestellt. Denn dies ist der Tag, an dem du dich zu Meinem Siege erheben mu�t.��

�Dein Name ist meine Heilung, o mein Gott, und Deiner zu gedenken meine Arznei. N�he zu Dir ist meine Hoffnung und Liebe zu Dir mein Gef�hrte. Deine Gnade f�r mich ist meine Heilung und mein Helfer in beiden Welten, in dieser und der kommenden. Wahrlich, Du bist der Allg�tige, der Allwissende, der Allweise.��

'Abdu'l-Bahá schreibt:

�Wer erf�llt ist von der Liebe Bahas und alles andere vergi�t, von dessen Lippen wird der Heilige Geist geh�rt werden, und der Geist des Lebens wird sein Herz erf�llen ... von seinen Lippen werden Worte str�men gleich Perlen, die von Schn�ren gleiten, und alle Krankheit und alle Leiden werden durch sein H�ndeauflegen geheilt werden.��

�O du Reine und Geistige! Wende dich Gott zu mit einem Herzen, das in Seiner Liebe schl�gt und das Seinem Ruhm geweiht ist. Schaue auf Sein K�nigreich und suche die Hilfe Seines Heiligen Geistes im Zustand der Begeisterung, der Verz�ckung, Liebe, Sehnsucht, Freudigkeit und des Wohlgeruchs. Gott wird dir durch den Geist aus Seiner N�he helfen, Krankheiten und Leiden zu heilen.��

�Fahre fort in der Heilung der Herzen und K�rper und suche Heilung f�r die Kranken, indem du dich dem allerh�chsten K�nigreich zuwendest und das Herz darauf richtest, Heilung durch die Macht des Gr��ten Namens und durch den Geist der Liebe Gottes zu erlangen.��

(Tablets of 'Abdu'l-Bahá, Band III, S. 626, 629. )

� Bahá'u'lláh, Tablet to a Physician
� `Abdu'l-Bahá, Star of the West VIII p.233
� Abdu'l-Bahá, TAB III p.626 p.629
+7:14 #134 Wie alle helfen k�nnen

Kranke zu heilen ist keine Sache, die nur den Patienten und den Heiler angeht, sondern jedermann. Alle m�ssen mithelfen, und zwar durch Anteilnahme und Dienst, durch richtiges Leben, richtiges Denken und ganz besonders durch das Gebet, denn von allen Heilmitteln ist das Gebet das wirksamste. 'Abdu'l-Bahá sagt:

�Flehen und Bitten f�r andere wird sicherlich wirkungsvoll sein.�

Die Freunde des Patienten haben eine besondere Verantwortung, denn ihr Einflu�, sowohl zum Guten als zum Schlimmen, ist ein unmittelbarer und ein m�chtiger. In wieviel Krankheitsf�llen h�ngt der Ausgang haupts�chlich von der Mitwirkung der Eltern, der Freunde oder Nachbarn auf den hilflosen Kranken ab!

Selbst die Glieder einer Gemeinde insgesamt haben einen Einflu� auf jeden Krankheitsfall. In einzelnen F�llen mag dieser Einflu� nicht gro� erscheinen, aber in der Masse ist die Wirkung stark. Jedermann wird durch die soziale Atmosph�re, in der er lebt, beeinflu�t, sei es durch die Vorherrschaft des Glaubens, des Materialismus, der Tugend oder des Lasters, des Frohsinns oder der Niedergeschlagenheit. Und jeder einzelne tr�gt dazu bei, den Zustand dieser sozialen Atmosph�re zu bestimmen. In dem jetzigen Zustand der Welt mag es nicht f�r jedermann m�glich sein, vollkommene Gesundheit zu erlangen, es ist aber f�r jedermann m�glich, ein �williger Kanal� f�r die gesundheitverleihende Macht des Heiligen Geistes zu werden und so einen heilenden, hilfreichen Einflu� sowohl auf seinen eigenen K�rper als auf alle diejenigen auszu�ben, die mit ihm in Ber�hrung kommen.

Wenige Pflichten sind den Bahá'í so nachdr�cklich und so wiederholt eingesch�rft, wie die Pflicht, die Kranken zu heilen, und zu diesem Zweck wurden sowohl von Bahá'u'lláh als von 'Abdu'l-Bahá viele sch�ne Gebete geoffenbart.

+7:15 #135 Das goldene Zeitalter

Bahá'u'lláh gibt uns die Versicherung, da� durch ein harmonisches Zusammenwirken der Patienten, der Heiler und der Gemeinden im allgemeinen und durch das Anwenden der verschiedenen Heilmittel materieller, gedanklicher und geistiger Natur das �goldene Zeitalter� verwirklicht w�rde, in dem durch die Macht Gottes �alle Sorge in Freude und alle Krankheit in Gesundheit verwandelt werden�. 'Abdu'l-Bahá sagte: �Wenn die g�ttliche Botschaft verstanden wird, dann werden alle Leiden verschwinden.�

Ferner sagte Er: .

�Wenn die materielle und die geistige Welt wohl ausgewogen sind, wenn die Herzen himmlisch und das Streben rein und g�ttlich werden, wird vollkommene Verbundenheit eintreten. Dann wird diese Kraft eine vollendete Offenbarung hervorbringen. K�rperliche und seelische Leiden werden v�llige Heilung erfahren.�

+7:16 #137 Richtiger Gebrauch der Gesundheit

Zum Schlu� dieses Kapitels wird es gut sein, daran zu erinnern, was 'Abdu'l-Bahá �ber den richtigen Gebrauch der k�rperlichen Gesundheit lehrt. In einem Seiner Tablets an die Bahá'í in Washington sagte Er:

�Wenn Gesundheit und k�rperliches Wohlbefinden auf dem Pfade des K�nigreiches geopfert werden, so ist dies durchaus annehmbar und lobenswert, und wenn sie zum allgemeinen Besten der Menschheit dahin gegeben werden - selbst wenn es zu ihrem materiellen Vorteil und eine Art Wohlt�tigkeit w�re -, so ist auch dies willkommen. Wenn jedoch menschliche Gesundheit und Wohlstand zur Befriedigung sinnlicher Begierden in tierischem Leben und teuflischem Streben vergeudet werden, - dann ist Krankheit besser als solche Gesundheit, ja, selbst der Tod ist einem solchen Leben vorzuziehen. Wenn du Gesundheit erstrebst, so w�nsche sie dir zum Dienste am K�nigreich. Ich hoffe, da� du vollkommene Einsicht, unbeugsame Entschlossenheit, v�llige Gesundheit und geistige und physische Kraft erlangst, damit du aus dem Brunnen des ewigen Lebens trinkst und dir der Geist der g�ttlichen Best�tigung hilft�

+8:0 #137
8. KAPITEL
RELIGI�SE EINHEIT

�O ihr, die ihr auf Erden wohnt! Das unterscheidende Merkmal, das den hervorragenden Charakter dieser h�chsten Offenbarung kennzeichnet, besteht darin, da� Wir einerseits aus den Seiten von Gottes Heiligem Buch gel�scht haben, was die Ursache von Streit, Bosheit und Unrecht unter den Menschenkindern gewesen ist, und andererseits die wesentlichen Vorbedingungen f�r die Eintracht, Verst�ndigung und v�llige und dauernde Einigkeit niedergelegt haben. Wohl dem, der Meine Gesetze h�lt!� (�L Kap.XLIII)

+8:1 #137 Das Sektenwesen im neunzehnten Jahrhundert

Die Welt sah sich wohl niemals weiter von religi�ser Einheit entfernt als im neunzehnten Jahrhundert. Die gro�en Religionsgemeinschaften der Zarathustrier, Juden, Buddhisten, Christen, Muhammadaner und anderer bestanden jahrhundertelang nebeneinander, aber anstatt in ein harmonisches Ganzes zu verschmelzen, lebten sie fortgesetzt in Feindschaft und Streit miteinander. Aber nicht nur dies; jede zersplitterte sich durch Trennung �ber Trennung in eine sich immer mehrende Anzahl von Sekten, die sich oft erbittert bek�mpften. Christus aber hatte gesprochen: �Daran wird jedermann erkennen, da� ihr Meine rechten J�nger seid, so ihr Liebe untereinander habt�, und Muhammad hatte gesprochen:

�Diese eure Religion ist die eine Religion ... Gott hat euch den Glauben bestimmt, welchen Er einst Noah befahl und welchen Wir dir geoffenbart haben und welchen Wir Abraham, Moses und Jesu befahlen mit den Worten: `Befolgt diesen Glauben und seid darin nicht in Sekten gespalten!`�

Die Gr�nder einer jeden der gro�en Religionen haben ihre Anh�nger zu Liebe und Einigkeit gerufen, aber in jedem Falle wurde das Ziel des Gr�nders in weitem Ma�e aus den Augen verloren in einem Durcheinander von Unduldsamkeit, Fr�mmelei, Formenwesen, Heuchelei, Zersetzung, Entstellungen, Kirchenspaltungen und Streitigkeiten. Die Gesamtzahl der sich mehr oder weniger feindlichen Sekten in der Welt war wahrscheinlich zu Beginn des Baha'i-Zeitalters gr��er als zu irgendeiner Periode der Menschengeschichte. Es schien, als ob die Menschheit zu jener Zeit mit jeder nur m�glichen Art religi�sen Glaubens, mit jeder nur m�glichen Form ritueller und zeremonieller Handlungen, mit jeder nur m�glichen Verschiedenheit sittlicher Gesetze es versuchte.

Zur selben Zeit widmete eine immer zunehmende Zahl von Menschen ihre Kr�fte der furchtlosen Erforschung und kritischen Pr�fung der Naturgesetze und der Glaubensgrundlagen. Rasch wurde eine neue wissenschaftliche Erkenntnis erlangt, und neue L�sungen wurden f�r viele Lebensfragen gefunden. Die Entwicklung solcher Erfindungen, wie das Dampfschiff, die Eisenbahn, das Postwesen und die Presse, half sehr zur Verbreitung von Gedanken und zu fruchtbarer Verbindung von sehr verschiedenen Typen des Denkens und Lebens.

Der sogenannte �Streit zwischen Religion und Wissenschaft� wurde zu heftigem Kampf. In der christlichen Welt verband sich Bibelkritik mit Naturwissenschaft, um durch gelehrten Streit bis zu einem gewissen Grad die Autorit�t der Bibel - eine Autorit�t, die jahrhundertelang die allgemein anerkannte Grundlage des Glaubens war - zu widerlegen. Ein rasch anwachsender Teil der Bev�lkerung wurde den Lehren der Kirchen gegen�ber mi�trauisch. Eine gro�e Anzahl, selbst religi�ser Geistlicher, hegte im geheimen oder �ffentlich Zweifel und Vorbehalte gegen�ber dem zu ihrer Konfession geh�rigen Glaubensbekenntnis. Diese G�rung und dieser st�ndige Meinungswechsel, mit der zunehmenden Erkenntnis der Unzul�nglichkeit der alten Rechtgl�ubigkeit und der Dogmen, und das Umhertasten und Streben nach besserem Erkennen und Verstehen waren aber nicht nur auf die christlichen L�nder beschr�nkt, sondern mehr oder weniger in verschiedenen Formen auch unter den V�lkern aller L�nder und Religionen zu finden.

+8:2 #139 Die Botschaft von Bahá'u'lláh

Zu der Zeit, da der Streit und die Verwirrung ihren H�hepunkt erreicht hatten, lie� Bahá'u'lláh Seinen lauten Posaunenruf an die Menschheit erschallen (zu Prof. E. Browne):

� ... Auf da� alle V�lker im Glauben eins und alle Menschen wie Br�der werden, da� die Bande der Zuneigung und der Einigkeit zwischen den Menschenkindern gest�rkt werden, da� Verschiedenheit der Religion aufh�re und Rassenstreit verschwinde ... Diese K�mpfe, dieses Blutvergie�en und diese Uneinigkeit m�ssen aufh�ren und alle Menschen m�ssen sein, als ob sie einem Geschlecht und einer Familie angeh�ren w�rden.�

Dies ist eine herrliche Botschaft, aber wie k�nnen diese Vorschl�ge verwirklicht werden? Propheten predigten, Dichter sangen und Heilige beteten darum schon vor Tausenden von Jahren, aber die Religionsverschiedenheiten haben weder aufgeh�rt noch wurden Streit, Blutvergie�en und Mi�klang beseitigt. Welchen Beweis haben wir daf�r, da� nun dies Wunder vollbracht werden soll? Haben sich irgendwelche neue Kr�fte in diesen Zust�nden gezeigt? Ist nicht die menschliche Natur heute noch dieselbe, wie sie es immer war? Wird sie nicht stets dieselbe bleiben, solange die Welt bestehen wird? Wenn zwei Menschen oder zwei V�lker dasselbe haben wollen, werden sie alsdann in Zukunft nicht mehr darum k�mpfen, wie sie dies in der Vergangenheit taten? Wenn es Moses, Buddha, Christus und Muhammad nicht gelang, die Welteinheit zustande zu bringen, wird dies nun Bahá'u'lláh gelingen? Wenn alle vorhergegangenen Glaubensbekenntnisse zersetzt und in Sekten zerspalten wurden, wird da dem Baha'i-Glauben nicht das gleiche Verh�ngnis beschieden sein? La�t uns sehen, welche Antwort die Baha'i-Lehre auf diese und �hnliche Fragen gibt.

+8:3 #140 Kann die menschliche Natur sich wandeln?

Erziehung und Religion beruhen beide auf der Annahme, da� es m�glich ist, die menschliche Natur zu ver�ndern. In der Tat, es erfordert nur geringes Nachforschen, um zu zeigen, da� das Einzige, das wir �ber ein Lebewesen mit Sicherheit sagen k�nnen, das ist, da� es tats�chlich nicht ohne Wandel sein kann. Ohne Wandel kann es kein Leben geben. Selbst das Mineral kann sich dem Wandel nicht entziehen, und je h�her wir in der Stufenleiter des Seins gehen, desto verschiedener, verwickelter und wunderbarer wird dieser Wandel. �berdies finden wir im Fortschritt und in der Entwicklung unter den Gesch�pfen aller Stufen zwei Arten von Wandel - einen langsamen, allm�hlichen, oft kaum wahrnehmbaren und einen raschen, pl�tzlichen, ja dramatischen. Der letztere ereignet sich in den sogenannten �kritischen Stadien� der Entwicklung. Bei den Mineralien finden wir solche kritischen Stadien in den Schmelz- und Siedepunkten, wo die feste Masse pl�tzlich fl�ssig und das Fl�ssige zu Gas wird. Bei der Pflanze nehmen wir solche kritischen Stadien wahr, wenn der Samen zu keimen beginnt oder die Knospe zum Blatt aufbricht. In der Tierwelt sehen wir dasselbe allenthalben, beispielsweise, wenn sich die Raupe pl�tzlich in einen Schmetterling verwandelt, das K�ken aus seiner Eierschale schl�pft oder das Junge aus dem Mutterleib geboren wird. In dem h�heren Leben der Seele k�nnen wir oftmals eine �hnliche Verwandlung wahrnehmen, und zwar dann, wenn ein Mensch �wiedergeboren� wird und sein ganzes Wesen von Grund aus in seinen Zielen, in seinem Sinnen und Trachten gewandelt wird. Solche kritischen Stadien beeinflussen oft gleichzeitig eine ganze Gattung oder eine Vielheit von Gattungen, wie wenn im Fr�hling pl�tzlich die ganze Pflanzenwelt in das neue Lenzesleben aufsprie�t.

Bahá'u'lláh erkl�rt: So wie es f�r die niederen Lebewesen Zeiten gibt, in denen sie pl�tzlich in ein neues und reiferes Leben eintreten, so gibt es auch f�r die Menschheit ein �kritisches Stadium�, eine Zeit der Wiedergeburt. Dann wird die Lebensweise, die seit Beginn der Geschichte bis heute besteht, rasch und unwiderruflich ver�ndert werden, und die Menschheit wird in eine neue Lebensphase eintreten, die von der alten so verschieden ist wie der Schmetterling von der Raupe oder der Vogel vom Ei. Die Menschheit als Ganzes wird im Lichte einer neuen Offenbarung zu einer neuen Schau der Wahrheit gelangen, wie ein ganzes Land durch den Sonnenaufgang erhellt wird, so da� alle Menschen dort klar sehen, wo eine Stunde zuvor noch alles dunkel und d�ster war.

�Dies ist ein neuer Zyklus menschlicher Macht�, sagt 'Abdu'l-Bahá. �Alle Horizonte der Welt sind erleuchtet, und die Welt wird in der Tat wie ein Rosengarten und ein Paradies werden.�

Die Vergleiche mit der Natur sprechen alle f�r eine solche Anschauung. In v�lliger �bereinstimmung haben die Offenbarer vor alters das Kommen eines solch herrlichen Tages vorausgesagt. Die Zeichen der Zeit zeigen klar, da� tiefe und umst�rzende Ver�nderungen in den menschlichen Ideen und Einrichtungen gerade jetzt im Werden sind. Was k�nnte daher nutzloser und grundloser sein, als die schwarzseherische Beweisf�hrung, da�, wenn sich auch alle andern Dinge wandeln, die menschliche Natur sich doch nicht wandeln k�nne?

+8:4 #141 Die ersten Schritte zur Einheit

Als Mittel zur F�rderung religi�ser Einheit empfiehlt Bahá'u'lláh die h�chste N�chstenliebe und Duldsamkeit und fordert Seine Anh�nger auf, mit den Anh�ngern aller Religionen in Freude und Fr�hlichkeit �bereinzustimmen. - In Seinem letzten Willen und Testament sagt Er:

�Streit und Kampf hat Er in Seinem Buch (Kitáb-i-Aqdas) streng verboten. Dies ist der Befehl des Herrn in dieser allerh�chsten Offenbarung, ein Befehl, f�r den Er keine Aufhebung zugelassen hat, und den Er geziert hat mit dem Schmuck Seiner Best�tigung.�

�O V�lker der Welt! Die Religion Gottes ist da um der Liebe und Einigung willen, macht sie nicht zur Ursache der Feindschaft und des Streites ... wir hegen die Hoffnung, da� das Volk von Bahá sich immer dem geheiligten Worte zuwenden wird: `Siehe! Alle Dinge sind Gottes!`, dem allerherrlichsten Worte, das dem Wasser gleich das Feuer des Hasses und Grolles l�scht, welches in Herz und Busen glimmt. Durch dieses eine Wort werden die verschiedenen Gemeinschaften der Welt zu dem Lichte wirklicher Einigung gelangen. Wahrlich, Er spricht die Wahrheit, und Er f�hrt die Menschen auf den Pfad, und Er ist der M�chtige, der Gnadenreiche, der Sch�ne.�

'Abdu'l-Bahá sagt:

�Alle m�ssen ihre Vorurteile ablegen und gleichsam in alle anderen Kirchen und Moscheen gehen, denn in allen diesen Andachtsst�tten wird der Name Gottes verk�ndet. Da sie sich alle versammeln, um Gott zu verehren - welch ein Unterschied besteht darin? In keiner von ihnen betet man den Satan an. Die Muhammadaner m�ssen in die christlichen Kirchen und in die Synagogen der Juden gehen, und umgekehrt m�ssen die andern in die muhammadanischen Moscheen gehen. Sie halten sich nur um ihrer unbegr�ndeten Vorurteile und Dogmen willen voneinander fern. In Amerika ging ich in die j�dischen Synagogen, die den christlichen Kirchen �hnlich sind, und ich sah sie �berall Gott verehren.��

�In vielen dieser Orte sprach ich zu ihnen �ber die urspr�nglichen Grundlagen der g�ttlichen Religionen und erkl�rte ihnen die Beweise der Echtheit der g�ttlichen Offenbarer und der heiligen Manifestationen. Ich ermutigte sie, ihre blinden Nachahmungen abzulegen. Alle F�hrer m�ssen ebenso in jede der anderen Kirchen gehen und �ber die Grundlage und die Hauptprinzipien der g�ttlichen Religionen sprechen. In gr��ter Einigkeit und Harmonie m�ssen sie in den Gottesh�usern der anderen Gott verehren und den Fanatismus ablegen.��

� Abdu'l-Bahá, Star of the West IX Nr.3 p.37

+8:5 #142 Die Frage der Autorit�t und Machtvollkommenheit

Die verschiedenen Religionsgemeinschaften waren in der Vergangenheit nicht imstande, sich zu vereinigen, weil die Anh�nger einer jeden den Gr�nder ihrer eigenen Gemeinschaft als die einzige und h�chste Autorit�t ansahen und sein Gesetz allein f�r g�ttlich hielten. Jeder Offenbarer, der eine andere, von der ihrigen verschiedene Botschaft verk�ndigte, wurde daher als ein Feind der Wahrheit betrachtet. Die verschiedenen Sekten einer jeden Religionsgemeinschaft haben sich aus �hnlichen Gr�nden abgetrennt. Die Anh�nger einer jeden Sekte nahmen irgendeine untergeordnete Autorit�t an und betrachteten irgendeine besondere Auffassung oder Auslegung ihres Gr�nders als den einen wahren Glauben und jeden andern als falsch. Es ist klar, da�, solange dieser Zustand herrscht, keine wahre Einigkeit m�glich ist.

Bahá'u'lláh aber lehrt, da� alle Offenbarer die Tr�ger echter Botschaften Gottes waren, da� jeder an Seinem Tag die h�chsten Lehren erteilte, welche die Menschen zu ihrer Zeit aufnehmen konnten, und da� Er die Menschen dazu erzog, da� sie f�hig waren, weitere Lehren von Seinen Nachfolgern� aufzunehmen. Er ruft die Anh�nger jeder Religion auf, nicht nur die g�ttliche Eingebung ihrer eigenen Offenbarer nicht zu leugnen, sondern auch die g�ttliche Eingebung aller andern Manifestationen anzuerkennen, um so einzusehen, da� die Lehren aller ihrem Wesen nach in Einklang sind und da� sie Teile eines gro�en Planes zur Erziehung und Vereinigung der Menschheit bilden. Er ruft die Angeh�rigen aller Bekenntnisse auf, die Verehrung ihrer Offenbarer dadurch zu beweisen, da� sie ihr Leben der Verwirklichung jener Einheit widmen, f�r die alle Manifestationen wirkten und litten. In Seinem Brief an die K�nigin Viktoria von England vergleicht Bahá'u'lláh die Welt mit einem kranken Menschen, dessen Krankheit dadurch verschlimmert wurde, da� er in die H�nde ungeschickter �rzte fiel, und k�ndet an, wie das Heilmittel wirksam werde:

�Was der Herr als h�chstes Mittel und m�chtigstes Werkzeug f�r die Heilung der ganzen Welt bestimmt hat, ist die Vereinigung aller ihrer V�lker in einer allumfassenden Sache, einem gemeinsamen Glauben. Das kann nicht anders erreicht werden, als durch die Kraft eines erfahrenen, allgewaltigen und erleuchteten Arztes. Wahrlich, das ist die Wahrheit und alles andere nichts als Irrtum.��

� d h. sp�teren Manifestationen
� Bahá'u'lláh, �L Kap.CXX
+8:6 #144 Fortschreitende Offenbarung

Ein gro�er Stein des Ansto�es, der f�r viele auf dem Weg zur religi�sen Einheit liegt, ist der Unterschied zwischen den durch die verschiedenen Gottgesandten gebrachten Offenbarungen. Was vom einen befohlen ist, ist vom andern verboten. Wie k�nnen beide recht haben? Wie k�nnen beide den Willen Gottes verk�ndigen? Es gibt doch sicherlich nur eine Wahrheit, und die kann nicht ver�ndert werden. Ja die absolute Wahrheit ist eine und kann nicht ver�ndert werden. Aber die absolute Wahrheit steht unendlich �ber der gegenw�rtigen Stufe menschlichen Verstehens, und unsere Vorstellung von ihr mu� sich best�ndig �ndern. Unsere fr�heren unvollkommenen Gedanken werden durch die Gnade Gottes im Laufe der Zeit durch immer mehr zutreffende Vorstellungen ersetzt. In einem Tablet an einige persische Bahá'í schreibt Bahá'u'lláh:

�O Menschenkinder! Die Worte werden geoffenbart der Fassungskraft gem��, damit die Anf�nger Fortschritte machen k�nnen. Die Milch mu� im richtigen Verh�ltnis gegeben werden, damit der S�ugling der Welt in das Reich der Gr��e gelange und in den Hof der Einheit eingef�hrt werde.�

Es ist die Milch, die den S�ugling kr�ftigt, damit er sp�ter imstande ist, festere Speisen zu verdauen. Wenn wir daher sagen wollten, weil der eine Offenbarer, der zu einer gewissen Zeit eine bestimmte Lehre bringt, der richtige ist, m�sse ein anderer, der zu einer anderen Zeit eine von der ersteren abweichende Lehre bringt, ein falscher Offenbarer sein, so w�re dies gleichbedeutend als wenn man sagen w�rde, da Milch die beste Nahrung f�r das neugeborene Kind ist, so m�sse Milch und nichts als Milch auch die Nahrung der Erwachsenen sein und jede andere Kost sei falsch.

'Abdu'l-Bahá sagt:

�Jede g�ttliche Offenbarung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist der wesentliche und geh�rt der ewigen Welt an. Er besteht in der Darlegung der g�ttlichen Wahrheiten und der Hauptgrunds�tze. Er ist der Ausdruck der Liebe Gottes. Dieser Teil ist der gleiche in allen Religionen, unver�nderlich und unwandelbar. Der zweite Teil ist nicht ewig. Er befa�t sich mit dem praktischen Leben, mit gesch�ftlichen Dingen und �ndert sich je nach der Entwicklung des Menschen und den Erfordernissen der Zeit eines jeden Offenbarers. Zum Beispiel: ...Im mosaischen Zeitalter wurde einem Menschen zur Strafe f�r einen kleinen Diebstahl die Hand abgehauen. Es gab ein Gesetz, das hie�: `Auge um Auge, Zahn um Zahn`. Da aber zur Zeit Christi diese Gesetze nicht mehr angemessen waren, so wurden sie abgeschafft. So waren auch die Ehescheidungen derart allgemein geworden, da� keine bestimmten Ehegesetze mehr vorhanden waren, weshalb Seine Heiligkeit Christus die Ehescheidung verbot.�

�Den Erfordernissen der Zeit entsprechend offenbarte Seine Heiligkeit Moses zehn Gesetze f�r schwere Bestrafung. Zu jener Zeit war es unm�glich, die Gemeinschaft zu besch�tzen und eine soziale Sicherheit zu gew�hrleisten ohne diese strengen Ma�nahmen, denn die Kinder Israel lebten in der W�ste Tah, wo kein Gerichtshof und keine Strafanstalten vorhanden waren. Aber zur Zeit Christi waren diese Lebensgesetze nicht mehr n�tig. Die Geschichte des zweiten Teils der Religion ist unwichtig, weil sie sich nur auf die Gebr�uche dieses Lebens bezieht. Die Grundlage der Religion Gottes aber ist eine, und Seine Heiligkeit Bahá'u'lláh hat diese Grundlage erneuert.��

Die Religion Gottes ist eine Religion, und alle Offenbarer haben sie gelehrt. Sie ist aber etwas Lebendiges und Weiterwachsendes, nichts Lebloses und Unverst�ndliches. In den Lehren von Moses sehen wir die Knospe, in denen von Christus die Bl�te, in denen von Bahá'u'lláh die Frucht. Die Bl�te vernichtet die Knospe nicht, noch zerst�rt die Frucht die Bl�te. Sie zerst�ren nicht, sondern sie erf�llen. Die Knospenschalen m�ssen abfallen, damit die Bl�te bl�hen kann, und die Bl�tenbl�tter m�ssen abfallen, damit die Frucht wachsen und reifen kann. Waren alsdann die Knospenschalen und die Bl�tenbl�tter schlecht oder nutzlos, da� sie abgeworfen werden mu�ten? Nein, beide waren zu ihrer Zeit gut und notwendig; ohne sie h�tte sich keine Frucht entwickeln k�nnen. So ist es auch mit den verschiedenen Lehren der Offenbarer. Ihr �u�eres ver�ndert sich von Zeit zu Zeit, aber jede Offenbarung ist die Erf�llung der vorhergehenden. Sie sind nicht getrennt, auch sind sie nicht ohne �bereinstimmung miteinander. Sie sind vielmehr verschiedene Stufen in der Lebensgeschichte der einen Religion, die schrittweise geoffenbart wurde als Samen, als Knospe und als Bl�te, und die nun in die Stufe der Fruchtreife eingetreten ist.

� Abdu'l-Bahá, Divine Philosophy p.150
+8:7 #146 Die Unfehlbarkeit der Offenbarer

Bahá'u'lláh lehrt, da� Jedem, Der mit der Stufe der g�ttlichen Offenbarung ausgestattet ist, gen�gend Beweise Seiner Sendung gegeben sind. Er sei berechtigt, Gehorsam von allen Menschen zu verlangen, und Er habe die Macht, die Lehren Seines Vorg�ngers abzuschaffen, sie abzu�ndern oder zu erg�nzen. Im Buch Iq�n lesen wir (S.19 S.158):

�Wie fern liegt es der Gnade des Allg�tigen, wie fern Seiner liebevollen Vorsehung und seiner milden Barmherzigkeit, unter allen Menschen eine Seele zur F�hrung seiner Gesch�pfe zu erw�hlen, ihr einerseits das volle Ma� seines g�ttliche Zeugnisses zu versagen, andererseits aber Seinem Menschenvolk schwere Bestrafung aufzuerlegen, weil es sich von seinem Erw�hlten abgewandt hat! Nein, die vielfachen Gnadengaben des Herrn aller Gesch�pfe haben allezeit durch die Manifestationen seines g�ttlichen Wesens die Erde und alle, die auf ihr wohnen, umfa�t.�

�Ist es nicht das Ziel jeder Offenbarung, eine Wandlung und �nderung in der ganzen Wesensart der Menschheit zu erreichen, eine Wandlung, die sich �u�erlich wie innerlich erweisen und die das innere Leben wie die �u�eren Verh�ltnisse betreffen soll? Denn wenn nicht der Charakter der Menschheit gewandelt w�rde, so w�ren Gottes allumfassende Manifestationen offensichtlich sinnlos.�

Gott ist die einzige unfehlbare Autorit�t, und die Offenbarer sind unfehlbar, weil Ihre Botschaft die Botschaft Gottes ist, die der Welt durch sie gebracht wird. Diese Botschaft bleibt bestehen, bis sie durch eine sp�tere Botschaft, die derselbe Offenbarer oder ein anderer bringt, aufgehoben wird.

Gott ist der gro�e Arzt, der allein die richtige Diagnose der Weltkrankheit zu stellen und das passende Heilmittel daf�r zu verschreiben vermag. Das in einem Zeitalter verordnete Heilmittel ist in einem sp�teren Zeitalter, da sich der Zustand des Patienten ver�ndert hat, nicht mehr angemessen. Sich an das alte Heilmittel zu klammern, nachdem der Arzt eine neue Behandlungsweise verordnet hat, hei�t dem Arzt nicht Glauben, sondern Unglauben entgegenbringen. F�r die Juden mag es ein Schlag sein, wenn ihnen gesagt wird, da� einige der Heilmittel, die Mose vor mehr als dreitausend Jahren f�r die Krankheit der Welt verordnete, nun unzeitgem�� und ungeeignet sind. Die Christen wird es in gleicher Weise ersch�ttern, wenn ihnen gesagt wird, da� Muhammad dem, was Jesus verordnete, noch irgend etwas Notwendiges oder wertvolles hinzuzuf�gen hatte. Und ebenso ergeht es den Moslems, wenn sie zugeben sollen, da� der B�b und Bahá'u'lláh die Macht hatten, die Gebote von Muhammad abzu�ndern. Aber nach der Anschauung der Bahá'í schlie�t die wahre Gottesverehrung die Verehrung aller seiner Offenbarer in sich ein und damit Gehorsam seinen letzten Geboten gegen�ber, wie sie durch die Manifestationen f�r unser eigenes Zeitalter gebracht wurden. Nur durch eine solche Hingabe kann wahre Einheit erlangt werden.

+8:8 #147 Die erhabenste Manifestation

Gleich allen andern Offenbarern legt Bahá'u'lláh seine Sendung in durchaus nicht mi�zuverstehender Weise dar. In dem Lawh-i-Aqdas, einem besonders an die Christenheit gerichteten Tablet, sprach Er:

�Der Vater ist sicherlich gekommen und hat erf�llt, was euch in dem Reiche Gottes verhei�en wurde. Dies ist das Wort, das der Sohn verh�llte, als Er zu denen, die um Ihn waren, sprach, da� sie zu jener Zeit es noch nicht tragen k�nnten. Als aber die festgesetzte Zeit erf�llt und die Stunde gekommen war, leuchtete das Wort vom Horizonte des Willens herab. H�tet euch, o Scharen des Sohnes (d.h. Christen)! Werft es nicht von euch, sondern haltet euch daran. Es ist besser f�r euch als alles, was vor euch liegt ... wahrlich, der Geist der Wahrheit ist gekommen, um euch in alle Wahrheit zu leiten. Wahrlich, Er spricht nicht von sich selbst, sondern vielmehr von dem Allwissenden, dem Weisen. Er ist Der, Den der Sohn verherrlicht hat ... Gib auf, was vor dir liegt, o Volk der Erde, und nimm das an, was dir befohlen ist von Ihm, welcher der Machtvolle, der Getreue ist.�

Und in einem Brief an den Papst, im Jahr 1867 von Adrianopel aus geschrieben, spricht Er:

�H�te dich, auf da� dich nicht die Verherrlichung, die dir zuteil wird, von dem Verherrlichten trennt und dich nicht die Anbetung von dem Angebeteten Abhalt! Schaue auf den Herrn, den M�chtigen, den Allwissenden! Er ist gekommen, um dem Leben der Welt zu dienen und um alles zu vereinigen, was darin wohnt. Kommt, o ihr Menschen, zu dem Aufgangsort der Offenbarung! Z�gert nicht, auch nicht eine Stunde! Seid ihr bewandert im Evangelium und dennoch unf�hig, den Herrn der Herrlichkeit zu schauen?�

�Dies geziemt euch nicht, o ihr Scharen der Gelehrten! so sagt denn, wenn ihr diese Sache leugnet, durch welchen Beweis glaubt ihr an Gott? Bringt euren Beweis herbei! ...�

So wie er in diesen Briefen den Christen die Erf�llung der Verhei�ung der Evangelien ank�ndet, so verk�ndet Er den Muhammadanern, den Juden, den Zarathustriern und den V�lkern anderer Religionen die Erf�llung der Verhei�ung ihrer Heiligen B�cher. Er wendet sich an alle Menschen als die Schafe Gottes, die bisher in verschiedene Herden zerteilt und in verschiedenen H�rden untergebracht waren. Er sagt, Seine Botschaft sei die Stimme Gottes, des guten Hirten, der in der F�lle der Zeit gekommen sei, Seine zerstreuten Schafe in einer Herde zu sammeln und alle trennenden Schranken zwischen ihnen zu beseitigen, auf da� es nur noch �eine Herde und einen Hirten g�be�.

+8:9 #149 Eine neue Situation

Die Stellung von Bahá'u'lláh unter den Offenbarern ist beispiellos und einzig, weil der Zustand der Welt zur Zeit Seines Kommens beispiellos und einzig war. Durch einen langen und sich oft �ndernden Entwicklungsvorgang in Religion, Wissenschaft, Kunst und Zivilisation ist die Welt f�r die Lehre der Einheit reif geworden. Die Schranken, die in fr�heren Jahrhunderten eine Welteinheit unm�glich machten, waren br�chig, als Bahá'u'lláh erschien, und seit Seiner Geburt im Jahr 1817 und ganz besonders seit der Zeit, da die Verk�ndung seiner Lehre begann, brachen diese Schranken in erstaunlichster Art nieder. Mag man sich dies auch erkl�ren wie man will, die Tatsache ist �ber jeden Zweifel erhaben.

In den Tagen der fr�heren Offenbarer waren schon allein die geographischen Schranken gro� genug, um die Welteinheit zu verhindern. Dieses Hindernis ist jetzt �berwunden. Zum ersten Male in der Menschheitsgeschichte ist es den Menschen von der andern Seite der Weltkugel m�glich, mit einem jeden von uns schnell und leicht zu verkehren. Dinge, die sich gestern in Europa zutrugen, sind heute in jedem Erdteil bekannt, und eine Rede, die heute in Amerika gehalten wird, kann morgen in Europa, Asien und Afrika gelesen werden.

Ein weiteres gro�es Hindernis war die Sprachschwierigkeit. Dank dem Studium und dem Lehren fremder Sprachen ist diese Schwierigkeit schon zu einem gro�en Teil �berwunden, und es liegt aller Grund zu der Annahme vor, da� binnen weniger Jahre eine internationale Hilfssprache angenommen und in allen Schulen der Welt gelehrt wird. Alsdann wird auch diese Schwierigkeit vollst�ndig beseitigt sein.

Das dritte gro�e Hindernis waren religi�se Vorurteile und religi�se Unduldsamkeit. Auch diese sind im Verschwinden begriffen. Der Geist der Menschen wird immer offener. Die Erziehung gleitet mehr und mehr aus den H�nden sektiererischer Priester, und neue und fortschrittlichere Gedanken k�nnen nicht mehr l�nger daran verhindert werden, selbst in die abgeschlossensten und konservativsten Kreise einzudringen.

Bahá'u'lláh ist also der erste unter den gro�en Offenbarern, dessen Botschaft in dieser verh�ltnism��ig kurzen Zeit von wenigen Jahren in alle Teile der Welt drang. In kurzer Zeit werden die Hauptlehren von Bahá'u'lláh genau nach seinen verb�rgten Schriften �bersetzt, und allen, Mann, Weib und Kind, die lesen k�nnen, in der ganzen Welt unmittelbar zug�nglich sein.

+8:10 #150 Die F�lle der Baha'i-Offenbarung

Die Baha'i-Offenbarung steht beispiellos und ohnegleichen da unter den Religionen der Welt durch die F�lle ihrer verb�rgten Schriftst�cke. Die berichteten Worte, die mit Gewi�heit Christus, Moses, Zarathustra, Buddha oder Krischna zugeschrieben werden k�nnen, sind sehr wenige und lassen viele neuzeitliche Fragen von gr��ter praktischer Wichtigkeit unbeantwortet. Manche der Lehren, die gew�hnlich diesen Religionsgr�ndern zugeschrieben werden, sind von zweifelhafter Echtheit, und einige sind augenscheinliche Hinzuf�gungen sp�teren Datums. Die Muhammadaner besitzen im Quran und in einer gro�en Menge von �berlieferungen einen viel vollst�ndigeren Bericht �ber das Leben und die Lehren ihres Offenbarers, aber Muhammad selbst war, obwohl inspiriert, ungelehrt, ebenso wie die meisten seiner ersten Anh�nger. Die Methoden, die f�r die Niederlegung und Verbreitung seiner Lehren angewandt wurden, waren in mancher Hinsicht ungen�gend, und die Echtheit so mancher �berlieferungen ist sehr zweifelhaft. Hieraus entstanden Meinungsverschiedenheiten in der Auslegung, und diese strittigen Meinungen verursachten Spaltungen und Streitigkeiten im Islam, wie in allen fr�heren Religionsgemeinschaften.

Demgegen�ber schrieben sowohl der B�b als Bahá'u'lláh eine F�lle mit gro�er Beredsamkeit und Macht nieder. Da beide am �ffentlichen Sprechen verhindert waren und die meiste Zeit Ihres Lebens nach der Erkl�rung Ihrer Sendung im Gef�ngnis zubrachten, widmeten Sie einen gro�en Teil Ihrer Zeit der Niederschrift, wodurch der Reichtum der Baha'i-Offenbarung an verb�rgten Schriften alle vorangegangenen Offenbarungen weitaus �bertrifft. Klare und volle Darlegungen sind von vielen Wahrheiten gegeben, wo in den fr�heren Offenbarungen nur dunkle Andeutungen zu finden sind, und die ewigen Grunds�tze der Wahrheit, die alle Manifestationen gelehrt haben, sind auf die Probleme angewandt, denen sich die Welt von heute gegen�bersieht - Probleme von �u�erst verwickelter und schwieriger Natur, deren in den Tagen der fr�heren Offenbarer nur sehr wenige aufgetreten sind. Es ist klar, da� diese vollst�ndige Niederlegung verb�rgter Offenbarung f�r die Zukunft eine m�chtige Wirkung auf die Verhinderung von Mi�verst�ndnissen haben mu� und ebenso auf die Aufkl�rung jener Mi�verst�ndnisse aus der Vergangenheit, welche die verschiedenen Gemeinschaften getrennt gehalten haben.

+8:11 #151 Das Baha'i-B�ndnis

Beispiellos und unerreicht ist die Baha'i-Offenbarung auch in anderer Weise. Bevor Bahá'u'lláh diese Welt verlie�, legte Er wiederholt ein B�ndnis schriftlich nieder und bestimmte darin Seinen �ltesten Sohn 'Abdu'l-Bahá, auf den Er �fters als den �Ast� oder den �Gr��ten Ast� hinwies, zum bevollm�chtigten Ausleger der Lehren und erkl�rte, da� die von 'Abdu'l-Bahá erteilten Erkl�rungen oder Auslegungen als ebenso bevollm�chtigt anzunehmen seien wie die Worte von Bahá'u'lláh selbst. In Seinem Willen und Testament schrieb Er:

�Betrachtet, was in Meinem Buche Aqdas geoffenbart wurde: `Wenn das Meer Meiner Gegenwart verebbt und das Buch Meiner Offenbarung beendet ist, dann wendet euch Ihm zu ('Abdu'l-Bahá), den Gott bestimmt hat - Ihm, der dieser altehrw�rdigen Wurzel entsprungen ist.` Der Sinn dieses heiligen Verses ist der gr��te Zweig.�

Und in dem Tablet vom Zweig, in dem Bahá'u'lláh die Stufe 'Abdu'l-Bahás erkl�rt, sprach Er:

�Danke Gott, o Volk, da� Er erschienen ist, denn wahrlich, Er ist f�r euch die gr��te Gnade, die vollkommenste G�te, und durch Ihn wird jedes modernde Gebein lebendig. Wer Ihm sich zuwendet, hat sich zu Gott gewendet, und wer sich von Ihm abkehrt, hat sich von Meiner Sch�nheit abgekehrt, hat Meinen Beweis verworfen und sich gegen Mich vergangen�

Nach dem Hinscheiden von Bahá'u'lláh hatte 'Abdu'l-Bahá sowohl zu Hause als auf seinen weiten Reisen vollauf Gelegenheit, mit Menschen aller Teile der Welt und aller Anschauungen zusammenzukommen. Er h�rte alle ihre Fragen, ihre Schwierigkeiten und Einwendungen an und gab ihnen darauf eingehende Erkl�rungen, die in den Schriften sorgf�ltig niedergelegt sind. 'Abdu'l-Bahá f�hrte Sein Werk der Erkl�rung der Lehren w�hrend einer langen Reihe von Jahren fort und zeigte ihre Anwendung auf die verschiedensten Probleme des Lebens. Meinungsverschiedenheiten, die sich zwischen Gl�ubigen erhoben, wurden Ihm berichtet und von Ihm endg�ltig beigelegt, wodurch die Gefahr zuk�nftiger Mi�verst�ndnisse bedeutend verringert ist.

Bahá'u'lláh sah ferner vor, da� als Vertretung aller Bahá'í in der ganzen Welt ein Internationales Haus der Gerechtigkeit gew�hlt werden solle, das alle Angelegenheiten des Baha'i-Glaubens leiten, alle seine T�tigkeiten �berwachen und koordinieren, Uneinigkeit und Spaltung verh�ten, Unklarheiten aufkl�ren und die Lehren vor Entstellung und falscher Darstellung sch�tzen soll. Da� diese h�chste administrative K�rperschaft sowohl gesetzgebend t�tig werden kann in allen durch die Lehren nicht endg�ltig festgelegten Angelegenheiten, wie da� sie ihre eigenen Gesetze auch wieder aufheben kann, wenn neue Bedingungen andere Ma�nahmen erfordern, diese Tatsache gibt dem Baha'i-Glauben die F�higkeit, sich auszubreiten und wie ein lebender Organismus den Notwendigkeiten und Erfordernissen einer sich �ndernden Gesellschaft anzupassen.

Dar�ber hinaus hat Bahá'u'lláh die Auslegung der Lehren durch jemand anderen als den bevollm�chtigten Ausleger ausdr�cklich verboten. 'Abdu'l-Bahá ernannte in seinem Willen und Testament als seinen Nachfolger Shoghi Effendi zum H�ter des Glaubens und erm�chtigte ihn zur Auslegung der Schriften. In einem Jahrtausend oder sp�ter wird unter dem Schatten Bahá'u'lláhs eine andere Manifestation mit klaren Beweisen Ihrer Sendung erscheinen; aber bis dahin bilden die Worte von Bahá'u'lláh, 'Abdu'l-Bahá und dem H�ter, sowie die Entscheidungen des Internationalen Hauses der Gerechtigkeit die Autorit�t, an die sich alle Gl�ubigen um F�hrung wenden m�ssen. Kein Bahá'í kann eine Schule oder Sekte gr�nden auf irgend einer besonderen Auslegung der Lehren oder einer vorgeblichen g�ttlichen Offenbarung. Jeder, der diesen Verf�gungen zuwiderhandelt, wird als �B�ndnisbrecher� angesehen�.

'Abdu'l-Bahá sagt:

�Ein Feind der Sache ist, wer danach trachtet, die Worte von Bahá'u'lláh auszulegen, und dabei deren Bedeutung nach seinen eigenen F�higkeiten f�rbt, Anh�nger um sich sammelt, eine besondere Sekte bildet, seine eigene Stellung in den Vordergrund r�ckt und eine Spaltung in der Sache herbeif�hrt.��

In einem andern Tablet schreibt 'Abdu'l-Bahá:

�Diese Leute (die Tr�ger der Spaltungen) gleichen dem Schaum, der sich auf der Oberfl�che des Meeres ansammelt. Es wird eine Woge vom Ozean des B�ndnisses ausgehen und diesen Gischt durch die Macht des K�nigreiches Abha an die K�ste werfen ... Diese von pers�nlichen und b�swilligen Absichten ausgehenden verderblichen Gedanken werden alle verschwinden, aber das B�ndnis Gottes wird fest und sicher bleiben.��

Es gibt nichts, das den Menschen am Aufgeben der Religion hindern k�nnte, sofern er dies tun will. 'Abdu'l-Bahá sagt:

�Selbst Gott zwingt die Seele nicht, geistig zu werden. Der Einsatz des freien menschlichen Willens ist hierzu notwendig.�

Es ist jedoch klar, da� das geistige B�ndnis die Sektiererei innerhalb der Baha'i-Gemeinschaft g�nzlich unm�glich macht.

� Weitere Erl�uterungen �ber das H�tertum und das Internationale Haus der Gerechtigkeit siehe Kap.15:8 S.293

� Abdu'l-Bahá, Star of the West III p.8
� Abdu'l-Bahá, Star of the West X p.95
+8:12 #153 Keine Berufspriestertum

Eine andere Seite der Baha'i-Verwaltung mu� besonders hervorgehoben werden, und dies ist die Ausschaltung einer Berufspriesterschaft. Freiwillige Beitr�ge zu den Ausgaben der Lehrer sind erlaubt, und viele widmen ihre ganze Zeit der Arbeit in der heiligen Sache. Es wird aber von allen Bahá'í erwartet, da� sie sich an der Arbeit des Lehrens und dergleichen entsprechend der Gelegenheit und ihren F�higkeiten beteiligen. Es gibt keinen besonderen Stand, der sich von seinen Mitgl�ubigen durch ausschlie�liche Aus�bung priesterlicher �mter und Vorrechte unterscheidet.

In fr�heren Zeiten war eine Priesterschaft notwendig, weil das noch ungelehrte und unerzogene Volk bez�glich seiner religi�sen Unterweisungen, in der Leitung der religi�sen Riten und Zeremonien und in der Rechtsverwaltung usw. auf die Priester angewiesen war. - Jetzt aber haben sich die Zeiten ge�ndert. Erziehung wird rasch Allgemeingut, und wenn einmal die Gebote von Bahá'u'lláh praktisch angewandt werden, dann wird jeder Knabe und jedes M�dchen in der ganzen Welt eine ausgezeichnete Erziehung genie�en. Jeder einzelne wird dann imstande sein, die heiligen Schriften selbst zu studieren und das Wasser des Lebens unmittelbar aus der Quelle zu sch�pfen. Ausgekl�gelte Riten und Zeremonien, die den Dienst eines besonderen Berufes oder Standes erfordern, haben in der Baha'i-Ordnung keinen Platz, und die Rechtspflege ist den f�r diesen Zweck eingesetzten Autorit�ten anvertraut.

Ein Kind braucht einen Lehrer, aber das Ziel eines wahren Lehrers ist, seinen Sch�ler f�hig zu machen, ohne Lehrer handeln zu k�nnen, die Dinge mit eigenen Augen zu betrachten, mit eigenen Ohren zu h�ren und mit eigener Vernunft zu erkennen. Ebenso war in der Kindheit der Menschheit der Priester notwendig, aber seine wahre Aufgabe ist, die Menschen zum Handeln ohne ihn zu bef�higen, g�ttliche Dinge mit ihren eigenen Augen zu betrachten, mit ihren eigenen Ohren zu h�ren und mit ihrer eigenen Vernunft zu erkennen. Heute ist die Arbeit der Priester beinahe erf�llt, und daher ist es das Ziel der Baha'i-Lehre, dieses Werk zu vollenden, die Menschen von allem andern au�er Gott unAbhangig zu machen, so da� sie sich unmittelbar zu Ihm, d.h. zu seiner Manifestation, wenden k�nnen. Wenn sich alle zu einem Mittelpunkt wenden, dann kann es keine Quertreibereien oder Verwirrungen mehr geben, und je mehr sich alle dem Zentrum n�hern, desto n�her kommt einer dem andern.

+9:0 #155
9. KAPITEL
WAHRE ZIVILISATION

�O Volk Gottes! sei nicht mit dir selbst besch�ftigt. Befasse dich mit der Besserung der Welt und der Erziehung der Nationen.�

(Bahá'u'lláh)

+9:1 #155 Die Religion als Grundlage der Zivilisation

Nach der Baha'i-Anschauung sind die Probleme des menschlichen Lebens, sowohl die des einzelnen als die der Gesellschaft, derart unbegreiflicher und verwickelter Art, da� sie der gew�hnliche menschliche Verstand von sich aus nicht richtig zu l�sen vermag. Nur der Allwissende kennt den Sinn der Sch�pfung vollkommen und wei�, wie dieser Sinn erf�llt werden kann. Durch die Offenbarer zeigt Er der Menschheit das wahre Ziel des menschlichen Lebens und den rechten Weg zum Fortschritt. Der Aufbau einer wahren Zivilisation h�ngt davon ab, da� man sich gl�ubig an die F�hrung der prophetischen Offenbarung h�lt. Bahá'u'lláh spricht:

�Die Religion ist das vortrefflichste Mittel f�r die Ordnung der Welt und f�r die Ruhe aller lebenden Wesen. Die Schw�che der Pfeiler der Religion hat die Unwissenden ermutigt und sie dreist und anma�end gemacht. Wahrlich, Ich sage, was immer die erhabene Stellung der Religion erniedrigt, wird die Widerspenstigkeit der Gottlosen vermehren und hat schlie�lich Anarchie zur Folge ...��

�Betrachtet die Zivilisation der Menschen im Westen, wie sie Erregung und Aufruhr unter dem Volk der Welt verursacht hat. H�lleninstrumente wurden ersonnen und solche Greuel haben sich ausgebreitet in der Zerst�rung des Lebens, wie �hnliches nie gesehen wurde vom Auge der Welt noch geh�rt vom Ohr der Nationen. Es ist unm�glich, diese heftigen, �berw�ltigenden �bel zu �ndern, es sei denn, die V�lker der Welt einigen sich auf einen sicheren Ausweg oder im Schatten einer Religion ...��

�O Volk Bahas! Jedes der geoffenbarten Gebote ist eine starke Festung f�r den Schutz der Welt.��

Der gegenw�rtige Zustand Europas und der Welt im allgemeinen best�tigt beredt die Wahrheit dieser Worte, die schon so viele Jahre zuvor geschrieben wurden. Die Nichtbeachtung der Gebote der Offenbarer und das Vorherrschen der Religionslosigkeit wurden begleitet von Unordnung und Zerst�rung schrecklichster Art, und ohne Wandlung der Herzen und Ziele, was das wesentliche Kennzeichen wahrer Religion ist, scheint die Erneuerung der menschlichen Gesellschaft eine v�llige Unm�glichkeit zu sein.

� Bahá'u'lláh, Worte des Paradieses
+9:2 #156 Gerechtigkeit

In dem B�chlein Verborgene Worte, worin Bahá'u'lláh kurz das Wesentlichste der prophetischen Lehren gibt, bezieht sich sein erster Rat auf das Leben des einzelnen: �Besitze ein reines, g�tiges und strahlendes Herz.�

Der n�chste Rat zeigt uns das Hauptprinzip des wahren Gemeinschaftslebens (VW ar.2):

�O Sohn der Geistes! Gerechtigkeit ist in Meinen Augen das Kostbarste; wende dich nicht von ihr ab, wenn du nach Mir verlangst, und mi�achte sie nicht, damit Ich dir vertrauen kann. Durch ihre Hilfe wirst du mit deinen eigenen Augen und nicht mit denen anderer sehen und durch die eigene Erkenntnis und nicht durch die deines N�chsten Wissen erlangen. Erw�ge in deinem Herzen, wie du sein solltest. Wahrlich: Gerechtigkeit ist Meine Gabe an dich und das Zeichen Meiner liebenden G�te. Halte sie dir immer vor Augen.�

Das Wesentlichste f�r das Gemeinschaftsleben ist, da� der einzelne f�hig wird, das Wahre vom Falschen und das Recht vom Unrecht zu unterscheiden, und da� er die Dinge stets in ihrem richtigen Verh�ltnis sieht. Die Selbstsucht ist die gr��te Ursache geistiger und sozialer Blindheit und der gr��te Feind gemeinschaftlichen Fortschritts. Bahá'u'lláh spricht:

�O ihr S�hne der Einsicht! Das d�nne Augenlid verhindert das Auge, die Welt und das, was in ihr ist, zu sehen. Denkt nun aber, wie es sein wird, wenn der Vorhang der Gier das Gesicht des Herzens bedeckt!��

�O Menschen! Die Finsternis der Gier und des Neides verdunkelt das Licht der Seele, wie die Wolke das Durchdringen der Sonnenstrahlen verhindert.��

Lange Erfahrung �berzeugt den Menschen schlie�lich von der Wahrheit der prophetischen Lehren, da� selbsts�chtige Anschauungen und Taten unvermeidlich zu sozialem Unheil f�hren, und da� jeder, wenn die Menschheit nicht schimpflich umkommen will, auf das, was seines Nebenmenschen ist, mit demselben Nachdruck sehen mu� wie auf seinen eigenen Vorteil, da� er �berhaupt seinen eigenen Nutzen dem der Menschheit als eines Ganzen unterordnen mu�. In dieser Weise wird zuletzt der Nutzen eines jeden und aller am besten gewahrt. Bahá'u'lláh spricht:

�O Sohn des Menschen! W�rdest du Barmherzigkeit beachten, dann w�rdest du nicht auf deinen eigenen Nutzen, sondern auf den Nutzen der Menschheit sehen. W�rdest du Gerechtigkeit beachten dann w�rdest du f�r andere nur w�hlen, was du f�r dich selbst erw�hlst.��

� Bahá'u'lláh, Tablet to some Persian Zoroastrian Baha'i

� Bahá'u'lláh, Worte des Paradieses
+9:3 #158 Regierung

Die Lehren von Bahá'u'lláh enthalten zwei verschiedene Arten von Hinweisen auf die Frage wahrer sozialer Ordnung. Ein Vorbild ist in den Sendschreiben erl�utert, die an die K�nige offenbart sind, die es mit dem Problem der Regierung zu tun haben, wie sie in der Welt w�hrend Bahá'u'lláhs Erdenleben bestanden hat. Die anderen Hinweise sind f�r die neue Ordnung, die in der Baha'i-Gemeinschaft selbst zu entwickeln ist. Hierdurch entsteht der scharfe Gegensatz zwischen solchen stellen wie (�L Kap.CII):

�Der eine, wahre Gott - erhaben sei seine Herrlichkeit - hat immer die Herzen der Menschen als seinen eigenen, ausschlie�lichen Besitz angesehen und wird dies immer tun. Alles andere, ob zu Land oder zur See, ob Reichtum oder Ruhm, hat Er den K�nigen und Herrschern der Erde gegeben�

und (�L Kap.C):

�Heute geziemt es allen Menschen, sich an den Gr��ten Namen zu klammern und die Einheit der ganzen Menschheit zu errichten. Au�er Ihm gibt es keinen Ort, wohin man fliehen, und keine Zuflucht, die man suchen k�nnte.�

Die scheinbare Unvereinbarkeit dieser beiden Gesichtspunkte ist beseitigt, wenn wir den Unterschied beachten, den Bahá'u'lláh zwischen dem �Geringeren Frieden� und dem �Gr��ten Frieden� macht. In seinen Sendschreiben an die K�nige fordert sie Bahá'u'lláh auf, zusammenzukommen und Ma�nahmen zur Verwirklichung des politischen Friedens, der Beschr�nkung der Kriegsr�stungen und der Beseitigung der Belastung und Unsicherheit der Schwachen zu ergreifen. Jedoch lassen seine Worte vollkommen klar erkennen, da� ihr Nichteingehen auf die Erfordernisse der Zeit Kriege und Aufst�nde zur Folge haben w�rden, die zum Untergang der alten Ordnung f�hren w�rden. Daher sagt Er einerseits (�L S.135):

�Heute mu� die Menschheit Gehorsam gegen�ber den M�chtigen erzeigen ...�

und andererseits (�L Kap. CIII, CVIII, CX, CXVI, CXVII):

�Die Menschen, die den Tand und Zierrat der Erde angeh�uft und sich ver�chtlich von Gott abgewandt haben, haben sowohl diese als auch die kommende Welt verloren. Bald wird ihnen Gott mit m�chtiger Hand ihre Besitzt�mer nehmen und sie des Gewandes seiner G�te berauben ...�

�Wir haben eine festgesetzte Frist f�r euch, o V�lker! Wenn ihr verfehlt, euch zu jener bestimmten Stunde Gott zuzuwenden, wird Er euch wahrlich gewaltsam erfassen und schreckliche Not von allen Seiten �ber euch kommen lassen ...�

�Die Zeichen drohender Schw�che und des nahen Chaos sind heute zu erkennen, da die bestehende Ordnung bejammernswert unvollkommen erscheint ...�

�Wir haben Uns gelobt, deinen Sieg auf Erden zu sichern und Unsere Sache �ber alle Menschen zu erheben, selbst wenn sich kein K�nig f�nde, der dir seinen Blick zuwendete.�

�In dem Wunsche, die Vorbedingungen f�r den Frieden und die Ruhe der Welt und f�r den Fortschritt ihrer V�lker zu offenbaren, hat das Erhabene Wesen geschrieben: Die Zeit mu� kommen, da die gebieterische Notwendigkeit zur Abhaltung einer ausgedehnten und allumfassenden Versammlung der Menschen universal erkannt wird. Die Herrscher und K�nige der Erde m�ssen ihr unbedingt beiwohnen und, an ihren Beratungen teilnehmend, solche Wege und Mittel erw�gen, die den Grund zum Gr��ten Weltfrieden unter den Menschen legen. Ein solcher Friede erfordert, um der Ruhe der V�lker der Erde willen, da� die Gro�m�chte sich zu v�lliger Vers�hnung untereinander entschlie�en. Sollte ein K�nig die Waffen gegen einen anderen ergreifen, so m�ssen sich alle vereint erheben und ihn daran hindern.�

Durch solchen Ratschlag offenbarte Bahá'u'lláh die Bedingungen unter denen die �ffentliche Verantwortlichkeit an diesem Tage Gottes erf�llt werden mu�. Indem Er auf der einen Seite den internationalen Zusammenschlu� forderte, warnte Er die Herrscher nicht weniger deutlich, da� die Fortdauer des Streites ihre Macht vernichten w�rde. Wie die neue Geschichte diese Warnung ja best�tigt: in dem Anschwellen jener zwangsl�ufigen Bewegungen, die in allen zivilisierten Nationen solche zerst�rende Kraft erreicht haben, und in der Entwicklung des Kriegswesens bis zu dem Grade, da� der Sieg nicht mehr von irgendeinem Beteiligten erreichbar ist.

�Da ihr den Allergr��ten Frieden zur�ckgewiesen habt, haltet euch nun fest an diesen, den Geringeren Frieden, damit ihr bis zu einem gewissen Grade wenigstens eure eigene Lage und die eurer Untertanen bessert ...��

�Was der Herr als h�chstes Mittel und m�chtigstes Werkzeug f�r die Heilung der ganzen Welt bestimmt hat, ist die Vereinigung aller ihrer V�lker in einer allumfassenden Sache, einem gemeinsamen Glauben. Das kann nicht anders erreicht werden als durch die Kraft eines erfahrenen, allgewaltigen und erleuchteten Arztes.��

Mit dem Geringeren Frieden ist eine politische Staateneinheit gemeint, w�hrend der Gr��te Friede eine Einheit ist, die sowohl geistige als auch politische und wirtschaftliche Faktoren umfa�t.

�Bald wird die heutige Ordnung aufgerollt und eine neue an ihrer statt entfaltet werden.��

In fr�heren Zeiten konnte eine Regierung sich mit �u�erlichen Fragen und materiellen Angelegenheiten besch�ftigen, heute aber verlangt die Regierungst�tigkeit die Eigenschaften des F�hrertums, der Heiligung und der geistigen Erkenntnis, die nur f�r diejenigen m�glich ist, die sich Gott zugewandt haben.

� Bahá'u'lláh, �L Kap.CXIX
� Bahá'u'lláh, �L Kap.IV
+9:4 #160 Politische Freiheit

Obschon Bahá'u'lláh als idealen Zustand eine repr�sentative Regierungsform, �rtlich, national und international, bef�rwortet, lehrt Er doch, da� diese nur dann m�glich ist, wenn die Menschen einen gen�gend hohen Grad individueller und sozialer Entwicklung erreicht haben. Dem noch unerzogenen, von selbsts�chtigen Begierden beherrschten Volk, das in der F�hrung der �ffentlichen Angelegenheiten noch keine Erfahrung hat, pl�tzlich eine v�llige Selbstregierung zu geben, w�rde unheilvoll sein. Es ist nichts gef�hrlicher als Freiheit f�r Menschen, die nicht tauglich sind, diese weise zu gebrauchen. Bahá'u'lláh schreibt im Buch Aqdas:

�Betrachte die Kleingeistigkeit der Menschen! Sie verlangen nach dem, was ihnen schadet, und verwerfen, was ihnen n�tzt. Sie geh�ren in der Tat zu denen, die weit vom rechten Weg abgeirrt sind. Wir finden Menschen, die nach Freiheit verlangen und stolz darauf sind. Solche Menschen befinden sich in den Tiefen der Unwissenheit.�

�Freiheit mu� letzten Endes zum Aufruhr f�hren, dessen Flammen niemand l�schen kann. Also warnt euch der Fordernde, der Allwissende. Wisse, da� die Verk�rperung der Freiheit und ihr Sinnbild das Tier ist. Was dem Menschen ziemt, ist die Unterwerfung unter solche Gesetze, die ihn vor seiner eigenen Unwissenheit besch�tzen und ihn vor dem Schaden der Unheilstifter bewahren. Freiheit veranla�t den Menschen, die Grenzen des Angemessenen zu �berschreiten und die W�rde seiner Stufe zu verletzen. Sie dr�ckt ihn auf die Ebene �u�erster Verderbtheit und Gottlosigkeit herab.�

�Seht die Menschheit als eine Schafherde an, die einen Hirten zu ihrem Schutze braucht. Dies ist die Wahrheit, die unumst��liche Wahrheit. Wir billigen die Freiheit unter gewissen Umst�nden und verwerfen es, sie unter anderen gutzuhei�en. Wahrlich, Wir sind der Allwissende.�

�Sprich : Wahre Freiheit besteht in der Unterwerfung des Menschen unter Meine Gebote, so wenig ihr es auch begreifen m�gt. W�rden die Menschen das befolgen, was Wir aus dem Himmel der Offenbarung auf sie herniedersandten, so w�rden sie sicherlich vollkommene Freiheit erringen. Gl�cklich ist der Mensch, der die Absicht Gottes in allem erkannt hat, was Er aus dem Himmel seines Willens, der alles Erschaffene durchdringt, offenbarte. Sprich: Die Freiheit, die euch n�tzt, findet ihr nur in vollkommener Dienstbarkeit unter Gott, der Ewigen Wahrheit. Wer ihre S��e gekostet hat, wird es verschm�hen, sie gegen alle Herrschaft der Erde und des Himmels einzutauschen.�

F�r die Hebung der Lage unentwickelter Rassen und Nationen sind die g�ttlichen Lehren das vornehmste Heilmittel. Wenn sowohl Volk als Politiker sich um diese Lehren bem�hen und sie annehmen, dann werden die V�lker von allen ihren Fesseln befreit.

+9:5 #161 Herrscher und Untertanen

Bahá'u'lláh verbietet in nachdr�cklichster Weise Tyrannei und Unterdr�ckung. In den Verborgenen Worten schreibt Er (pers.64):

�O ihr Bedr�cker auf Erden! Macht euch nicht der Unterdr�ckung schuldig, denn Ich habe gelobt, keines Menschen Ungerechtigkeit zu vergeben. Dies ist Mein Bund, den Ich auf der verwahrten Tafel unwiderruflich verk�ndet und mit Meinem Siegel der Herrlichkeit besiegelt habe.�

Wem die Formgebung und die Anwendung der Gesetze anvertraut ist, mu� sich, wie Bahá'u'lláh sagt,

�fest an das Seil der Beratung halten und sodann beschlie�en und ausf�hren, was Sicherheit, Reichtum, Ruhe und Wohlfahrt des Volkes f�rdert. Denn wenn sie die Angelegenheiten anders bewerkstelligen, wird es in Uneinigkeit und Aufruhr auslaufen.��

Das Volk andererseits mu� gesetzestreu und einer gerechten Regierung ergeben sein. Um bessere Zust�nde in den Angelegenheiten der V�lker zu zeitigen, mu� sich das Volk auf erzieherische Systeme und auf die Macht des guten Beispiels st�tzen und nicht auf Gewaltt�tigkeiten. Bahá'u'lláh spricht:

�In welchem Land sich auch diese Gemeinschaft befinden mag, der Regierung jenes Landes gegen�ber mu� sie Treue, Vertrauensw�rdigkeit und Gehorsam erweisen.��

�O Volk Gottes! Schm�cke deinen Tempel (K�rper) mit dem Mantel der Vertrauensw�rdigkeit und der Redlichkeit, alsdann hilf deinem Herrn mit den Heerscharen guter Taten und guter Sitten. Wahrlich, in Unseren B�chern, Sendschreiben und Tablets haben Wir euch Aufruhr und Streit verboten, und dabei hatten Wir nur eure Erhebung und Erh�hung im Auge.��

� Bahá'u'lláh, Lawh-i-Dunya
� Bahá'u'lláh, Frohe Botschaften
� Bahá'u'lláh, Ishraqat
+9:6 #162 Ernennung und Bef�rderung

Bei Ernennungen darf nur die Eignung f�r die betreffende Stellung ausschlaggebend sein. Vor diesem obersten Gesichtspunkt mu� alles andere, wie h�heres Dienstalter, soziale oder finanzielle Stellung, Familienverbindung oder pers�nliche Freundschaft zur�ckstehen. Bahá'u'lláh sagt im Tablet Ishraqat:

�Das f�nfte Ishr�q (Glanz) ist das Vertrautsein der Regierungen mit den Verh�ltnissen der Regierten und die Verleihung von Amt und W�rde nach Verdienst. Dieser Angelegenheit Beachtung zu schenken ist jedem F�hrer und Herrscher unbedingt zur Pflicht gemacht, auf da� vielleicht vermieden werden m�ge, da� sich Treulose die Stellungen der Vertrauensw�rdigen aneignen oder Pl�nderer die Stellen der W�chter einnehmen.�

Es bedarf wohl kaum einer �berlegung, um zu zeigen, da�, wenn diese Grunds�tze allgemein angenommen und verwirklicht werden, die Umwandlung unseres sozialen Lebens erstaunlich sein wird. Wenn jedem einzelnen die Stellung einger�umt wird, f�r die er durch seine Talente besonders f�hig ist, so wird er mit Herz und Seele bei seiner Arbeit sein und ein K�nstler in seinem Berufe werden, zu seinem und der �brigen Welt unsch�tzbaren Segen.

+9:7 #163 Wirtschaftliche Probleme

Die Baha'i-Lehre betont mit den eindringlichsten Worten die Notwendigkeit der Neuordnung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen reich und arm. Abdu'l-Bahá sagt (Paris S.120ff):

�Die Ordnung der menschlichen Verh�ltnisse mu� so sein, da� die Armut verschwindet, da� jeder weitm�glichst seinem Rang und seiner Stellung entsprechend an Behaglichkeit und Wohlergehen beteiligt ist.�

�Wir sehen unter uns einerseits Menschen, die mit Reicht�mern �berh�uft sind, und andererseits jene Ungl�cklichen, die mittellos verhungern, jene, die eine Anzahl stattlicher Schl�sser besitzen, und jene anderen, die nicht wissen, wo sie ihr Haupt hinlegen sollen.�

�Die Sachlage ist verkehrt und mu� ge�ndert werden, doch mu� die Heilung sorgf�ltig erfolgen. Sie ist nicht dadurch zu erreichen, da� man v�llige Gleichheit unter den Menschen herstellt.�

�Gleichheit ist ein Hirngespinst. Sie ist v�llig undurchf�hrbar. Selbst wenn sich Gleichheit schaffen lie�e, verm�chte sie nicht zu bestehen, und wenn ihr Fortbestand m�glich w�re, so w�rde dadurch die ganze Ordnung der Welt vernichtet werden. Das Gesetz der Ordnung mu� immer in der Menschenwelt walten. So hat es der Himmel, als er den Menschen erschuf, verordnet ...�

�Die Menschheit braucht, wie in einem gro�en Heer, einen General, Hauptleute, Unteroffiziere in verschiedenen R�ngen, und Soldaten, jeden mit seinem eigenen Pflichtenkreis. R�nge sind zur Sicherung einer geregelten Ordnung durchaus n�tig. Ein Heer vermag nicht nur aus Gener�len oder Hauptleuten, oder nur aus Soldaten ohne Vorgesetzte zu bestehen ...�

�Da nun aber manche Menschen au�erordentlich reich und andere beklagenswert arm sind, so bedarf es einer Ordnung, die diesen Stand der Dinge �berpr�ft und bessert. Es ist ebenso wichtig, den Reichtum zu beschr�nken, wie auch die Armut zu begrenzen. Keines der beiden Extreme ist gut ...�

�Wenn wir sehen, da� Armut einen Zustand des Hungerleidens erreicht, so ist dies ein sicheres Zeichen, da� irgendwo Unterdr�ckung ist. Die Menschen m�ssen sich in dieser Frage r�hren und nicht l�nger vers�umen, Zust�nde zu �ndern, die einen sehr gro�en Teil des Volkes ins Elend dr�ckender Armut bringen. Die Reichen m�ssen von ihrem �berflu� abgeben, ihre Herzen erweichen und mitleidvolles Verst�ndnis pflegen, indem sie sich um jene Beklagenswerten k�mmern, denen es am N�tigsten mangelt.�

�Besondere Gesetze m�ssen erlassen werden, die sich mit diesen Gegens�tzen des Reichtums und des Mangels befassen ...�

�Die L�nderregierungen sollten dem g�ttlichen Gesetz entsprechen, das allen gleiches Recht gibt ... Nicht eher, als bis dies geschehen ist, wird Gottes Gebot befolgt sein.�

+9:8 #164 Der �ffentliche Haushalt

'Abdu'l-Bahá r�t, da�, soweit m�glich, jede Stadt, jedes Dorf oder jeder Bezirk mit der Verwaltung finanzieller Angelegenheiten innerhalb ihres eigenen Bereiches betraut werden und ihren geb�hrenden Teil zu den Ausgaben der Regierung beizutragen haben. Eine der haupts�chlichen Einnahmequellen soll in einer gestaffelten Einkommensteuer bestehen. Das Einkommen, das die notwendigsten Ausgaben eines Menschen nicht �berschreitet, soll nicht besteuert werden. Aber in allen F�llen, wo das Einkommen die n�tigen Existenzmittel �berschreitet, soll eine Steuer erhoben werden. Der Prozentsatz der Steuer erh�ht sich in dem Verh�ltnis, wie das Einkommen die notwendigen Existenzmittel �bersteigt.

Wenn aber andererseits jemand durch Krankheit, Mi�ernte oder aus anderen Ursachen, f�r die er nicht verantwortlich ist, nicht imstande ist, ein Einkommen zu verdienen, das zur Deckung seines notwendigen Lebensbedarfs f�r ein Jahr reicht, so mu� ihm der Teil, der ihm und seiner Familie zum Lebensunterhalt fehlt, aus �ffentlichen Mitteln gew�hrt werden.

Es gibt aber noch weitere �ffentliche Einnahmequellen, z.B. aus Verm�chtnissen, Bergwerken, aufgefundenen Sch�tzen und freiwilligen Zuwendungen. Zu den Ausgaben der Gemeinde andererseits geh�ren die Mittel, die f�r die Unterst�tzung der Schwachen, der Waisen, der Tauben und Blinden, f�r Schulen und f�r die Erhaltung der Volksgesundheit aufzuwenden sind. Auf diese Weise ist f�r das Heil und das Wohlergehen aller gesorgt.�

� Weitere Einzelheiten hier�ber sind aus den ver�ffentlichten Ansprachen 'Abdu'l-Bahás, besonders aus denen, die Er in Amerika hielt, zu ersehen.

+9:9 #165 Freiwilliges Teilen

In einem Brief an die Zentralorganisation f�r einen dauernden Frieden, geschrieben im Jahr 1919, sagte 'Abdu'l-Bahá:

�Eine weitere Lehre von Bahá'u'lláh ist das freiwillige Teilen des Besitzes mit anderen Menschen. Dieses freiwillige Teilen ist gr��er als Gleichheit und besteht darin, da� der Mensch sich selbst nicht den andern vorziehen, sondern vielmehr sein Leben und seinen Besitz f�r andere opfern soll. Dies sollte aber nicht zwangsweise eingef�hrt werden, so da� es zu einem Gesetz erhoben wird und man gen�tigt ist, es zu befolgen, im Gegenteil, der Mensch sollte aus freiem Antrieb und nach eigener Wahl seinen Besitz und sein Leben f�r andere opfern und willig dem Armen spenden, wie das in Persien unter den Bahá'í getan wird.�

+9:9 #166 Arbeit f�r alle

Eine der wichtigsten Anweisungen von Bahá'u'lláh in bezug auf die wirtschaftliche Frage ist, da� alle Menschen einer n�tzlichen Arbeit nachgehen m�ssen. Es darf im Gemeinschaftsleben keine Drohnen, keine k�rperlich tauglichen Menschen als Schmarotzer der Gesellschaft geben. Er spricht (Frohe Botschaften):

�Jedem einzelnen von euch ist es zur Pflicht gemacht, sich in einem Beruf, sei es eine Kunst, ein Gewerbe oder dergleichen, zu bet�tigen. Wir veranla�ten, da� diese eure Arbeit dem Dienste Gottes, des Wahrhaftigen, gleich geachtet wird. Bedenkt, o Menschen, die Barmherzigkeit Gottes und seine Gunst; alsdann dankt Ihm am Morgen und am Abend! Vergeudet eure Zeit nicht mit M��iggang und Tr�gheit, sondern besch�ftigt euch mit dem, was euch selbst und euren N�chsten Nutzen bringt. Dies wurde vom Horizont, von dem die Sonne der Weisheit und der g�ttlichen Worte strahlt, in diesem Tablet verordnet. Der verachtetste der Menschen ist vor Gott der, welcher nur dasitzt und bettelt. Haltet euch an das Seil der Mittel im Vertrauen auf Gott, den Verursacher der Ursachen.�

Wie viele der heutzutage in der Gesch�ftswelt aufgewandten Kr�fte werden lediglich dazu verbraucht, die Bem�hungen anderer Leute in nutzlosem Streit und Wettbewerb zu durchkreuzen und wirkungslos zu machen! Und wie oft geschieht dies auf ganz h��liche Weise! Wenn alle arbeiten w�rden und alle Kopf- oder Handarbeit verrichteten, die, wie Bahá'u'lláh betont, der Menschheit von gro�em Nutzen w�re, dann w�rden auch die f�r ein gesundes, behagliches und edles Leben vorhandenen Mittel vollauf f�r alle gen�gen. Alsdann w�rde kein Betrug, kein Hungerleiden, keine Entbehrung, keine industrielle Versklavung und keine gesundheitssch�digende �berarbeitung mehr vorkommen.

+9:10 #167 Die Ethik des Reichtums

Nach der Baha'i-Lehre ist ein rechtm��ig erworbener und richtig angewandter Reichtum ehrenwert und lobenswert. Geleistete Dienste sollten entsprechend belohnt werden. Bahá'u'lláh sagt im Tablet Tar�z�t:

�Das Volk von Bahá darf sich nicht weigern, jedem die ihm geb�hrende Belohnung zukommen zu lassen. Es mu� die Begabten achten ... Jedermann mu� gerecht sein in seinen Reden und den Segen der Arbeit anerkennen.�

In bezug auf Zinsen aus Geld schreibt Bahá'u'lláh im Tablet Ishraqat:

�Man findet, da� die meisten Menschen hierauf angewiesen sind; denn wenn kein Zins erlaubt w�re, w�rden die Gesch�fte gehemmt und ins Stocken geraten ... Es wird selten jemand zu finden sein, der irgend jemandem Geld nach dem Grundsatz `Qard-i-hasan` leihen m�chte�. Daher haben Wir als eine Gunst f�r die Diener verordnet, da�, so wie bei anderen Gesch�ftsunternehmungen, die unter den Menschen gebr�uchlich sind, auch ein Nutzen aus Geld zul�ssig ist ... das hei�t, es ist den Menschen erlaubt und gilt als gesetzm��ig und rein, Zinsen f�r Geld zu fordern ... Aber in dieser Angelegenheit mu� M��igung und Gerechtigkeit walten. Als eine Weisheit aus seiner Gegenwart und als Annehmlichkeit f�r seine Diener hat es die Feder der Herrlichkeit unterlassen, hierin Grenzen zu ziehen. Wir ermahnen die Freunde Gottes, ehrlich und gerecht zu handeln, so da� dadurch die Barmherzigkeit seiner Geliebten und ihr Mitgef�hl f�reinander zutage treten m�gen ... Die Ausf�hrung dieser Angelegenheiten ist den Mitgliedern des Hauses der Gerechtigkeit anbefohlen, damit sie den Erfordernissen der Zeit entsprechend und mit Weisheit handeln m�gen.�

� W�rtlich `g�tiges Darlehen`, d.h. Geld ohne Zinsen, das nach Gutd�nken des Leihenden zur�ckbezahlt werden kann.

+9:11 #168 Keine industrielle Versklavung

Im Buch Aqdas verbietet Bahá'u'lláh die Sklaverei, und 'Abdu'l-Bahá erkl�rte, da� nicht nur die Sklaverei im allgemeinen, sondern auch die industrielle Versklavung dem Gesetz Gottes zuwider ist. Als Er im Jahre 1912 in den Vereinigten Staaten weilte, sagte Er zu den Amerikanern:

�In den Jahren 1860 bis 1865 habt ihr ein wunderbares Werk verrichtet; ihr habt die Sklaverei abgeschafft. Heute aber m��t ihr noch etwas Bedeutenderes tun: ihr m��t die industrielle Versklavung abschaffen ...��

�Die L�sung wirtschaftlicher Fragen wird nicht dadurch geschaffen, da� das Kapital der Arbeit und die Arbeit dem Kapital in Streit und Kampf gegen�ber stehen, sondern beiderseits durch eine freiwillige Einstellung auf guten Willen. Dann wird eine wirkliche und dauernde Richtigstellung der Zust�nde gesichert sein ...��

�Unter den Bahá'í gibt es keine erpresserische, k�ufliche und ungerechte Handlungsweise, keine rebellischen Forderungen, keine revolution�ren Aufst�nde gegen vorhandene Regierungen ...��

�Es wird in Zukunft f�r die Menschen nicht m�glich sein, sich durch die Arbeit anderer gro�e Reicht�mer anzuh�ufen. Die Reichen werden willig teilen. Sie werden allm�hlich, auf nat�rlichem Wege und durch ihren eigenen freien Willen dazu kommen. Dies wird niemals durch Krieg und Blutvergie�en erreicht werden.�

Nur durch freundschaftliche Beratung und Zusammenarbeit, durch gerechte Teilhaberschaft und Gewinnbeteiligung wird den Interessen sowohl des Kapitals als auch der Arbeit am besten gedient. Die schroffen Waffen des Streiks und der Aussperrung sind sch�dlich, und zwar nicht nur f�r den unmittelbar davon betroffenen Handel, sondern f�r die Gemeinschaft als Ganzes. Es ist daher Aufgabe der Regierung, Wege zu ersinnen, um zu verhindern, da� man seine Zuflucht zu solch barbarischen Mitteln der Beilegung des Streites nimmt. 'Abdu'l-Bahá sagte in Dublin, New Hampshire, 1912:

�Nun m�chte ich �ber das Gesetz Gottes sprechen. Nach dem g�ttlichen Gesetz sollte die Arbeit nicht nur mit Lohn bezahlt werden. Nein, die Arbeiter sollten vielmehr Teilhaber des Unternehmens sein. Die Frage der Sozialisierung ist sehr schwierig. Sie wird nicht durch Lohnstreiks gel�st. Alle Regierungen der Welt m�ssen sich vereinigen und einen Rat bilden, dessen Mitglieder aus den Volksvertretungen und den edelsten Menschen der Nationen zu w�hlen sind. Diese m�ssen mit Weisheit und Kraft einen wirkungsvollen Plan ausarbeiten, nach dem weder die Kapitalisten sehr gro�e Verluste erleiden, noch die Arbeiter in Not geraten. Mit gr��ter M��igung sollen sie das Gesetz entwerfen und dann �ffentlich bekannt machen, da� die Rechte des arbeitenden Volkes wirkungsvoll gewahrt werden m�ssen. Auch die Rechte der Arbeitgeber sind zu sch�tzen. Wenn ein solches allgemeines Gesetz durch beiderseitigen Willen angenommen ist und dennoch ein Streik ausbricht, so m�ssen einem solchen alle Regierungen der Welt gemeinsam entgegentreten. Geschieht dies nicht, so wird die Arbeiterfrage, besonders in Europa, zu gro�en Zerst�rungen f�hren. Schreckliche Dinge werden sich dann ereignen. Eine der verschiedenen Ursachen eines allgemeinen europ�ischen Krieges wird diese Frage sein. Die Guts-, Bergwerk- und Fabrikbesitzer sollten ihr Einkommen mit ihren Arbeitern teilen und ihnen einen angemessenen Prozentsatz zukommen lassen, damit dem Arbeiter neben seinem Lohn auch ein Anteil an dem allgemeinen Gewinn des Unternehmens zuf�llt, wodurch er sich auch mit seiner Seele f�r die Arbeit einsetzt.��

� Abdu'l-Bahá, Star of the West VII Nr.15 p.147
� Abdu'l-Bahá, Star of the West VIII Nr.1 p.7
+9:12 #169 Verm�chtnis und Erbschaft

Bahá'u'lláh bestimmte, da� es jedermann freistehe, bei Lebzeiten �ber sein Verm�gen zu verf�gen, wie es ihm beliebe. Er machte es aber jedem zur Pflicht, ein Testament abzufassen, mit dem er �ber die Verwendung seines Eigentums nach seinem Tode verf�gt. Wenn jemand stirbt, ohne seinen letzten Willen hinterlassen zu haben, so soll sein Verm�gen festgestellt und in gewissem festgesetztem Verh�ltnis unter sieben Erbschaftsklassen verteilt werden, n�mlich die Kinder, Frau oder Mann, Vater, Mutter, Br�der, Schwestern und Lehrer. Die Anteile eines jeden sind von den Erstgenannten bis zu den Letzten zu staffeln. Fehlen eine oder mehrere dieser Klassen, so flie�t deren Anteil in die �ffentliche Kasse und soll f�r die Armen die Waisen die Witwen oder f�r sonstige allgemeinn�tzige Zwecke verwendet werden. Hinterl��t der verstorbene keine Erben, dann f�llt das gesamte Verm�gen an die �ffentliche Kasse.

Es ist nichts im Gesetz von Bahá'u'lláh vorgesehen, was jemand daran hindern k�nnte, sofern es ihm beliebt, sein ganzes Verm�gen einer einzigen Person zu vermachen; aber beim Abfassen ihres letzten Willens werden sich die Bahá'í nat�rlich nach dem Vorbild richten, das Bahá'u'lláh f�r den Fall aufstellte da� jemand stirbt, ohne ein Testament gemacht zu haben. Dieser Modus sichert die Verteilung der Hinterlassenschaft an eine betr�chtliche Zahl von Erben.

+9:13 #170 Gleichberechtigung von Mann und Frau

Einer der sozialen Grunds�tze, dem Bahá'u'lláh gro�e Bedeutung zumi�t, ist, da� die Frau dem Manne gleich geachtet werde. Die Frau soll sich gleicher Rechte, gleicher Erziehung und gleicher F�rderung erfreuen.

Das Hauptmittel, auf das sich Bahá'u'lláh bei der Gleichstellung der Frauen st�tzt, ist die umfassende Erziehung. Die M�dchen sollen die gleiche gute Erziehung genie�en wie die Knaben. In der Tat ist die Erziehung der M�dchen noch wichtiger als die der Knaben, denn die M�dchen werden sp�ter M�tter, und als M�tter sind sie die ersten Lehrer des kommenden Geschlechtes. Kinder gleichen gr�nen und zarten Zweigen; wenn ihre erste Erziehung richtig ist, wachsen sie gerade, wenn diese schlecht ist, wachsen sie krumm. Bis zum Ende ihres Lebens sind sie von der Erziehung ihrer ersten Jahre beeinflu�t. Wie wichtig ist es daher, da� die M�dchen gut und weise erzogen werden.

'Abdu'l-Bahá hatte bei seinen Reisen durch die westlichen L�nder h�ufig Gelegenheit, die Baha'i-Lehren bez�glich dieses Themas zu erl�utern. In einer Versammlung der Frauenliga f�r Frieden und Freiheit in London im Jahre 1913 sagte Er:

�Die Menschheit gleicht einem Vogel mit seinen zwei Schwingen: die eine ist das m�nnliche, die andere das weibliche Geschlecht. Sofern nicht beide Schwingen stark sind und durch eine gemeinsame Kraft bewegt werden, kann sich der Vogel nicht himmelw�rts schwingen. Dem Geiste dieses Zeitalters entsprechend m�ssen die Frauen Fortschritte machen und ihre Aufgaben in allen Zweigen des Lebens erf�llen, um den M�nnern gleichzukommen. Sie m�ssen auf die gleiche H�he gelangen wie die M�nner und sich gleicher Rechte erfreuen. Dies ist meine inst�ndige Bitte und einer der Hauptgrunds�tze von Bahá'u'lláh.�

�Manche Wissenschaftler haben erkl�rt, das Gehirn des Mannes wiege schwerer als das des Weibes, und sie beanspruchten dies als Beweis f�r die �berlegenheit des Mannes. Wenn wir jedoch um uns blicken, so sehen wir Leute mit kleinem Kopf, deren Gehirn leicht sein mu�, die jedoch gr��te Intelligenz und gro�e Verstandeskraft aufweisen, und andere mit gro�em Kopf, deren Gehirn schwer sein mu�, die aber doch einf�ltig sind. Deshalb ist das Gewicht des Gehirns kein zuverl�ssiger Ma�stab f�r Intelligenz oder �berlegenheit.�

�Wenn die M�nner als einen zweiten Beweis ihrer �berlegenheit die Behauptung aufstellen, die Frauen h�tten nicht so viel geleistet wie die M�nner, so f�hren sie armselige Argumente an, wobei die Geschichte au�er Betracht gelassen wird. Wenn sie sich geschichtlich besser unterrichtet h�tten, dann w�rden sie wissen, da� gro�e Frauen gelebt und Gro�es in der Vergangenheit vollbracht haben, und da� auch heute viele leben, die Gro�es vollbringen.�

Hier erz�hlte 'Abdu'l-Bahá die Taten der Zenobia� und anderer gro�er Frauen der Vergangenheit und schlo� mit beredtem Lob der mutigen Maria Magdalena, deren Glaube fest blieb, als die Apostel ins Wanken geraten waren. Er fuhr fort:

�Unter den Frauen unserer Zeit ragt Qurratu'l-'Ayn� hervor, die Tochter eines muhammadanischen Priesters. Zur Zeit des Auftretens des B�b zeigte sie so �berw�ltigenden Mut und Kraft, da� alle, die sie h�rten, erstaunt waren. Sie warf ihren Schleier beiseite, den uralten Gebr�uchen der Perser zum Trotz, und obschon es als ungeh�rig galt, mit M�nnern zu sprechen, unternahm es diese heldenhafte Frau, sich mit den gelehrtesten M�nnern auseinanderzusetzen, und trug auch in jeder derartigen Zusammenkunft den Sieg davon. Die persische Regierung nahm sie gefangen. Sie wurde in den Stra�en mit Steinen beworfen, aus dem Islam ausgesto�en, von einer Stadt zur anderen verbannt, mit dem Tode bedroht, aber nie wich sie von ihrem Entschlu� ab, f�r die Freiheit ihrer Schwestern einzutreten. Sie ertrug Verfolgung und Leiden mit gr��tem Heldenmut. Selbst im Gef�ngnis gewann sie noch Menschen. Zu einem persischen Minister, in dessen Haus sie gefangen war, sagte sie: `Du kannst mich t�ten, sobald es dir beliebt; aber du kannst die Befreiung der Frauen nicht aufhalten.` Schlie�lich nahte das Ende ihres tragischen Lebens; man brachte sie in einen Garten und erdrosselte sie. Sie aber hatte ihr sch�nstes Kleid angezogen und sich geschm�ckt, als ob sie eine Brautfahrt machen wollte. Mit solcher Seelengr��e und solchem Mut gab sie ihr Leben dahin, da� alle, die sie sahen ergriffen und ersch�ttert waren. Sie war wahrlich eine gro�e Heldin. Auch heute gibt es unter den Bahá'í in Persien Frauen, die unentwegten Mut zeigen und dichterisch hoch begabt sind. Sie sind sehr beredt und sprechen vor gro�en Versammlungen.�

�Die Frauen m�ssen fortschrittlich gesinnt sein und zur Vervollkommnung der Menschheit ihre Kenntnisse �ber Wissenschaft, Literatur und Geschichte erweitern. Binnen kurzem werden sie zu ihrem Rechte kommen. Die M�nner werden sehen, wie die Frauen ernsthaft und w�rdig an der Besserung des b�rgerlichen und politischen Lebens arbeiten, wie sie sich dem Krieg widersetzen und Stimmrecht und gleiche M�glichkeiten fordern. Ich hoffe, da� ihr Frauen in allen Phasen des Lebens Fortschritte macht; dann werden eure Stirnen mit dem Diadem unverg�nglichen Ruhmes gekr�nt sein.��

� K�nigin von Palmyra seit 267 n.Chr., die Syrien und �gypten eroberte

� Einer der Buchstaben des Lebendigen, d.h. J�nger des B�b

� 1913 in London bei einer Versammlung der Frauenliga

+9:14 #173 Die Frauen und das neue Zeitalter

Wenn die Betrachtungsweise der Frauen geb�hrende Beachtung findet und es der Frau erlaubt wird, ihren Willen in der Handhabung der sozialen Angelegenheiten in angemessener Weise zum Ausdruck zu bringen, dann d�rfen wir gro�e Fortschritte in den Dingen erwarten, die unter der alten Regierungsform m�nnlicher Vorherrschaft oft sehr vernachl�ssigt wurden. Dazu geh�ren Gesundheitspflege, M��igkeit, Friede und Hochsch�tzung des Wertes individuellen Lebens. Eine Besserung in dieser Hinsicht wird sehr weitreichende und segensreiche Wirkung haben.

'Abdu'l-Bahá sagt:

�In der Vergangenheit wurde die Welt durch Gewalt regiert, und der Mann herrschte aufgrund seiner st�rkeren und mehr zum Angriff neigenden k�rperlichen und verstandesm��igen Eigenschaften �ber die Frau. Aber schon neigt sich die Waage, Gewalt verliert ihr Gewicht, und geistige Regsamkeit, Intuition und die geistigen Eigenschaften der Liebe und des Dienens, in welchen die Frau stark ist, gewinnen an Einflu�. Folglich wird das neue Zeitalter weniger m�nnlich und mehr von den weiblichen Leitbildern durchdrungen sein, oder genauer gesagt, es wird ein Zeitalter sein, in dem die m�nnlichen und weiblichen Elemente der Kultur besser ausgeglichen sein werden.��

� Abdu'l-Bahá, Star of the West, VIII Nr.3 p.4
+9:15 #174 Gewaltsame Methoden sind aufzugeben

Auch bei der Durchf�hrung der Befreiung der Frauen, wie in andern Angelegenheiten, r�t Bahá'u'lláh seinen Anh�ngern, gewaltsame Ma�nahmen zu vermeiden. Ein ausgezeichnetes Bild der Baha'i-Methode sozialer Reformen haben uns die Baha'i-Frauen in �gypten und Syrien gezeigt. In diesen L�ndern ist es Brauch der muhammadanischen Frauen, au�erhalb ihres Hauses verschleiert zu gehen. Der B�b wies darauf hin, da� die Frauen im neuen Zeitalter von diesem l�stigen Zwang befreit werden. Aber Bahá'u'lláh empfiehlt seinen Gl�ubigen, sofern keine wichtige Frage in bezug auf die Moral mitspielt, lieber sich den herrschenden Br�uchen zu f�gen, bis das Volk aufgekl�rt wird, als Ansto� und unn�tigen Widerstand unter ihren Mitmenschen zu erregen. Obschon sich die Baha'i-Frauen wohl bewu�t sind, da� der veraltete Brauch des Schleiertragens f�r aufgekl�rte Menschen unn�tig und l�stig ist, finden sie sich doch lieber ruhig mit dieser Unbequemlichkeit ab, als da� sie durch �ffentliches Entschleiern ihres Gesichtes einen Sturm fanatischen Hasses und erbittertster Gegnerschaft heraufbeschw�ren. Die Anpassung an den Brauch ist keineswegs der Furcht zuzuschreiben, sondern dem sicheren Vertrauen in die Macht der Erziehung und in die umwandelnden und lebenspendenden Wirkungen wahrer Religion. Die Bahá'í in jenen L�ndern widmen ihre Kr�fte der Erziehung ihrer Kinder, besonders der M�dchen, und der Verbreitung und F�rderung der Baha'i-Ideale, denn sie sind sich dessen wohl bewu�t, da� in demselben Verh�ltnis, wie das neue geistige Leben w�chst und sich unter den Menschen verbreitet, veraltete Br�uche und Vorurteile nach und nach so nat�rlich und unvermeidlich fallen werden wie Knospenschalen im Fr�hling, wenn sich die Bl�tter und Bl�ten im Sonnenschein entfalten.

+9:16 #175 Erziehung

Erziehung - das ist Unterweisung und F�hrung der Menschen und die Entwicklung und Schulung der ihnen innewohnenden F�higkeiten - war von Anbeginn der Welt das h�chste Ziel aller heiligen Offenbarer, und in den Baha'i-Lehren sind die grundlegende Bedeutung und die unbegrenzten M�glichkeiten der Erziehung klar und deutlich verk�ndet. Der Lehrer ist die m�chtigste Triebkraft der Zivilisation, und seine T�tigkeit ist die h�chste, die der Mensch zu erstreben vermag. Die Erziehung beginnt im Mutterleib und ist so endlos wie das Leben des Menschen. Sie ist eine dauernde Notwendigkeit f�r richtiges Leben und die Grundlage der Wohlfahrt sowohl f�r den einzelnen wie f�r die Gesamtheit. Wenn die richtige Erziehung Allgemeingut wird, dann wird die Menschheit verwandelt und die Welt ein Paradies werden.

Gegenw�rtig geh�rt ein wirklich gut erzogener Mensch zu den seltensten Erscheinungen, denn nahezu jedermann hat Vorurteile, verkehrte Ideale, irrt�mliche Vorstellungen und schlechte Gewohnheiten, die ihm von Kind auf anerzogen sind. Wie wenige werden von fr�her Kindheit an gelehrt, Gott von ganzem Herzen zu lieben und Ihm ihr Leben zu weihen, Dienst an der Menschheit als das h�chste Lebensziel aufzufassen und die Kr�fte zum Besten des Allgemeinwohls zu entwickeln. Doch dies sind sicherlich die wesentlichen Bestandteile einer guten Erziehung. Blo�es �berlasten des Ged�chtnisses mit Daten der Arithmetik, Grammatik, Geographie, mit Sprachen usw. hat verh�ltnism��ig wenig Wirkung in der Gestaltung eines edlen und nutzbringenden Lebens. Bahá'u'lláh sagt, da� die Erziehung allumfassend sein mu�:

�Es wird verordnet, da� jeder Vater seinen S�hnen und T�chtern eine gute Schulbildung, sowie alles, was in dem Tablet verordnet ist, angedeihen lassen mu�. Wird dies von jemand vernachl�ssigt, so ist es Pflicht der Vertrauensm�nner des Hauses der Gerechtigkeit, den f�r die Erziehung seiner Kinder erforderlichen Betrag von ihm, sofern er bemittelt ist, einzuziehen. Andernfalls soll die Angelegenheit dem Haus der Gerechtigkeit anheimfallen. Wahrlich, Wir haben es (das Haus der Gerechtigkeit) zu einem Zufluchtsort f�r die Armen und Bed�rftigen geschaffen.��

�Wenn jemand seinen Sohn oder Kinder eines anderen erzieht, so ist es, als habe er Meine Kinder erzogen.��

�M�nner und Frauen m�ssen einen Teil ihres Einkommens aus Gewerbe, Landwirtschaft oder anderen Berufen in die Hand eines vertrauensw�rdigen Menschen geben, damit er f�r Erziehung und Unterricht der Kinder verwendet wird. Diese Betr�ge m�ssen im Einvernehmen mit den Treuh�ndern des Hauses der Gerechtigkeit f�r die Erziehung der Kinder angelegt werden.��

� Ishraqat Lawh-i-Dunya

+9:17 #176 Angeborene Unterschiede in der Natur

Nach der Baha'i-Anschauung ist die Natur des Kindes nicht wie Wachs, das nach dem Willen des Lehrers unbek�mmert um seine eigene Form gestaltet werden kann. Nein, jedes einzelne der Kinder hat seine eigene, ihm von Gott verliehene Wesensart und Eigent�mlichkeit, die nur in einer besonderen Weise zu seinem besten Wohle entwickelt werden kann, und dieser Weg ist in jedem Fall einzig in seiner Art. Nicht zwei Menschen haben genau dieselben F�higkeiten und Talente, und der wahre Erzieher wird nie versuchen, zwei Naturen in eine und dieselbe Form zu zwingen. In der Tat, er wird nie den Versuch machen, irgendeine Natur in irgendeine Form zu pressen, sondern er wird vielmehr die sich entwickelnden Kr�fte des jungen Wesens ehrfurchtsvoll pflegen, sie ermutigen, besch�tzen und ihnen die n�tige Nahrung und Hilfe zukommen lassen. Seine Arbeit gleicht der eines G�rtners, der verschiedene Pflanzen pflegt. Eine Pflanze liebt den strahlenden Sonnenschein, die andere den k�hlen Schatten; die eine liebt das Bachufer, die andere die d�rre Bergesspitze; die eine gedeiht am besten auf sandigem Boden, die andere in fettem Lehm. Jede mu� die ihrer Natur angemessene Pflege haben, andernfalls kann ihre Vollendung nicht v�llig zum Ausdruck kommen. 'Abdu'l-Bahá sagt:

�Die Offenbarer best�tigen, da� die Erziehung eine gro�e Wirkung auf die menschliche Rasse aus�bt, aber sie erkl�ren, da� Geist und Begriffsverm�gen der Menschen urspr�nglich verschieden sind. Wir sehen, da� gewisse Kinder desselben Alters, derselben Heimat und derselben Rasse, ja derselben Familie, unter der Aufsicht desselben Lehrers im Geist und in der Fassungskraft verschieden sind. Die Muschel mag beliebig lang poliert werden, eine gl�nzende Perle kann sie niemals werden. Der schwarze Stein wird nicht zum weithin leuchtenden Edelstein. Der stachelige Kaktus kann durch Pflege und Entwicklung niemals zum gesegneten Baume werden. Das hei�t, die Erziehung ver�ndert das Wesen der Natur des menschlichen Edelsteins nicht, aber sie bringt eine wunderbare Wirkung hervor. Durch diese gestaltende Kraft werden alle in der menschlichen Wirklichkeit verborgenen Tugenden und F�higkeiten ans Licht gebracht.��

� Abdu'l-Bahá, TAB III p.577
+9:18 #177 Charakterbildung

Das allerwichtigste in der Erziehung ist die Charakterbildung. Hierbei wirkt das Vorbild mehr als die Vorschrift. Das Leben und der Charakter der Eltern, der Lehrer und die Umwelt sind Faktoren von allergr��ter Wichtigkeit.

Die Manifestationen Gottes sind die gro�en Erzieher der Menschheit, und Ihre Ratschl�ge und Ihre Lebensgeschichte sollten dem Geiste der Kinder nahegebracht werden, sobald sie dazu aufnahmef�hig sind. Besonders wichtig sind die Worte des erhabenen Lehrers Bahá'u'lláh, der die Hauptgrunds�tze offenbarte, auf denen die Zivilisation der Zukunft aufgebaut werden mu�. Er sagt:

�Lehrt eure Kinder, was durch die Feder der Herrlichkeit geoffenbart wurde. Unterrichtet sie in dem, was vom Himmel der Gr��e und Macht herabkam. La�t sie die Tablets des Barmherzigen auswendig lernen und mit herrlich melodischen Stimmen in den Hallen des Mashriqu'l-Adhkar singen.��

� Bahau'll�h, Star of the West IX Nr.7 p.81
+9:19 #177 Kunst, Wissenschaft, Gewerbe

Die Erziehung in Kunst, Wissenschaften, Gewerbe und n�tzlichen Berufen wird als wichtig und notwendig betrachtet. Bahá'u'lláh sagt (Tajall�y�t):

�Wissen ist wie ein Fl�gelpaar des Menschseins und wie eine Leiter zum Aufstieg. Sich Wissen anzueignen ist allen zur Pflicht gemacht. Es sollen dies aber solche Wissenschaften sein, die dem Volke der Erde n�tzen, und nicht solche, die nur mit Worten beginnen und mit Worten endigen. Wer Wissenschaften und K�nste beherrscht, hat ein gro�es Vorrecht bei dem Volk der Welt ... In der Tat, der wirkliche Schatz des Menschen ist sein Wissen. Wissen ist der Weg zu Ehre, Wohlstand, Freude, Frohsinn, Gl�ck und Jubel.�

+9:20 #178 Die Behandlung der Verbrecher

In einer Rede �ber die richtige Art der Behandlung der Verbrecher sprach 'Abdu'l-Bahá wie folgt (BF S.260-263):

�... Das allerwichtigste ist, da� die Menschen so erzogen werden m�ssen, da� keine Verbrechen begangen werden; denn es ist m�glich, die Menschen so wirksam zu erziehen, da� ihnen das Verbrechen selbst als die h�chste Strafe und die schlimmste Verurteilung und Qual erscheint, so da� sie es vermeiden und davor zur�ckschrecken, Verbrechen zu ver�ben. Es werden darum keine Verbrechen, die Bestrafung verlangen, begangen werden ...�

�Wenn zum Beispiel jemand einen anderen unterdr�ckt, benachteiligt und verletzt und der Gesch�digte Vergeltung �bt, so ist dies Rache und zu tadeln. Wenn 'Amru Zaid beleidigt, hat der letztere nicht das Recht, 'Amru zu beleidigen; tut er es, ist dies Rache, und sie ist sehr verwerflich. Er mu� vielmehr B�ses mit Gutem vergelten und nicht nur verzeihen, sondern mehr noch, wenn m�glich, dem Beleidiger Hilfe gew�hren. Diese Verhaltensweise ist des Menschen w�rdig; denn welchen Nutzen gewinnt er durch die Rache? Beide Handlungen sind sich gleich; wenn die eine verwerflich ist, so sind es beide. Der einzige Unterschied ist der, da� die eine Tat fr�her, die andere sp�ter ver�bt wurde.�

�Aber die Gemeinschaft hat das Recht auf Verteidigung und Selbstschutz; �berdies hegt die Gemeinschaft keinen Ha� und keine Feindschaft gegen den M�rder; sie verhaftet und bestraft ihn lediglich des Schutzes und der Sicherheit der anderen Wegen ...�

�Wenn also Christus sagte: `Wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch an`, so wollte Er damit die Menschen belehren, da� sie keine pers�nliche Rache nehmen sollen. Er meinte nicht, da� man den Wolf, der in eine Herde Schafe einf�llt und sie zerrei�en will, noch dazu ermuntern sollte. Nein, wenn Christus gesehen h�tte, da� ein Wolf in eine Herde eingebrochen w�re und die Schafe zerrei�en wollte, so h�tte Er es zweifellos verhindert ...�

�Zusammengefa�t: der Bestand der Gemeinschaft h�ngt von Gerechtigkeit, nicht von Vergebung ab. Was Christus also mit Verzeihung und Vergebung meinte, ist nicht, da� ihr, wenn fremde V�lker euch angreifen, eure H�user anz�nden, eure Habe pl�ndern, eure Frauen, Kinder und Verwandten anfallen und eure Ehre verletzen, in Gegenwart solch tyrannischer Feinde unterw�rfig sein und sie ihre Grausamkeiten und Unterdr�ckungen begehen lassen sollt. Nein, Christi Worte beziehen sich auf das Verh�ltnis zweier Menschen zueinander: wenn einer den anderen angreift, sollte der Gesch�digte ihm verzeihen. Die Gemeinschaft aber mu� die Rechte des Menschen wahren ...�

�Es bleibt noch etwas zu sagen, und das ist, da� die Gemeinschaft sich Tag und Nacht mit der Ausarbeitung von Strafgesetzen und mit der Vorbereitung und Einrichtung von Hilfsmitteln und Werkzeugen f�r die Bestrafung befa�t. Man baut Gef�ngnisse, stellt Fesseln und Ketten her, setzt Orte f�r Verschickung und Verbannung und verschiedene Arten von H�rten und Mi�handlungen fest und glaubt, mit solchen Mitteln die Verbrecher zu erziehen; in Wirklichkeit sind diese Mittel aber die Ursache moralischer Zerr�ttung und charakterlicher Fehlentwicklung. Die Gemeinschaft sollte sich vielmehr Tag und Nacht bem�hen und mit �u�erster Anstrengung und Begeisterung danach streben, sich der Erziehung der Menschen zu widmen und sie zu veranlassen, Tag f�r Tag Fortschritte zu machen, Erkenntnis und Wissenschaft zu mehren, Tugenden zu erlangen, sich gute Sitten anzueignen und Laster zu meiden, damit keine Verbrechen mehr geschehen.�

+9:21 #180 Der Einflu� der Presse

Die Bedeutung der Presse als Mittel zur Verbreitung von Wissen und zur Erziehung des Volkes sowie ihre zivilisierende Macht, sofern sie richtig geleitet wird, werden von Bahá'u'lláh voll anerkannt. Er schreibt (Tar�z�t):

�An diesem Tag sind die Geheimnisse der Erde enth�llt und den Augen sichtbar und die Seiten der Tageszeitungen sind wirklich der Spiegel der Welt. Sie ver�ffentlichen die Taten und Handlungen der verschiedenen V�lker, erl�utern sie und machen sie allgemein bekannt. Die Zeitungen gleichen einem Spiegel, der mit Geh�r, Gesicht und Sprache ausgestattet ist. Sie sind eine wunderbare Einrichtung und etwas Gro�es. Es ist aber dringend notwendig, da� die Schriftsteller und Herausgeber der Zeitungen frei sind von den aus Selbst�berhebung und Begierden stammenden Vorurteilen und da� sie sich schm�cken mit dem Schmuck der Unparteilichkeit und der Gerechtigkeit. Alle Angelegenheiten m�ssen sie so eingehend wie m�glich erforschen, damit sie von den wirklichen Tatsachen unterrichtet und imstande sind, dar�ber wahrheitsgetreu zu berichten. Was die Zeitungen �ber diesen Unterdr�ckten schrieben, ist meistens jeder Wahrheit bar gewesen. Gute Rede und Wahrhaftigkeit gleichen in der Erhabenheit ihrer Stellung und ihres Ranges der Sonne, die am Horizont des Himmels der Erkenntnis aufgegangen ist.�

+10:0 #181
10. KAPITEL
DER WEG ZUM FRIEDEN

�Wahrlich, heute ist dieser Diener gekommen, um die Welt zu beleben und um alle, die auf dieser Erde sind, zur Einheit zu f�hren. Gottes Wille wird geschehen, und du wirst die Erde sehen als das Paradies Abha.��

� Bahá'u'lláh, Lawh-i-Ra'is
+10:1 #181 Kampf und Eintracht

Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben die Wissenschaftler mit unendlicher M�he den Kampf ums Dasein in der Pflanzen- und Tierwelt studiert, und inmitten der Verwirrungen des sozialen Lebens haben viele geglaubt, diejenigen Grunds�tze als Richtschnur ansehen zu m�ssen, die man in der niederen Welt der Natur f�r gut befunden hatte. Auf diese Weise kamen sie dazu, Wetteifer und Kampf als Notwendigkeiten des Lebens zu betrachten und das unbarmherzige Vernichten der schw�cheren Glieder der Gesellschaft als ein gesetzm��iges oder sogar notwendiges Mittel zur Verbesserung der Rasse zu halten. Demgegen�ber sagt uns Bahá'u'lláh, da�, sofern wir auf der Stufenleiter des Fortschritts emporklimmen wollen, wir, anstatt r�ckw�rts auf die Tierwelt zu blicken, unseren Blick vorw�rts und aufw�rts richten m�ssen. Wir sollen nicht die Tiere, sondern die Offenbarer zu unseren F�hrern w�hlen. Nach Ihren Lehren stehen die Grunds�tze der Einheit, der Eintracht und des Mitgef�hls im Gegensatz zu diesem im Tierreich herrschenden Ringen um die Selbsterhaltung, und wir m�ssen zwischen ihnen w�hlen, denn sie k�nnen nicht miteinander vers�hnt werden. 'Abdu'l-Bahá sagt:

�Im Reich der Natur spielt der Kampf ums Dasein die herrschende Rolle - das Ergebnis davon ist das �berleben des Gewandteren. Das Gesetz des �berlebens des Gewandteren ist der Ursprung aller Schwierigkeiten. Es ist die Ursache von Krieg, Streit, Ha� und Feindseligkeit unter den menschlichen Wesen. Im Reich der Natur herrschen Tyrannei, Selbstsucht, Angriffslust, �bergriffe, Aneignung der Rechte anderer und andere tadelnswerte Eigenschaften, welche M�ngel der Tierwelt sind. Solange daher die Forderungen der Naturwelt die Hauptrolle unter den Menschenkindern spielen, sind Erfolg und Wohlergehen unm�glich. Die Natur ist kriegerisch, die Natur ist blutd�rstig, die Natur ist tyrannisch, denn die Natur ist sich Gottes, des Allm�chtigen nicht bewu�t. Daher kommt es, da� diese grausamen Eigenschaften in der Tierwelt nat�rlich sind.�

�Deshalb hat der Herr der Menschheit aus gro�er Liebe und Barmherzigkeit das Erscheinen der Offenbarer und die Verk�ndung der heiligen B�cher veranla�t, auf da� die Menschheit durch g�ttliche Erziehung aus der Zerst�rung der Natur und der Finsternis der Unwissenheit erl�st, mit idealen Tugenden und geistigen Eigenschaften ausgestattet und zum D�mmerungsort barmherziger Gef�hle werde.�

�Leider - ach hunderttausendmal sei es geklagt! - werden immer noch Vorurteile aus Unwissen, unnat�rliche Meinungsverschiedenheiten und gegnerische Grunds�tze gegenseitig unter den Nationen der Welt verbreitet und verschulden damit die Verz�gerung des allgemeinen Fortschritts. Dieser R�ckschritt r�hrt von der Tatsache her, da� die Grunds�tze g�ttlicher Zivilisation g�nzlich abgetan und die Lehren der Offenbarer vergessen sind.��

� Abdu'l-Bahá, Star of the West VIII p.15
+10:2 #182 Der gr��te Friede

In jedem Zeitalter weissagten die Offenbarer Gottes das Kommen einer Zeit des �Friedens auf Erden unter den Menschen, die guten Willens sind.� Wie wir bereits gesehen haben, best�tigt Bahá'u'lláh diese Prophezeiungen in den gl�hendsten und zuversichtlichsten Worten und erkl�rt, da� ihre Erf�llung nunmehr bevorstehe. 'Abdu'l-Bahá sagt :

�In diesem wunderbaren Zyklus aber wird die Erde verwandelt und die Welt der Menschheit mit Frieden und Sch�nheit geschm�ckt. Feindseligkeit, Streit und gegenseitiges T�ten werden zu Harmonie, Wahrhaftigkeit und Eintracht; zwischen den Nationen, V�lkern, Rassen und L�ndern werden gutes Einvernehmen und Liebe herrschen. Zusammenarbeit und Verbundenheit werden sich festigen, und schlie�lich wird der Krieg ganz unm�glich sein ... Ein universaler Friede wird inmitten dieser Welt errichtet, und der gesegnete Baum des Lebens wird so hoch wachsen und gedeihen, da� sein Schatten �ber den Osten und den Westen f�llt. Die starken und schwachen, die Reichen und die Armen, die streitenden Sekten und die gegnerischen Nationen, die dem Wolf und dem Lamm, dem Leoparden und dem Zicklein, dem L�wen und dem Kalb gleichen, werden in gr��ter Liebe, Freundschaft, Gerechtigkeit und Unparteilichkeit zusammenwirken. Die Welt wird von Wissenschaft, vom Wissen um die Geheimnisse des Seins und der Erkenntnis des Herrn erf�llt sein.��

� Abdu'l-Bahá, BF S.71f
+10:3 #183 Religi�se Vorurteile

Um klar zu sehen, wie der gr��te Friede errichtet werden kann, wollen wir vor allem einmal die Hauptursachen untersuchen, die bisher zum Kriege gef�hrt haben, und sehen, was Bahá'u'lláh vorschl�gt, um diese zu beseitigen.

Eine der folgenreichsten Ursachen des Kriege waren religi�se Vorurteile. Was diese betrifft, so zeigt die Baha'i-Lehre klar, da� von jeher Feindseligkeit und Streit zwischen Menschen verschiedener Religionen und Sekten nicht der wahren Religion, sondern dem Mangel an ihr zuzuschreiben waren. Sie kamen daher, da� falsche Vorstellungen, Nachahmungen und Entstellungen an die Stelle wahrer Religion getreten sind.

In einem seiner Vortr�ge in Paris sagte 'Abdu'l-Bahá (Paris S.102):

�Die Religion sollte alle Herzen vereinen und Krieg und Streitigkeiten auf der Erde vergehen lassen, Geistigkeit hervorrufen und jedem Herzen Licht und Leben bringen. Wenn die Religion zur Ursache von Abneigung, Ha� und Spaltung wird, so w�re es besser, ohne sie zu sein, und sich von einer solchen Religion zur�ckzuziehen w�re ein wahrhaft religi�ser Schritt. Denn es ist klar, da� der Zweck des Heilmittels die Heilung ist, wenn aber das Heilmittel die Beschwerden nur verschlimmert, so sollte man es lieber lassen. Jede Religion, die nicht zu Liebe und Einigkeit f�hrt, ist keine Religion.�

'Abdu'l-Bahá sagte ferner :

�Von Anbeginn der Menschheitsgeschichte bis auf unsere Zeit haben die verschiedenen Religionen der Welt einander in den Bann getan und einander der Falschheit beschuldigt ... Die einen haben die andern streng gemieden und Feindseligkeit und Groll gehegt. Betrachtet die Geschichte der Religionskriege ... Einer der gr��ten Religionskriege, die Kreuzz�ge, dauerte �ber zweihundert Jahre ... Zuweilen waren die Kreuzfahrer siegreich, t�teten und pl�nderten die Muhammadaner aus und machten sie zu Gefangenen, zuweilen waren die Muhammadaner siegreich und brachten umgekehrt Blutvergie�en und Verderben �ber die Eindringlinge.�

�So ging es zwei Jahrhunderte lang fort. Sie bek�mpften einander mit Wut und schw�chten sich aufs �u�erste, bis sich die europ�ischen Religionsk�mpfer vom Osten zur�ckzogen und, die Asche der Verw�stung hinter sich lassend, ihre eigenen Nationen in einem Zustand der Verwirrung und des Aufruhrs vorfanden ... Doch dies war nur einer der `Heiligen Kriege`.�

�Es gab viele Religionskriege. Neunhunderttausend M�rtyrer in der Sache des Protestantismus waren das Ergebnis des Streites und der Meinungsverschiedenheiten zwischen dieser Christengemeinschaft und den Katholiken ... Wie viele schmachteten in den Gef�ngnissen! Wie unbarmherzig war die Behandlung der Gefangenen! Alles im Namen der Religion! Die Christen und die Muhammadaner betrachteten die Juden als satanisch und als die Feinde Gottes. Daher verfluchten und verfolgten sie dieselben. Eine gro�e Anzahl Juden wurden get�tet, ihre H�user wurden verbrannt und gepl�ndert und ihre Kinder in Gefangenschaft gef�hrt. Umgekehrt betrachteten die Juden die Christen als Ungl�ubige und die Muhammadaner als Feinde und Zerst�rer der Gesetze Moses; daher flehten sie Rache auf sie herab und verfluchten sie bis auf den heutigen Tag.�

�Als das Licht von Bahá'u'lláh im Osten aufging, verk�ndigte Er die Erf�llung der Einheit der Menschheit. Er wandte sich an die gesamte Menschheit mit den Worten: `Ihr seid alle die Fr�chte eines Baumes. Es gibt nicht zwei B�ume, der eine der Baum der g�ttlichen Barmherzigkeit und der andere der Baum des Satans` ... Daher m�ssen wir einander die gr��te Liebe erzeigen. Wir d�rfen kein Volk als das Volk des Satans betrachten, sondern m�ssen alle als Diener des einen Gottes erkennen und anerkennen. H�chstens ist es so: Die einen haben keine Erkenntnis, sie m�ssen gef�hrt und erzogen werden ... Andere sind unwissend, sie m�ssen unterrichtet werden. Manche sind wie Kinder, man mu� ihnen dazu verhelfen, die Reife zu erlangen. Wieder andere sind leidend, ihr sittlicher Zustand ist schlecht; diese m�ssen behandelt werden, bis ihre Sitten gereinigt sind. Man darf aber den Kranken nicht hassen, weil er krank ist; man darf das Kind nicht meiden, weil es ein Kind ist, auch darf man den Unwissenden nicht verwerfen, weil ihm Wissen mangelt. vielmehr mu� ihnen Behandlung, Erziehung, Schulung und liebevoller Beistand zuteil werden. Es mu� alles getan werden, um dahin zu kommen, da� die ganze Menschheit in gr��ter Sicherheit und im h�chsten Grade der Gl�ckseligkeit unter dem Schatten Gottes leben kann.��

� Abdu'l-Bahá, Star of the West VIII p.76

+10:4 #186 Rassische und vaterl�ndische Vorurteile

Die Baha'i-Lehre von der Einheit der Menschheit r�hrt an die Wurzel einer anderen Kriegsursache, n�mlich an die des Rassenvorurteils. Gewisse Rassen haben sich angema�t, anderen �berlegen zu sein, und sie haben diesen Anspruch mit dem Grundsatz des `�berleben des Gewandteren` gest�tzt; die �berlegenheit g�be ihnen das Recht, die schw�cheren Rassen zu ihrem eigenen Vorteil auszubeuten oder sie gar auszurotten. Viele der dunkelsten Seiten der Weltgeschichte sind Beispiele der unbarmherzigen Anwendung dieses Grundsatzes. Nach der Baha'i-Anschauung sind die Menschen jeder Rasse vor den Augen Gottes gleichwertig. Sie alle haben wunderbare, angeborene F�higkeiten, die zu ihrer Entwicklung nur eine angemessene Erziehung ben�tigen, alsdann vermag jeder eine Rolle zu spielen, und anstatt das Leben �rmer zu machen, werden sie das Leben aller andern Glieder des K�rpers der Menschheit bereichern und vervollst�ndigen.

'Abdu'l-Bahá sagt (Paris S.118):

�Was das Rassenvorurteil anbetrifft, so ist es eine T�uschung, reiner, blo�er Aberglaube, hat Gott doch uns alle aus einer Rasse erschaffen ... Es gab also im Anfang keine Schranken und Grenzen zwischen den verschiedenen L�ndern. Kein Teil der Erde geh�rte dem einen Volke mehr als dem anderen. Im Angesicht Gottes ist kein Unterschied zwischen den verschiedenen Rassen. Warum sollte der Mensch ein solches Vorurteil erfinden? Wie k�nnen wir einen Krieg unterst�tzen, dessen Ursache eine Einbildung war?�

�Gott hat die Menschen nicht erschaffen, damit sie einander vernichten. Alle Rassen, St�mme, Sekten und Klassen haben gleichen Anteil an der G�te ihres himmlischen Vaters. Der einzige Unterschied liegt im Ausma� ihrer Treue, ihres Gehorsams gegen�ber den Gesetzen Gottes. Einige sind wie brennende Fackeln, andere wie Steine, die am Himmel der Menschheit leuchten. Die Freunde der Menschheit sind die hochstehenden Menschen, gleichviel welcher Nation, welchem Bekenntnis und welcher Farbe sie angeh�ren m�gen.�

Genauso unheilvoll wie das Rassenvorurteil ist das politische oder vaterl�ndische Vorurteil. Die Zeit ist nun gekommen, da die enge nationale Vaterlandsliebe in der erweiterten Vaterlandsliebe, deren Land die Welt ist, eingebettet werden sollte.

Bahá'u'lláh spricht:

�Einst wurde geoffenbart: `Die Liebe zum Vaterland ist ein Grundbestandteil des Glaubens Gottes`. Die Zunge der Gr��e hat indessen am Tage ihrer Offenbarung verk�ndet: `Es r�hme sich nicht der, welcher sein Vaterland liebt, sondern der, welcher die Menschheit liebt`. Durch die Kraft, die durch diese erhabenen Worte frei wurde, hat Er den V�geln der Menschenherzen frischen Schwung und neue Richtung verliehen und jede Spur von Beschr�nkung und Begrenzung aus Gottes Heiligem Buche getilgt.��

� Bahá'u'lláh, Lawh-i-Dunya
+10:5 #187 L�ndergier

Viele Kriege wurden eines St�ckchen Landes wegen ausgefochten, dessen Besitz von zwei oder mehreren eifers�chtigen Nationen begehrt wurde. Die Gier nach Besitz war von jeher eine Ursache des Streites zwischen den V�lkern und den einzelnen. Nach der Baha'i-Anschauung geh�rt das Land von rechtswegen weder dem einzelnen Menschen noch einzelnen Nationen, sondern der Menschheit als einem Ganzen. Ja noch mehr, es geh�rt Gott allein, und alle Menschen sind nur P�chter.

Anl��lich der Schlacht bei Benghazi� sagte 'Abdu'l-Bahá (Paris S.17-19):

�Die Nachricht von der Schlacht bei Benghazi bek�mmert mein Herz. Ich wundere mich �ber die menschliche Grausamkeit, die noch in der Welt ist. Wie k�nnen Menschen von morgens bis abends k�mpfen, einander t�ten und das Blut ihrer Mitmenschen vergie�en? Und wof�r? Nur, um die Herrschaft �ber ein St�ck Erde zu gewinnen! Selbst die Tiere haben beim Kampf einen unmittelbaren und vern�nftigeren Anla� f�r den Angriff! Wie schrecklich ist es, da� sich Menschen, die dem h�heren Reiche angeh�ren, so erniedrigen, da� sie ihre Mitgesch�pfe um den Besitz eines Landstriches erschlagen und mit Elend �berziehen!�

�Das h�chste der erschaffenen Wesen k�mpft um die niederste Form des Stoffes: Erde. Das Land geh�rt nicht einem Volke, sondern allen. Diese Erde ist nicht des Menschen Heim, sondern sein Grab.�

�Wie gro� auch der Eroberer sein mag, wie viele L�nder er auch versklavt, er kann von diesen verw�steten L�ndern nichts behalten als ein winziges St�ck: sein Grab. Wenn zur Verbesserung der Zust�nde eines Volkes, zur Verbreitung der Zivilisation ... mehr Land ben�tigt wird, so m��te es gewi� auch m�glich sein, die erforderliche Gebietserweiterung auf friedlichem Wege zu erreichen.�

�Aber der Krieg wird gemacht, um den menschlichen Ehrgeiz zu befriedigen. Um des weltlichen Gewinnes einiger weniger willen wird schreckliches Elend �ber ungez�hlte Heime gebracht und das Herz von Hunderten von M�nnern und Frauen gebrochen!�

�Ich hei�e euch alle und jeden von euch, alles, was ihr im Herzen habt, auf Liebe und Einigkeit zu richten. Wenn ein Kriegsgedanke kommt, so widersteht ihm mit einem st�rkeren Gedanken des Friedens. Ein Ha�gedanke mu� durch einen m�chtigeren Gedanken der Liebe vernichtet werden. Wenn Soldaten der Welt den S�bel ziehen, um zu t�ten, so sch�tteln die Soldaten Gottes einander die H�nde. So mag durch die Gnade Gottes, die sich durch die reinen Herzen und aufrichtigen Seelen auswirkt, alle menschliche Wildheit schwinden. Haltet den Frieden der Welt nicht f�r ein unerreichbares Idealbild!�

�Nichts ist f�r Gottes G�te unm�glich. Wenn ihr von ganzem Herzen Freundschaft mit allen Rassen auf Erden w�nscht, so werden sich eure Gedanken geistig und aufbauend verbreiten, sie werden zum Wunsche anderer werden, wachsen und wachsen, bis sie alle Menschen erreichen.�

� Ein Gefecht im Krieg zwischen Italien und der T�rkei, am 29. September 1911

+10:6 #189 Weltsprache

Da wir nun einen Blick auf die Hauptursachen des Krieges geworfen und gesehen haben, wie sie zu vermeiden sind, wollen wir gewisse aufbauende Vorschl�ge, die Bahá'u'lláh in der Absicht, den dauernden Frieden herbeizuf�hren, machte, n�her untersuchen.

Der erste dieser Vorschl�ge betrifft die Einf�hrung einer Welthilfssprache. Bahá'u'lláh schreibt hier�ber in dem Buch Aqdas und in vielen Tablets. So spricht Er in dem Tablet Ishraqat:

�Das sechste Ishr�q bezieht sich auf die Eintracht und Harmonie unter den Menschen. Durch die Strahlen der Einigung wurden die Regionen der Welt zu allen Zeiten erleuchtet und das beste Mittel hierzu ist, sich mit Sprache und Schrift anderer V�lker bekannt zu machen. Wir haben schon in fr�heren Sendschreiben den Bevollm�chtigten des `Hauses der Gerechtigkeit` befohlen, entweder aus den bestehenden Sprachen eine auszuw�hlen oder eine neue zu schaffen, und in gleicher Weise eine allgemeine Schrift zu �bernehmen, und diese den Kindern in allen Schulen der Welt zu lehren, auf da� die Welt wie ein Land und eine Heimat werde.�

Zur Zeit, da Bahá'u'lláh der Welt diesen Vorschlag brachte, wurde in Polen ein Knabe namens Ludwig Zamenhof geboren, dem in der Ausf�hrung dieses Vorschlags eine f�hrende Rolle zu spielen bestimmt war. Von seiner Kindheit an wurde das Ideal einer Weltsprache ein vorherrschendes Motiv in Zamenhofs Leben, und das Ergebnis seiner aufopfernden Arbeit war die Ausarbeitung und weite Verbreitung einer unter dem Namen Esperanto bekannt gewordenen Sprache, die den Pr�fungen bereits f�nfunddrei�ig Jahre standhielt und sich als ein sehr befriedigendes Mittel f�r den internationalen Verkehr erwiesen hat. Diese Sprache hat den gro�en Vorteil, da� es, um sie zu beherrschen, nur den zwanzigsten Teil der Zeit erfordert, die dazu notwendig ist, andere Sprachen, wie beispielsweise Englisch, Franz�sisch oder Deutsch zu beherrschen. Gelegentlich eines Esperantotreffens im Februar 1913 in Paris sprach 'Abdu'l-Bahá folgendes:

�Eine der Hauptursachen der Schwierigkeiten heute in Europa ist die Verschiedenheit der Sprachen. Wir sagen, dieser Mann ist ein Deutscher, der andere ist ein Italiener, dann begegnen wir einem Engl�nder, dann wieder einem Franzosen. Obwohl sie alle derselben (urspr�nglichen) Rasse angeh�ren, bildet doch die Sprache die gr��te Schranke zwischen ihnen. W�re eine Welthilfssprache eingef�hrt, dann w�rden sie alle als eins betrachtet werden.�

�Seine Heiligkeit Bahá'u'lláh schrieb vor mehr als vierzig Jahren �ber diese internationale Sprache. Er sagte, solange keine internationale Sprache eingef�hrt sei, werde es nicht zu einer v�lligen Einigung der verschiedenen Teile der Welt kommen, denn wir sehen, da� die Mi�verst�ndnisse die V�lker von gegenseitiger Verbindung abhalten, und diese Mi�verst�ndnisse werden auf keine andere Weise beseitigt werden als durch eine internationale Hilfssprache.�

�Allgemein gesprochen: weder sind alle Menschen des Ostens v�llig �ber die Ereignisse im Westen unterrichtet noch k�nnen sich die Bewohner des Westens in eine gleichgestimmte Verbindung mit den Orientalen setzen. Ihre Gedanken sind wie in einer B�chse verschlossen, und diese zu �ffnen, wird die internationale Sprache der Hauptschl�ssel sein. W�ren wir im Besitz einer Weltsprache, dann k�nnten die B�cher des Westens leicht in diese Sprache �bersetzt werden, und die �stlichen V�lker w�rden von ihrem Inhalt unterrichtet werden. In gleicher Weise k�nnten die B�cher des Ostens zum Nutzen der westlichen V�lker in diese Sprache �bersetzt werden. Das beste Mittel f�r den Fortschritt hinsichtlich der Vereinigung des Ostens und des Westens wird eine gemeinsame Sprache sein. Sie wird die ganze Welt zu einer Heimat machen und der st�rkste Antrieb f�r den menschlichen Fortschritt werden. Sie wird die Fahne der Einheit der Menschheit hochhalten. Sie wird die Erde zu einem Weltgemeinwesen machen. Sie wird die Ursache der Liebe unter den Menschenkindern sein. Sie wird gute Kameradschaft schaffen zwischen den verschiedenen Rassen.�

�Preis sei Gott, da� nun Dr. Zamenhof� die Esperantosprache erfunden hat. Diese hat alle wirksamen Eigenschaften, die erforderlich sind, um das internationale Verbindungsmittel zu werden. Wir m�ssen ihm alle verbunden und dankbar sein f�r diese edlen Bem�hungen, denn damit hat er seinen Mitmenschen hervorragende Dienste geleistet. Durch die unerm�dlichen Bem�hungen und die Selbstaufopferung seiner Anh�nger wird Esperanto Allgemeingut werden. Deshalb m�ssen wir alle diese Sprache erlernen und so weit wie m�glich verbreiten, damit sie Tag f�r Tag mehr Anerkennung findet, von allen V�lkern und Regierungen angenommen und ein Teil des Lehrstoffs in allen �ffentlichen Schulen wird. Ich hoffe, da� Esperanto als die Sprache f�r alle k�nftigen internationalen Konferenzen und Kongresse angenommen wird, damit alle Menschen nur zwei Sprachen zu erlernen brauchen: ihre Muttersprache und die internationale Sprache. Alsdann wird eine v�llige Vereinigung zwischen allen Menschen der Welt hergestellt sein. Seht, wie schwierig es heute ist, mit verschiedenen V�lkern zu verkehren. Wenn jemand f�nfzig Sprachen erlernt, so mag es dennoch vorkommen, da� er durch ein Land reist, dessen Sprache er nicht kennt. Deshalb hoffe ich, da� ihr die gr��ten Anstrengungen machen werdet, damit diese Esperantosprache weit verbreitet werde.�

W�hrend zwar diese Anspielungen auf Esperanto bestimmt und ermutigend sind, bleibt es doch wahr, da�, bis das Haus der Gerechtigkeit die Sache nach Bahá'u'lláhs Anweisung behandelt hat, der Baha'i-Glaube nicht an Esperanto oder an sonst eine lebende oder k�nstliche Sprache gebunden ist. 'Abdu'l-Bahá selbst sagte: �Die f�r Esperanto aufgewendete Liebe und M�he wird nicht verloren sein, aber es kann nicht `ein` Mensch eine allgemeinverbindliche Sprache konstruieren��.

Welche Sprache nun angenommen werden soll, und ob es eine lebende Sprache oder eine konstruierte sein wird, ist eine Entscheidung, welche die V�lker der Welt noch treffen m�ssen.

� Es ist von Interesse da� Zamenhofs Tochter Lydia eine aktive Bahá'í wurde

� Abdu'l-Bahá in London p.95

� Die obige Ansprache Abdu'l-Bahás vom Februar 1913 in Paris ist nicht in dem Buch �Ansprachen in Paris� abgedruckt !!

+10:7 #192 Universales V�lkerb�ndnis

Ein anderer Plan, den Bahá'u'lláh oft machtvoll vertrat, lautete, da� zur Erhaltung des Weltfriedens ein allumfassender V�lkerbund gebildet werden soll. In einem Brief an die K�nigin Viktoria, geschrieben noch zur Zeit seiner Gefangenschaft in der Festung 'Akka (168-1870), sagt Er:

�O Herrscher der Erde! Vers�hnt euch miteinander, so da� ihr nicht mehr Kriegsr�stungen ben�tigt, als dem Schutze eurer Gebiete und L�nder angemessen ist. H�tet euch, den Rat des Allwissenden, des Glaubw�rdigen zu mi�achten. Seid einig, o K�nige der Erde, denn dadurch wird der Sturm des Haders gestillt und eure V�lker finden Ruhe - wenn ihr doch unter denen w�ret, die das verstehen! Sollte einer unter euch gegen einen anderen die Waffen ergreifen, so erhebt euch alle gegen ihn, denn dies ist nichts als offenbare Gerechtigkeit.��

Im Jahr 1875 gab 'Abdu'l-Bahá einen Hinweis auf die Errichtung eines allumfassenden V�lkerbundes, was besonders in der jetzigen Zeit, angesichts der eifrigen Versuche, einen solchen V�lkerbund zu gr�nden (1919/20), von besonderem Interesse ist.

Er schrieb damals:

�Wahre Kultur wird ihr Banner mitten im Herzen der Welt entfalten, sobald eine gewisse Zahl ihrer vorz�glichen, hochgesinnten Herrscher - leuchtende Vorbilder der Ergebenheit und Entschiedenheit - mit festem Entschlu� und klarem Blick daran geht, den Weltfrieden zu stiften. Sie m�ssen die Friedensfrage zum Gegenstand allgemeiner Beratung machen und mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln versuchen, einen Weltv�lkerbund zu schaffen. Sie m�ssen einen verbindlichen Vertrag und einen Bund schlie�en, dessen Verf�gungen vern�nftig, unverletzlich und bestimmt sind. Diesen Vertrag m�ssen sie der ganzen Welt bekannt geben und die Best�tigung der gesamten Menschenrasse f�r ihn erlangen. Ein derart erhabenes und edles Unternehmen - der wahre Quell des Friedens und Wohlergehens f�r die ganze Welt - sollte allen, die auf Erden wohnen, heilig sein. Alle Kr�fte der Menschheit m�ssen frei gemacht werden, um die Dauer und Best�ndigkeit dieses gr��ten aller B�ndnisse zu sichern. In diesem allumfassenden Vertrag sollten die Grenzen jedes einzelnen Landes deutlich festgelegt, die Grunds�tze, die den Beziehungen der Regierungen untereinander zugrunde liegen, klar verzeichnet und alle internationalen Vereinbarungen und Verpflichtungen bekr�ftigt werden. In gleicher Weise sollte der Umfang der R�stungen f�r jede Regierung genauestens umgrenzt werden, denn wenn die Zunahme der Kriegsvorbereitungen und Truppenst�rken in irgendeinem Land gestattet w�re, so w�rde dadurch das Mi�trauen anderer geweckt. Die Hauptgrundlage dieses feierlichen Vertrages sollte so verankert werden, da� bei einer sp�teren Verletzung irgendeiner Bestimmung durch irgendeine Regierung sich alle Regierungen der Erde erheben, um jene wieder zu voller Unterwerfung unter den Vertrag zu bringen, nein, die Menschheit als Ganzes sollte sich entschlie�en, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln jene Regierung zu vernichten. Sollte dieses gr��te aller Heilmittel auf den kranken K�rper der Welt angewandt werden, so wird er sich gewi� wieder von seinen Leiden erholen und dauernd bewahrt und heil bleiben.��

Die Bahá'í erkennen schwerwiegende M�ngel im Gef�ge des V�lkerbundes�, das in seiner Art weit hinter der von Bahá'u'lláh als wesentlich f�r die Errichtung des Weltfriedens bezeichneten Einrichtung zur�ckbleibt. Am 17. Dezember 1919 erkl�rte 'Abdu'l-Bahá (An die Zentralorganisation f�r einen dauerhaften Frieden):

�Gegenw�rtig ist der Weltfriede eine Sache von gro�er Bedeutung, aber Einheit des Bewu�tseins ist wesentlich, so da� die Grundlage dieser Sache sicher, ihre Begr�ndung fest und ihr Geb�ude stark werde ... Obwohl der V�lkerbund zustande gebracht worden ist, so ist er doch unf�hig, den Weltfrieden zu errichten. Aber der h�chste Gerichtshof, den seine Heiligkeit Bahá'u'lláh beschrieben hat, wird diese geheiligte Aufgabe mit gr��ter Macht und Kraft erf�llen.�

� Bahá'u'lláh, Die Verk�ndigung Bahá'u'lláhs S.26
� Abdu'l-Bahá, Das Geheimnis g�ttlicher Kultur

� Die gleichen Betrachtungen gelten f�r die Organisation der Vereinten Nationen.

+10:8 #194 Internationaler Schiedsspruch

Bahá'u'lláh trat auch f�r die Errichtung eines internationalen Schiedsgerichtshofs ein, damit Meinungsverschiedenheiten zwischen den Nationen anstatt durch Anruf des Gottesurteils der Schlacht, durch Gerechtigkeit und Vernunft beigelegt werden. In einem Brief an den Sekret�r der Mohonk-Konferenz f�r internationale Schlichtung schrieb 'Abdu'l-Bahá im August 1911:

�Vor mehr als f�nfzig Jahren befahl Bahá'u'lláh der Menschheit im Buch Aqdas den Weltfrieden aufzurichten, und rief alle Nationen zum g�ttlichen Fest eines internationalen Schiedsspruchs, damit die Fragen der Grenzen, nationaler Ehre, nationalen Eigentums und zwischenstaatlicher Lebensinteressen durch einen Schiedsgerichtshof geregelt werden k�nnen, und da� keine Nation es wagen w�rde, sich zu weigern, die auf diese Weise erlangte Entscheidung anzunehmen. Wenn sich ein Streit zwischen zwei Nationen erhebt, so mu� dieser vor den internationalen Gerichtshof gebracht und von diesem geschlichtet und entschieden werden, gleichwie zwischen zwei Personen vom Richter das Urteil gef�llt wird. Wenn eine Nation es jemals wagen sollte, eine solche Entscheidung zu �bertreten, m��ten sich alle anderen Nationen erheben und diese Auflehnung niederschlagen.�

In einer seiner Pariser Reden von 1911 sagte 'Abdu'l-Bahá ferner (Paris S.124):

�Ein h�chster Gerichtshof mu� durch die V�lker und Regierungen aller Staaten errichtet werden und aus gew�hlten Mitgliedern aller L�nder und Regierungen bestehen. Die Mitglieder dieses gro�en Rates m�ssen in Einigkeit tagen. Alle Streitigkeiten internationalen Charakters sind diesem Gerichtshof zu unterbreiten, dessen Sache es ist, durch Schiedsspruch alles zu schlichten, was sonst zur Ursache des Krieges w�rde. Die Aufgabe dieses Gerichtshofes w�re, den Krieg zu verhindern.�

W�hrend des Vierteljahrhunderts, das der Errichtung eines V�lkerbundes vorausging, wurde im Haag (1900) ein st�ndiger Schiedsgerichtshof errichtet, in dem manche schiedsrichterlichen Vertr�ge unterzeichnet wurden. Aber die meisten dieser Vertr�ge waren noch weit entfernt von den umfassenden Vorschl�gen von Bahá'u'lláh. Es wurde kein schiedsgerichtlicher Vertrag zwischen zwei Gro�m�chten geschlossen, der alle Streitfragen enthalten h�tte. Streitfragen, die �Lebensinteressen�, die �Ehre� und �UnAbhangigkeit� betreffend, waren ausdr�cklich ausgeschlossen. Aber nicht nur dies, sondern auch wirkliche Garantien fehlten, da� sich die Nationen an die Bestimmungen der Vertr�ge, denen sie sich unterworfen haben, halten w�rden. In dem Baha'i-Plan sind aber Fragen der Grenzgebiete, Fragen �ber nationale Ehre und Lebensinteressen ausdr�cklich eingeschlossen, und diese Abkommen werden die beste Gew�hr f�r den hinter ihnen stehenden Weltbund der Nationen bieten. Nur wenn diese Vorschl�ge vollst�ndig durchgef�hrt werden, wird ein internationaler Schiedsspruch v�lligen Spielraum f�r seine segensreichen M�glichkeiten haben, und der Fluch des Krieges wird endlich von der Welt genommen werden.

+10:9 #195 R�stungsbegrenzung
'Abdu'l-Bahá sagt:

�Alle Regierungen der Welt m�ssen durch ein allgemeines �bereinkommen gleichzeitig abr�sten. Es w�rde nichts helfen, wenn die eine ihre Waffen niederlegte und die anderen sich weigern w�rden, dasselbe zu tun. Die Nationen der Welt m�ssen hinsichtlich dieser h�chst wichtigen Angelegenheit �bereinstimmen, auf da� sie zusammen die t�dlichen Waffen der Menschenschl�chterei endg�ltig niederlegen. Solange ein Volk seinen R�stungsetat zu Wasser und zu Lande vergr��ert, werden andere Nationen gezwungen sein, diesen zermalmenden Wettbewerb infolge ihrer nat�rlichen und eingebildeten Interessen mitzumachen.��

� Aus dem Tagebuch von Mirza �hmad Sohrab, 11.-14.Mai 1914

+10:10 #195 Kein Widerstand

Als eine religi�se K�rperschaft haben die Bahá'í den ausdr�cklichen Befehl von Bahá'u'lláh, sich in eigenem Interesse jeden Gebrauchs von Waffen, selbst zu reinen Verteidigungszwecken, zu enthalten. In Persien haben viele Tausende von B�b� und Bahá'í ihres Glaubens wegen grausamen Tod erduldet. In den fr�hesten Tagen dieser Religion verteidigten die B�b� bei verschiedenen Gelegenheiten sich selbst und ihre Familien mit dem Schwert, mit gro�em Mut und gro�er Tapferkeit. Bahá'u'lláh jedoch verbot dies. 'Abdu'l-Bahá schreibt:

�Als Bahá'u'lláh auftrat, erkl�rte Er, da� die Verbreitung der Wahrheit durch solche Mittel keinesfalls erlaubt sei, auch nicht zum Zweck der Selbstverteidigung. Er schaffte die Herrschaft des Schwertes ab und hob die Verordnung des `Heiligen Krieges` auf. Er sprach: `Erschlagen zu werden ist besser f�r euch als zu erschlagen. Es ist die Festigkeit und Standhaftigkeit der Gl�ubigen, durch die die Sache des Herrn verbreitet werden mu�. Wenn sich die Gl�ubigen furchtlos und unerschrocken und mit unbedingter Losl�sung erheben, um das Wort Gottes hochzuhalten, wenn sie sich mit Augen, die von den Dingen dieser Welt abgekehrt sind, in den Dienst der Sache des Herrn stellen, dann werden sie durch seine Macht das Wort der Wahrheit den Sieg davontragen lassen. Diese gesegneten Seelen bekennen sich mit ihrem Lebensblut zu der Wahrheit der Sache, und sie bezeugen sie durch die Aufrichtigkeit ihres Glaubens, durch ihre Hingabe und Standhaftigkeit. Der Herr kann helfen, seine Sache zu verbreiten und die Eigensinnigen zu besiegen. Wir w�nschen keinen anderen Verteidiger als Ihn, und mit unserem Leben in der Hand bieten wir den Feinden die Stirne und hei�en das M�rtyrertum willkommen.`��

Bahá'u'lláh schrieb an einen der Verfolger seiner Sache (Wolf S.75):

�Gn�diger Gott! Dieses Volk braucht keine Vernichtungswaffen, denn es r�stet sich, die Welt neu zu gestalten. Seine Heerscharen sind gute Taten, seine Waffen aufrechtes Betragen, und sein Befehlshaber ist die Gottesfurcht. Gesegnet ist, wer gerecht urteilt. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Geduld, Friedfertigkeit, Ergebenheit und Zufriedenheit dieser Menschen waren so gro�, da� sie zu Vorbildern der Gerechtigkeit wurden, und ihre Nachsicht war so umfassend, da� sie sich lieber t�ten lie�en als selbst zu t�ten, und dies, obwohl sie, von aller Welt unterdr�ckt, Leiden ertragen mu�ten, wie sie die Geschichte nicht verzeichnete noch die Augen irgendeines Volkes jemals schauten. Was kann sie dazu gef�hrt haben, sich in so schwere Pr�fungen zu finden und es abzulehnen, eine Hand zur Abwehr zu erheben? Was kann solche Ergebenheit und Gelassenheit bewirkt haben? Die wahre Ursache liegt in dem Verbot, das die Feder der Herrlichkeit Tag und Nacht aussprach, und darin, da� Wir die Z�gel der Autorit�t ergriffen, verm�ge der Kraft und Macht des Herrn der ganzen Menschheit.�

Das Gesunde der Politik der Widerstandslosigkeit von Bahá'u'lláh hat sich schon durch Erfolge bewiesen: F�r jeden Gl�ubigen, der in Persien den M�rtyrertod erlitt, haben sich dem Baha'i-Glauben hundert neue Gl�ubige zugesellt. Und die Freudigkeit und Unerschrockenheit, mit der diese M�rtyrer die Krone ihres Lebens zu F��en ihres Herrn legten, lieferte der Welt den klarsten Beweis, da� sie ein neues Leben gefunden haben, f�r das der Tod keine Schrecken hat, ein Leben von unaussprechlicher F�lle und Freude, mit der verglichen die Freuden der Erde wie Staub in der Waagschale sind und die teuflischsten k�rperlichen Foltern wie spielendes Licht, wie Luft.

� von 'Abdu'l-Bahá f�r dieses Buch beigetragen
+10:11 #197 Berechtigte Kriegf�hrung

Obschon Bahá'u'lláh gleich Christus seinen Gl�ubigen als Einzelmenschen und als religi�se K�rperschaft r�t, ihren Feinden keinen Widerstand zu leisten, sondern vielmehr ihnen zu vergeben, so lehrt Er doch, da� es Pflicht der Gesamtheit sei, Ungerechtigkeit und Unterdr�ckung zu verhindern. Wenn die einzelnen verfolgt werden und ihnen Unrecht geschieht, so sei es recht f�r sie, zu vergeben und sich der Vergeltung zu enthalten. Es w�re aber unrecht von der Gesamtheit, Pl�nderung und Mordtaten innerhalb ihrer Grenzen immerfort ungehindert geschehen zu lassen. Es ist Pflicht einer guten Regierung, �beltaten zu verhindern und die Schuldigen zu bestrafen�

So ist es auch mit der V�lkergemeinschaft. Wenn eine Nation die andere unterdr�ckt oder ihr Unrecht zuf�gt, so ist es Pflicht aller anderen Nationen, sich zusammenzuschlie�en, um eine solche Unterdr�ckung zu verhindern. 'Abdu'l-Bahá sagt:

�Es mag vorkommen, da� zu gegebener Zeit kriegerische und wilde Horden den politischen K�rper eines Volkes w�tend angreifen, in der Absicht, seine Glieder g�nzlich niederzumachen. Unter solchen Umst�nden ist eine Verteidigung notwendig.�

Bisher war es unter der Menschheit �blich, da�, wenn ein Volk das andere angriff, die anderen Nationen der Welt neutral blieben und, sofern ihre eigenen Interessen nicht ber�hrt oder bedroht wurden, keine Verantwortung in diesen Angelegenheiten auf sich nahmen. Die ganze B�rde der Verteidigung wurde der angegriffenen Nation �berlassen, so schwach und hilflos sie auch sein mochte. Die Lehren von Bahá'u'lláh kehren diese Stellungnahme um und legen die Verantwortung der Verteidigung nicht nur auf die angegriffene Nation, sondern ebenso auf alle andern, einzeln und gesamt. Da die ganze Menschheit eine Gemeinschaft ist, so ist ein Angriff auf eine Nation ein Angriff auf die Gemeinschaft und sollte daher von der Gemeinschaft abgewiesen werden. Wenn diese Lehre allgemein anerkannt und wenn nach ihr gehandelt w�rde, so w��te eine Nation die einen Angriff auf eine andere im Sinn h�tte, schon im voraus da� sie mit dem Widerstand nicht nur dieser Nation, sondern mit dem aller anderen Nationen der Welt zu rechnen h�tte. Diese Erkenntnis w�rde gen�gen, selbst die keckste und kriegslustigste Nation abzuschrecken. Wenn ein gen�gend starker Bund friedlicher Nationen geschlossen ist, dann wird der Krieg der Vergangenheit angeh�ren. In der �bergangszeit vom alten Zustand internationaler Gesetzlosigkeit zum neuen Zustand internationalen Zusammenhalts werden Angriffskriege immer noch m�glich sein und unter diesen Umst�nden mag milit�rische oder andere zwangsweise T�tigkeit in Sachen der internationalen Gerechtigkeit der Einigkeit und des Friedens eine ausdr�ckliche Pflicht sein. 'Abdu'l-Bahá schreibt �ber einen solchen Fall:

�Ein Feldzug kann eine lobenswerte Tat sein, und es gibt Zeiten, zu denen der Krieg die m�chtige Grundlage des Friedens, der Untergang das Mittel zum Wiederaufbau ist. Wenn zum Beispiel ein hochgesinnter Herrscher seine Truppen ins Feld f�hrt, um das Vordringen eines Aufr�hrers oder eines Angreifers von au�en abzuwenden, wenn er sich mit Heeresmacht anschickt, ein entzweites Staatsvolk zu einigen, kurz, wenn er eine gerechte Sache verficht, dann ist dieser scheinbare Grimm Gnade, diese �u�erliche Gewaltanwendung wirkliche Gerechtigkeit und ein Feldzug der Grundstein des Friedens. Heute ist jedoch die Aufgabe, die einem gro�en Herrscher zukommt, die Errichtung des Weltfriedens, denn darin liegt die Freiheit aller V�lker beschlossen.��

� siehe auch Abschnitt 9:21 #178 �ber die Behandlung der Verbrecher

� Abdu'l-Bahá, Das Geheimnis g�ttlicher Kultur

+10:12 #199 Die Einheit der Ostens und der Westens

Eine andere Triebkraft, die dazu helfen wird, den Weltfrieden zustande zu bringen, ist der Zusammenschlu� des Ostens und des Westens. Der Gr��te Friede besteht nicht nur im Aufh�ren der Feindseligkeiten, sondern in einer fruchtbaren Vereinigung und in einem herzlichen Zusammenarbeiten der bisher getrennten V�lker der Erde, was viele Fr�chte tragen wird. In einer seiner Reden in Paris sagte 'Abdu'l-Bahá (Paris S.12f):

�In der Vergangenheit wie in der Gegenwart hat die geistige Sonne der Wahrheit stets vom Horizont des Ostens her geschienen. Im Osten erhob sich Moses, um das Volk zu f�hren und zu lehren, am �stlichen Horizont auch der Herr Christus. Muhammad wurde zu einem �stlichen Volk gesandt. Der B�b stand im Ostland Persien auf. Bahá'u'lláh lebte und lehrte im Osten. Alle gro�en geistigen Lehrer erschienen in der Welt des Ostens. Doch obgleich die Sonne Christi im Osten aufging, wurden ihre Strahlen im Westen sichtbar, wo man die Herrlichkeit ihres Glanzes klarer erkannte. Das g�ttliche Licht seiner Lehren leuchtete kr�ftiger in der westlichen Welt, in der es einen rascheren Fortschritt als im Lande seines Ursprungs nahm.�

�In diesen Tagen bedarf der Osten eines materiellen Fortschrittes und der Westen eines geistigen Ideals. Es w�re f�r den Westen gut, sich um Erleuchtung an den Orient zu wenden und ihm dagegen seine wissenschaftlichen Kenntnisse zu vermitteln. Dieser Gabenaustausch mu� erfolgen. Osten und Westen m�ssen sich zusammenschlie�en, um einander das zu geben, was sie brauchen. Diese Vereinigung wird eine wahre Zivilisation hervorbringen, in der das Geistige im Materiellen Ausdruck und Verwirklichung findet.�

�Wenn so der eine vom anderen empf�ngt, wird gr��te Eintracht herrschen, die ganze Welt vereint und ein Zustand hoher Vervollkommnung erreicht sein. Es wird ein festgekn�pftes Band bestehen und diese Welt zu einem leuchtenden Spiegel f�r die Eigenschaften Gottes werden.�

�Wir alle, die Nationen des Ostens und die des Westens, m�ssen Tag und Nacht mit Herz und Seele danach streben, dieses hohe Ideal, den Zusammenschlu� zur Einheit aller V�lker der Erde zu vollenden. Jedes Herz wird dann erfrischt und jedes Auge aufgetan, die wundervollste Kraft gewonnen und das Gl�ck der Menschenwelt gesichert sein ...�

�Dies wird das Paradies auf Erden sein, das kommen wird, wenn das ganze Menschengeschlecht unter dem Zelte der Einigkeit im Reich der Herrlichkeit versammelt ist.�

+11:0 #201
11. KAPITEL
VERSCHIEDENE VERORDNUNGEN UND LEHREN

�Wisse, da� in jedem Zeitalter und in jeder Sendung alle g�ttlichen Verordnungen ge�ndert und dem Erfordernis der Zeit entsprechend gewandelt wurden, das Gesetz der Liebe ausgenommen, das, einer Quelle gleich, immer flie�t und nie einem Wandel unterliegt.�

(Bahá'u'lláh)
+11:1 #201 M�nchsleben

Wie schon Muhammad, verbietet auch Bahá'u'lláh seinen Anh�ngern, ein Leben m�nchischer Abgeschlossenheit zu f�hren.

Im Tablet an Napoleon III. lesen wir:

�O Schar der M�nche! Schlie�t euch nicht ab in Kirchen und Kl�stern. Kommt mit Meiner Erlaubnis hervor und befa�t euch mit dem, was euren Seelen und den Seelen der Menschen n�tzen wird ... schlie�t die Ehe, damit nach euch ein anderer euren Platz ausf�llen m�ge. Wir haben euch treulose Taten verboten, nicht aber das, was Treue beweisen wird. Habt ihr euch an die Normen geklammert, die euer eigenes Selbst aufgestellt hat, und das Richtma� Gottes von euch geworfen? F�rchtet Gott und gesellt euch nicht zu den Narren. Wenn nicht der Mensch, wer k�nnte Mich auf Meiner Erde erw�hnen, und wie k�nnten Meine Merkmale und Mein Name geoffenbart worden sein? Denkt dar�ber nach und geh�rt nicht zu denen, die verh�llt sind und fest schlafen. Er, der nicht heiratete ( Jesus), fand keinen Platz, wo Er wohnen oder sein Haupt niederlegen konnte um dessentwillen, was die H�nde der Verr�ter Ihm angetan haben. Seine Heiligkeit besteht nicht in dem, war ihr glaubt oder euch einbildet, sondern vielmehr in dem, was Wir besitzen. Bittet, auf da� ihr seine Stufe begreifen m�get, die erh�ht wurde �ber die Vorstellung aller, die auf Erden wohnen. Gesegnet sind, die dies verstehen ...��

Erscheint es nicht seltsam, da� christliche Sekten das M�nchsleben und das Z�libat f�r die Geistlichkeit eingef�hrt haben angesichts der Tatsache, da� Christus verheiratete M�nner zu seinen J�ngern erw�hlte, und Er selbst und seine Apostel ein Leben t�tigen Wohltuns lebten, in enger Verbindung und vertrautem Umgang mit den Menschen?

Im Quran von Muhammad lesen wir:

�Jesus, dem Sohne der Maria, gaben Wir das Evangelium, und Wir legten in die Herzen derer, die Ihm nachfolgten, G�te und Mitgef�hl. Was aber das M�nchsleben anbelangt, das haben sie selbst erfunden. Den Wunsch, nur Gott wohlzugefallen, schrieben Wir ihnen vor, und den beachteten sie nicht, wie sie ihn h�tten beachten sollen.��

Welche Berechtigung f�r das M�nchsleben auch in alten Zeiten und vergangenen Verh�ltnissen bestanden haben mag. Bahá'u'lláh erkl�rt, da� solch eine Berechtigung nicht l�nger vorhanden ist. Und in der Tat, es ist unverkennbar, da� der Austritt einer gro�en Zahl der Frommsten und Gottesf�rchtigsten der Bev�lkerung aus der Gemeinschaft mit ihren Mitmenschen und ihr Zur�ckweichen vor den Pflichten und der Verantwortlichkeit der Elternschaft eine geistige Verarmung des Menschengeschlechts zur Folge hat.

� Die Verk�ndigung Bahá'u'lláhs, S.106F Quran 57:27

+11:2 #202 Ehe

Die Baha'i-Lehren schreiben Einehe vor, und Bahá'u'lláh macht die Eheschlie�ung von der Zustimmung beider Partner und ihrer Eltern Abhangig. Er sagt im Buch Aqdas:

�Wahrlich, im Buch Bayan (der Offenbarung des B�b) ist die Angelegenheit Abhangig gemacht von der Zustimmung beider. Weil Wir w�nschten, Liebe und Freundschaft und die Einigkeit der Menschen hervorzubringen, machten Wir es auch von der Zustimmung der Eltern Abhangig, auf da� Feindschaft und �belwollen vermieden werden m�gen.�

�ber diesen Punkt schrieb 'Abdu'l-Bahá an einen Fragesteller (TAB III p.563):

�Was die Frage der Heirat im Einklang mit dem Gesetze Gottes betrifft: Zun�chst mu�t du deine Wahl treffen, und dann h�ngt es ab von der Zustimmung von Vater und Mutter. Ehe du nicht gew�hlt hast, haben diese kein Recht, sich darein zu mischen.�

'Abdu'l-Bahá sagt, da� infolge dieser vorsichtsma�regel von Bahá'u'lláh die gespannten Beziehungen zwischen den verschw�gerten, wie sie in christlichen und muhammadanischen L�ndern sprichw�rtlich geworden sind, unter den Bahá'í beinahe unbekannt seien, und da� Ehescheidung ebenso ein sehr seltenes Ereignis sei. Er schreibt �ber die Ehe:

�Baha'i-Ehe bedeutet Einheit und herzliche Zuneigung der beiden Partner. Sie m�ssen einander die gr��te Aufmerksamkeit erweisen und jedes sich mit der Wesensart des andern vertraut machen. Der feste Bund zwischen ihnen mu� eine ewige Bindung werden, und ihr Bestreben mu� Wesensverwandtschaft, Freundschaft, Einigkeit und Leben f�r ewig sein ... Die Heirat von Bahá'í bedeutet, da� Mann und Frau geistig und k�rperlich eins werden m�ssen, damit sie ewig geeint sein m�gen in allen Welten Gottes und einander im geistigen Leben vervollkommnen.�

Die �u�ere Form der Baha'i-Eheschlie�ung ist sehr einfach: einzige Bedingung ist, da� Br�utigam und Braut in Gegenwart von mindestens zwei Zeugen sprechen: �Wir wollen uns wahrlich ganz an Gottes Willen halten�.

+11:3 #204 Scheidung

In den Fragen der Scheidung wie der Heirat sind die Anweisungen der Offenbarer den Zeitverh�ltnissen entsprechend voneinander abgewichen. 'Abdu'l-Bahá stellt die Baha'i-Lehre bez�glich der Scheidung so dar:

�Die Freunde (Bahá'í ) m�ssen unbedingt von einer Scheidung absehen, es sei denn, da� etwas aufkommt, was sie zwingt, sich aus gegenseitiger Abneigung zu trennen. In einem solchen Fall m�gen sie sich mit Kenntnis des Geistigen Rates zur Trennung entschlie�en. Sie m�ssen dann geduldig sein und ein volles Jahr warten. Wenn w�hrend dieses Jahres zwischen ihnen der Einklang nicht wieder hergestellt wird, dann mag ihre Scheidung vollzogen werden ... Die Grundlage des K�nigreichs Gottes beruht auf Einklang und Liebe, Einheit, Verbundenheit und Einigkeit, nicht auf Streit, besonders nicht zwischen Mann und Frau. Wenn einer von beiden die Ursache der Scheidung wird, wird dieser unfehlbar in gro�e Schwierigkeiten geraten, das Opfer schlimmen Unheils werden und schwere Gewissensbisse leiden.��

Im Punkte der Scheidung wie in andern Angelegenheiten werden die Bahá'í ( nat�rlich nicht allein durch die Baha'i-Lehre gebunden sein, sondern auch durch die Gesetze des Landes, in dem sie leben.

� Abdu'l-Bahá, in einem Tablet an die Bahá'í in Amerika

+11:4 #205 Der Baha'i-Kalender

Bei den verschiedenen V�lkern und zu verschiedenen Zeiten wurden verschiedene Systeme f�r die Zeitrechnung und f�r das Festlegen von Daten gew�hlt, und noch heute sind verschiedene voneinander abweichende Kalender in t�glichem Gebrauch, wie der gregorianische in Westeuropa, der julianische in manchen L�ndern Osteuropas, der j�dische bei den Juden und der muhammadanische bei den Gemeinschaften des Islam.

Der B�b kennzeichnete die Bedeutung des Zeitalters, als dessen Herold Er kam, durch die Einf�hrung eines neuen Kalenders. In diesem ist, wie im gregorianischen Kalender, der Mondmonat fallen gelassen und das Sonnenjahr gew�hlt.

Das Baha'i- Jahr besteht aus 19 Monaten zu je 19 Tagen (was 361 Tage ergibt), mit der Hinzunahme gewisser �Schalttage� (vier im gew�hnlichen und f�nf im Schaltjahr) zwischen dem 18. und dem 19. Monat, um den Kalender dem Sonnenjahr anzupassen. Der B�b nannte die Monate nach den Eigenschaften Gottes. Das Báb�'�-Neujahr ist, gleich dem alten persischen Neujahr, astronomisch festgelegt, beginnend bei der MirzaTag-und Nachtgleiche (gew�hnlich am 21. Mirza. Das Baha'i-Zeitalter beginnt mit dem Jahre der Erkl�rung des B�b (1844 n.Chr., 1260 d.H.)

Hier folgen die Monate nach dem Baha'i-Kalender:

Monat Arabischer Name �bersetzung Beginn

1. Bahá Glanz 21. M�rz

2. Jal�l Herrlichkeit Ruhm 9. April

3. Jam�l Sch�nheit 28. April

4. 'Azam�t Gr��e 17. Mai

5. Nur Licht 5. Juni

6. Rahmat Barmherzigkeit 24. Juni

7. Kalim�t Worte 13. Juli

8. Kam�l Vollkommenheit 1. August

9. Asm�' Namen 20. August

10. 'Izzat Macht W�rde 8. September

11. Mash�yyat Wille 27. September

12. 'Ilm Erkenntnis Wissen 16. Oktober

13. Qudrat Kraft Macht 4. November

14. Qawl Sprache 23. November

15. Masa'il Fragen 12. Dezember

16. Sharaf Ehre 31. Dezember

17. Sultan Herrschaft 19. Januar

18. Mulk Oberherrschaft 7. Februar

--. Ayyam-i-Ha Eingeschobene Tage 26. Februar bis 2.M�rz

19. 'Ali Erhabenheit 2. M�rz

In nicht ferner Zeit wird es n�tig werden, da� sich alle v�lker der Welt auf einen. gemeinsamen Kalender einigen.

Es erscheint daher durchaus angebracht, da� das neue Zeitalter der Einheit auch einen neuen Kalender bringt, frei von den Bedenken und Zusammenh�ngen, die jeden der �lteren Kalender f�r gro�e Teile der Weltbev�lkerung unannehmbar machen, und es ist schwer abzusehen, welche andere Anordnung sich durch die gleiche Einfachheit und Bequemlichkeit auszeichnen k�nnte, wie die, welche der B�b vorschlug.

+11:5 #206 Geistige R�te

Ehe 'Abdu'l-Bahá Seine irdische Mission erf�llte, hatte Er eine Grundlage f�r die Entwicklung der in Bahá'u'lláhs Schriften aufgestellten Verwaltungsordnung gelegt. Um die hohe Bedeutung, die der Institution des Geistigen Rates beigemessen werden mu�, zu zeigen, erkl�rte 'Abdu'l-Bahá in einem Tablet, da� eine gewisse �bersetzung durch den Geistigen Rat von Kairo vor der Ver�ffentlichung. gutgehei�en werden m�sse, obwohl sogar Er selbst den Text �berpr�ft und verbessert hatte. Unter einem Geistigen Rat ist der Verwaltungsk�rper von neun Personen zu verstehen, der j�hrlich durch jede �rtliche Baha'i-Gemeinde gew�hlt wird, und der mit der Vollmacht zu Entscheidungen in allen Fragen gemeinsamer T�tigkeit in der Gemeinde bekleidet ist. Diese Bezeichnung ist zeitlich begrenzt, da in Zukunft die Geistigen R�te H�user der Gerechtigkeit genannt werden.

Anders als die Kirchenorganisationen sind diese Baha'i-K�rperschaften eher soziale als kirchliche Einrichtungen, d.h., sie wenden das Gesetz der Beratung auf alle Fragen und Schwierigkeiten an, die sich unter den Bahá'í erheben, und die nicht vor das Zivilgericht gebracht werden sollen, und suchen Einigkeit sowohl als Gerechtigkeit in der Gemeinde zu f�rdern. Der Geistige Rat ist in keiner Weise mit dem Priestertum oder der Geistlichkeit gleichbedeutend, ist aber verantwortlich f�r das Hochhalten der Lehren, die Anregung zu t�tigem Dienst, das Abhalten von Versammlungen, die Aufrechterhaltung der Einheit, die treuh�nderische Verwaltung des Baha'i-Eigentums f�r die Gemeinde und deren Vertretung in ihren Beziehungen zur �ffentlichkeit und zu anderen Baha'i-Gemeinden.

Die Beschaffenheit des Geistigen Rates, des �rtlichen wie des Nationalen, wird ausf�hrlicher in dem Abschnitt �ber 'Abdu'l-Bahás Willen und Testament im letzten Kapitel dieses Buches beschrieben. Seine allgemeinen Aufgaben werden von Shoghi Effendi wie folgt umrissen:

�Die Angelegenheit des Lehrens, seine Richtung, seine Wege und Mittel, sein Ausma�, seine Festigung, so wichtig dies alles f�r das Wohl der Sache ist, stellt in keiner Weise den einzigen Gegenstand dar, welcher die volle Aufmerksamkeit dieser Geistigen R�te finden sollte. Ein sorgsames Studium der Tablets von Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá l��t erkennen, da� andere Pflichten, nicht weniger lebenswichtig f�r das Wohl der Sache, den erw�hlten �rtlichen Vertretern der Freunde anheimfallen.�

�Ihnen obliegt, wachsam und vorsichtig, verschwiegen und achtsam zu sein und zu allen Zeiten den Tempel der Sache vor den Pfeilen der Unheilstifter und dem Ansturm der Feinde zu besch�tzen.�

�Sie m�ssen sich bem�hen, Freundschaft und Eintracht unter den Freunden zu f�rdern, jegliche sich weiterschleppende Spur von Mi�trauen, K�hle und Entfremdung aus den Herzen zu tilgen und statt dessen eine t�tige Zusammenarbeit aus ganzem Herzen f�r den Dienst in der Sache zu sichern.�

�Sie m�ssen ihr �u�erstes tun, jederzeit die helfende Hand den Armen, Kranken, Kr�ppeln, Waisen und Witwen, gleichg�ltig welcher Farbe, Klasse oder Konfession, entgegenzustrecken.�

�Sie m�ssen mit allen ihnen zur Verf�gung stehenden Mitteln die materielle und geistige Aufkl�rung der Jugend und die Erziehung der Kinder f�rdern, wenn immer m�glich Baha'i-Erziehungsinstitutionen gr�nden, deren Arbeit organisieren und die besten M�glichkeiten f�r ihre Entwicklung und Fortsetzung schaffen.�

�Sie m�ssen das Abhalten von regelm��igen Versammlungen der Freunde, von Festen und Gedenktagen erm�glichen, und ebenso von besonderen Versammlungen, dazu bestimmt, dem sozialen, intellektuellen und geistigen Wohle ihrer Mitmenschen zu dienen.�

�Sie m�ssen in diesen Tagen, da die Sache noch in ihrer Kindheit ist, Baha'i-Ver�fientlichungen und �bersetzungen �berpr�fen und allgemein f�r eine w�rdige und richtige Vertretung aller Baha'i-Literatur und deren Verteilung an die allgemeine �ffentlichkeit sorgen.��

Die M�glichkeiten, die in Baha'i-Institutionen schlummern, k�nnen nur dann richtig gesch�tzt werden, wenn man sich vergegenw�rtigt, wie rasch die moderne Zivilisation im Zerfall begriffen ist aus Mangel an jener geistigen Kraft, die allein das n�tige Ma� von Verantwortlichkeit und Ergebenheit gegen�ber den F�hrern und die n�tige Treue gegen�ber den Einzelgliedern der Gesellschaft schaffen kann.

+11:6 #208 Baha'i-Feste, Gedenktage und Fastentage

Naw-R�z (Neujahr), 21. M�rz

Ridvan-Fest (Erkl�rung Bahá'u'lláhs), 21. April bis 2. Mai

Erkl�rung des B�b, 23. Mai�
Hinscheiden Bahá'u'lláhs, 29. Mai
M�rtyrertod des B�b, 9. Juli
Geburt des B�b, 20. Oktober
Geburt Bahá'u'lláhs, 12. November
Tag des B�ndnisses, 26. November
Hinscheiden 'Abdu'l-Bahás, 28. November 1921
Fastenzeit, 19 Tage vom 1. 'Ali = 2. M�rz an

� Das Datum gilt auch f�r die Geburt 'Abdu'l-Bahás

+11:7 #209 Feste

Die der Baha'i-Religion eigene Freudigkeit findet ihren Ausdruck in zahlreichen Festen und Feiertagen im Verlaufe des Jahres. In einer Ansprache beim Naw-R�z-Fest in Alexandria, �gypten, sagte 'Abdu'l-Bahá im Jahre 1912:

�In jedem Zyklus und mit jeder Offenbarung gibt es in den geheiligten Gesetzen Gottes gesegnete Feste, Feiertage und arbeitsfreie Tage. An solchen Tagen sollten alle Arten von Besch�ftigung, Handel, Industrie, Landbau und dergleichen unterlassen werden.�

�Alle sollten sich miteinander freuen, allgemeine Versammlungen abhalten, wie eine Gemeinde werden, damit die nationale Einheit, Einigkeit und Harmonie allen vor Augen gef�hrt wird.�

�Weil es gesegnete Tage sind, sollten sie nicht vernachl�ssigt oder ihrer Wirkung beraubt werden, indem man sie zu Tagen macht, an denen man sich nur dem Vergn�gen hingibt. W�hrend solcher Tage sollten Einrichtungen geschaffen werden, die von dauerndem Segen und Wert f�r die Menschen sind ...�

�Heute tr�gt nichts gr��eren Erfolg oder gr��ere Frucht als die F�hrung der Menschen. Unzweifelhaft m�ssen an solchem Tag menschenfreundliche oder ideale Spuren von den Freunden Gottes sichtbar zur�ckbleiben, die in die ganze Menschheit hinausdringen und nicht nur den Bahá'í zugute kommen. In dieser wundervollen Sendung gelten menschendienliche Angelegenheiten f�r die ganze Menschheit ohne Ausnahme, weil jene die Offenbarung der Barmherzigkeit Gottes ist. Es ist daher meine Hoffnung, da� die Freunde Gottes, jeder und alle, wie die Barmherzigkeit Gottes zur ganzen Menschheit werden m�gen.�

Die Feste Naw-R�z und Ridvan, die Jahrestage der Geburt des B�b und von Bahá'u'lláh, sowie der Jahrestag der Erkl�rung des B�b (der auch der Geburtstag von 'Abdu'l-Bahá ist), sind f�r die Bahá'í die gro�en Freudentage des Jahres. In Persien werden sie mit einem Mahl im Freien und mit festlichen Versammlungen gefeiert, bei denen Musik, singen von Liedern und Tablets geboten und kurze Ansprachen je nach Gelegenheit von den Anwesenden gehalten werden. Die Eingeschobenen Tage zwischen dem 18. und dem 19. Monat (26. Februar bis 1. M�rz einschlie�lich) sind ganz besonders der Bewirtung der Freunde, dem Geschenkegeben, der F�rsorge f�r die Armen und Kranken und dergleichen gewidmet.

Die Jahrestage des M�rtyrertums des B�b und des Heimgangs von Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá werden durch geeignete Zusammenk�nfte und Reden, durch Singen von Gebeten und Tablets feierlich begangen.

+11:8 #210 Fasten

Der neunzehnte Monat, der unmittelbar auf die Gastlichkeit der eingeschobenen Tage folgt, ist der Monat des Fastens. Neunzehn Tage lang wird durch Enthaltung von Speise und Trank zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang gefastet. Da der Monat des Fastens mit der Tag- und Nachtgleiche des M�rz endet, so f�llt das Fasten immer in den gleichen Jahreszeitraum, das hei�t, in den Fr�hling im Norden, in den Herbst im S�den, niemals aber in die h�chste Glut des Sommers oder in die strengste K�lte des Winters, wo gleicherweise sich daraus Schwierigkeiten ergeben w�rden. �berdies ist in diesem Teil des Jahres die Zeitspanne zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ann�hernd die gleiche auf dem ganzen bewohnten Teil der Erde, n�mlich von etwa sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Das Fasten ist nicht bindend f�r Kinder und Kranke, f�r Reisende, oder f�r jene, die zu alt und zu schwach sind, sowie f�r Frauen, die ein Kind erwarten oder selbst stillen.

Es ist leicht zu beweisen, da� ein periodisches Fasten, wie es die Baha'i-Lehre vorschreibt, eine wohlt�tige Ma�nahme zur Erhaltung k�rperlicher Gesundheit ist. Aber ebenso wie die wahre Bedeutung des Baha'i-Festes nicht im Genu� nat�rlicher Speise liegt, sondern in dem Gedenken Gottes, das unsere geistige Speise ist, so besteht die wahre Bedeutung des Baha'i-Fastens nicht in der Enthaltung von nat�rlicher Speise, obgleich dies zur Reinigung des K�rpers beitr�gt, sondern in der Enthaltsamkeit von k�rperlichen Begierden und in der Trennung von allem au�er Gott. 'Abdu'l-Bahá sagt:

�Das Fasten ist ein Sinnbild. Fasten bezeichnet die Enthaltsamkeit von Gel�sten. K�rperliches Fasten ist ein Sinnbild dieser Enthaltung und eine Mahnung an sie. Das hei�t, wie sich jemand k�rperlich von Gaumenreizen enth�lt, soll er sich von Selbstsucht und selbstischen Begierden enthalten. Blo�e Enthaltung von Speise aber hat keinen Einflu� auf den Geist. Sie ist nur ein Sinnbild, eine Mahnung. Sonst hat sie keine Bedeutung. Das Fasten aus diesem Grund also bedeutet nicht v�llige Enthaltung von Speise. Die goldene Regel f�r das Essen ist: nicht zu viel und nicht zu wenig. M��igkeit ist n�tig. In Indien gibt es eine Sekte, die �u�erste Enthaltsamkeit beachtet und ihre Speise stufenweise verringert, bis sie von beinahe nichts lebt. Aber ihr Verstand leidet darunter. Ein Mensch ist nicht f�hig, Gott mit Gehirn und K�rper zu dienen, wenn er durch Nahrungsmangel geschw�cht ist. Er kann nicht klar sehen.��

� Abdu'l-Bahá, zitiert von Miss E.S. Stevens in Fortnightly Rewiew Juni 1911

+11:9 #211 Versammlungen

'Abdu'l-Bahá mi�t die gr��te Wichtigkeit regelm��igen Versammlungen der Gl�ubigen zur gemeinsamen Andacht, zur Erkl�rung und zum Studium der Lehren und zur Beratung �ber den Fortschritt der Religion bei. In einem seiner Tablets sagt Er (TAB I p.124f):

�Durch den Wunsch Gottes ist bestimmt worden, da� Einigkeit und Einklang Tag f�r Tag unter den Freunden Gottes und den Dienerinnen des Barmherzigen wachsen m�gen. Ehe dies nicht Wirklichkeit ist, werden die Dinge nicht gedeihen, welche Mittel man auch anwenden mag. Und die besten Mittel f�r Einheit und Einklang aller sind geistige Versammlungen. Dieser Punkt ist sehr wichtig und ist ein Magnet, um g�ttliche Best�tigung anzuziehen.�

In den geistigen Versammlungen der Bahá'í m�ssen streits�chtige Beweisf�hrung und Er�rterung von politischen und weltlichen Dingen vermieden werden. Die einzige Absicht der Gl�ubigen sollte sein, die g�ttliche Wahrheit zu lehren und zu lernen, die Herzen mit g�ttlicher Liebe zu erf�llen, nach vollkommenerem Gehorsam dem Willen Gottes gegen�ber zu streben und das Kommen des K�nigreichs Gottes zu f�rdern. In einer Ansprache in New-York im Jahr 1912 sagte 'Abdu'l-Bahá:

�Die Baha'i-Versammlung mu� die Versammlung der himmlischen Engel sein. Sie mu� erleuchtet sein von den Lichtern der himmlischen Heerscharen. Die Herzen m�ssen wie Spiegel sein, darin sich die Strahlen der Sonne der Wahrheit offenbaren. Jede Brust mu� einem Sender gleichen: das eine Ende der Verbindung soll im Innern der Seele, das andere bei den himmlischen Heerscharen sein, damit so Botschaften zwischen ihnen ausgetauscht werden k�nnen. Auf diese Weise wird vom K�nigreich Abha Eingebung herabstr�men und in allen Er�rterungen wird Einklang herrschen ... Je mehr �bereinstimmung, Einheit und Liebe unter euch herrscht, desto mehr werden euch die Best�tigungen Gottes helfen, und die Hilfe und der Beistand der Gesegneten Sch�nheit Bahá'u'lláh wird euch unterst�tzen.�

In einem Tablet sagt 'Abdu'l-Bahá:

�In diesen Versammlungen mu� die Unterhaltung �ber fremde Dinge g�nzlich vermieden werden, und die Zusammenkunft mu� ausgef�llt werden mit Singen von Versen und Lesen von Worten und mit Dingen, die sich auf die Sache Gottes beziehen, wie mit der Erkl�rung von Beweisen, dem Anf�hren klarer und greifbarer Beweistatsachen und dem Aufsuchen der Zeichen des Geliebten der Gesch�pfe. Wer die Versammlung besucht, mu� sich vor ihrem Betreten mit �u�erster Sauberkeit kleiden und sich zum K�nigreich Abha hinwenden und dann in die Versammlung gehen in aller Sanftmut und Demut. W�hrend die Tablets verlesen werden, mu� er ruhig und still sein; und wenn jemand zu sprechen w�nscht, so mu� er dies in aller H�flichkeit tun, mit der Billigung und Erlaubnis der Anwesenden, und er mu� gel�ufig und mit Beredsamkeit sprechen.�

+11:10 #212 Das Neunzehntagefest

Mit der Entfaltung der Baha'i-Verwaltungsordnung seit dem Heimgang 'Abdu'l-Bahás hat das Neunzehntagefest, das am ersten Tage eines jeden Baha'i-Monats gehalten wird, eine ganz besondere Bedeutung gewonnen, da es nicht nur f�r das gemeinsame Gebet und das Lesen aus den heiligen B�chern vorgesehen ist, sondern auch f�r die allgemeine Beratung aller laufenden Baha'i-Angelegenheiten und f�r den geselligen Umgang der Freunde miteinander. Dieses Fest ist die Gelegenheit, da der Geistige Rat der Gemeinde seine Berichte erstattet und sowohl zur Besprechung von Pl�nen als auch Anregungen f�r neue und bessere Wege im Glaubensdienste einl�dt.

+11:11 #213 Mashriqu'l-Adhkar

Bahá'u'lláh hinterlie� Anweisungen, da� Tempel zur Gottesverehrung von seinen Anh�ngern in jedem Land und in jeder Stadt gebaut werden sollten. Diesen Tempeln gab er den Namen �Mashriqu'l-Adhkar�, was �D�mmerungsort von Gottes Lobpreis� bedeutet. Der Mashriqu'l-Adhkar soll ein neunseitiger Bau sein, �berragt von einer Kuppel, und so herrlich wie m�glich in Entwurf und Ausf�hrung. Er soll in einem gro�en Garten stehen, der geschm�ckt ist mit Brunnen, B�umen und Blumen, und umgeben sein von einer Anzahl erg�nzender Bauten, die erzieherischen, wohlt�tigen und sozialen Zwecke dienen, damit die Anbetung Gottes im Tempel immer innig verbunden sein m�ge mit and�chtiger Freude an den Sch�nheiten der Natur und der Kunst und mit praktischer Arbeit f�r die Verbesserung der sozialen Zust�nde.�

In Persien war den Bahá'í bisher der Bau von Tempeln zur �ffentlichen Andacht verwehrt, und so wurde der erste gro�e Mashriqu'l-Adhkar in 'Ishq�b�d�, Ru�land (Turkmenistan), gebaut. Zum zweiten Baha'i-Haus der Andacht legte 'Abdu'l-Bahá w�hrend seines Besuches in Amerika 1912 den Grundstein am Michigansee, wenige Meilen n�rdlich von Chicago.�

In verschiedenen Tablets schreibt 'Abdu'l-Bahá bez�glich dieses �Muttertempels� des Westens folgendes:

�Preis sei Gott, da� augenblicklich aus jedem Land der Welt im Verh�ltnis zu den unterschiedlichen Mitteln unausgesetzt Beitr�ge gesandt werden zum Baufonds des Mashriqu'l-Adhkar in Amerika ... seit den Tagen Adams bis heute ist so etwas unter den Menschen nicht vorgekommen, da� vom fernsten Lande Asiens Beitr�ge nach Amerika gehen. Dies geschieht durch die Macht des B�ndnisses Gottes. Wahrlich, f�r die Menschen, die nachdenken, ist dies eine staunenswerte Sache. Hoffentlich zeigen die Gl�ubigen Gottes Gro�herzigkeit und bringen eine gro�e Summe f�r den Bau auf ... Ich w�nsche, da� es jedermann �berlassen bleibe, frei zu handeln, wie er will. Wenn jemand sein Geld zu anderen Zwecken verwenden will, so la�t ihn dies tun. Mengt euch nicht in irgendeiner Weise darein, aber seid versichert, da� das Wichtigste in dieser Zeit der Bau des Mashriq'l-Adhkar ist.�

�Das Mysterium des Baus ist gro� und kann jetzt noch nicht enth�llt werden, aber seine Errichtung ist das wichtigste Werk dieses Tages. Der Mashriqu'l-Adhkar hat wichtige Erg�nzungsgeb�ude, welche bei der Gr�ndung schon mit in Rechnung gezogen werden. Dies sind: ein Waisenhaus, ein Krankenhaus und eine Apotheke f�r die Armen, ein Heim f�r die Arbeitsunf�higen, eine Hochschule f�r h�here wissenschaftliche Bildung und ein Fremdenheim. In jeder Stadt mu� nach diesem Befehl ein gro�er Mashriqu'l-Adhkar gegr�ndet werden. Im Mashriqu'l-Adhkar werden jeden Morgen Gottesdienste gehalten. Eine Orgel wird im Mashriqu'l-Adhkar nicht sein. In den Nebenbauten werden Feste, Gottesdienste, Zusammenk�nfte, �ffentliche Versammlungen und geistige Versammlungen gehalten werden, aber im Tempel werden Lied und Gesang unbegleitet sein. �ffnet die Tore des Tempels allen Menschen.�

�Wenn diese Einrichtungen, Hochschule, Hospital, Fremdenheim und Krankenhaus f�r Unheilbare, Universit�t zum Studium h�herer Wissenschaften und zur Fortbildung und andere der Menschheit dienende Bauten, erstellt sein werden, so werden die Tore allen Nationen und Religionen offen stehen. Es wird durchaus keine Trennungslinie gezogen werden. Ihre Wohltaten werden ungeachtet der Farbe oder Rasse erwiesen werden. Ihre Tore werden dem Menschengeschlecht weit offen stehen. Vorurteile gegen niemanden, Liebe f�r alle. Der Hauptbau wird Gebet und Andacht geweiht sein. Auf diese Weise ... wird Religion mit Wissenschaft in Einklang gebracht und die Wissenschaft zur Dienerin der Religion werden, und beide werden ihre materiellen und geistigen Gaben auf die ganze Menschheit str�men lassen.�

� In Verbindung mit dem Mashriqu'l-Adhkar ist es von Interesse, sich Tennysons Zeilen ins Ged�chtnis zur�ckzurufen: �Ich tr�umte, da� Stein um Stein ich t�rmte zu einem heiligen Bau: ein Tempel nicht Pagode, nicht Moschee noch Kirche, aber erhabener, einfacher zug�nglich allem Odem des Himmels. Und Wahrheit und Friede und Liebe und Gerechtigkeit kamen und wohnten darin.� (Akbars Traum, 1892)

� Dieses erste Haus der Andacht wurde 1948 durch ein Erdbeben schwer besch�digt und mu�te wenige Jahre darauf abgerissen werden.

� Dieser Tempel war 1953 vollendet. Seither wurden weitere Baha'i-Tempel in Kampala (Uganda, Afrika), Sydney (Australien), Langenhain bei Frankfurt (Deutschland) und in der N�he von Panama City (Mittelamerika) errichtet. F�r f�nfzig weitere wurde da Baugel�nde erworben.

+11:12 #215 Leben nach dem Tod

Bahá'u'lláh sagt uns, da� das Leben im K�rper nichts anderes ist als ein embryonaler Zustand unseres Daseins, und da� das Entrinnen aus dem K�rper einer neuen Geburt zu vergleichen ist, durch die der menschliche Geist in ein volleres, freieres Leben eintritt. Er schreibt (�L Kap.LXXXI):

�Wisse, da� die Seele nach der Trennung vom Leibe weiter fortschreitet, bis sie die Gegenwart Gottes in einer Beschaffenheit und Daseinsstufe erreicht, die weder der Umbruch der Zeiten und Jahrhunderte noch die Gl�cks- und Wechself�lle dieser Welt �ndern k�nnen! Sie wird solange bestehen wie das Reich Gottes, seine Herrschaft, Hoheit und Macht. Sie wird die Zeichen und Eigenschaften Gottes offenbaren und seine liebende G�te und Huld enth�llen. Meine Feder stockt, wenn sie die H�he und Herrlichkeit einer so erhabenen Stufe geb�hrend zu beschreiben sucht. Mit solcher Ehre wird die allgn�dige Hand die Seele bekleiden, da� sie keine Zunge geb�hrend schildern noch ein anderes irdisches Mittel beschreiben kann. Gesegnet die Seele, die bei ihrer Trennung vom Leibe �ber den leeren Wahn der Weltmenschen geheiligt ist! Eine solche Seele lebt und wirkt im Einklang mit dem Willen ihres Sch�pfers und geht in das h�chste Paradies ein. Die Himmelsdienerinnen, Bewohnerinnen der erhabensten St�tten, werden sich um sie scharen und die Offenbarer und Erw�hlten Gottes ihre Gesellschaft suchen. Mit ihnen wird die Seele frei verkehren und ihnen berichten, was sie auf dem Wege zu Gott, dem Herrn aller Welten, erdulden mu�te. Wenn ein Mensch erf�hre, was in den Welten Gottes, der in der H�he und hienieden auf Erden thront, dieser Seele zugewiesen wurde, so w�rde sein ganzes Wesen augenblicklich in gro�em Verlangen entflammen, diese erhabenste, geheiligte und gl�nzende Stufe zu erreichen ...�

�Das Wesen der Seele nach dem Tode l��t sich niemals beschreiben, noch ist es angemessen und zul�ssig, ihren vollen Charakter den Augen der Menschen zu enth�llen. Die Manifestationen und Boten Gottes wurden nur herabgesandt, um die Menschen auf den geraden Weg der Wahrheit zu f�hren. Ihre Offenbarung hatte den Zweck, alle Menschen zu erziehen, damit sie in ihrer Todesstunde in �u�erster Reinheit und Heiligkeit und in v�lliger Losl�sung zum Thron des H�chsten aufsteigen m�chten. Das Licht, das diese Seelen ausstrahlen, bestimmt den Fortschritt der Welt und die H�herentwicklung ihrer Bewohner. Sie sind wie der Sauerteig, der die Welt des Daseins durchdringt. Sie bilden die Lebenskraft, durch welche die K�nste und Wunder dieser Welt zustande kommen. Durch sie regnen die Wolken ihre Segensgabe auf die Menschen nieder und bringt die Erde ihre Fr�chte hervor. Alle Dinge haben zwangsl�ufig eine Ursache, eine treibende Kraft und eine Lebensquelle. Diese Seelen und Sinnbilder der Losl�sung liefern der Welt des Daseins jetzt und in Zukunft den st�rksten bewegenden Antrieb. Das Jenseits ist so verschieden vom Diesseits, wie diese Welt von der Welt des Kindes, das noch im Mutterleibe ruht.�

�hnlich schreibt 'Abdu'l-Bahá :

�Die Geheimnisse, die der Mensch in dieser irdischen Welt nicht beachtet, wird er in der himmlischen Welt entdecken, und dort wird ihm das Geheimnis der Wahrheit kund. Wieviel mehr noch wird er Personen, mit denen er zusammen gewesen ist, wieder erkennen oder entdecken! Ohne Zweifel werden die heiligen Seelen, die zu reinem Schauen gelangen und mit Einblick begnadet sind, im K�nigreich des Lichts mit allen Geheimnissen vertraut, und sie werden nach der Gabe trachten, die Wirklichkeit jeder gro�en Seele zu bezeugen. Ja, sie werden die Sch�nheit Gottes in jener Welt deutlich schauen. Ebenso werden sie alle Freunde Gottes aus alten und j�ngsten Zeiten in der himmlischen Versammlung vorfinden ...�

�Die Verschiedenheit der Art und der Stufe wird bei allen Menschen naturgem�� wahrgenommen, wenn sie aus dieser sterblichen Welt gegangen sind. Sie bezieht sich jedoch nicht auf den Raum, sondern auf die Seele und ihr Bewu�tsein. Das K�nigreich Gottes ist �ber Raum und Zeit geheiligt; es ist eine andere Welt und ein anderes Weltall. Aber den heiligen Seelen ist die Gabe der Vermittlung verhei�en. Wisse mit Bestimmtheit, da� in den g�ttlichen Welten die geistig Geliebten einander erkennen und Vereinigung miteinander suchen werden - eine geistige Vereinigung. Ebenso wird eine Liebe, die jemand f�r einen andern gehegt hat, in der Welt des K�nigreiches nicht vergessen werden. Desgleichen wirst du dort das Leben, das du in dieser irdischen Welt gef�hrt hast, nicht vergessen.��

� Abdu'l-Bahá, TAB I p.205
+11:13 #217 Himmel und H�lle

Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá betrachten die Beschreibungen von Himmel und H�lle, wie sie in manchen der �lteren Religionsschriften gegeben werden, als sinnbildlich, gleich der biblischen Erz�hlung von der Sch�pfung, und nicht als buchst�blich wahr. Nach Ihnen ist der Himmel der Zustand der Vollkommenheit und H�lle der Zustand der Unvollkommenheit. Himmel ist Einklang mit Gottes Willen und mit unseren Mitmenschen, und H�lle ist das Fehlen dieses Einklangs. Himmel ist der Zustand geistigen Lebens, H�lle des geistigen Todes. Ein Mensch kann im Himmel oder in der H�lle sein, w�hrend er sich noch im K�rper befindet. Die Freuden des Himmels sind geistige Freuden, und die Qualen der H�lle bestehen darin, dieser Freuden beraubt zu sein.

'Abdu'l-Bahá sagt:

�Wenn (die Menschen) durch das Licht des Glaubens von der Dunkelheit dieser Laster befreit, durch das Strahlen der Sonne der Wirklichkeit erleuchtet und mit allen Tugenden geadelt werden, so halten sie dies f�r die gr��te Belohnung und wissen, da� es das wahre Paradies ist. In gleicher Weise betrachten sie es als geistige Bestrafung, das hei�t als Qual und Strafe des Daseins, der nat�rlichen Welt unterworfen zu sein, Gott fern zu sein, roh und unwissend zu sein, fleischlichen Gel�sten zu unterliegen, von sinnlichen Schw�chen gefesselt zu sein und mit schlechten Eigenschaften ... behaftet ... zu sein - f�r sie sind dies die gr��ten Strafen und Qualen ... Die Belohnungen der anderen Welt sind die Vollkommenheiten und der Friede, die nach Verlassen dieser Welt in den geistigen Welten erlangt werden ... (sie) sind Friede, geistige Tugenden, verschiedene geistige Gaben im Reiche Gottes, Erf�llung der W�nsche von Herz und Seele und Begegnung mit Gott in der Welt der Ewigkeit. In gleicher Weise bestehen die Strafen der anderen Welt, das hei�t ihre Qualen, im Beraubtsein der besonderen g�ttlichen Segnungen und vollkommenen Gnadengaben und im Herabsinken auf die niedrigste Stufe des Seins. Jeder, der von diesen g�ttlichen Gunstbezeigungen ausgeschlossen ist, wird, obwohl er nach dem Tode weiterbesteht, vom Volk der Wahrheit als tot angesehen ...�

�Der Reichtum der anderen Welt ist die Gottn�he. Folglich ist es gewi�, da� jene, die dem g�ttlichen Hof nahe sind, F�rsprache einlegen d�rfen, und diese F�rsprache wird von Gott gebilligt ...�

�Es ist sogar m�glich, da� die Lage derer, die in S�nde und Unglauben gestorben sind, ge�ndert werden kann; das hei�t, sie m�gen zum Gegenstand der Verzeihung durch die Gnade Gottes, nicht durch seine Gerechtigkeit, werden; denn Gnade gibt ohne Verdienst, Gerechtigkeit aber gibt nach Verdienst. Wie wir hier die Kraft haben, f�r diese Seelen zu beten, so werden wir die gleiche Kraft auch in der anderen Welt, die das Reich Gottes ist, besitzen. Darum k�nnen sie auch in jener Welt Fortschritte machen. Wie sie hier durch ihre dem�tigen Bitten Licht empfangen k�nnen, so k�nnen sie auch dort um Vergebung flehen und durch Bitten und Beten Licht erlangen ...�

�Sowohl vor als auch nach dem Ablegen dieser irdischen Gestalt gibt es in der Vollkommenheit Fortschritt, aber nicht in der Stufe. Es gibt kein h�heres Gesch�pf als den vollkommenen Menschen. Aber der Mensch kann, wenn er diese Stufe erreicht hat, in der Vollkommenheit noch Fortschritte machen, nicht aber in der Stufe, denn eine h�here als die des vollkommenen Menschen - die f�r ihn erreichbar w�re - gibt es nicht. Auf der Stufe der Menschheit allein macht er Fortschritte, denn die menschlichen Vollkommenheiten sind unbegrenzt. Wie gelehrt zum Beispiel ein Mensch auch sein mag, wir k�nnen uns immer einen noch gelehrteren vorstellen. Weil die menschlichen Vollkommenheiten unbegrenzt sind, darum kann der Mensch auch nach Verlassen dieser Welt Fortschritte in den Vollkommenheiten machen.��

� Abdu'l-Bahá, Beantwortete Fragen, Kap.60+64, S.219+230

+11:14 #219 Einheit der zwei Welten

Wie von Bahá'u'lláh gelehrt, umfa�t die Einheit der Menschheit nicht nur die Menschen, die noch im K�rper wandeln, sondern alle menschlichen Wesen, ob sie noch im K�rper oder k�rperlos sind. Nicht nur alle Menschen, die noch auf der Erde leben, sind Teile eines und desselben Organismus, sondern auch alle in den geistigen Welten, und diese zwei Teile sind eng voneinander Abhangig. Geistige Gemeinschaft der einen mit der anderen ist nicht unm�glich oder unnat�rlich. Sie ist vielmehr best�ndig und unvermeidlich vorhanden. Die, deren geistige F�higkeiten noch unentwickelt sind, sind sich dieser lebendigen Verbindung nicht bewu�t, aber wie sich des Menschen F�higkeiten entwickeln, wird er sich der Verbindung mit den im Jenseits Befindlichen nach und nach mehr bewu�t und klar. Den Offenbarern und Heiligen ist diese geistige Gemeinschaft so vertraut und wirklich wie das gew�hnliche Schauen und der gew�hnliche Verkehr den �brigen Menschen.

'Abdu'l-Bahá sagt (BF Kap.71 S.244):

�Die Visionen der Propheten sind keine Tr�ume; nein, sie sind geistige Entdeckungen und haben Wirklichkeit. Sie sagen zum Beispiel: `Ich sah ein Wesen von bestimmter Gestalt, ich sagte ihm dies, und es antwortete mir jenes`. Diese Vision erfolgt in der Welt des wachen Bewu�tseins und nicht in der des Schlafes. Es ist vielmehr eine geistige Entdeckung ... Unter geistigen Seelen gibt es geistiges Verstehen und Entdecken, eine Verbindung, die von Einbildung und Wahn gel�utert ist, und eine Vereinigung, die �ber Zeit und Raum geheiligt ist. So steht im Evangelium, da� auf dem Berge Tabor Moses und Elias zu Christus kamen, und es ist offenkundig, da� dies keine k�rperliche Begegnung war. Es war ein geistiges Geschehen ... Diese (Visionen) sind Wirklichkeit, sie erzielen wunderbare Ergebnisse in den K�pfen und Gedanken der Menschen und bewirken, da� ihre Herzen angezogen werden.�

W�hrend Er die Wirklichkeit `�bernormaler` seelischer F�higkeiten best�tigt, wehrt Er von Versuchen ab, ihre Entwicklung vorzeitig zu erzwingen. Diese F�higkeiten werden sich naturgem�� zur rechten Zeit entfalten, wenn wir nur dem Pfade geistigen Fortschritts folgen, den die Offenbarer uns vorgezeichnet haben. Er sagt:

�Sich mit �bersinnlichen Kr�ften abzugeben, w�hrend man auf dieser Welt weilt, wirkt st�rend auf den Zustand der Seele in der n�chsten Welt. Diese Kr�fte sind wirklich, treten aber normalerweise auf dieser Ebene nicht in T�tigkeit. Das Kind im Mutterleib hat seine Augen, Ohren, H�nde, F��e usw., aber sie treten nicht in T�tigkeit. Der ganze Zweck des Lebens in der materiellen Welt ist, hindurchzudringen zur Welt der Wirklichkeit, wo diese Kr�fte dann in T�tigkeit treten. sie geh�ren jener Welt an.��

� Aus Miss Bucktons von Abdu'l-Bahá �berpr�ften Notizen

Verkehr mit dem Geist Abgeschiedener sollte nicht um seiner selbst oder um eitler Neugierde willen gesucht werden. Es ist aber sowohl ein Vorrecht wie eine Pflicht f�r die, die sich auf der einen Seite des Schleiers befinden, die auf der andern Seite zu lieben, ihnen zu helfen und f�r sie zu beten. Gebete f�r die Toten sind den Bahá'í zur Pflicht gemacht. 'Abdu'l-Bahá sagt:

�Die Gnade wirkungsvoller F�rbitte ist eine der Vollkommenheiten, die die vorgeschrittenen Seelen wie auch die Manifestationen Gottes haben. Jesus Christus hatte die Macht, um Vergebung f�r seine Feinde zu bitten, als Er auf Erden weilte, und sicherlich hat Er diese Macht jetzt noch. 'Abdu'l-Bahá erw�hnt niemals den Namen einer verstorbenen Person ohne zu sagen: `M�ge Gott ihm vergeben!` oder Worte gleicher Art. Auch Anh�nger der Offenbarer haben diese Kraft des Gebetes um Vergebung f�r Seelen. Wir d�rfen daher nicht denken, da� manche Seelen, die in v�lliger Unkenntnis Gottes hin�bergegangen sind, zum Dauerzustand des Leidens und des Untergangs verdammt sind. Die Kraft wirksamer F�rbitte f�r sie ist immer vorhanden ...��

�Wer in der andern Welt reich ist, kann dem Armen helfen, wie hier der Reiche dem Armen helfen kann. In allen Welten sind alle die Gesch�pfe Gottes. Sie sind immer von Ihm Abhangig. Sie sind nie unAbhangig und k�nnen es nie sein. Weil sie Gottes bed�rfen, werden sie desto reicher, je mehr sie flehen. Was ist ihr Handelsgut, was ihr Wohlstand? Was ist in der andern Welt Hilfe und Beistand? Es ist F�rbitte. Unentwickelte Seelen m�ssen den Fortschritt vor allem durch die Gebete der geistig Reichen zu gewinnen suchen. Hernach k�nnen sie auch durch ihre eigenen Gebete Fortschritte machen.��

� Abdu'l-Bahá, in einem Gespr�ch mit Miss E.J.Rosenberg im Jahre 1904

Ferner sagte Er (in London p.97):

�Die Hin�bergegangenen haben Eigenschaften, die sich von denen derer, die noch auf Erden sind, unterscheiden, doch gibt es hier keine wirkliche Trennung. Im Gebet gibt es eine Verschmelzung der Stufe, eine Verschmelzung des Zustands. Bete f�r sie, wie sie f�r dich beten.�

Auf die Frage, ob es m�glich sei, durch Glauben und Liebe die neue Offenbarung zur Kenntnis der Abgeschiedenen zu bringen, die nicht bei Lebzeiten von ihr geh�rt haben, erwiderte 'Abdu'l-Bahá:

�Ja sicherlich! Weil aufrichtiges Gebet immer seine Wirkung hat, und es hat einen gro�en Einflu� in der andern Welt. Wir sind nie abgeschnitten von jenen, die dort sind. Der wahre und wirkliche Einflu� liegt nicht in dieser, sondern in der anderen Welt.��

� Abdu'l-Bahá, Notes of Mary Hanford Ford, Paris 1911

Andererseits schreibt Bahá'u'lláh (nach einem von '�l� Kul� Kh�n �bersetzen Tablet):

�Wer dem entsprechend lebt, was f�r ihn vorgesehen wurde, f�r den werden die himmlischen Heerscharen und das Volk des allerh�chsten Paradieses und jene, die im Dome der Gr��e wohnen, beten, nach einem Befehl Gottes, des K�stlichsten, des Preisw�rdigsten.�

Als 'Abdu'l-Bahá gefragt wurde, wie es zugehe, da� sich das Herz �fters instinktiv an Freunde wende, die in das n�chste Leben eingegangen sind, antwortete Er (in London p.97):

�Es ist ein Gesetz in Gottes Sch�pfung, da� sich der Schwache an den Starken lehnt. Die, zu denen du dich wendest, m�gen Vermittler der g�ttlichen Kraft f�r dich sein, wie wenn sie auf Erden w�ren. Aber es ist der eine Heilige Geist, der allen Menschen Kraft verleiht.�

+11:15 #222 Nichtdasein des �bels

Nach der Baha'i-Philosophie folgt aus der Lehre von der Einheit Gottes, da� es so etwas, wie unbedingtes �bel, nicht geben kann. Es kann nur eine Unendlichkeit geben. G�be es im Weltall irgendeine andere Kraft au�erhalb des Einen oder entgegengesetzt dem Einen, dann w�rde der Eine nicht unendlich sein. Wie Dunkelheit nur das Fehlen oder ein geringerer Grad von Licht ist, so ist �bel nichts als das Fehlen des Guten oder ein geringerer Grad davon, der unentwickelte Zustand. Ein schlimmer Mensch ist ein Mensch, bei dem die h�here Seite seiner Natur noch unentwickelt ist. Wenn er eigens�chtig ist, so liegt das �bel nicht in seiner Liebe zum eigenen selbst - alle Liebe, selbst Eigenliebe, ist gut, ist g�ttlich. Das �bel liegt darin, da� er eine arme, unangebrachte, mi�leitete Liebe zum eigenen Selbst und einen Mangel an Liebe f�r die andern und f�r Gott hat. Er blickt auf sich, als ob er allein eine h�here Art von Gesch�pf w�re, und h�tschelt seine niedere Natur, wie man sein Scho�h�ndchen h�tschelt - mit schlimmeren Folgen in seinem Fall als in dem des Hundes.

In einem seiner Briefe schreibt 'Abdu'l-Bahá:

�Was deine Bemerkung anbetrifft, da� Abdu'l-Bahá zu verschiedenen der Gl�ubigen gesagt hat, da� es nie ein �bel g�be, da� es vielmehr nichtexistent sei, so ist dies nur Wahrheit, weil es ja das gr��te �bel ist, da� die Menschen vom richtigen Weg abweichen und f�r die Wahrheit verh�llt sind. Irrtum ist Mangel an F�hrung, Dunkelheit ist Fehlen von Licht, Unwissenheit ist Mangel an Erkenntnis, Falschheit ist Mangel an Wahrhaftigkeit, Blindheit ist Mangel an Gesicht und Taubheit ist Mangel an Geh�r. Daher sind Irrtum, Blindheit, Taubheit und Unwissenheit nichtbestehende Dinge.�

Ferner sagt Er (BF Kap.57 S.211):

�In der Sch�pfung gibt es nichts B�ses; alles ist gut. Gewisse Eigenschaften und Charakterz�ge, die manchen Menschen angeboren und scheinbar tadelnswert sind, sind es nicht in Wirklichkeit. Zum Beispiel kann man bei einem S�ugling schon von Anfang seines Lebens an die Zeichen von Begierde, �rger und Zorn bemerken. Es k�nnte also gesagt werden, Gut und B�se seien der Wirklichkeit des Menschen angeboren und dies stehe im Widerspruch zum reinen Gutsein der Natur und Sch�pfung. Die Antwort darauf ist, da� Begierde, die ja ein Verlangen nach Mehr bedeutet, eine lobenswerte Eigenschaft ist, vorausgesetzt, da� sie am rechten Platz angewandt wird. Wenn also ein Mensch begierig ist, sich Wissen und Kenntnisse zu erwerben oder mitf�hlend, gro�m�tig und gerecht zu werden, so ist dies sehr anerkennenswert. Wenn er seinen �rger und Zorn gegen blutd�rstige Unterdr�cker, die wilden Tieren gleichen, richtet, so ist dies ebenfalls sehr lobenswert; wenn er aber diese Eigenschaften nicht in der richtigen Weise anwendet, so sind sie zu tadeln ... Ebenso ist es mit allen nat�rlichen menschlichen Eigenschaften, die das Kapital des Lebens bilden; wenn sie auf unrechte Weise sich zeigen und angewandt werden, werden sie tadelnswert. Es ist daher klar, da� die Sch�pfung absolut gut ist.�

Ein �bel ist immer Mangel an Leben. Wenn die niedere Seite der menschlichen Natur unverh�ltnism��ig stark entwickelt ist, so ist das Heilmittel nicht weniger Leben f�r diese Seite, sondern mehr Leben f�r die h�here Seite, auf da� das Gleichgewicht wieder hergestellt werde. Christus sprach: �Ich bin gekommen, damit ihr Leben habt, und damit ihr es im �berflu� habt�. (Joh.10:11) Das ist es, was wir alle brauchen, Leben, mehr Leben, das Leben, das in der Tat Leben ist! Die Botschaft von Bahá'u'lláh ist die gleiche wie die von Christus. Er spricht: �Heute ist dieser Diener wirklich gekommen, die Welt zu beleben�.� Und zu seinen Anh�ngern sprach Er �Folget Mir nach, damit Wir euch zu Lebensspendern der Menschheit machen.��

� Tablet an Ra'is Tablet an den Papst

+12:0 #225
12. KAPITEL
RELIGION UND WISSENSCHAFT

�'Ali, der Schwiegersohn Muhammads, sagte: `Was mit der Wissenschaft �bereinstimmt, ist auch mit der Religion in Einklang`. Was immer die Intelligenz des Menschen nicht zu begreifen vermag, sollte auch von der Religion nicht angenommen werden. Die Religion geht mit der Wissenschaft Hand in Hand, und jede Religion, die der Wissenschaft widerspricht, ist nicht die Wahrheit.�

(Paris S.103)
+12:1 #225
Streit kommt aus Irrtum

Es ist eine der grundlegenden Lehren von Bahá'u'lláh, da� wahre Wissenschaft und wahre Religion immer miteinander in Einklang stehen m�ssen. Die Wahrheit ist eine. Wenn aber ein Streit aufkommt, so r�hrt dieser nicht von der Wahrheit, sondern vom Irrtum her. Zwischen sogenannter Wissenschaft und sogenannter Religion gab es zu allen Zeiten heftige Streitigkeiten. Blickt man auf diese aber im Lichte wirklicher Wahrheit zur�ck, so k�nnen wir sie jederzeit auf Unwissenheit, Vorurteil, Eitelkeit, Gier, Engherzigkeit, Unduldsamkeit, Eigensinn und dergleichen zur�ckf�hren - alles dem wahren Geist sowohl der Religion als der Wissenschaft fremd, denn beider Geist ist einer. so sagt uns Huxley: �Die gro�en Taten der Philosophen waren nicht so sehr Fr�chte ihres Verstandes, als vielmehr der Leitung dieses Verstandes durch eine hervorragend religi�se Haltung des Geistes. Die Wahrheit trat mehr durch ihre Geduld, ihre Liebe, ihre Herzenseinfachheit und ihre Selbstverleugnung zu Tage als durch ihren logischen Scharfsinn.� Der Mathematiker Boole versichert uns, da� �geometrische Folgerung im wesentlichen ein Vorgang des Gebets ist, ein Ruf des endlichen Geistes an das Unendliche um Licht �ber endliche Begriffe�. Von den gro�en Propheten der Religion und der Wissenschaft klagte niemals einer den andern an. Es sind die unw�rdigen Anh�nger dieser gro�en Weltlehrer gewesen, Anbeter des Buchstabens und nicht des Geistes ihrer Lehre, welche immer die Verfolger der nachherigen Offenbarer und die bittersten Gegner des Fortschritts waren. Sie haben das Licht der besonderen Offenbarung, die sie heilig hielten, studiert, und haben ihre Eigent�mlichkeiten und Besonderheiten, wie sie es mit ihrem begrenzten Gesicht sehen k�nnen, mit der �u�ersten Sorgfalt und Genauigkeit festgestellt. Dies bedeutet dann f�r sie das einzig wahre Licht. Wenn Gott in seiner unendlichen G�te ein vollkommeneres Licht aus einer andern Himmelsrichtung sendet, und die Fackel der Eingebung aus einem neuen Leuchter heller brennt als bisher, so werden sie �rgerlich und beunruhigt, anstatt das neue Licht zu bewillkommnen und den Vater alles Lichts in neuer Dankbarkeit anzubeten. Dieses neue Licht stimmt nicht mit ihren Begriffsbestimmungen �berein. Es hat keine rechtgl�ubige F�rbung und leuchtet nicht aus einem rechtgl�ubigen Ort. Deshalb mu� es um jeden Preis ausgel�scht werden, damit es die Menschen nicht irref�hre auf den Weg der Ketzerei! Viele Feinde der Propheten sind von solcher Art, blinde F�hrer der Blinden, welche sich der neuen und vollkommeneren Wahrheit widersetzen, im vermeintlichen Interesse dessen, was sie f�r die Wahrheit halten. Andere sind unedler und lassen sich von eigens�chtigen Vorurteilen verf�hren, gegen die Wahrheit zu k�mpfen, oder sie verstellen durch ihre geistige Leblosigkeit und Tr�gheit den Weg zum Fortschritt.

+12:2 #226 Verfolgung der Offenbarer

Die gro�en Offenbarer der Religionen wurden immer bei Ihrem Kommen von den Menschen verachtet und verworfen. sie sowohl wie Ihre ersten J�nger haben ihre R�cken den Gei�elknechten ausgesetzt und ihre Besitzt�mer und ihr Leben auf dem Pfade Gottes geopfert. Dies geschah wieder in unserer Zeit. Seit 1844 wurden in Persien viele tausend B�b� und Bahá'í f�r ihren Glauben grausam gemordet, und noch viele mehr aus ihrer Schar ertrugen Gefangenschaft, Verbannung, Armut und Entehrung. Die letzte der gro�en Religionen wurde mehr mit �Blut getauft� als ihre Vorg�ngerinnen, und dieses M�rtyrertum dauert bis zur Gegenwart an.

Mit den Propheten der Wissenschaft ereignete sich dasselbe. Giordano Bruno wurde im Jahre 1600 n.Chr. als Ketzer verbrannt, weil er unter anderem lehrte, da� die Erde sich um die Sonne drehe. Der alte Philosoph Galilei mu�te einige Jahre sp�ter, um demselben Schicksale zu entgehen, auf den Knien derselben Lehre abschw�ren. Sp�ter wurden Darwin und die Pioniere der modernen Geologie heftig angegriffen, weil sie mutig der Lehre der Heiligen Schrift widerstritten, die Welt sei vor weniger als 6000 Jahren in sechs Tagen erschaffen worden. Der Widerstand gegen eine neue wissenschaftliche Wahrheit trat aber nicht allein von der Kirche aus auf. Die rechtgl�ubigen Wissenschaftler sind dem Fortschritt gerade so feindlich gesinnt gewesen wie die rechtgl�ubig Religi�sen. Kolumbus wurde von den sogenannten Gelehrten seiner Zeit verlacht und verspottet, die zu ihrer eigenen Genugtuung bewiesen, da�, wenn es Schiffen gelingen sollte, bis zu unseren Antipoden auf der andern Seite der Erdkugel zu fahren, es ihnen unbedingt unm�glich sei, wieder zur�ckzufahren. Galvani, der Schrittmacher der Wissenschaft die Elektrizit�t, wurde von seinen gelehrten Amtsgenossen verlacht und der �Froschtanzlehrer� genannt. Harvey, der den Kreislauf des Blutes entdeckte, wurde von seinen Berufsgenossen wegen seiner Ketzerei l�cherlich gemacht, verfolgt und von seinem Lehrstuhl abgesetzt. Als Stephenson seine Lokomotive erfand, verharrten europ�ische Mathematiker seiner Zeit jahrelang dabei, zu ihrer Genugtuung zu beweisen, da� eine Maschine auf glatten Schienen niemals eine Last ziehen k�nne, da die R�der sich einfach rundherum drehen und der Zug nicht vorw�rts zu bewegen sein werde, statt ihre Augen zu �ffnen und die Tatsachen festzustellen. Solche Beispiele k�nnte man in unbeschr�nkter Zahl aus der alten und neuen Geschichte und selbst aus der gegenw�rtigen Zeit anf�hren. Dr. Zamenhof, der Erfinder des Esperanto, mu�te f�r seine wundervolle Welthilfssprache gegen denselben Spott, dieselbe Verachtung und verst�ndnislose Gegnerschaft ank�mpfen, die Kolumbus, Galvani und Stephenson entgegentraten. Selbst Esperanto, das der Welt erst vor so kurzer Zeit im Jahre 1887 geschenkt wurde, hat seine M�rtyrer gehabt.

+12:3 #228 Das D�mmern der Auss�hnung

W�hrend des letzten halben Jahrhunderts trat jedoch eine �nderung im Geiste des Zeitalters zu Tage, ein neues Licht der Wahrheit war aufgegangen, das die Streitfragen des letzten Jahrhunderts als sonderbar r�ckst�ndig erscheinen lie�. Wo sind die Priester, die alle, die ihre Glaubensformeln nicht annahmen, so dreist f�r das Feuer der H�lle und die Qualen der Verdammnis bestimmten? Der Widerhall ihres Geschreis ist noch h�rbar, aber ihre Zeit ist zu Ende und ihre Lehren geraten in Verruf. Heute k�nnen wir sehen, da� die Lehren, um die sich die Streitfragen am sch�rfsten drehten, weder echte Wissenschaft noch echte Religion waren. Welcher Gelehrte d�rfte im Lichte der modernen Seelenforschung noch behaupten, da� �das Gehirn den Gedanken ausscheidet, so wie die Leber die Galle absondert�? oder da� der Verfall des K�rpers notwendigerweise begleitet wird vom Verfall der Seele? Wir sehen jetzt, da� der Gedanke, um wahrhaft frei zu sein, sich zu den Reichen der seelischen und geistigen Erscheinungen erheben mu� und sich nicht nur auf das Stoffliche beschr�nken darf. Wir verstehen, da� das, was wir von der Natur jetzt wissen, gleichsam nur ein Tropfen im Ozean ist demgegen�ber, was der Entdeckung noch harrt. Wir geben deshalb gerne die M�glichkeit von Wundern zu, aber freilich nicht in dem Sinn, da� sie die Naturgesetze brechen, sondern als Offenbarungen der Wirkung feinster Kr�fte, die uns noch unbekannt sind, wie es die Elektrizit�t und die R�ntgenstrahlen unsern Vorfahren waren. Welcher von unseren f�hrenden Religionslehrern w�rde andererseits noch behaupten, da� man, um erl�st zu werden, glauben m�sse, die Welt sei in sechs Tagen erschaffen worden, oder die Beschreibung der Plagen in �gypten, die im zweiten Buch Mose verzeichnet sind, sei w�rtlich wahr, oder da� die Sonne stillestand am Himmel (d.h., da� die Erde aufh�rte sich zu drehen), damit Josua seine Feinde verfolgen konnte? oder da�, wenn man das Glaubensbekenntnis des heiligen Athanasius nicht annimmt, man �ohne Zweifel in Ewigkeit verdammt� sei? Solche Glaubenss�tze m�gen noch der Form wegen wiederholt werden, aber wer nimmt sie in ihrem w�rtlichen Sinn und ohne Vorbehalt hin? Sie h�rten schon lange auf oder werden bald aufh�ren, der Menschen Herz und Verstand zu besch�ftigen. Die religi�se Welt schuldet den M�nnern der Wissenschaft gro�en Dank, die solche abgenutzten Glaubenss�tze und Dogmen zunichte machen, und die der Wahrheit zum Siege verhelfen. Die wissenschaftliche Welt aber schuldet einen noch gr��eren Dank den wahren Heiligen und Mystikern, die sich in guten und b�sen Tagen an die Lebenswahrheiten geistiger Erfahrung hielten und einer ungl�ubigen Welt bewiesen, da� das Leben mehr fordert als Nahrung, und da� das Unsichtbare gr��er ist als das sichtbare. Diese Gelehrten und Heiligen glichen Bergesgipfeln, die die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auffingen und sie widerspiegelten auf die tiefer liegende Welt. Jetzt aber ist die Sonne aufgegangen und ihre Strahlen erhellen die Welt. In den Lehren von Bahá'u'lláh besitzen wir eine herrliche Offenbarung der Wahrheit, die Herz wie Verstand befriedigt, in der Religion und Wissenschaft eins sind.

+12:4 #229 Forschen nach Wahrheit

V�llige �bereinstimmung mit der Wissenschaft ist in der Baha'i-Lehre bez�glich des Weges, auf dem wir die Wahrheit zu suchen haben, selbstverst�ndlich. Der Mensch mu� sich frei machen von allen Vorurteilen, so da� er unbehindert nach Wahrheit forschen kann.

'Abdu'l-Bahá sagt (Paris S.108):

�Um die Wahrheit zu finden, m�ssen wir von unseren Vorurteilen, unseren eigenen kleinlichen, allt�glichen Vorstellungen lassen; ein offener, empf�nglicher Sinn ist n�tig. Wenn unser Kelch vom Ich erf�llt ist, so ist in ihm kein Raum mehr f�r das Wasser des Lebens. Die Tatsache, da� wir meinen, selber im Recht zu sein, und jeden anderen f�r im Unrecht halten, ist das gr��te aller Hindernisse auf dem Weg zur Einheit, und Einheit ist n�tig, wenn wir zur Wahrheit kommen wollen, denn die Wahrheit ist nur eine ... Keine Wahrheit kann einer anderen Wahrheit widersprechen. Das Licht ist gut, in welcher Lampe es auch brennen mag, eine Rose sch�n, in welchem Garten sie auch bl�hen mag. Ein Stern hat den gleichen Glanz, ob er aus dem Osten oder aus dem Westen scheint. Seid vorurteilsfrei, so werdet ihr die Sonne der Wahrheit lieben, an welchem Punkte des Horizontes sie auch aufgeht! Ihr werdet erkennen, da� das g�ttliche Licht der Wahrheit, wenn es in Jesus Christus schien, dann auch in Moses und in Buddha leuchtete. Der ernsthaft Suchende wird zu dieser Wahrheit finden ... Sie bedeutet auch, da� wir gewillt sein m�ssen, alles beiseite zu legen, was wir fr�her gelernt haben und was unsere Schritte auf dem Weg zur Wahrheit hindern k�nnte. Wir d�rfen nicht davor zur�ckschrecken, n�tigenfalls unsere Erziehung von vorne zu beginnen. Wir d�rfen unser Auge nicht durch die Liebe zu irgendeiner Religion oder Person derartig blenden lassen, da� uns der Aberglaube in Fesseln schl�gt. Wenn wir uns von allen diesen Banden l�sen und mit ungebundenen Sinnen suchen, so werden wir auch f�hig sein, ans Ziel zu gelangen.�

+12:5 #230 Wahrer Agnostizismus

Die Baha'i-Lehre stimmt mit Wissenschaft und Philosophie in der Erkl�rung �berein, da� die Wesenheit Gottes v�llig au�erhalb des menschlichen Fassungsverm�gens steht. So nachdr�cklich, wie Thomas Huxley und Herbert Spencer lehren, da� das Wesen der �gro�en ersten Ursache� unerkennbar ist, lehrt Bahá'u'lláh: �Gott umfa�t alles. Er kann nicht umfa�t werden.� Zur Erkenntnis der g�ttlichen Wesenheit ist �der Weg versperrt und die Stra�e unbegehbar.� Denn wie kann das Endliche das Unendliche begreifen? Wie kann ein Tropfen den Ozean enthalten oder ein im Sonnenschein tanzendes St�ubchen das Weltall umfassen? Und dennoch spricht das ganze Weltall von Gott. In jedem Wassertropfen sind Weltmeere von Bedeutung verborgen, und in jedem Sonnenst�ubchen ist ein ganzes Weltall von Bedeutsamkeiten eingeschlossen, weit �ber den Gesichtskreis des gelehrtesten Wissenschaftlers reichend. Der Chemiker und der Physiker sind in Verfolg ihrer Forschungen nach der Natur der Dinge fortgeschritten von der Masse zu den Molek�len, von den Molek�len zu den Atomen, von den Atomen zu den Elektronen und zum �ther, aber mit jedem Schritt wachsen die Schwierigkeiten der Forschung, bis auch der tiefgr�ndigste Verstand nicht weiter vordringen kann und sich in stiller Ehrfurcht beugen mu� vor dem unbekannten Unendlichen, das immer in unerforschliches Geheimnis geh�llt bleiben wird.

�Blume in der rissigen Mauer,
ich pfl�cke dich aus dem Spalt.

Ich halte dich hier, Wurzel und alles, in meiner Hand,

kleine Blume ; doch wenn ich verstehen k�nnte,
was du bist, Wurzel und alles, alles in allem,

so w�rde ich wissen, was Gott und der Mensch ist.�

(Tennyson)

Wenn die Blume in der rissigen Mauer, wenn selbst ein einziges Atom des Stoffes Geheimnisse zeigen, die der tiefgr�ndigste Verstand nicht zu l�sen vermag, wie ist es dann f�r den Menschen m�glich, das Weltall zu begreifen? Wie darf er sich erdreisten, die unendliche Ursache aller Dinge zu bestimmen oder zu beschreiben? Alle theologischen Spekulationen �ber die Natur von Gottes Wesen werden auf diese Weise als t�richt und nichtig abgetan.

+12:6 #231 Gotteserkenntnis

Wenn auch das Wesen Gottes nicht erkennbar ist, so sind doch die Offenbarungen seiner G�te all�berall zu finden. Wenn die erste Ursache auch nicht begriffen werden kann, so werden doch Ihre Wirkungen allen unseren Sinnen klar. Gerade wie die Kenntnis des Gem�ldes eines Malers dem Kenner einen wahren Begriff von dem K�nstler gibt, so ist die Kenntnis des Weltalls von jedem Gesichtspunkte aus Erkenntnis �ber die Natur oder �ber die menschliche Natur, �ber sichtbare oder unsichtbare Dinge, Erkenntnis von Gottes Werk, und sie �bermittelt dem Sucher nach g�ttlicher Wahrheit wirkliches Erkennen seiner Herrlichkeit.

�Die Himmel erz�hlen die Ehre Gottes;
und die Feste verk�ndigt seiner H�nde Werk.
Ein Tag sagt's dem andern
und eine Nacht tut's kund der andern.��
� Psalm 19:1-2
+12:7 #232 Die g�ttlichen Manifestationen

Alle Dinge tun die Gnade Gottes kund mit gr��erer oder geringerer Klarheit, wie alle dem Sonnenlicht ausgesetzten gegenst�ndlichen Dinge dieses Licht in gr��erem oder geringerem Grade widerstrahlen. Ru� gibt eine ganz geringe Widerspiegelung, ein Stein schon etwas mehr, ein St�ck Kreide noch mehr, aber bei keiner dieser Widerstrahlungen k�nnen wir die Form und die Farbe der herrlichen Sonne finden. Ein vollkommener Spiegel dagegen strahlt die wahre Form und Farbe der Sonne derart wider, da� ein Blick in ihn einem Blick in die Sonne selbst gleichkommt. In gleicher Weise reden die Dinge zu uns von Gott. Der Stein kann uns etwas �ber die g�ttlichen Eigenschaften sagen, die Blume etwas mehr, und das Tier mit seinen wunderbaren Sinnen, Instinkten und seiner Bewegungsf�higkeit noch mehr. Im geringsten unserer Mitmenschen k�nnen wir wundervolle F�higkeiten entdecken, die uns von einem herrlichen Sch�pfer k�nden. Im Dichter, im Heiligen, im Genie finden wir eine noch h�here Offenbarung, aber die gro�en Offenbarer und Religionsstifter sind die vollkommenen Spiegel, durch welche die Liebe und Weisheit Gottes auf die �brige Menschheit widergespiegelt werden. Die Spiegel der andern Menschen sind durch die Flecken und den Staub der Selbstsucht und der Vorurteile getr�bt, aber jene sind rein und ohne Makel, v�llig ergeben dem Willen Gottes. So werden sie die gr��ten Erzieher der Menschheit. Die g�ttlichen Lehren und die Macht des Heiligen Geistes, der durch sie spricht, waren und sind die Ursache des Fortschritts der Menschheit, denn Gott hilft den Menschen durch andere Menschen. Jeder Mensch, der auf der Stufenleiter des Lebens h�her steht, ist eine Hilfe f�r die, die niedriger stehen, und die am h�chsten �ber allen Stehenden sind die Helfer f�r alle Menschen. Es ist, als ob alle Menschen durch dehnbare B�nder miteinander verbunden w�ren. Wenn ein Mensch sich nur ein wenig �ber den allgemeinen Stand seiner Mitmenschen erhebt, straffen sich die B�nder. Seine alten Gef�hrten sind bestrebt, ihn zur�ckzuziehen, aber mit gleicher Kraft zieht er sie aufw�rts. Je h�her er steigt, desto mehr f�hlt er das Gewicht der ganzen Welt, die ihn zur�ckzieht, und desto mehr ist er auf die g�ttliche Hilfe angewiesen, die ihm von wenigen noch h�her stehenden zukommt. Am h�chsten von allen stehen die gro�en Offenbarer und Erl�ser, die g�ttlichen �Manifestationen�, jene vollkommenen Menschen, die in Ihrer Zeit alle einsam, ohne einen Gleichgestellten oder Gef�hrten waren und die Last der ganzen Welt trugen, allein von Gott gest�tzt ... �Die Last unserer S�nden lag auf Ihm�, traf auf jeden von Ihnen zu.- Jeder war �der Weg, die Wahrheit und das Leben� f�r seine Anh�nger. Jeder war der Kanal der Gnade Gottes f�r jedes Herz, das sich nach ihr sehnte. Jeder hatte seinen Teil zu erf�llen in dem gro�en g�ttlichen Plan zur Hebung der Menschheit.

+12:8 #233 Sch�pfung

Bahá'u'lláh lehrt, da� das Weltall keinen zeitlichen Anfang hat. Es ist ein fortw�hrendes Entstr�men aus der gro�en ersten Ursache. Der Sch�pfer hatte immer Seine Sch�pfung und wird sie immer haben. Welten und Weltensysteme m�gen kommen und vergehen, aber das Weltall bleibt bestehen. Alle Dinge, die eine Verbindung eingegangen sind, unterziehen sich im Laufe der Zeit auch einmal der Trennung, jedoch die Elemente, welche die Zusammensetzung bilden, bleiben bestehen. Die Erschaffung einer Welt, einer Blume oder eines menschlichen K�rpers ist nicht �ein Erschaffen aus Nichts�, sie ist vielmehr ein Zusammenf�gen von Elementen, die vorher getrennt waren, ein Sichtbarmachen von etwas, das zuvor verborgen war. Nach und nach m�gen die Elemente getrennt werden, die Form mag verschwinden, aber nichts ist wirklich verloren oder vernichtet. Immer neue Verbindungen und Formen werden aus den Tr�mmern des Alten hervorgehen. Bahá'u'lláh best�tigt die Gelehrten, die nicht sechstausend, sondern Millionen und Milliarden von Jahren f�r die Geschichte der Erschaffung der Erde annehmen. Die Theorie der Evolution (Entwicklung) verneint keineswegs eine sch�pferische Macht, sie bem�ht sich nur, die Art und Weise ihrer Sichtbarwerdung zu beschreiben, und die wundersame Geschichte des materiellen Weltalls, die der Astronom, der Geologe, der Physiker und der Biologe nach und nach vor uns ausbreiten, ist, wenn richtig bewertet, bei weitem f�higer, die tiefste Anbetung und Verehrung wachzurufen, als es die d�rftige und primitive Schilderung der Sch�pfung vermag, wie sie die hebr�ischen Schriften wiedergeben. Die �lteste Kunde im ersten Buche Moses hat jedoch den Vorzug, in wenigen k�hnen sinnbildlichen Strichen die wesentliche geistige Bedeutung der Geschichte aufzuzeichnen, wie ein meisterhafter Maler, der mit wenigen Pinselstrichen Gesichtsz�ge hinwirft, die der St�mper in angestrengtester Bem�hung um die Einzelheiten ganz unm�glich wiedergeben kann. Wenn die materiellen Einzelheiten uns f�r die geistige Bedeutung blind machen, so w�ren wir besser ohne sie, aber wenn wir die wesentliche Bedeutung des ganzen Plans einmal fest erfa�t haben, dann wird die Kenntnis von den Einzelheiten unserem Verst�ndnis einen weit h�heren Reichtum und Glanz verleihen und wird uns statt eines einfachen Entwurfs ein herrliches vollendetes Bild zeigen.

'Abdu'l-Bahá sagt:

�Wisse, da� es eine der am schwierigsten zu verstehenden geistigen Wahrheiten ist, da� die Welt des Daseins, das hei�t dieses unendliche Weltall, keinen Anfang hat ... Wisse, da� ... ein Sch�pfer ohne ein Gesch�pf unm�glich w�re und ein Versorger ohne Versorgte nicht ausgedacht werden k�nnte; denn alle g�ttlichen Namen und Eigenschaften setzen das Dasein von Gesch�pfen voraus. Sich eine Zeit vorzustellen, in der es �berhaupt keine Gesch�pfe gegeben habe, hie�e die G�ttlichkeit Gottes leugnen. �berdies kann v�lliges Nichtsein nicht zum Dasein werden. Wenn die Gesch�pfe �berhaupt nicht existiert h�tten, w�re Dasein nicht ins Leben getreten. Weil nun das innerste Wesen der Einheit, das g�ttliche Sein, von aller Ewigkeit her besteht und immerw�hrend ist, das hei�t weder Anfang noch Ende hat, darum hat sicherlich diese Welt des Daseins, dieses unendliche Weltall, weder Anfang noch Ende. Es mag wohl sein, da� ein Teil des Weltalls, zum Beispiel einer der Himmelsk�rper, ins Dasein tritt oder verf�llt, aber die anderen, unendlich vielen Himmelsk�rper bestehen weiter ... Da das einzelne Gestirn einen Anfang hat, mu� es auch ein Ende haben, denn jede Zusammensetzung, im verband oder im einzelnen, mu� notwendigerweise aufgel�st werden; der einzige Unterschied ist, da� einige schnell und andere langsamer aufgel�st werden, aber es ist unm�glich, da� etwas Zusammengesetztes sich schlie�lich nicht aufl�st.��

� Abdu'l-Bahá, Beantwortete Fragen, Kap.47, S.180
+12:9 #235 Die Entwicklung der Menschen

Bahá'u'lláh best�tigt auch den Biologen, der f�r den menschlichen K�rper eine Geschichte entdeckt, die Jahrmillionen in der Entwicklung der Arten zur�ckreicht. Ausgehend von einer ganz einfachen, augenscheinlich unbedeutenden Form, wird der menschliche K�rper beschrieben, wie er im Verlauf von ungez�hlten Generationen sich Stufe f�r Stufe empor entwickelt, wie er immer vielgestaltiger wird, sich besser und besser organisiert, bis der Mensch des heutigen Tages erreicht ist. Jeder einzelne menschliche K�rper entwickelt sich durch solch eine Reihe von Stufen, vom winzigen Keim aus gallertartiger Masse bis zum voll entwickelten Menschen. Wenn dies auf das Einzelwesen zutrifft, was niemand leugnet, warum nimmt man dann an, da� es unter der menschlichen W�rde sei, eine �hnliche Entwicklung seiner Art zuzugestehen? Dies ist doch sehr verschieden von der Behauptung, da� der Mensch vom Affen abstamme. Der menschliche Embryo mag in einem gewissen Stadium einem Fisch mit Kiemen und Schwanz �hnlich sehen und ist dennoch kein Fisch. Er ist ein menschlicher Embryo. So mag die menschliche Art� in den verschiedenen Stufen ihrer langen Entwicklung �u�erlich dem Auge wie verschiedene Arten von niederem Getier erschienen sein, und doch war es immer die menschliche Art, im Besitz der geheimnisvoll verborgenen Kraft der Entwicklung zum Menschen, wie wir ihn heute sehen, mehr noch, der k�nftigen Entwicklung zu noch weit H�herem, wie wir fest vertrauen.

'Abdu'l-Bahá sagt (BF Kap.47 S.182f):

�Diese Erdkugel aber, das ist klar, hat ihre jetzige Gestalt nicht auf einmal angenommen, sondern dieses umfassende Dasein hat allm�hlich verschiedene Phasen durchwandert, bis es die heutige Vollendung erreicht hat ... Der Mensch zu Beginn seines Daseins und im Scho� der Erde - �hnlich dem Embryo im Mutterscho� - wuchs (allm�hlich) und entwickelte (sich), (schritt) von einer Form zur anderen, bis er in h�chster Sch�nheit und Vollendung erschien. Es ist gewi�, da� er im Anfang nicht diese Anmut, Lieblichkeit und Feinheit hatte, sondern nur schrittweise diese Gestalt, diese Form, diese Sch�nheit und Anmut erlangte ... Ebenso w�hrt das menschliche Dasein auf dieser Erde von Anbeginn, bis es die heutige Verfassung, Gestalt und Stufe erreicht, notwendigerweise eine lange Zeit und schreitet durch viele Seinsweisen, bis es diese Erscheinungsform erreicht. Aber von allem Anfang seines Daseins an ist der Mensch eine besondere Art ... Wenn wir auch zugeben, da� Spuren verschwundener Organe wirklich vorhanden sind, so ist dies noch kein Beweis gegen die Best�ndigkeit und Urspr�nglichkeit der Arten. Es beweist h�chstens, da� Form, Gestalt und Organe des Menschen Fortschritte gemacht haben. Der Mensch war immer eine besondere Art, kein Tier, sondern ein Mensch.�

�ber die Geschichte von Adam und Eva sagt Er (BF Kap.30 S.124):

�Wenn wir diese Geschichte nach der �u�eren Bedeutung ihrer Worte nehmen, wie es allgemein �blich ist, klingt sie h�chst seltsam. Der Verstand kann sie nicht annehmen, best�tigen oder sich vorstellen; denn solche Geschehnisse, Einzelheiten, Gespr�che und Vorw�rfe stehen vern�nftigen Menschen fern, um wieviel mehr Gott, der dieses unendliche Weltall in der vollkommensten Gestalt und seine unz�hligen Bewohner mit un�bertrefflicher Ordnung, Kraft und Vollendung eingerichtet hat ... Diese Geschichte von Adam und Eva, die vom Baum der Erkenntnis a�en, und von ihrer Vertreibung aus dem Paradies, mu� deshalb einfach als Gleichnis verstanden werden. Sie enth�lt g�ttliche Geheimnisse und umfassende Bedeutungen und steht wunderbaren Erkl�rungen offen.�

� Das Wort �Art� (engl. species) soll hier den Unterschied zum Ausdruck bringen, der immer zwischen Mensch und Tier bestand, ungeachtet der �u�eren Erscheinung. Es darf hier nicht in seiner gew�hnlichen Bedeutung als biologischer Fachausdruck aufgefa�t werden.

+12:10 #237 K�rper und Seele

Die Baha'i-Lehren, die sich auf K�rper und Seele und das Leben nach dem Tod beziehen, befinden sich in v�lliger �bereinstimmung mit den Ergebnissen der Seelenforschung. Sie lehren, wie wir gesehen haben, da� der Tod nur eine neue Geburt bedeutet, das Entweichen aus dem Gef�ngnis des K�rpers zu einem weiteren Leben, und da� der Fortschritt im kommenden Leben unbegrenzt ist.

Eine gro�e Menge wissenschaftlicher Beweise hat sich nach und nach angesammelt, die nach der Meinung unparteiischer, h�chst urteilsf�higer Forscher vollkommen gen�gt, um die Tatsache eines Lebens nach dem Tode au�er jeden Zweifel zu setzen, des fortdauernden Lebens und Wirkens der bewu�ten �Seele� nach ihrer Losl�sung von dem stofflichen K�rper. So sagt F.W.H. Myers in seinem Werk Human Personality (Menschliche Pers�nlichkeit), das viele Forschungsergebnisse der Psychical Research society zusammenfa�t:

�Die Beobachtung, der Versuch und die Folgerung haben viele Forscher, deren einer ich bin, zum Glauben an unmittelbare oder telepathische Verbindung nicht nur zwischen den Seelen der noch auf der Erde weilenden Menschen gef�hrt, sondern auch zwischen Seelen oder Geistern, die noch auf Erden sind, und abgeschiedenen Geistern. Eine solche Entdeckung �ffnet auch das Tor zur Offenbarung ... Wir haben gezeigt, da� inmitten von T�uschung und Selbstt�uschung, Betrug und Vorspiegelung wahrhaftige Offenbarungen uns von jenseits des Grabes erreichen ... Durch Entdeckung und Offenbarung wurden vorl�ufig gewisse Regeln bez�glich solcher abgeschiedenen Seelen aufgestellt, wie wir ihnen zu begegnen imstande waren. Zuerst und haupts�chlich habe ich wenigstens Grund zu glauben, da� ihr Zustand der einer endlosen Entwicklung in Weisheit und Liebe ist. Ihre Liebe dauert weiter, und am meisten von allem jene h�chste Liebe, welche ihr Ziel findet in der Anbetung und Verehrung ... Das �bel erscheint ihnen weniger etwas Schreckliches zu sein, denn etwas Knechtisches. Es ist in keinem m�chtigen Herrscher verk�rpert; vielmehr bildet es eine Insel des Wahnsinns, von dem die h�heren Geister die irregeleitete Seele zu befreien suchen. Hier braucht es kein Fegefeuer; Selbsterkenntnis ist des Menschen Strafe und sein Lohn; Selbsterkenntnis und die N�he oder Ferne von verwandten Seelen. Denn in dieser Welt ist Liebe tats�chlich Selbsterhaltung; die Gemeinschaft der Heiligen schm�ckt nicht nur, sondern bildet das ewige Leben. Nein, aus den Gesetzen der Telepathie folgt, da� diese Gemeinschaft schon hier und jetzt ihre Wirkung auf uns aus�bt. Sogar jetzt gibt die Liebe der abgeschiedenen Seelen Antwort auf unsere Anrufungen. Schon jetzt h�lt und st�tzt unser liebendes Gedenken - Liebe ist selbst ein Gebet - jene befreiten Geister auf ihrem Weg zur H�he.�

Das Ma� an �bereinstimmung zwischen dieser Ansicht, die auf sorgf�ltiger wissenschaftlicher Forschung begr�ndet ist, und jener der Baha'i-Lehre ist wirklich bemerkenswert.

+12:11 #238 Einheit der Menschheit

�Ihr seid alle die Fr�chte einer Baumes, die Bl�tter einer Zweiges, die Blumen einer Gartens.� Das ist einer der bezeichnendsten Spr�che von Bahá'u'lláh, und ein anderer ist ihm �hnlich:

�Ruhm geb�hrt nicht dem, der nur sein eigenes Land liebt, sondern dem, der das ganze Menschengeschlecht liebt.�

Einheit, Einheit der Menschheit und aller erschaffenen Wesen in Gott, ist der Leitgedanke seiner Lehre. Hier wird wieder der Einklang zwischen wahrer Religion und Wissenschaft offenbar. Mit jedem Fortschritt der Wissenschaft ist die Einheit des Weltalls und die gegenseitige Abhangigkeit seiner Teile immer klarer ersichtlich geworden. Das Gebiet des Astronomen ist untrennbar verbunden mit dem des Physikers und das des Physikers mit dem des Chemikers, das des Chemikers mit dem des Biologen, das des Biologen mit dem des Psychologen usw. Jede neue Entdeckung auf dem einen Felde des Forschens wirft neues Licht auf andere Gebiete. Wie die Wissenschaft der Physik gezeigt hat, da� jedes Partikel der Materie im Weltall jedes andere Partikel anzieht und beeinflu�t, es m�ge noch so winzig oder weit vom andern entfernt sein, so findet die Psychologie, da� jede Seele im Weltall auf jede andere Seele einwirkt und Einflu� hat. Prinz Kropotkin zeigt in seinem Buch �ber �Mutual Aid� (`Wechselseitige Hilfe`) �beraus klar, da� sogar unter den niederen Tieren wechselseitige Hilfe unbedingt zur Erhaltung des Lebens notwendig ist, w�hrend beim Menschen der Fortschritt der Zivilisation Abhangt vom wachsenden Ersatz gegenseitiger Feindschaft durch gegenseitige Hilfe. �Einer f�r alle und alle f�r einen� ist der einzige Grundsatz, nach dem eine Gemeinschaft gedeihen kann.

+12:12 #239 Das Zeitalter der Einheit

Alle Zeichen der Zeit zeigen uns, da� wir am Aufd�mmern eines neuen Zeitalters in der Geschichte der Menschheit stehen. Bis heute klammerte sich der junge Adler der Menschheit an das alte Nest auf dem festen Felsen der Selbstsucht und des Materialismus. Seine Bem�hungen, seine Fl�gel zu ben�tzen, waren �ngstlich und nur versuchsweise. Unabl�ssig sehnte er sich nach noch Unerreichbarem. Mehr und mehr nahm er Ansto� an den Beschr�nkungen der alten Glaubenss�tze und der alten Rechtgl�ubigkeit. Aber nun ist die Zeit der Beschr�nkung zu Ende, und er kann sich auf den Fl�geln des Glaubens und der Vernunft zu den h�heren Reichen geistiger Liebe und Wahrheit erheben. Er wird nicht l�nger erdgebunden sein, wie er es war, bevor ihm seine Schwingen wuchsen, sondern er wird sich nach seinem Willen emporschwingen zu den Regionen eines weiten Ausblicks und einer herrlichen Freiheit. Eines aber tut not, damit sein Flug sicher und gleichm��ig sei. Seine Schwingen m�ssen nicht nur stark sein, sondern sie m�ssen sich in vollkommener Harmonie und gegenseitigem Einordnen bewegen. 'Abdu'l-Bahá sagt hierzu (Paris S.113)

�Mit einem Fl�gel allein kann man unm�glich fliegen: Wenn jemand versuchen wollte, nur mit dem Fl�gel der Religion zu fliegen, so w�rde er rasch in den Sumpf des Aberglaubens st�rzen, w�hrend er andererseits nur mit dem Fl�gel der Wissenschaft auch keinen Fortschritt machen, sondern in den hoffnungslosen Morast des Materialismus fallen w�rde.�

Vollkommener Einklang zwischen Wissenschaft und Religion ist die notwendige Voraussetzung f�r das h�here Leben der Menschheit. Wenn dieses Ziel erreicht ist und jedes Kind erzogen wird, nicht nur im Studium der Wissenschaften und K�nste, sondern auch in der Liebe zur ganzen Menschheit und ebenso in der freudigen Ergebung in Gottes Willen, wie er sich offenbart im Fortschritt der Entwicklung und in den Lehren der Offenbarer, dann und nur dann wird das Reich Gottes kommen und sein Wille geschehen auf Erden wie im Himmel. Dann und nur dann wird der Gr��te Friede seine Segnungen �ber die Welt ergie�en. 'Abdu'l-Bahá sagt (Paris S.116):

�Wenn die Religion, befreit von Aberglauben, �berlieferungen und unverst�ndigen Dogmen, ihre �bereinstimmung mit der Wissenschaft dartut, so wird eine gro�e einigende, reinigende Kraft in der Welt sein, die alle Kriege, Uneinigkeiten, Mi�kl�nge und Streitigkeiten vor sich herkehrt, und dann wird die Menschheit in der Macht der Gottesliebe vereinigt werden.�

+13:0 #241
13. KAPITEL
DURCH DIE Baha'i-RELIGION ERF�LLTE PROPHEZEIUNGEN

�Was die Manifestation des Gr��ten Namens betrifft: Dies ist Er, den Gott in allen seinen B�chern und Schriften verhei�en hat, wie in der Bibel, den Evangelien und dem Quran.�

('Abdu'l-Bahá)
+13:1 #241 Auslegung von Prophezeiungen

Die Auslegung von Prophezeiungen ist anerkannt schwierig, und bei nichts anderem weichen die Meinungen der Gelehrten weiter voneinander ab. Dabei ist nichts verwunderliches, denn in �bereinstimmung gerade mit den geoffenbarten Schriften wurden viele der Prophezeiungen in solcher Form kundgegeben, da� sie nicht v�llig verstanden werden konnten, bevor die Erf�llung eintrat, und sogar dann nur von solchen, die reinen Herzens und frei von Vorurteilen waren. So wurde am Ende von Daniels Gesichten der Seher gehei�en (Daniel 12:4, 12:8-9):

�Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle dies Buch bis auf die letzte Zeit. Viele werden es dann durchforschen und gro�e Erkenntnis finden ... Und ich h�rte es, aber ich verstand's nicht und sprach: Mein Herr, was wird das Letzte davon sein? Er aber sprach: Geh hin, Daniel: denn es ist verborgen und versiegelt bis auf die letzte Zeit.�

Wenn Gott die Prophezeiungen bis zur verhei�enen Zeit versiegelte und die Auslegung nicht einmal den Propheten offenbarte, durch die Er sie aussprechen lie�, so d�rfen wir erwarten, da� niemand als der verhei�ene Gottgesandte f�hig sein wird, das Siegel zu zerbrechen und die Bedeutungen zu enth�llen, die in der Schatzkammer prophetischer Gleichnisse verborgen sind.

Das Nachdenken �ber die Geschichte der Prophezeiungen und ihre Mi�deutungen in den vergangenen Zeitaltern und Sendungen, zusammen mit den feierlichen Warnungen der Propheten selbst, sollte uns sehr vorsichtig machen gegen�ber den Gedankeng�ngen der Theologen bez�glich der wirklichen Bedeutung dieser Ausspr�che und der Art ihrer Erf�llung. Wenn andererseits jemand erscheint, der f�r sich Anspruch nimmt, die Prophezeiungen zu erf�llen, so ist es wichtig, da� wir seinen Anspruch offenen und unvoreingenommenen Herzens pr�fen. Handelt es sich um einen Betr�ger, so wird der Trug bald aufgedeckt, ohne da� Schaden entsteht. Aber wehe allen, die achtlos Gottes Boten von der T�re weisen, weil Er in einer unerwarteten Gestalt oder zu unerwarteter Zeit kommt.

Das Leben und die Ausspr�che von Bahá'u'lláh bezeugen, da� Er der verhei�ene aller heiligen B�cher ist, der die Macht hat, die Siegel der Prophezeiungen zu brechen und uns den �versiegelten, auserlesenen Wein� der g�ttlichen Geheimnisse einzuschenken. La�t uns nun eilen seine Auslegungen zu h�ren und in ihrem Licht nochmals die vertrauten, aber vielfach geheimnisvollen Worte pr�fen, die von den Propheten vor alters gesprochen wurden.

+13:2 #242 Das Kommen der Herrn

Das �Kommen des Herrn in den letzten Tagen� ist das eine �fernliegende g�ttliche Ereignis�, auf das alle Propheten vorausschauten, das die meisten ihrer herrlichen Ges�nge besungen haben. Was ist denn nun gemeint mit dem �Kommen des Herrn�? Gott ist doch zu allen Zeiten bei seinen Gesch�pfen, in allen, �ber allen und alle durchdringend. �Er ist heimlicher denn ein Atemzug, n�her denn H�nde und F��e.� Ja, aber die Menschen k�nnen Gott als innewohnend und die Fassungskraft �bersteigend weder sehen noch h�ren, sie k�nnen sich seine Gegenwart nicht vorstellen, bis Er sich selbst offenbart durch eine sichtbare Gestalt und zu ihnen mit menschlicher Zunge redet. Zur Offenbarung seiner h�heren Eigenschaften hat Gott immer von einem menschlichen Werkzeug Gebrauch gemacht. Jeder der Propheten war ein Mittler, durch welchen Gott sein Volk besuchte und zu ihm sprach. Jesus war solch ein Mittler, und die Christen haben ganz richtig sein Erscheinen als ein Kommen Gottes geachtet. In Ihm sahen sie das Angesicht Gottes, und von seinen Lippen h�rten sie die Stimme Gottes. Bahá'u'lláh verk�ndet, da� das �Kommen� des Herrn der Heerscharen, des ewigen Vaters, des Sch�pfers und Erl�sers der Welt, das nach allen Propheten �zur Zeit des Endes� eintreten wird, nichts anderes bedeutet als seine Manifestation in einem menschlichen Tempel, wie Er sich durch den Tempel von Jesus von Nazareth geoffenbart hat, nur zu dieser Zeit mit einer volleren und herrlicheren Offenbarung, f�r welche die Herzen und Geister vorzubereiten Jesus und alle die fr�heren Offenbarer kamen.

+13:3 #243 Prophezeiungen �ber Christus

Weil sie die Bedeutung der Prophezeiungen �ber die Herrschaft des Messias falsch auffa�ten, verwarfen die Juden Christus. 'Abdu'l-Bahá sagt (Paris S.39-41):

�Die Juden erwarten noch immer das Kommen des Messias und beten Tag und Nacht zu Gott, da� Er sein Kommen beschleunigen m�ge.�

�Als Christus kam, verrieten und t�teten sie Ihn mit den Worten: `Dies ist nicht der von uns Erwartete. Siehe, wenn der Messias kommt, werden Zeichen und Wunder bezeugen, da� Er in der Tat der Christ ist. Wir kennen die Zeichen und Gegebenheiten, und sie sind nicht erschienen. Der Messias wird aus einer unbekannten Stadt hervorgehen. Er wird auf dem Throne Davids sitzen und siehe, Er wird kommen mit einem Schwert von Stahl und mit einem eisernen Stabe herrschen! Er wird das Gesetz der Propheten erf�llen. Er wird den Osten und den Westen erobern und sein erw�hltes Volk, die Juden, erheben. Er wird ein Reich des Friedens mit sich bringen, w�hrend welchem selbst die Tiere aufh�ren werden, mit dem Menschen feind zu sein. Denn siehe, Wolf und Lamm werden aus einer Quelle trinken ... und alle Gesch�pfe Gottes in Ruhe leben.` ...�

�So dachten und sprachen die Juden, denn sie begriffen weder die Schriften noch die in ihnen enthaltene herrliche Wahrheit. Sie hatten die Buchstaben auswendiggelernt, verstanden aber kein einziges Wort vom lebenspendenden Geiste. H�rt zu, und ich will euch den Sinn davon zeigen. Obwohl Er aus Nazareth, einem bekannten Ort, kam, kam Er doch auch vom Himmel, sein K�rper wurde durch Maria geboren, aber sein Geist kam vom Himmel. Das Schwert, das Er f�hrte, war das Schwert seiner Zunge, mit dem Er den Guten vom B�sen, das Echte vom Falschen, den Gl�ubigen vom Ungl�ubigen und das Licht von der Finsternis schied. Sein Wort war in der Tat ein scharfgeschliffenes Schwert!�

�Der Thron, auf dem Er sa�, war der ewige Thron, von dem aus Christus auf immer herrscht, ein himmlischer und kein irdischer Thron, denn das Irdische vergeht, Himmlisches aber wird nicht vergehen. Er gab dem Gesetze Moses eine neue Deutung, vollendete es und erf�llte das Gesetz der Propheten. Sein Wort eroberte den Osten und den Westen, sein Reich ist ewig. Er erhob die Juden, die Ihn anerkannten. Es waren M�nner und Frauen von schlichter Herkunft, aber die Verbindung mit Ihm machte sie gro� und verlieh ihnen unverg�ngliche W�rde. Die Tiere, die beisammen leben sollten, bedeuteten die verschiedenen Sekten und Rassen, die einst gegeneinander im Kampfe standen, jetzt aber in Liebe und G�te wohnen und miteinander das Wasser des Lebens aus Christus, der ewigen Quelle, trinken.�

Die meisten Christen nehmen diese Auslegung der messianischen Prophezeiungen als f�r Christus geltend in Anspruch. Aber hinsichtlich �hnlicher Prophezeiungen �ber den letzten Tag des Messias nehmen viele die gleiche Stellung ein wie die Juden und erwarten die Entfaltung eines Wunders auf der materiellen Ebene, das den genauen Buchstaben der Prophezeiungen erf�llen wird.

+13:4 #245 Prophezeiungen �ber den B�b und Bahá'u'lláh

Nach der Baha'i-Auslegung beziehen sich besonders die Prophezeiungen, die von der �Zeit des Endes�, den �letzten Tagen�, dem �Kommen des Herrn der Heerscharen�, dem �Ewig-Vater� sprechen, nicht auf das Kommen von Jesus Christus, sondern auf das von Bahá'u'lláh. Nehmen wir als Beispiel die wohlbekannte Prophezeiung des Jesaja (9:1, 9:3-6)

�Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein gro�es Licht; und �ber denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell ... Denn du hast das Joch ihrer Last- und die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. Denn alle R�stungen derer, die sich mit Ungest�m r�sten, und die blutigen Kleider werden verbrannt und vom Feuer verzehrt. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter, und Er hei�t Wunder-Rat, Kraft-Held, Ewig-Vater, Friede-F�rst, auf da� seine Herrschaft gro� werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem K�nigreich, da� Er's st�rke und st�tze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.�

Dies ist eine der Prophezeiungen, die oft als auf Christus bez�glich angesehen werden, und viel davon mag ganz richtig anwendbar sein, aber eine kleine Pr�fung wird zeigen, wieviel vollst�ndiger und passender sie auf Bahá'u'lláh bezogen wird. Christus war tats�chlich ein Lichtbringer und Erl�ser. Aber w�hrend der nahezu zweitausend Jahre seit seinem Auftreten wandelt die gro�e Mehrheit der Menschen auf Erden immer noch im Finstern, und die Kinder Israel und viele andere Kinder Gottes fuhren fort, unter dem �Stecken des Treibers� zu st�hnen. Auf der andern Seite hat w�hrend der ersten wenigen Jahrzehnte des Baha'i-Zeitalters das Licht der Wahrheit den Osten und den Westen erhellt, die frohe Botschaft von der Vaterschaft Gottes und von der Bruderschaft der Menschen wird in alle L�nder der Welt getragen, und ein V�lkerbund wurde ins Leben gerufen, der allen niedergetretenen und unterdr�ckten Nationalit�ten der Welt bald Erleichterung bringen soll. Der gro�e Krieg, der von 1914 bis 1918 die Welt durchbrauste, mit seiner noch nie dagewesenen Anwendung von Feuerwaffen, von fl�ssigem Feuer, Brandbomben und Feuermaschinen, ist in der Tat etwas gewesen, das �verbrannt und mit Feuer verzehrt� hat.� Bahá'u'lláh hat, als Er einen gro�en Teil seiner Schriften Fragen der Regierung und Verwaltung widmete und zeigte, wie sie am besten gel�st werden, �die Herrschaft auf seine Schulter� genommen auf eine Weise, wie es Christus niemals tat. Bez�glich der Titel �Ewig-Vater�, �Friede-F�rst� verweist Bahá'u'lláh wiederholt auf sich selbst als die Manifestation des Vaters, von der Christus und Jesaja sprachen, w�hrend Christus immer von sich als dem Sohn sprach. Und Bahá'u'lláh erkl�rt, da� seine Sendung ist, den Frieden auf Erden aufzurichten, w�hrend Christus sagte: �Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert�, und tats�chlich gab es w�hrend des ganzen christlichen Zeitalters Kriege und sektiererische Streitigkeiten in F�lle.

� Der zweite Weltkrieg zeigte erneut die Erf�llung dieser Prophezeiung, mit dem H�hepunkt der Verwendung von Atombomben.

+13:5 #246 Die Herrlichkeit Gottes

Der Titel �Bahá'u'lláh� ist das arabische Wort f�r �Herrlichkeit Gottes�, und dieser n�mliche Titel wird h�ufig gebraucht von den hebr�ischen Propheten f�r den verhei�enen, der in den letzten Tagen erscheinen werde. So lesen wir in Jesaja 40:1-5 :

�Tr�stet, tr�stet mein Volk! spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, da� ihre Knechtschaft ein Ende hat, da� ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des Herrn f�r alle ihre S�nden. Es ruft eine Stimme: In der W�ste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahá unserm Gott! Alle T�ler sollen erh�ht werden, und alle Berge und H�gel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was h�gelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen.�

Wie die zuvor erw�hnte Prophezeiung wurde auch diese teilweise erf�llt durch das Kommen Christi und seines Vorl�ufers, Johannes des T�ufers; aber nur teilweise, denn in den Tagen Christi war das Kriegsleben Jerusalems noch nicht zu Ende. Viele Jahrhunderte bitterer Pr�fung und Erniedrigung waren ihm noch vorbehalten. Mit dem Kommen des B�b und Bahá'u'lláhs beginnt jetzt aber die vollst�ndigere Erf�llung sich zu zeigen, denn schon sind Anzeichen lichterer Tage f�r Jerusalem und Aussichten auf eine friedvolle und herrliche Zukunft festzustellen.

Andere Prophezeiungen sprechen von dem Erl�ser Israels, der Herrlichkeit des Herrn, da� Er kommen werde ins Heilige Land von Osten, vom Aufgang der Sonne her. Nun erschien Bahá'u'lláh in Persien, das ostw�rts von Pal�stina gelegen ist, gegen Aufgang der Sonne hin, und Er kam nach dem Heiligen Land, wo Er die letzten vierundzwanzig Jahre seines Lebens zubrachte. W�re Er hierhergekommen als freier Mann, k�nnten die Menschen sagen, da� dies eine List eines Betr�gers sei, um den Prophezeiungen zu entsprechen. Aber Er kam als Verbannter und Gefangener. Er wurde dorthin verschickt durch den Sh�h von Persien und den Sultan der T�rkei, welche schwerlich der Absicht verd�chtigt werden k�nnen, da� sie Beweise f�r den Anspruch von Bahá'u'lláh h�tten schaffen wollen, Er sei die �Herrlichkeit Gottes�, deren Kommen die Propheten vorhersagten.

+13:6 #247 Der Zweig

In den Prophezeiungen von Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Zacharias gibt es verschiedene Hinweise auf einen Mann, genannt �der Zweig�. Diese sind von den Christen oft so aufgefa�t worden, als ob sie sich auf Christus bez�gen. Sie werden aber von den Bahá'í als besonders auf Bahá'u'lláh weisend angesehen. Die belangreichste Bibelprophezeiung �ber den Zweig befindet sich im 11.Kapitel von Jesaja (11:1-12):

�Und es wird ein Reis hervorgehen von dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf Ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der St�rke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn ... Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner H�ften. Da werden die W�lfe bei den L�mmern wohnen und die Parder bei den B�cken lagern. Ein kleiner Knabe wird K�lber und junge L�wen und Mastvieh miteinander treiben ... Man wird nirgends S�nde tun, noch freveln auf Meinem ganzen heiligen Berge, denn das Land wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt ... Und der Herr wird zu der Zeit zum zweiten Mal seine Hand ausstrecken, da� er den Rest seines Volkes loskaufe, der �briggeblieben ist in Assur, �gypten, Pathros, Kusch, Elam, Sinear, Hamath und auf den Inseln des Meeres. Und Er wird ein Zeichen aufrichten unter den V�lkern und zusammenbringen die verjagten Israels und die Zerstreuten Judas sammeln von den vier Enden der Erde.�

'Abdu'l-Bahá bemerkt �ber diese und andere Prophezeiungen vom Zweig folgendes:

�Eines der gro�en Ereignisse, das am Tage des Erscheinens dieses unvergleichlichen Zweiges eintreten soll, ist das Wissen des Banners des Herrn unter allen V�lkern. Das hei�t, da� alle V�lker und St�mme unter den Schutz dieses g�ttlichen Banners, das kein anderes als der erhabene Zweig selbst ist, kommen und zu einem einzigen Volke werden. Die Gegens�tze der Glaubensbekenntnisse und Religionen, die Feindschaft zwischen Rassen und V�lkern und die Verschiedenheiten nationaler Interessen werden verschwinden. Alle werden einer Religion, einem Bekenntnis, einer Rasse und einem Volk angeh�ren und in einem Vaterland wohnen, das die ganze Erde ist. Universaler Friede und Einheit werden unter allen V�lkern verwirklicht, und jener unvergleichliche Zweig wird ganz Israel versammeln. Das k�ndet an, da� in diesem Zyklus Israel im Heiligen Land versammelt wird, und da� die Juden, die im Osten und Westen, im S�den und Norden zerstreut sind, vereinigt werden. Nun sieh, da� sich dies im Zeitalter Christi nicht ereignet hat, denn die V�lker sind nicht unter dem einen Banner, mit dem der g�ttliche Spro� gemeint ist, zusammengekommen. Aber in diesem Zyklus des Herrn der Heerscharen werden alle V�lker und Nationen unter den Schutz dieses Banners gelangen. Auch das in alle Welt zerstreute Israel wurde im christlichen Zeitalter nicht im Heiligen Land von neuem vereint. Aber am Anfang des Zeitalters Bahá'u'lláhs begann sich dieses g�ttliche Versprechen, das in allen B�chern der Propheten verk�ndet wurde, zu erf�llen. Man kann sehen, wie von allen Teilen der Welt j�dische Geschlechter zum Heiligen Land kommen; sie leben in D�rfern und auf Boden, den sie sich erwerben, und Tag f�r Tag vermehrt sich ihre Zahl in einem solchen Ausma�, da� ganz Pal�stina ihre Heimat werden wird.��

� Abdu'l-Bahá, Beantwortete Fragen, Kap.12 S.72f
+13:7 #249 Der Tag Gottes

Das Wort �Tag� in solchen Ausdr�cken, wie �Tag Gottes� und �letzter Tag� wird dahin ausgelegt, da� es �Sendung�� bedeutet. Jeder der gro�en Religionsgr�nder hat seinen �Tag�. Jeder gleicht einer Sonne. Ihre Lehren nehmen ihren Anfang, ihre Wahrheit erleuchtet schrittweise mehr und mehr den Geist und die Herzen der Menschen, bis sie den Zenith ihres Einflusses erreichen. Dann werden sie nach und nach verdunkelt, entstellt und verdorben, und Finsternis �berschattet die Erde, bis die Sonne eines neuen Tages aufgeht. Der Tag der allerh�chsten Manifestation Gottes ist der �letzte Tag�, weil es ein Tag ist, der nimmer enden und nicht von der Nacht �berw�ltigt werden soll. Seine Sonne soll nie untergehen, sondern soll die Seelen der Menschen in dieser Welt und in der kommenden Welt erleuchten. In Wirklichkeit geht keine der geistigen Sonnen unter. Die Sonnen von Moses, Christus und Muhammad und allen andern Offenbarern scheinen immer noch am Himmel mit unvermindertem Licht. Aber irdische Wolken haben ihre Strahlen den Menschen verborgen. Die erhabene Sonne von Bahá'u'lláh wird endlich diese finsteren Wolken zerteilen, damit die Menschen aller Religionen sich in dem Lichte aller Offenbarer erfreuen werden und wie ein Herz den einen Gott anbeten, dessen Licht alle Manifestationen widergespiegelt haben.

� d.h. der ganze Zyklus eines Offenbarers
+13:8 #250 Der Tag des Gerichts

Christus sprach in Gleichnissen viel �ber den Tag des Gerichts, wenn �des Menschen Sohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln; und alsdann wird Er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken.� (Matth.16:27) Er vergleicht diesen Tag mit der Zeit der Ernte, wenn die Spreu verbrannt und der Weizen in die Scheunen gesammelt wird (Matth.13:40-43):

�Gleichwie man nun das Unkraut ausj�tet und mit Feuer verbrennt, so wird es auch am Ende dieser Welt gehen: Des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle, die �rgernis geben und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Z�hneklappen sein. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich.�

Der Ausdruck �Ende der Welt�, wie er in der autorisierten �bersetzung der Bibel an dieser und an �hnlichen Stellen gebraucht wird, hat manchen verleitet, zu denken, da�, wenn der Tag des Gerichts komme, die Erde pl�tzlich zerst�rt werde; aber dies ist offensichtlich ein Irrtum. Die richtige �bersetzung dieses Ausdrucks scheint zu sein �die Vollendung oder das Ende des Zeitalters�. Christus lehrt, da� das K�nigreich des Vaters sowohl auf Erden wie im Himmel aufzurichten sei. Er lehrt uns beten: �Dein Reich komme, Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.� In dem Gleichnis von dem Weinberg zerst�rt der Vater, wenn Er, der Herr des Weinbergs, kommt, die gottlosen Weing�rtner umzubringen, nicht auch den Weinberg (die Welt), sondern gibt ihn an andere Weing�rtner, die ihm die Fr�chte zu rechter Zeit geben. (vgl. Matth.21:41) Die Erde mu� nicht vernichtet, sondern erneuert und wiedergeboren werden. Christus sprach von diesem Tage bei einer andern Gelegenheit als �der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit� (Matth.19:28) Petrus sprach von ihm als den �Zeiten der Erfrischung�, �den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, welche Gott durch den Mund aller seiner Propheten seit Weltbeginn versprochen hat�. Der Tag des Gerichts, von welchem Christus sprach, ist offensichtlich gleich mit dem Kommen des Herrn der Heerscharen, des Vaters, wie es von Jesaja und den andern Propheten des Alten Testaments prophezeit wurde, eine Zeit schrecklicher Strafe f�r die Gottlosen, aber eine Zeit, in welcher Gerechtigkeit geschaffen wird und Rechtschaffenheit herrschen soll, auf Erden wie im Himmel.

Nach der Baha'i-Auslegung ist das Kommen jeder Manifestation Gottes ein Tag des Gerichtes, aber das Kommen der allerh�chsten Manifestation Bahá'u'lláh ist der gro�e Tag des Gerichts f�r den Weltzyklus, in welchem wir leben. Der Posaunenruf, von dem Christus und Muhammad und viele andere Propheten sprachen, ist der Ruf der Manifestation, der erschallen wird f�r alle, die im Himmel und auf Erden sind, f�r die im Leib und f�r die ohne Leib. Die Begegnung mit Gott durch seine Manifestation ist f�r die, welche Ihm zu begegnen w�nschen, die Pforte zum Paradies des Ihn Erkennens und Liebens und des Lebens in Liebe mit allen seinen Gesch�pfen. Jene andererseits, die ihren eigenen Weg Gottes Weg vorziehen, wie er durch die Manifestation geoffenbart ist, �berliefern sich dadurch selbst der H�lle der Selbstsucht, des Irrtums und der Feindseligkeit.

+13:9 #251 Die gro�e Auferstehung

Der Tag des Gerichts ist auch der Tag der Auferstehung, des Auferstehens vom Tode. Paulus sagt in seinem ersten Brief an die Korinther (1.Kor.15:51-53):

�Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe pl�tzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche mu� anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche mu� anziehen die Unsterblichkeit.�

Bez�glich der Bedeutung dieser Stellen �ber die Auferstehung der Toten schreibt Bahá'u'lláh in dem Buch Iq�n (S.81 S.84 S.85):

�Mit den Worten `Leben` und `Tod`, wovon in den Schriften gesprochen wird, ist das Leben des Glaubens und der Tod des Unglaubens gemeint. Die gro�e Masse hat, weil sie die Bedeutung dieser Worte nicht zu fassen vermochte, die Pers�nlichkeit der Manifestation verworfen und mi�achtet; sie haben sich des Lichtes seiner g�ttlichen F�hrung beraubt und sich gestr�ubt, dem Beispiel jener unsterblichen Sch�nheit zu folgen ...�

�Jesus spracht `Ihr m�sset von neuem geboren werden.` (Joh.3:7) Und wiederum sagte Er: `Es sei denn, da� jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was von Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.` (Joh.3:5-6) Der Sinn dieser Worte ist: Wer immer in jeder Sendung aus dem Geiste geboren und durch den Hauch der Manifestation der Heiligkeit beseelt ist, der geh�rt wahrlich zu denen, die zum `Leben` und zur `Auferstehung` gelangt und in das `Paradies` der Liebe Gottes eingegangen sind. Und wer immer nicht zu ihnen geh�rt, der ist zum `Tod` und zur `Gottferne`, zum `Feuer` des Unglaubens und zum `Zorn` Gottes verurteilt ... W�rdest du nur einen Tautropfen der kristallklaren Wasser g�ttlicher Erkenntnis erlangen, so w�rdest du alsbald gewahr werden, da� wahres Leben nicht das Leben des Fleisches, sondern das Leben des Geistes ist. Denn das Leben des Fleisches ist den Menschen sowohl als auch den Tiefen gemeinsam, w�hlend das Leben des Geistes nur den Reinen im Herzen eigen ist, die aus dem Meere des Glaubens getrunken und von der Frucht der Gewi�heit sich ihr Teil erworben haben. Ein solches Leben kennt keinen Tod, und ein solches Dasein ist von Unsterblichkeit gekr�nt. So ist gesagt worden: `Wer ein wahrer Gl�ubiger ist, der lebt sowohl in dieser Welt als auch in der k�nftigen.` W�re mit `Leben` dieses irdische Leben gemeint, so m��te der Tod es hinwegraffen; das ist klar.�

Nach der Baha'i-Lehre hat die Auferstehung mit dem physischen K�rper nichts zu tun. Dieser K�rper, einmal tot, ist damit abgetan. Er verf�llt der Aufl�sung und seine Atome werden niemals wieder zum gleichen K�rper zusammengesetzt. Auferstehung ist die Geburt des einzelnen zu geistigem Leben durch die Gabe des Heiligen Geistes, dargereicht durch die Manifestation Gottes. Das Grab, von welchem er sich erhebt, ist das Grab der Unwissenheit und Nachl�ssigkeit Gott gegen�ber. Der Schlaf, aus welchem er erwacht, ist der geistige Schlafzustand, in welchem viele das D�mmern des Tages Gottes erwarten. Die D�mmerung dieses Tages gibt allen, die auf der Erde gelebt haben, ihr Licht, ob sie sich im K�rper oder au�erhalb des K�rpers befinden, aber die, welche geistig blind sind, k�nnen sie nicht begreifen. Der Auferstehungstag ist kein Tag von vierundzwanzig Stunden, sondern ein Zeitalter, das jetzt begonnen hat und dauern wird, solange der gegenw�rtige Weltzyklus dauert. Er wird noch fortdauern, wenn bereits alle Spuren der gegenw�rtigen Zivilisation von der Oberfl�che dieser Erde weggewischt sein werden.

+13:10 #253 Wiederkunft Christi

In vielen seiner Gespr�che spricht Christus von der zuk�nftigen Manifestation Gottes in der dritten Person, in anderen wieder ist die erste Person gebraucht. Er sagt (Joh.14:2-3)

�Ich gehe hin, euch die St�tte zu bereiten. Und wenn Ich hingehe, euch die St�tte zu bereiten, so will Ich wiederkommen und euch zu Mir nehmen.�

Im ersten Kapitel der Apostelgeschichte lesen wir, da� den J�ngern bei der Himmelfahrt Christi gesagt wurde (Apg.1:11):

�Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren.�

Wegen dieser und �hnlicher Ausspr�che erwarten viele Christen, da�, wenn des Menschen Sohn kommt �in den Wolken des Himmels und mit gro�er Herrlichkeit�, sie den gleichen Jesus in k�rperlicher Gestalt sehen werden, wie Er zweitausend Jahre zuvor in den Stra�en Jerusalems wandelte und am Kreuze blutete und litt. Sie erwarten, da� es ihnen verg�nnt sei, ihre Finger in die N�gelmale seiner H�nde und F��e zu legen und ihre Hand in die Speerwunde in seiner Seite. Aber sicher wird ein wenig Nachdenken �ber Christi eigene Worte solche Vorstellungen zerstreuen. Die Juden zu Christi Zeiten hatten ebensolche Vorstellungen von der Wiederkunft des Elias, aber Jesus legte ihren Irrtum klar, indem Er zeigte, da� die Prophezeiung, da� �Elias zuerst kommen m�sse�, erf�llt war, nicht durch die Wiederkunft der Person und des K�rpers des fr�herer Elias, sondern in der Person von Johannes dem T�ufer, der kam �im Geist und in der Kraft des Elias�. �Und (so ihr's wollt annehmen) er ist Elias, der da soll zuk�nftig sein. Wer Ohren hat zu h�ren, der h�re.� (Matth.11:14).

Die "Wiederkunft" des Elias bedeutete daher das Erscheinen einer andern Person, geboren von andern Eltern, aber von Gott inspiriert mit dem gleichen Geist und der gleichen Kraft. Von diesen Worten Jesu darf wahrlich angenommen werden, da� sie bedeuten, da� die Wiederkunft Christi in gleicher Weise durch das Erscheinen einer andern Person, geboren von einer anderen Mutter, vollendet werden wird, die aber den Geist und die Macht Gottes gerade so aufweisen mu�, wie Christus dies tat. Bahá'u'lláh erkl�rt, da� das Wiederkommen Christi erf�llt wurde in dem Kommen des B�b und in seinem eigenen Kommen. Er spricht (Iq�n S.24)

�Betrachtet die Sonne! Wollte sie sagen: `Ich bin die Sonne von gestern`, so w�rde sie die Wahrheit sprechen, und w�rde sie, den Zeitenlauf betonend, behaupten, sie sei eine andere als jene Sonne, so w�rde sie auch die Wahrheit reden. Ebenso ist es richtig und wahr, wenn gesagt wird, alle Tage seien ein und derselbe. Und wenn im Hinblick auf ihre besonderen Namen und Bezeichnungen gesagt wird, sie seien verschieden, so ist dies auch wahr. Denn wenn sie auch die gleichen sind, so l��t sich doch an jedem eine andere Bezeichnung, eine besondere Eigenschaft, ein eigener Wesenszug erkennen. Begreife nun dementsprechend die Kennzeichen des Unterschieds, der Mannigfaltigkeit und der Einheit der Manifestationen der Heiligkeit, damit du die Andeutungen verstehen m�gest, die der Sch�pfer aller Namen und Eigenschaften �ber diese Mysterien der Einheit und der Unterscheidung machte.�

'Abdu'l-Bahá sagt (TAB I p.138):

�Wisse, da� die Wiederkunft Christi zum zweiten Male nicht das bedeutet, was die Menschen glauben, sondern vielmehr den einen Verhei�enen bezeichnet, der nach Ihm kommen soll. Er wird kommen mit dem K�nigreich Gottes und seiner Macht, welche die Welt umspannt hat. Diese Herrschaft ist in der Welt des Herzens und Geistes und nicht in der der Materie, denn die materielle Welt ist im Angesicht des Herrn nicht einmal mit einem einzigen Fl�gel einer M�cke zu vergleichen - w�rdet ihr es doch verstehen! Wahrlich, Christus kam mit seinem K�nigreich vom Anfang, der keinen Anfang hat, und wird kommen mit seinem K�nigreich zur Ewigkeit der Ewigkeiten, insoweit als in diesem Sinn `Christus` ein Ausdruck der g�ttlichen Wirklichkeit ist, der einfachen Wesenheit und des himmlischen Seins, welches keinen Anfang hat noch ein Ende. Es hat Erscheinen, Aufgang, Offenbarung und Untergang in jedem der Zeitalter.�

+13:11 #255 Die Zeit der Endes

Christus und seine Apostel erw�hnten viele Zeichen, welche die Zeiten der �Wiederkunft� des Menschensohns in der Herrlichkeit des Vaters erkennen lassen. Christus sagt (Luk.21:20-24):

�Wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem belagert von einem Heer, so merket, da� herbeigekommen ist ihre Verw�stung ... Denn das sind die Tage der Vergeltung, da� erf�llt werde alles, was geschrieben ist ... Denn es wird gro�e Not auf Erden sein und ein Zorn �ber dies Volk, und sie werden fallen durch des Schwertes Sch�rfe und gefangen gef�hrt unter alle V�lkern und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis da� der Heiden Zeit erf�llt ist.�

Wieder sagte Er (Matth.24:4-14):

�Sehet zu, da� euch nicht jemand verf�hre. Denn es werden viele kommen unter Meinem Namen und sagen: `Ich bin der Christus` und werden viele verf�hren. Ihr werdet h�ren von Kriegen und Kriegsgeschrei; sehet zu und erschrecket nicht. Denn das mu� so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich emp�ren ein Volk wider das andere und ein K�nigreich wider das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und her. Das alles aber ist der Anfang der Wehen. Alsdann werden sie euch �berantworten in Tr�bsal und werden euch t�ten. Und ihr werdet geha�t werden um Meines Namens willen von allen V�lkern ... Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verf�hren. Und weil der Unglaube wird �berhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig. Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis f�r alle V�lker, und dann wird das Ende kommen.�

In diesen zwei Stellen sagt Christus in klaren Ausdr�cken, ohne Schleier oder Verh�llung, die Dinge voraus, die sich vor dem Kommen des Menschensohns ereignen m�ssen. W�hrend der Jahrhunderte, die verflossen sind, seit Christus sprach, hat sich jedes dieser Zeichen erf�llt. Jeweils im letzten Teil beider Stellen erw�hnt Er ein Ereignis, das die Zeit des Kommens kennzeichnen wird; in dem einen Fall die Beendigung der Verbannung der Juden und die Wiederherstellung von Jerusalem, im andern das Predigen des Evangeliums in aller Welt. Es ist �berraschend, da� diese beiden Zeichen sich in unseren eigenen Tagen w�rtlich erf�llt haben. Wenn diese Teile der Prophezeiung so wahr sind wie das �brige, so folgt daraus, da� wir in der �Zeit des Endes� leben, von der Christus sprach.

Auch Muhammad erw�hnt gewisse Zeichen, die bis auf den Tag der Auferstehung fortbestehen. Im Quran lesen wir:

�Als Gott sagte: `Jesus! Ich werde dich abberufen und zu Mir erheben und rein machen, so da� du den Ungl�ubigen entr�ckt bist. Und Ich werde bewirken, da� diejenigen, die dir folgen, den Ungl�ubigen bis zum Tag der Auferstehung �berlegen sind. Dann werdet ihr zu Mir zur�ckkehren. Und Ich werde zwischen euch entscheiden �ber das, wor�ber ihr uneins waret ...`��

�Die Juden sagen: `Die Hand Gottes ist gefesselt`. Ihre eigenen H�nde sollen gefesselt sein, und verflucht sollen sie sein f�r das, was sie sagen. Nein! Er hat seine beiden H�nde ausgebreitet und spendet, wie Er will. Was von deinem Herrn zu dir herabgesandt worden ist, wird sicher viele von ihnen in ihrer Widersetzlichkeit und ihrem Unglauben noch best�rken. Und Wir lie�en unter ihnen Feindschaft und Ha� entstehen bis zum Tag der Auferstehung. Sooft sie ein Feuer zum Krieg anz�nden, l�scht Gott es aus.��

�Und von denen, die sagen: `wir sind Christen`, haben Wir ihre Verpflichtung entgegengenommen. Aber dann verga�en sie einen Teil von dem, womit sie erinnert worden waren. Und da erregten wir unter ihnen Feindschaft und Ha� bis zum Tag der Auferstehung. Aber Gott wird ihnen Kunde geben �ber das, was sie getan haben.��

Auch diese Worte haben sich w�rtlich erf�llt in der Unterwerfung der Juden unter die christlichen und muslimischen V�lker und in dem Sektenwesen und dem Streit, der sowohl Juden wie Christen unter sich uneins machte, w�hrend all der Jahrhunderte, seit Muhammad sprach. Erst seit dem Beginn des Baha'i-Zeitalters, des Tages der Auferstehung, beginnen die Zeichen des herannahenden Endes dieser Zust�nde in Erscheinung zu treten.

� (Quran 3:55) Quran 5:64 Quran 5:14

+13:12 #257 Zeichen im Himmel und auf Erden

In den hebr�ischen, christlichen, muhammadanischen und vielen anderen Schriften herrscht eine bemerkenswerte �hnlichkeit in der Beschreibung der Zeichen, die das Kommen des Verhei�enen begleiten.

Im Buch Joel lesen wir (3:3 bis 4:16):

�Und Ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der gro�e und schreckliche Tag des Herrn kommt ... Denn siehe, in jenen Tagen und zur selben Zeit, da Ich das Geschick Judas und Jerusalems wenden werde, will Ich alle Heiden zusammenbringen und will sie ins Tal Josaphat (`Jahwe h�lt Gericht`) hinausf�hren und will dort mit ihnen rechten ... Es werden Scharen �ber Scharen von Menschen sein im Tale der Entscheidung; denn des Herrn Tag ist nahe im Tale der Entscheidung. Sonne und Mond werden sich verfinstern, und die Sterne halten ihren Schein zur�ck ... Aber seinem Volk wird der Herr eine Zuflucht sein ...�

Christus sagt (Matth.24:29-30):

�Bald aber nach der Tr�bsal jener Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kr�fte der Himmel werden ins Wanken kommen. und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden kommen sehen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit gro�er Kraft und Herrlichkeit.�

Im Quran lesen wir (Sure 81:1-3/10-12):

�Wenn die Sonne eingeh�llt wird, die Sterne ihren Glanz verlieren (fallen) und die Berge sich bewegen ... wenn die Bl�tter (des Buches) ausgebreitet werden, der Himmel weggezogen (ge�ffnet), der H�llenbrand angefacht ... wird.�

Im Buch Iq�n erkl�rt Bahá'u'lláh, da� diese Prophezeiungen �ber die Sonne den Mond und die Sterne, die Himmel und die Erde sinnbildlicher Art sind und nicht im buchst�blichen Sinn zu verstehen sind. Die Propheten befa�ten sich vorzugsweise mit geistigen nicht mit materiellen Dingen, mit geistigem, nicht mit nat�rlichem Licht. Wenn sie, in Beziehung auf den Tag des Gerichts die Sonne erw�hnen, weisen sie auf die Sonne der Gerechtigkeit hin. Die Sonne ist die h�chste Lichtquelle. So war Moses eine Sonne f�r die Juden, Christus f�r die Christen und Muhammad f�r die Moslems. Wenn die Propheten von Verfinsterung der Sonne sprechen, so will damit gesagt werden, da� die reinen Lehren dieser geistigen Sonnen verfinstert worden sind durch Entstellung Mi�verstehen und Vorurteil, so da� die Menschen sich in geistiger Finsternis befinden. Der Mond und die Sterne sind die Lichtquellen zweiten Ranges, die religi�sen F�hler und Lehrer welche die Menschen f�hren und anfeuern sollten. Wenn gesagt wird da� der Mond kein Licht von sich geben oder sich in Blut tauchen wird und da� die Sterne vom Himmel fallen werden, so ist damit gemeint, da� die F�hrer der Kirchen erniedrigt werden, weil sie sich in Streitigkeiten und K�mpfe einlassen, und da� die Priester weltlich gesinnt werden, irdischen Dingen zugeneigt statt himmlischen.

Die Bedeutung dieser Prophezeiungen wird gleichwohl mit einer Erkl�rung nicht ersch�pft, und es gibt auch andere Bedeutungen, nach denen diese Symbole ausgelegt werden k�nnen. Bahá'u'lláh sagt, da� in anderem Sinn die Worte �Sonne�, �Mond� und �Sterne� angewandt werden auf die Verordnungen und Anweisungen, die in jeder Religion gegeben sind. Da bei jeder folgenden Manifestation die Zeremonien, Formen, Gebr�uche und Anweisungen der vorhergehenden Manifestation ge�ndert werden in �bereinstimmung mit den Erfordernissen der Zeit, so werden in diesem Sinn Sonne und Mond verwandelt und die Sterne zerstreut.

In vielen F�llen w�rde die w�rtliche Erf�llung dieser Prophezeiungen dem �u�erlichen Sinn nach widersinnig oder unm�glich sein, zum Beispiel, da� der Mond in Blut getaucht wird oder da� die Sterne auf die Erde fallen. Der kleinste der sichtbaren Sterne ist vieltausendmal gr��er als die Erde, und w�rde einer auf die Erde fallen, w�re keine Erde mehr vorhanden, auf die ein weiterer fallen k�nnte. In anderen F�llen wieder gibt es sowohl eine materielle wie eine geistige Erf�llung. Zum Beispiel ist das Heilige Land viele Jahrhunderte lang w�st und verlassen gewesen, wie von den Propheten vorausgesagt, aber schon ist, am Tage der Auferstehung, der Anfang davon zu sehen, da� es �frohlocken und bl�hen wird wie eine Rose�, wie Jesaja voraussagte. Aussichtsreiche Kolonien sind angelegt, das Land wird bew�ssert und bebaut, und Weinberge, Olivenhaine und G�rten bl�hen, wo es vor einem halben Jahrhundert nur Sandw�ste gab. Es unterliegt keinem Zweifel, da�, wenn die Menschen ihre Schwerter in Pflugscharen verwandeln und ihre Speere in Sicheln, Wildnis und W�sten von allen Teilen der Welt verschwinden werden. Die versengenden Winde und Sandst�rme, die von diesen W�sten herwehen und das Leben in ihrer Umgebung nahezu unertr�glich machen, werden vergangene Dinge sein. Das Klima auf der ganzen Erde wird milder und gleichm��iger. Die St�dte werden nicht l�nger die Luft durch Rauch und giftige Gase verunreinigen, und gerade im �u�erlichen, materiellen Sinn wird es �neue Himmel und eine neue Erde� geben.

+13:13 #260 Die Art des Kommens

Was die Art seines Kommens am Ende der Zeit anbetrifft, sagte Christus:

Matth.24:30-31: ... und werden kommen sehen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit gro�er Kraft und Herrlichkeit. Und Er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen ...�

Matth.25:31-32: ... dann wird Er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und werden vor Ihm alle V�lker versammelt werden. Und Er wird sie voneinander scheiden, gleichwie ein Hirt die Schafe von den B�cken scheidet.�

Bez�glich dieser und �hnlicher Stellen schreibt Bahá'u'lláh im Buch Iq�n (S.53-54, S.57-60)

�Der Ausdruck `Himmel` bezeichnet Erhabenheit und Erh�hung, da er der Sitz der Offenbarung jener Manifestationen der Heiligkeit, der Morgend�mmerung altehrw�rdiger Herrlichkeit ist. Diese altehrw�rdigen Wesen sind, wenn auch aus dem Mutterleib geboren, in Wirklichkeit vom Himmel des Willens Gottes herabgekommen. Obgleich sie auf dieser Erde wohnen, so sind doch ihre wahren Wohnorte die Ruhesitze der Herrlichkeit in den Reichen der H�he. W�hrend sie unter Sterblichen wandeln, sind sie doch in den Himmel der g�ttlichen Gegenwart erhoben. Ohne F��e schreiten sie auf dem Pfade des Geistes, und ohne Schwingen fliegen sie empor zu den erhabenen H�hen g�ttlicher Einheit. Mit jedem Atemzug durcheilen sie die Unendlichkeit des Raumes, und in jedem Augenblick durchwandern sie die Reiche des Sichtbaren und des Unsichtbaren ...�

�Mit dem Worte `Wolken` sind die Dinge gemeint, die dem W�nschen und Begehren der Menschen entgegenstehen. So hat Er in dem schon angef�hrten Vers geoffenbart: `Sooft ein Bote zu euch kam mit dem, was eure Seelen nicht w�nschen, seid ihr in Hochmut aufgebl�ht; die einen scheltet ihr Betr�ger, die andern habt ihr gar ermordet.` (Quran 2:87

Diese `Wolken` bedeuten in einem gewissen Sinn die Aufhebung der Gesetze, die Abl�sung der fr�heren Sendungen, die Abschaffung gebr�uchlicher Sitten und Riten, den Vorrang der ungelehrten Gl�ubigen �ber die gelehrten Gegner des Glaubens. In einem anderen Sinne bedeuten sie das Erscheinen der unsterblichen Sch�nheit in der Gestalt eines sterblichen Menschen mit solchen menschlichen Beschr�nkungen, wie Essen und Trinken, Armut und Reichtum, Ruhm und Erniedrigung, Schlafen und Wachen und anderem mehr, was die Gem�ter der Menschen in Zweifel bringen und sie abspenstig machen kann. Alle diese Schleier werden sinnbildlich als `Wolken` bezeichnet.�

�Dies sind die `Wolken`, durch welche die Himmel der Erkenntnis und des Verstehens aller Erdenbewohner gespalten werden. So hat Er geoffenbart: `An jenem Tage soll der Himmel durch die Wolken gespalten werden.`� (Quran 25:25)

�So wie die Wolken das Menschenauge nicht die Sonne schauen lassen, so hindern diese Dinge die Menschenseelen an der Erkenntnis des Lichtes der g�ttlichen Sonne. Das bezeugt die Rede der Ungl�ubigen, wie im Heiligen Buch geoffenbart ist: `Und sie haben gesagt: Was f�r eine Art Apostel ist denn der? Er i�t seine Speise und geht seine Wege. Sofern nicht ein Engel herabkommt und seine Warnungen best�tigt, werden wir nicht an ihn glauben.`� (Quran 25:7)

�Andere Propheten litten in �hnlicher Weise unter Krankheit, Tr�bsal, Hunger, Leid und allen Wechself�llen dieser Welt. Da diese geheiligten Pers�nlichkeiten solchen N�ten und M�ngeln unterworfen waren, waren demzufolge auch die Menschen in der Wildnis der Sorgen und Zweifel verloren und von Verwirrungen und Best�rzung ergriffen. Wie k�nnte, so frugen sie sich, solch eine Pers�nlichkeit von Gott herabgesandt worden sein, ihre �berlegenheit �ber alle Menschen und Geschlechter hienieden behaupten und den Anspruch erheben, selbst das Ziel aller Sch�pfung zu sein - wie Er ja gesprochen hat: `Ich h�tte nicht all dies im Himmel und auf Erden erschaffen, wenn nicht f�r Dich` - und w�re doch solch gew�hnlichen Dingen unterworfen? Denn du bist doch zweifellos unterrichtet �ber die Tr�bsale die Armut die �bel und die Erniedrigung, die �ber jeden Propheten Gottes und seine Gef�hrten kamen. Du hast doch geh�rt wie die K�pfe Ihrer Anh�nger als Geschenke in verschiedene St�dte gesandt wurden und wie schrecklich sie gehindert wurden das zu tun, was Ihnen befohlen worden war. Ein jeder von Ihnen fiel den H�nden der Feinde seiner Sache zum Opfer und hatte zu erdulden, was immer jene bestimmten.�

�Der Allherrliche hat eben diese Dinge, die dem Begehren der Gottlosen so entgegen sind, bestimmt, damit sie der Pr�fstein und der Ma�stab seien, womit Er seine Diener pr�ft, auf da� die Gerechten von den Gottlosen und die Gl�ubigen von den Ungl�ubigen geschieden werden ...�

�Und nun, was seine Worte betrifft: `Und Er wird senden seine Engel ...`. Mit `Engel` sind jene gemeint, die, durch die Kraft des Geistes gest�rkt, mit dem Feuer der Liebe Gottes alle menschlichen Z�ge und Begrenzungen getilgt und sich mit den Zeichen des erhabensten Wesens und der Cherubim bekleidet haben ...�

�Da die Anh�nger Jesu den verborgenen Sinn dieser Worte nie erfa�t haben, und da die Zeichen, die sie und die F�hrer ihres Glaubens erwartet haben, nicht erschienen sind, haben sie sich, sogar bis heute, geweigert, die Wahrheit jener Manifestationen der Heiligkeit anzuerkennen, die seit den Tagen Jesu geoffenbart worden sind. So haben sie sich selbst der Ausgie�ung von Gottes heiliger Gnade und der Wunder seiner g�ttlichen Sprache beraubt. So niedrig ist ihr Zustand nach diesem, dem Tage der Auferstehung! Sie haben sogar nicht zu begreifen vermocht, da�, wenn die Zeichen der Manifestation Gottes in jedem Zeitalter im sichtbaren Reich in Einklang mit dem Text aufgestellter �berlieferungen erscheinen w�rden, wohl niemand sie ablehnen oder sich von ihnen abwenden k�nnte, noch w�rden die Gesegneten von den Elenden unterschieden werden und der �bertreter von dem Gottesf�rchtigen. Urteile ehrlich: Sollten sich die im Evangelium aufgezeichneten Prophezeiungen buchst�blich erf�llen, sollte Jesus, der Sohn Marias, von Engeln begleitet, aus dem sichtbaren Himmel auf Wolken herabkommen, - wer w�rde da wagen, nicht zu glauben? Wer w�rde da wagen, die Wahrheit zu verwerfen und hochm�tig zu werden? Nein, eine solche Best�rzung w�rde alle Erdenbewohner ergreifen, da� keine Seele sich f�hig f�hlen w�rde, auch nur ein Wort dar�ber zu �u�ern, wieviel weniger denn die Wahrheit zu verwerfen oder anzunehmen.�

Nach der vorstehenden Auslegung �ber das Kommen des Menschensohnes in niedriger menschlicher Gestalt, vom Weib geboren, arm, ungebildet, unterdr�ckt und f�r nichts geachtet von den Gro�en der Erde, ist gerade diese Art des Auftretens der wahre Pr�fstein, mit welchem Er das Volk der Erde pr�ft und die Menschen voneinander sondert, wie ein Sch�fer die B�cke scheidet von den Schafen. Diejenigen, deren geistige Augen ge�ffnet sind, k�nnen durch diese Wolken blicken und sich �an der Macht und gro�en Herrlichkeit�, der wahren Herrlichkeit Gottes erfreuen, die zu offenbaren Er kommt. Die andern, deren Augen noch gehalten sind von Vorurteilen und Irrtum, sehen nur die dunklen Wolken und tasten weiter im Dunkel, des gesegneten Sonnenscheins beraubt.

�Siehe, Ich will Meinen Boten senden, der vor Mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, Er kommt! ... Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen k�nnen, und wer wird bestehen, wenn Er erscheint? Denn Er ist wie das Feuer eines Schmelzers und wie die Lauge der W�scher ... Denn siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Ver�chter und Gottlosen Stroh sein ... Euch aber, die ihr Meinen Namen f�rchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Fl�geln ...���

� Maleachi 3:1-2/19-20

� Das Thema der Erf�llung der Prophezeiungen ist so unersch�pflich, da� viele B�nde f�r eine angemessene Darlegung ben�tigt w�rden. Was in den Grenzen eines einzigen Kapitels gezeigt werden kann, sind allenfalls die Hauptumrisse der Baha'i-Interpretation. Die ins einzelne gehenden Apokalypsen, die durch Daniel und Johannes geoffenbart wurden, mu�ten unber�hrt bleiben. Der Leser wird verschiedene Abschnitte dar�ber in Beantwortete Fragen finden. Im Kitáb-i-Iq�n, dem Buch der Gewi�heit von Bahá'u'lláh, dem Buch `Baha'i-Beweise` von Mirza Abu'l-Fadl und in den vielen Tablets von Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá finden sich weitere Auslegungen von Prophezeiungen.

+14:0 #264
14. KAPITEL
PROPHEZEIUNGEN VON Bahá'u'lláh UND 'Abdu'l-Bahá

�Wenn du aber in deinem Herzen sagen w�rdest: Wie kann ich merken, welches Wort der Herr nicht geredet hat? - wenn der Prophet redet in dem Namen des Herrn, und es wird nichts daraus und es tritt nicht ein, dann ist das ein Wort, das der Herr nicht geredet hat. Der Prophet hat's aus Vermessenheit geredet, darum scheue dich nicht vor ihm.�

(5.Mose 18:21-22)
+14:1 #265 Sch�pferische Kraft von Gottes Wort

Gott, und allein Gott, hat die Macht zu tun, was immer Er will, und der gr��te Beweis einer Manifestation Gottes ist die sch�pferische Macht seines Wortes, seine Wirksamkeit, alle menschlichen Angelegenheiten zu �ndern und umzugestalten und �ber allen menschlichen Widerstand zu triumphieren. Durch das Wort der Offenbarer verk�ndet Gott seinen Willen, und die sofortige oder sp�tere Verwirklichung dieses Wortes ist der klarste Beweis f�r den Anspruch des Offenbarers und die Echtheit seiner Erleuchtung.

Jesaja 55:10-11:

�Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel f�llt und nicht wieder dahin zur�ckkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und l��t wachsen, da� sie gibt Samen zu s�en, und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus Meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder leer zu Mir zur�ckkommen, sondern tun, was Mir gef�llt, und ihm wird gelingen, wozu Ich es sende.�

Als die J�nger von Johannes dem T�ufer zu Jesus kamen mit der Frage: �Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?� war die Antwort Jesu, nur auf die Wirkung hinzuweisen, die seine Worte vollbracht hatten� (Matth.11:4-6):

�Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr h�ret und sehet: Blinde sehen und Lahme gehen, Auss�tzige werden rein und Taube h�ren, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, der nicht Ansto� nimmt an Mir.�

La�t uns nun den Beweis sehen, mit dem gezeigt werden kann, ob die Worte von Bahá'u'lláh diese sch�pferische Kraft besitzen, wie sie den Worten Gottes eigent�mlich ist. Bahá'u'lláh befahl den Herrschern, den Weltfrieden zu errichten; und die Fortsetzung ihrer Kriegspolitik hat seit den Jahren 1869-1870 viele alte Dynastien vernichtet, w�hrend jeder darauffolgende Krieg immer weniger Siegesfr�chte hervorbrachte, bis der Weltkrieg 1914-1918 die historisch �berraschende Tatsache ergab, da� der Krieg gleicherma�en f�r den Sieger und Besiegten zum Unheil geworden ist�.

Bahá'u'lláh hie� die Herrscher auch, als Treuh�nder jener zu handeln, �ber die sie regieren, und politisches Ansehen zu einem Mittel wahrer allgemeiner Wohlfahrt zu machen. Der Fortschritt in der sozialen Gesetzgebung ist beispiellos gewesen. Er befahl Ausgleich zwischen den Ausw�chsen von Reichtum und Armut, und seither sind in immer weiterem Umfang Gesetze angenommen worden, die ein angemessenes Existenzminimum aufstellen und den Reichtum zu gestaffelter Besteuerung von Einkommen und Erbschaft heranziehen. Er befahl die Abschaffung sowohl der k�rperlichen als der wirtschaftlichen Sklaverei, und seitdem ist der Fortschritt zur Freiheit zu einem Sauerteig in allen Teilen der Welt geworden.

Bahá'u'lláh verk�ndete die Gleichstellung von Mann und Frau die in gleicher Verantwortlichkeit, gleichen Rechten und Vorrechten zum Ausdruck kommt; seit dieser Erkl�rung sind die Bande, durch welche die Frau seit undenklichen Zeiten gebunden war zerrissen worden, und die Frau hat sich rasch ihren rechtm��igen Platz als gleichberechtigte Gef�hrtin des Mannes gesichert.

Er verk�ndete die grundlegende Einheit der Religionen, und der folgende Zeitabschnitt zeigt die h�chst entschlossenen Anstrengungen aufrichtiger Seelen in allen Teilen der Welt, einen neuen Grad von Duldsamkeit, gegenseitigem Verstehen und gegenseitiger Zusammenarbeit f�r weltweite Ziele zu erreichen. Sektiererei ist �berall untergraben und ihre historische Stellung immer unhaltbarer geworden. Die Grundlage der Abgeschlossenheit in der Religion ist von denselben Kr�ften zerst�rt worden, die dem in sich abgeschlossenen Nationalismus das Weiterleben unm�glich machten.

Er befahl allgemeine Erziehung und machte die unAbhangige Erforschung der Wahrheit zum Beweis geistiger Lebenskraft. Die moderne Zivilisation ist durch diesen neuen G�rstoff in ihren Tiefen aufger�hrt worden. Schulpflicht der Kinder und die Ausdehnung der Bildungsm�glichkeiten auf Erwachsene ist zum ABC der Regierungspolitik geworden. V�lker, welche mit Bedacht die UnAbhangigkeit des Gem�tes und Geistes ihrer B�rger einzuschr�nken suchen, haben dadurch Revolution innerhalb und Verdacht und Furcht au�erhalb ihrer Grenzen geweckt. Bahá'u'lláh befahl die Annahme einer Welthilfssprache, und Dr. Zamenhof und andere folgten seinem Ruf, indem sie ihr Leben und ihren Geist dieser gro�en Aufgabe und Gelegenheit weihten.

Vor allem erf�llte Bahá'u'lláh die Menschheit mit einem neuen Geist, indem Er in den Gem�tern und Herzen ein neues Sehnen und neue Gesellschaftsideale weckte. Nichts in der Geschichte ist so dramatisch und eindrucksvoll wie der Gang der Ereignisse seit dem Beginn des Baha'i-Zeitalters im Jahre 1844. Jahr f�r Jahr wurde die Macht einer toten, durch �berlebte Gedanken, Br�uche, Gewohnheiten und Einrichtungen noch dahingeschleppten Vergangenheit geschw�cht, und heute merken alle einsichtigen M�nner und Frauen auf Erden, da� die Menschheit ihre schwerste Krisis durchmacht. Auf der einen Seite sehen wir, wie sich die neue Sch�pfung erhebt, da das Licht von Bahá'u'lláhs Lehre den wahren Pfad der Entwicklung enth�llt hat. Auf der anderen Seite sehen wir nichts als Ungl�ck und Fehlschl�ge in allen Reichen, wo diesem Lichte Widerstand entgegengebracht oder wo es nicht beachtet wird.

Jedoch dem gl�ubigen Bahá'í k�nnen diese und zahllose andere Beweise, so eindrucksvoll sie sind, nicht das wirkliche Ma� der geistigen Erhabenheit von Bahá'u'lláh geben. Sein Leben auf Erden und die unwiderstehliche Kraft seiner inspirierten Worte stehen als das einzig wahre Kennzeichen des Willens Gottes da.

Eine Pr�fung der mehr ins einzelne gehenden Prophezeiungen von Bahá'u'lláh und ihrer Erf�llung wird einen m�chtigen, best�rkenden Beweis erbringen. Zu diesen Prophezeiungen wollen wir nun �bergehen und ein paar Beispiele anf�hren, �ber deren urkundliche Echtheit kein Zweifel herrschen kann. Sie wurden weithin verbreitet und bekannt gemacht, bevor ihre Erf�llung zutage trat. Die Sendschreiben, die Er an die gekr�nten H�upter der Welt schickte, in denen viele solcher Prophezeiungen enthalten sind, wurden zusammengestellt zu einem Buch, das erstmals in Bombay gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ver�ffentlicht wurde. Seither sind mehrere Auflagen erschienen. Wir werden auch einige Beispiele der bemerkenswerten Prophezeiungen von 'Abdu'l-Bahá geben.

+14:2 #267 Napoleon III.

Im Jahre 1869 schrieb Bahá'u'lláh an Napoleon III. und tadelte ihn wegen seiner Kriegslust und der Verachtung, mit welcher er einen fr�heren Brief von Bahá'u'lláh behandelt hatte. Das Sendschreiben enth�lt folgende ernste Warnung (Verk�ndigung S.34):

�F�r das, was du getan hast, soll dein Reich in Verwirrung gest�rzt werden; deine Herrschaft soll deinen H�nden zur Strafe f�r das, was du ver�btest, entgleiten. Dann wirst du erkennen, wie sehr du dich geirrt hast. Aufruhr wird das ganze Volk des Landes ergreifen, es sei denn, du hilfst dieser Sache und folgst Ihm, dem Geist Gottes ( Jesus), auf diesem, dem Geraden Pfad. Hat dich dein Pomp stolz gemacht? Bei Meinem Leben! Er soll nicht von Dauer sein, nein, er soll bald dahinschwinden, es sei denn, du h�lst dich standhaft an dieses feste Seil. Wir sehen Erniedrigung dich verfolgen, w�hrend du zu den Achtlosen geh�rst. Es geziemt dir, wenn du Seine Stimme vom Throne der Herrlichkeit rufen h�rst, alles wegzuwerfen, was du besitzest, und laut zu antworten: `Hier bin ich, o Du Herr all dessen, was im Himmel und auf Erden ist!`�

Es ist unn�tig zu sagen, da� Napoleon, der damals auf dem H�hepunkt seiner Macht stand, dieser Warnung kein Geh�r schenkte. Im Jahr darauf fing er Krieg mit Preu�en an, fest �berzeugt, da� seine Truppen leicht Berlin einnehmen k�nnten. Aber die von Bahá'u'lláh vorausgesagte Trag�die ereilte ihn. Er wurde geschlagen, bei Saarbr�cken, bei Wei�enburg, bei Metz, und endlich in dem zermalmenden Zusammenbruch bei Sedan. Er wurde dann als Gefangener nach Preu�en gebracht und fand zwei Jahre sp�ter ein j�mmerliches Ende in England.

+14:3 #268 Deutschland

Sp�ter lie� Bahá'u'lláh eine gleich feierliche Warnung an die Besieger Napoleons ergehen, die ebenfalls auf taube Ohren stie� und eine schreckliche Erf�llung fand. Im Buch Aqdas, das in Adrianopel begonnen und in den ersten Jahren der Gefangenschaft von Bahá'u'lláh in 'Akka vollendet wurde, wandte Er sich an den Kaiser von Deutschland wie folgt (Verk�ndigung S.51):

�O K�nig von Berlin! ... Denke an den (Napoleon III.), dessen Macht deine Macht �berragte und dessen Rang deinen Rang �bertraf. Wo ist er? Wohin ist entschwunden, was er besa�? Sei gewarnt und sei nicht einer der tief Schlafenden. Er warf das Tablet Gottes beiseite, als Wir ihm kundtaten, was die Scharen der Tyrannen Uns erdulden lie�en. Darum �berfiel ihn Ungl�ck von allen Seiten, und er starb in gro�em Verlust. Denke gut �ber ihn nach, o K�nig, und �ber solche, die gleich dir St�dte erobert und �ber Menschen geherrscht haben. Der Barmherzigste brachte sie herab von ihren Pal�sten in das Grab. sei gewarnt! Sei einer von denen, die �berlegen! ... O Ufer des Rheins! Wir haben euch mit Blut bedeckt gesehen, denn die Schwerter der Vergeltung wurden gegen euch gez�ckt; und es soll noch einmal geschehen. Und Wir h�ren das Wehklagen Berlins, obgleich es heute in sichtbarem Ruhme strahlt.�

W�hrend der Zeit der deutschen Erfolge im gro�en Krieg von 1914 bis 1918 und ganz besonders w�hrend der letzten gro�en deutschen Offensive im Fr�hjahr 1918 wurde auf diese wohlbekannte Prophezeiung von den Gegnern der Baha'i-Religion in Persien immer wieder hingewiesen, um damit Bahá'u'lláh zu verunglimpfen. Aber als der Vormarsch der siegreichen Deutschen sich pl�tzlich in eine vernichtende Niederlage verkehrte, in �berw�ltigendes Unheil, da fielen die Bem�hungen dieser Gegner der Baha'i-Sache auf sie selbst zur�ck, und die Verbreitung, zu der sie der Prophezeiung verholfen hatten, wurde ein wirkungsvolles Mittel zur Erh�hung des Ansehens von Bahá'u'lláh.

+14:4 #269 Persien

Im Buch Aqdas, das geschrieben wurde, als der tyrannische N�siri'd-D�n Sh�h auf der H�he seiner Macht stand, segnet Bahá'u'lláh die Stadt Tihr�n, die Hauptstadt Persiens und sein eigener Geburtsort, und sagt von ihr (�L Kap.56):

�Lasse dich durch nichts betr�ben, o Land von T� (Tihr�n), denn Gott hat dich erw�hlt, damit du zur Quelle der Freude f�r die ganze Menschheit wirst. Wenn es sein Wille ist, wird Er deinen Thron mit einem gerechten Regenten segnen, der die Herde Gottes, die von den W�lfen zerstreut wurde, sammelt. Ein solcher Herrscher wird mit Freude und Frohsinn sein Antlitz dem Volke Bahas zuwenden und ihm seine Gunstbeweise bezeigen. Er wird in der Tat in den Augen Gottes als Kleinod unter den Menschen gelten. Auf ihm ruhe immer die Herrlichkeit Gottes und die Herrlichkeit aller, die im Reiche seiner Offenbarung wohnen.�

�Jauchze freudig, denn Gott hat dich zum `Aufgangsort seines Lichtes` gemacht, da in dir die Offenbarung seiner Herrlichkeit geboren wurde. Freue dich �ber den dir verliehenen Namen, einen Namen, durch den die Sonne der Gnade ihren Glanz aussandte und durch den Erde und Himmel erleuchtet wurden.�

�Bald werden sich in dir die Zust�nde �ndern, und die Z�gel der Macht werden in die H�nde des Volkes �bergehen. Wahrlich, dein Herr ist der Allwissende, seine Macht umfa�t alle Dinge. Bleibe zuversichtlich in der gn�digen Gunst deines Herrn. Das Auge seiner liebenden Gnade wird ewig auf dich gerichtet sein. Der Tag ist nahe, an dem deine Erregung in Frieden und stille Ruhe gewandelt wird. So ist es in dem wunderbaren Buch verordnet worden.�

Jetzt hat Persien erst begonnen, sich von der von Bahá'u'lláh vorausgesagten Epoche der Verwirrung zu erholen. Aber schon ist eine konstitutionelle Regierung errichtet, und es mangelt nicht an Zeichen, da� das Land einer besseren Zukunft entgegengeht.

+14:5 #270 T�rkei

An den Sultan der T�rkei und seinen ersten Minister 'Ali-P�sh� richtete Bahá'u'lláh, der sich damals (1868) in t�rkischer Gefangenschaft befand, einige seiner feierlichsten, nachdr�cklichsten Verwarnungen. Er schrieb dem Sultan aus dem Staatsgef�ngnis von 'Akka (Star of West II p.3):

�O du, der du dich selbst f�r den Gr��ten aller Menschen erachtest ... In kurzem soll dein Name vergessen sein, und du sollst dich in gro�er Bedr�ngnis befinden. Nach deiner Meinung ist dieser Erquicker der Welt und ihr Friedebringer strafbar und aufr�hrerisch. Welches Verbrechen haben die Frauen, Kinder und leidenden S�uglinge begangen, um deinen Grimm, deine Unterdr�ckung und deinen Ha� verdient zu haben? Ihr habt eine Anzahl von Seelen verfolgt, die in eurem Land sich keinen Widerstand zuschulden kommen lie�en und die keine Revolution gegen die Regierung angezettelt haben, nein, die vielmehr bei Tag und Nacht friedevoll sich der Verk�ndung Gottes gewidmet haben. Ihr habt ihr Eigentum geraubt und durch eure tyrannischen Handlungen ihnen alles, was sie hatten, genommen ... Vor Gott ist eine Handvoll Staub gr��er als euer K�nigreich, euer Ruhm, eure Herrschaft und eure Gewalt, und wenn Er es w�nschte, w�rde Er euch verwehen wie Sand in der W�ste. In kurzem soll sein Zorn �ber dich kommen, Aufst�nde sollen in eurer Mitte sich erheben, und euere L�nder werden zerrissen werden! Dann werdet ihr weinen und wehklagen, und nirgendwo werdet ihr Hilfe und Schutz finden ... seid wachsam, denn der Zorn Gottes ist bereit, und in kurzem sollt ihr sehen, was durch die Feder des Befehls beschrieben worden ist.�

Und an 'Ali-P�sh� schrieb Er (Lawh-i-Ra'�s):

�O Ra'�s (Oberhaupt), du hast begangen, was Muhammad, den Propheten Gottes, im allerh�chsten Paradiese seufzen lie�. Die Welt hat dich stolz gemacht, so sehr, da� du dich abwandtest von dem Angesicht, durch dessen Licht die Schar der himmlischen Heerscharen erleuchtet wurde. Bald sollst du dich in offensichtlichem Ungl�ck befinden. Du hast dich mit dem Herrscher von Persien vereinigt, um Mir Leid zuzuf�gen, obgleich Ich zu euch kam vom D�mmerungsort des Allm�chtigen, des Gro�en, mit einer Sache, welche die Augen der von Gott Beg�nstigten belebt ...�

�Dachtest du, du k�nntest das Feuer verl�schen, das Gott entz�ndet hat im Weltall? Nein! Ich erkl�re dies bei seiner wahren Seele - geh�rtest du doch zu denen, die begreifen. Mehr denn dies: es wurden dadurch, da� du dies getan hast, die Flammen und ihr Lodern neu angefacht. Bald wird es die Welt und ihre Einwohner erfassen ... Bald werden das Land des Geheimnisses (Adrianopel) und andere L�nder sich verwandeln und den H�nden des K�nigs entgleiten, und Aufruhr soll entstehen. Wehklagen soll sich erheben. Zersetzung soll sich zeigen in den Teilen des Reiches, und die Staatsangelegenheiten werden sich wegen dessen, was sich gegen diese Gefangenen (Bahá'u'lláh und seine Gef�hrten) von seiten der Scharen der Unterdr�ckung zugetragen hat, verwirren. Der Befehl wird wechseln, und die Verh�ltnisse werden dr�ckend werden bis zu einem solchen Ausma�, da� die Sandk�rner auf den verlassenen H�geln wehklagen, die B�ume in den Gebirgen weinen werden und Blut flie�en wird von allen Dingen, und die Menschen sollen in gro�er Not gesehen werden ...�

�So ist die Sache beschlossen worden von seiten des Planenden, des Weisen, dessen Befehl die Heerscharen im Himmel und auf Erden nicht widerstehen k�nnen, und den alle K�nige und Herrscher nicht abhalten k�nnen von dem, was Er will. Ungl�ck ist das �l f�r diese Lampe und durch solches w�chst ihr Licht - geh�rtet ihr zu denen, die wissend sind! Aller Widerstand, der von den Unterdr�ckern entfacht wird, wirkt wahrlich als Herold f�r diese Sache, und dadurch ist das Erscheinen Gottes und Seiner Sache unter den V�lkern der Welt weit verbreitet worden.�

Ferner schrieb Er im Buch Aqdas:

�O Punkt, der du an den Ufern von zwei Meeren liegst (Istanbul)! Der Thron der Ungerechtigkeit ist in dir aufgerichtet worden, und in dir wurde das Feuer des Hasses in solcher Weise entz�ndet, da� die allerh�chsten Heerscharen und die, welche den erhabenen Thron umgeben, dar�ber wehklagen. Wir sehen in dir die T�richten �ber die Weisen herrschen und die Finsternis sich �ber das Licht erheben. Wahrlich, du br�stest dich in offensichtlichem Stolz. Hat dein �u�erer Schmuck dich stolz gemacht? Bald sollst du dahinschwinden, bei dem Herrn der Sch�pfung! Und deine T�chter und Witwen und die Menschen, die in dir leben, sollen wehklagen! Dies sagt dir der Weise, der Allwissende voraus.�

Die aufeinanderfolgenden Leiden, die �ber dieses einst so gro�e Reich seit dem Bekanntwerden dieser Warnungen gekommen sind, haben eine beredte Auslegung ihrer prophetischen Bedeutung geliefert.

+14:6 #273 Amerika

Im Buch Aqdas, geoffenbart 1873 in 'Akka, wandte Bahá'u'lláh sich an Amerika wie folgt (Verk�ndigung S.279):

�O Herrscher in Amerika und Pr�sidenten seiner Republiken! ... H�rt auf das, was vom Tagesanbruch der Gr��e laut geworden ist: Wahrlich, es gibt keinen Gott au�er Mir, dem Herrn der �u�erung, dem Allwissenden. Helft dem Zerbrochenen mit der Hand der Gerechtigkeit und werft den �berall t�tigen Bedr�cker mit der Rute der Gesetze eures Herrn, des Verordners, des Allweisen, nieder.�

'Abdu'l-Bahá brachte in Seinen Ansprachen in Amerika und anderswo h�ufig die Hoffnung, das Gebet und die Versicherung zum Ausdruck, da� das Banner des internationalen Friedens sich zuerst in Amerika erheben werde. In Cincinnati, Ohio, sagte Er am 5. November 1912 (Star of West VI p.81):

�Amerika hat ein edel gesinntes Volk, es ist ein Bannertr�ger des Friedens in der Welt, das sein Licht �ber alle Regionen hin verbreitet. Andere V�lker sind nicht so ungehindert und frei von R�nken wie die Vereinigten Staaten und sind unf�hig, den Weltfrieden zustande zu bringen. Aber Amerika lebt, Gott sei gedankt, im Frieden mit aller Welt und ist w�rdig, die Flagge der Bruderschaft und des Weltfriedens aufzupflanzen. Wenn der Sammelruf zum internationalen Frieden von Amerika ausgeht, wird die ganze �brige Welt ausrufen: `Ja, wir stimmen zu!` Die V�lker eines jeden Himmelsstrichs werden sich in der Annahme der Lehren von Bahá'u'lláh, die vor �ber f�nfzig Jahren geoffenbart wurden, vereinen. In Seinen Sendschreiben forderte Er die Parlamente der Welt auf, die besten und weisesten Menschen zu einem internationalen Weltparlament zu senden, das alle Streitfragen zwischen den V�lkern entscheiden und den Frieden festlegen soll ... Dann werden wir das Parlament der Menschen haben, von dem die Propheten getr�umt haben.�

Dem Ruf von Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá ist in den Vereinigten Staaten von Amerika bereits in weitem Ausma�e entsprochen worden und in keinem Staate der Welt sind die Baha'i-Lehren bereitwilliger aufgenommen worden. Die Amerika �bertragene Rolle, die Nationen zum Weltfrieden aufzurufen, hat sich aber trotzdem bis jetzt erst teilweise erf�llt, und die Bahá'í erwarten mit Interesse die im Scho�e der Zukunft liegende Entwicklung.�

� Es ist interessant, da� die Gr�ndungsversammlung der Organisation der Vereinten Nationen in San Francisco, USA, stattfand.

+14:7 #274 Der gro�e Krieg

Sowohl Bahá'u'lláh als 'Abdu'l-Bahá haben bei vielen Gelegenheiten mit erstaunlicher Genauigkeit das Kommen des gro�en Kriegs von 1914 bis 1918 vorausgesagt. In Sacramento, Kalifornien, sagte 'Abdu'l-Bahá am 26. Oktober 1912:

�Heute gleicht der europ�ische Kontinent einem Arsenal. Er ist ein Lagerhaus von Sprengstoffen, des Funkens gew�rtig, und ein Funken k�nnte ganz Europa in Flammen setzen, haupts�chlich im jetzigen Augenblick, wo die Balkanfrage vor der Welt steht.�

In vielen seiner Sendschreiben nach Amerika und Europa gab Er �hnliche Warnungen. In einer weiteren Rede in Kalifornien sagte Er im Oktober 1912 (berichtet von Mrs.Corinne True in `The Northshore Review`, 26.Sept.1914 Chicago):

�Wir stehen am Vorabend der Schlacht von Harmagedon, von der im 16. Kapitel der Offenbarung die Rede ist. In zwei Jahren, von jetzt an gerechnet, kann ein einziger Funken ganz Europa in Flammen setzen. Die soziale Unruhe in allen Staaten, der religi�se Skeptizismus, der dem tausendj�hrigen Reich vorangeht und sich bereits zeigt, wird ganz Europa in Flammen setzen, wie es prophezeit ist im Buch Daniel und im Buch Johannes. Um 1917 werden K�nigreiche fallen und Umw�lzungen werden die Erde ersch�ttern.�

Am Abend vor dem gro�en Kampf sagte Er :

�Ein allgemeines Handgemenge der zivilisierten V�lker ist in Sicht. Ein furchtbarer Kampf steht bevor. Die Welt befindet sich an der Schwelle eines h�chst tragischen Ringens ... Unerme�liche Armeen, Millionen Menschen, werden mobilisiert und an die Grenzen gebracht werden. Sie werden ger�stet sein f�r den furchtbaren Streit. Die leiseste Reibung wird sie in eine schreckliche Katastrophe st�rzen, und es wird ein Brand entstehen, desgleichen in der bisherigen Geschichte des Menschengeschlechts nicht berichtet ist.��

Abdu'l-Bahá in Haifa am 3. August 1914. Star of West V p.163

+14:8 #275 Soziale Unruhen nach dem Krieg

Bahá'u'lláh und 'Abdu'l-Bahá haben ebenfalls eine Zeitspanne gro�er sozialer Erhebungen, K�mpfe und Tr�bsale als unvermeidliche Folge des Unglaubens und der Vorurteile, der Unwissenheit und des Aberglaubens vorausgesagt, die heute in der ganzen Welt vorherrschen. Der gro�e internationale Milit�rkampf war nur eine Phase in diesem Empordr�ngen. In einem Tablet vom Januar 1920 schreibt 'Abdu'l-Bahá :

�O ihr Wahrheitsliebenden! O ihr Diener der Menschheit! Da der s��e Duft euerer Gedanken und hohen Absichten �ber mich geweht hat, f�hle ich meine Seele unwiderstehlich mit euch in Gemeinschaft verbunden.�

�Erw�gt in euren Herzen, wie schMirzaich die Unruhen sind, in welche die Welt versunken ist, wie die Nationen auf Erden mit Menschenblut besudelt sind, ja wie selbst ihr Boden in geronnenes Blut verwandelt ist. Die Flamme des Krieges hat einen so wilden Brand verursacht, wie die Welt in ihren alten Tagen, in ihren Mittelaltern und in neuen Zeiten nie seinesgleichen sah. Die M�hlsteine des Krieges haben so manches Menschenhaupt zermahlen und zermalmt; ja noch schwerer ist das Los dieser Opfer gewesen. Bl�hende L�nder sind verw�stet, St�dte sind dem Erdboden gleichgemacht und fr�hliche D�rfer sind in Ruinen verwandelt worden. V�ter haben ihre S�hne verloren und S�hne sind vaterlos geworden. M�tter haben blutige Tr�nen bei der Klage um ihre Kinder vergossen, kleine Kinder sind Waisen geworden und Frauen heimatlose Wanderer. Mit einem Wort: die Menschheit ist in allen ihren Teilen erniedrigt worden. Laut ist der Schrei und das Jammern der Waisen und bitter ist das Wehklagen der M�tter, das im Himmel widerhallt.�

�Die Hauptursache f�r alle diese Geschehnisse sind rassische, nationale, religi�se und politische Vorurteile, und die Wurzel aller dieser Vorurteile liegt in abgen�tzten, tiefeingesessenen �berlieferungen, seien diese religi�s, rassisch, national oder politisch. Solange diese Traditionen bleiben, ist die Grundlage des Menschengeb�udes unsicher und die Menschheit selbst st�ndiger Gefahr ausgesetzt.�

�Jetzt, in diesem strahlenden Zeitalter, da das Wesen allen Daseins offenbart und das verborgene Geheimnis alles Erschaffenen enth�llt worden ist, da das Morgenlicht der Wahrheit angebrochen ist und die Finsternis der Welt in Licht verwandelt hat, ist es da angebracht und ziemlich, da� sich solch eine f�rchterliche Metzelei, die nicht wieder gutzumachendes Verderben auf die Welt herabzieht, noch ereignen darf? Bei Gott! Das kann nicht sein.�

�Christus rief alle V�lker der Welt zu Vers�hnung und Frieden auf. Er befahl Petrus, sein Schwert in die Scheide zu stecken. So war sein Wunsch und Rat, und doch haben die, welche seinen Namen tragen, das Schwert aus der Scheide gezogen. Wie gro� ist der Unterschied zwischen ihren Taten und dem ausdr�cklichen Wortlaut des Evangeliums!�

�Vor sechzig Jahren leuchtete Bahá'u'lláh wie eine strahlende Sonne vom Himmel Persiens und verk�ndete, da� die Welt in Finsternis geh�llt und die Finsternis unheilvoller Dinge schwanger sei und zu schrecklichem Kampf f�hren werde. Von seinem Gef�ngnissitz 'Akka wandte Er sich in nicht mi�zuverstehender Sprache an den Kaiser von Deutschland und erkl�rte ihm, da� ein schrecklicher Krieg eintreten und Berlin in Jammern und Wehklagen ausbrechen werde. Ebenso schrieb Er als zu Unrecht Gefangener des Sultans der T�rkei in der Festung 'Akka klar und nachdrucksvoll, da� Konstantinopel die Beute schwerer Unordnung werde, so da� Weiber und Kinder ihr Jammergeschrei erheben werden. Kurz, Er richtete Sendschreiben an alle bedeutenden Regenten und Herrscher der Welt, und alles, was Er vorhergesagt hatte, hat sich erf�llt. Aus seiner Feder der Herrlichkeit str�mten Lehren �ber die Vermeidung des Kriegs, und diese sind weithin verbreitet worden.�

�Seine erste Lehre ist das Suchen nach Wahrheit. Blinde Nachahmung, so erkl�rte Er, t�tet den Geist des Menschen, wogegen das Forschen nach Wahrheit die Welt von der Finsternis des Vorurteils befreit.�

�Seine zweite Lehre ist die Einheit der Menschheit. Alle Menschen sind nur eine Herde und Gott ist der liebevolle Hirte. Er schenkt ihnen gr��te Barmherzigkeit und betrachtet sie alle als Eins. `Du sollst keine Verschiedenheit finden unter den Gesch�pfen Gottes.` Sie sind alle seine Diener und suchen alle seine Gnadenf�lle.�

�Seine dritte Lehre ist die, da� Religion das m�chtigste Bollwerk ist. Sie sollte zu Einheit f�hren, statt die Ursache von Feindschaft und Ha� zu sein. F�hrte sie zu Feindschaft und Ha�, so w�re es besser, sie �berhaupt nicht zu haben. Die Religion ist wie ein Heilmittel, das, wenn es die Krankheit verschlimmern sollte, besser aufzugeben w�re.�

�Ebenso sind religi�se, rassische, nationale und politische Vorurteile allesamt zerst�rend f�r die Grundlage menschlicher Gesellschaft; sie alle f�hren zu Blutvergie�en, sie alle h�ufen Verderben auf die Menschheit. Solange diese verbleiben, wird auch die Kriegsfurcht fortdauern. Das einzige Heilmittel ist der Weltfriede. Und dieser wird nur durch die Errichtung eines h�chsten Schiedsgerichts, das alle Regierungen und V�lker vertritt, vollendet. Alle nationalen und internationalen Probleme sollten diesem Gerichtshof �bergeben werden und, was immer seine Entscheidung sein mag, sollte zur Geltung gelangen. W�rde eine Regierung oder ein Volk nicht damit �bereinstimmen, so sollte die Welt als Ganzes sich dagegen erheben.�

�Unter seinen Lehren ist eine weitere die Gleichberechtigung von Mann und Frau; und so noch viele andere Lehren, die durch seine Feder geoffenbart sind.�

�Heutzutage ist es klar und offenbar gemacht worden, da� diese Grunds�tze das eigentliche Leben der Welt und die Verk�rperung ihres wahren Geistes sind. So solltet nun ihr, die ihr die Diener des Menschengeschlechtes seid, Herz und Seele anstrengen, um die Welt von der Finsternis des Materialismus und menschlichen Vorurteils zu befreien, auf da� sie mit dem Lichte der Stadt Gottes erleuchtet werde.�

�Preis sei Ihm - ihr seid mit den verschiedenen Schulen, Einrichtungen und Grunds�tzen der Welt bekannt. Heute aber kann nichts Geringeres als diese g�ttlichen Lehren dem Menschengeschlecht Friede und Ruhe gew�hrleisten. Diese Finsternis wird nimmer verschwinden, diese endlosen Leiden werden nimmer geheilt, es sei denn durch diese Lehren. Der Balkan wird ruhelos bleiben und sein Zustand wird sich verschlimmern. Der Besiegte wird nicht stillehalten, sondern jegliches Mittel ergreifen, um aufs neue die Kriegsflamme zu entfachen. Moderne, allumfassende Bewegungen werden ihr �u�erstes tun, ihre Zwecke und Ziele zu verfolgen. Die Bewegung der Linken wird gro�e Bedeutung erlangen, und ihr Einflu� wird sich verbreiten.�

�Darum bem�ht euch, mit erleuchtetem Herzen, mit himmlischem Geist und g�ttlicher Kraft von seiner Gnade unterst�tzt, Gottes freigebige Gabe der Welt weiterzureichen ... Die Gabe des Trostes und der Ruhe f�r alle Menschenkinder.��

In einem Gespr�ch im November 1919 sagte Er:

�Bahá'u'lláh sagte h�ufig voraus, da� die Zeit kommen werde, da Unglaube und darauffolgend Anarchie vorherrschen werden. Das Chaos wird auf die allzugro�e Freiheit unter den Menschen zur�ckzuf�hren sein, die dazu noch nicht reif sind, und infolgedessen wird es eine zeitweilige R�ckkehr zu autorit�rer Regierung geben, zum Nutzen der Menschen selbst und um Unordnung und Chaos zu verh�ten.�

�Es ist klar, da� jedes Volk jetzt v�llige Selbstbestimmung und Handlungsfreiheit w�nscht, aber manche von ihnen sind nicht reif daf�r. Der vorherrschende Zustand der Welt ist der des Unglaubens, der zu Anarchie und Verwirrung f�hren mu�. Ich habe immer gesagt, da� die Friedensvorschl�ge nach dem gro�en Krieg erst ein Schimmer der D�mmerung seien, jedoch noch nicht der Sonnenaufgang.��

� Abdu'l-Bahá: beide Zitate ohne n�here Quellenangabe

+14:9 #279 Das Kommen des K�nigreiches Gottes

Mitten in diesen unruhigen Zeiten wird die Sache Gottes trotzdem erstarken. Die von dem selbsts�chtigen Kampf f�r das Einzeldasein, f�r die Partei oder f�r sektiererischen oder nationalistischen Nutzen hervorgerufenen N�te werden die Menschen dazu f�hren, sich in der Verzweiflung zu dem Heilmittel zu wenden, das mit dem Worte Gottes dargereicht ist. Je mehr die Schwierigkeiten �berhandnehmen, desto mehr werden die Menschen sich dem allein n�tzenden Heilmittel zuwenden. Bahá'u'lláh sagt in seinem Sendschreiben an den Sh�h:

�Gott hat die N�te geschaffen als Morgenschauer f�r diese gr�ne Aue und als Docht f�r seine Lampe, von welcher Erde und Himmel erleuchtet werden ... Durch Not hat sein Licht geschienen und sein Lob gestrahlt ohne Ende. Dies war seine Weise in verflossenen Zeitaltern und in vergangenen Zeiten.�

Sowohl Bahá'u'lláh wie 'Abdu'l-Bahá sagen in den bestimmtesten Ausdr�cken den schnellen Sieg der Geistigkeit �ber den Materialismus voraus und dadurch die Aufrichtung des Allergr��ten Friedens. 'Abdu'l-Bahá schrieb 1904 (Tablet an Isabelle D. Brittingham, Star of West XII Nr.8 1.August 1921):

�Wisse, da� Bedr�ngnis und Ungl�ck Tag f�r Tag wachsen und die Menschen gequ�lt werden sollen. Die Tore der Freude und des Gl�cks sollen allerorts geschlossen sein. Schreckliche Kriege werden kommen. Entt�uschung und Fehlschl�ge von Hoffnungen sollen �ber die Menschen aus jeder Richtung hereinbrechen, bis sie gezwungen sind, sich Gott zuzuwenden. Dann sollen die Lichter gro�en Gl�cks die Horizonte erleuchten, so da� der Ruf, `Y� Baha'u'l-Abha!`� sich von allen Seiten erhebe�

Im Februar 1914 antwortete Er auf die Frage, welche von den Gro�m�chten den Glauben annehmen w�rden (Star of West IX p.31):

�Alle Menschen in der Welt werden Gl�ubige werden. Wenn ihr den Beginn der Sache mit ihrem heutigen Stand vergleichen w�rdet, so w�rdet ihr sehen, welchen raschen Einflu� das Wort Gottes hat, und jetzt hat die Sache Gottes die Welt umfa�t ... Fraglos werden alle Menschen unter den Schatten der Sache Gottes kommen.�

Er erkl�rte, da� die Errichtung der Welteinheit im Laufe des gegenw�rtigen Jahrhunderts zustande kommen wird. In einem Seiner Tablets schrieb Er:

�Alle Glieder der Menschheitsfamilie, ob V�lker oder Regierungen, St�dte oder D�rfer, sind immer mehr voneinander Abhangig geworden. Selbstgen�gsamkeit ist f�r niemanden mehr m�glich, da politische Bindungen alle V�lker und Nationen vereinigen, und die Beziehungen durch Handel und Industrie, Landwirtschaft und Erziehungswesen t�glich fester werden. Folglich kann die Einheit aller Menschen an diesem Tage erreicht werden. Das ist wahrlich nichts anderes als eines der Wunder dieses wundervollen Zeitalters. Davon waren fr�here Zeitalter ausgeschlossen, w�hrend dieses Jahrhunderts - das Jahrhundert des Lichts - mit einzigartiger und beispielloser Herrlichkeit, Kraft und Erleuchtung beschenkt wurde. So entfaltet sich auf wunderbare Weise jeden Tag ein neues Wunder; am Ende wird man sehen, wie strahlend sein Licht unter der Menschheit leuchtet.��

In den letzten zwei Versen des Buches Daniel stehen die geheimnisvollen Worte (Daniel 12:12-13):

�Wohl dem, der da wartet und erreicht tausenddreihundertf�nfunddrei�ig Tage! Du aber, Daniel, geh hin, bis das Ende kommt, und ruhe, bis du aufstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!�

Viele Versuche wurden von gelehrten Forschern unternommen, das R�tsel der Bedeutung dieser Worte zu l�sen. In einem Tischgespr�ch, bei dem der Verfasser dieses Buches anwesend war, errechnete 'Abdu'l-Bahá die Erf�llung von Daniels Prophezeiung, indem er vom Datum des Beginns des muhammadanischen Zeitalters ausging. 'Abdu'l-Bahás Tablets machen deutlich, da� diese Prophezeiung auf den hundertsten Jahrestag der Erkl�rung von Bahá'u'lláh in Baghdad, also auf das Jahr 1963 hinweist:

� ... nun zu dem Vers bei Daniel, nach dessen Auslegung du fragtest: `Wohl dem, der da wartet und erreicht tausenddreihundertf�nfunddrei�ig Tage`. Diese Tage m�ssen in Sonnenjahren, nicht in Mondjahren berechnet werden. Wenn nach dieser Berechnung ein Jahrhundert vergangen ist nach dem Tagesanbruch der Sonne der Wahrheit, dann werden die Lehren Gottes fest errichtet sein auf der Erde, und das g�ttliche Licht wird die Welt �berfluten vom Osten bis zum Westen. Dann werden die Gl�ubigen an diesem Tage voll Freude sein.�

� Ya Baha'u'l-Abha! - O Du Herrlichkeit der Herrlichkeiten!, eine andere Form des Gr��ten Namens All�h-u-Abha, d.h. Gott ist der Allherrliche, als Begr��ungsformel unter den Bahá'í verwendet.

� Zitat ohne n�here Quellenangabe
+14:10 #281 'Akka und Haifa

Mirza Abmad Sohrab (ein Sekret�r von 'Abdu'l-Bahá) berichtet in seinem Tagebuch die folgende Prophezeiung �ber 'Akka und Haifa, die 'Abdu'l-Bahá aussprach, w�hrend Er am Fenster eines der Baha'i-Pilgerh�user in Haifa sa�, am 14. Februar 1914:

�Die Aussicht vom Pilgerheim ist sehr anziehend, besonders weil das gesegnete Grabmal von Bahá'u'lláh zu sehen ist. In der Zukunft wird der Zwischenraum zwischen 'Akka und Haifa ausgebaut werden, und die beiden St�dte werden sich vereinen und sich die H�nde reichen, indem sie die beiden Endteile einer m�chtigen Weltstadt werden. Wie ich jetzt �ber die Landschaft blicke, so sehe ich klar, da� sie einer der ersten Handelspl�tze der Welt werden wird. Diese gro�e halbkreisf�rmige Bucht wird in den sch�nsten Hafen verwandelt werden, wo die Schiffe aller Nationen Schutz und Zuflucht suchen werden. Die gr��ten Schiffe aller V�lker werden zu diesem Hafen kommen und auf ihren Decks Tausende und Abertausende von M�nnern und Frauen aus jedem Teil des Erdballs bringen. Der Gebirgszug und die Ebene werden bedeckt sein mit h�chst neuzeitlichen Bauten und Pal�sten. Industrien werden entstehen, und verschiedene Einrichtungen menschendienlicher Art werden gegr�ndet werden. Die Blumen der Zivilisation und Kultur werden von allen Nationen hierher gebracht werden, um ihre Wohlger�che miteinander zu vermischen und den Weg der Bruderschaft der Menschen zu erhellen. Wundervolle G�rten, Obstg�rten, Haine und Parks werden sich nach allen Seiten ausdehnen. Bei Nacht wird die gro�e Stadt elektrisch beleuchtet sein. Der ganze Hafen von 'Akka bis Haifa wird eine LichtBahá sein. M�chtige Scheinwerfer werden an beiden Seiten des Berges Karmel f�r die F�hrung der Dampfer aufgestellt werden. Der Berg Karmel selbst, vom Fu� bis zur Spitze, wird in ein Meer von Licht getaucht sein. Jemand, der auf dem Gipfel des Karmel steht, und die Passagiere der Dampfer, die herkommen, werden auf das erhabenste und majest�tischste Schauspiel der ganzen Welt blicken.�

�Von jeder Seite des Berges werden die Symphonien von ,Y� Baha'u'l-Abha' ert�nen, und vor Tagesanbruch wird seelenerhebende Musik, begleitet von melodischen Stimmen, zum Thron der Allmacht aufsteigen.

�In der Tat, Gottes Wege sind geheimnisvoll und unerforschlich. Welche �u�erliche Beziehung besteht zwischen Shiraz und Tihr�n, Baghdad und Konstantinopel, Adrianopel und 'Akka und Haifa�? Gott wirkte geduldig, Schritt um Schritt, durch diese verschiedenen St�dte hin, nach seinem eigenen bestimmten und ewigen Plan, auf da� die Prophezeiungen und Voraussagungen, wie sie von den Propheten verk�ndet worden sind, erf�llt werden m�gen. Dieser goldene Faden der Verhei�ung f�r das messianische tausendj�hrige Reich zieht sich durch die Bibel, und es war so bestimmt, da� Gott zu seiner eigenen rechten Zeit ihr Erscheinen veranla�te. Nicht ein einziges Wort wird bedeutungslos und unerf�llt bleiben.�

� Die verschiedenen St�dte in denen der B�b und Bahá'u'lláh weilten

+15:0 #283
15. KAPITEL
R�CKBLICK UND AUSBLICK

�Ich bezeuge, o Freunde: Die Gunst ist erzeigt, der Sinn erf�llt, der Beweis erbracht und das Zeugnis abgelegt worden. La�t nun sehn, was euer Bem�hen auf dem Pfad der Losl�sung erbringt. So wurde die g�ttliche Gunst euch und allen, die im Himmel und auf Erden sind, in vollem Ma�e gew�hrt. Preis sei Gott, dem Herrn aller Welten!�

(Bahá'u'lláh, VW S.82.)
+15:1 #283 Der Fortschritt des Glaubens

Leider ist es nicht m�glich, in dem uns zur Verf�gung stehenden Raum im einzelnen den Fortschritt des Baha'i-Glaubens in der ganzen Welt darzulegen. Viele Kapitel k�nnten diesem fesselnden Gegenstand gewidmet und viele ergreifende Geschichten von den Bahnbrechern und M�rtyrern der Sache berichtet werden, aber hier mu� eine ganz kurze Zusammenfassung gen�gen.

In Persien erfuhren die ersten Gl�ubigen dieser Offenbarung �u�ersten Widerstand, Verfolgung und Grausamkeit von seiten ihrer Landsleute. Aber sie gingen allen Schwierigkeiten und Feuerproben mit h�chstem Heldenmut entgegen. Ihre Taufe erfolgte mit ihrem eigenen Blut, denn viele Tausende von ihnen starben als M�rtyrer, w�hrend Tausende andere gegei�elt, eingekerkert, von ihrem Besitztum vertrieben, aus ihrem Heim verjagt oder auf andere Weise mi�handelt wurden. Sechzig Jahre lang und l�nger setzte jedermann in Persien, der es wagte, dem B�b oder Bahá'u'lláh die Treue zu halten, sein Eigentum, seine Freiheit und sogar sein Leben aufs Spiel. Dieser entschlossene und heftige Widerstand konnte jedoch den Fortschritt des Glaubens ebensowenig hindern wie eine Staubwolke den Sonnenaufgang.

Von einem Ende Persiens� bis zum anderen findet man jetzt Bahá'í in fast allen St�dten und D�rfern, ebenso unter den Nomadenst�mmen. In manchen D�rfern besteht die ganze Bev�lkerung aus Baha'i, und an anderen Orten ist ein verh�ltnism��ig gro�er Teil der Einwohner gl�ubig. Aus vielen und verschiedenartigen Sekten stammend, die einander bitterfeind sind, bilden sie jetzt eine gro�e Gemeinschaft von Freunden, die sich zur Bruderschaft bekennen nicht nur untereinander, sondern mit allen Menschen. Allerorts arbeiten sie an der Vereinigung und Hebung der Menschheit, an der Abschaffung aller Vorurteile und allen Kampfes und an der Aufrichtung des K�nigreichs Gottes auf Erden.

Welches Wunder k�nnte gr��er sein als dieses? Nur eines, n�mlich die Vollendung der Aufgabe, der sich diese Menschen gewidmet haben, auf der ganzen Welt. Und es mangelt nicht an Zeichen, da� dieses gr��ere Wunder sich ebenfalls vollzieht. Der Glaube zeigt eine erstaunliche Lebenskraft und ist im Begriff, die ganze Menschheit wie Sauerteig zu durchsetzen und, wo er sich ausbreitet, Menschen und Gesellschaft zu ver�ndern.�

Die verh�ltnism��ig kleine Anzahl von Bahá'í mag noch unbedeutend erscheinen im Vergleich mit den Anh�ngern der alten Religionen; sie sind aber voll Vertrauen, da� eine g�ttliche Macht sie gesegnet hat mit dem hohen Vorrecht, einer neuen Ordnung zu dienen, in welche sich die Scharen des Ostens und Westens an einem nicht allzufernem Tage dr�ngen werden. Wie es also wahr bleibt, da� der Heilige Geist aus den reinen Herzen in allen L�ndern widerstrahlt, sei die Quelle ihnen auch unbewu�t, und da� das Wachstum des Glaubens durch die vielen Bem�hungen au�erhalb der Baha'i-Gemeinschaft, die eine oder andere der Baha'i-Lehren zu f�rdern, bezeugt werden kann, so ist doch der Mangel irgendeiner dauerhaften Grundlage in der alten Ordnung ein �berzeugender Beweis daf�r, da� die Ideale des �K�nigreiches� nur in dem Rahmen der Baha'i-Gemeinschaft fruchttragend werden k�nnen.

� Lord Curzon schreibt in seinem Buche Persia and the Persion Question, ver�ffentlicht im Jahre 1892, dem Todesjahr von Bahá'u'lláh (Band I p.499-502): �Die niedrigste Sch�tzung der gegenw�rtigen Zahl der B�b� in Persien betr�gt eine halbe Million. Ich bin geneigt, nach Gespr�chen mit wohlunterrichteten Pers�nlichkeiten, f�r die Gesamtzahl eher eine Million anzunehmen. Sie sind in jedem Lebenszweige zu finden, von den Ministern und Hohen des Hofes bis zum Gassenkehrer oder Reitknecht, und nicht das geringste Feld ihrer T�tigkeit ist die muhammadanische Priesterschaft selbst ... Wenn der B�bismus im gegenw�rtigen Ma�e weiterw�chst, so kann man sich wohl eine Zeit vorstellen, wo er den Muhammadanismus aus Persien vertrieben hat. Dies, denke ich, w�re wahrscheinlich, w�rde er unter der Fahne eines feindlichen Glaubens in die Schranken treten. Aber da seine Rekruten aus den besten Soldaten der Besatzung gewonnen werden, die er angreift, so spricht der st�rkere Grund daf�r, zu glauben, da� er schlie�lich obsiegen wird.�

� Die Zahl der Bahá'í w�chst Jahr f�r Jahr schneller, und um 1969 war �ber die ganze Erde hin die Zahl der Orte, in denen Bahá'í wohnen, auf �ber dreiunddrei�igtausend angewachsen.

+15:2 #285 B�b und Bahá'u'lláh als Offenbarer

Je mehr wir Leben und Lehren von B�b und Bahá'u'lláh studieren, desto weniger m�glich erscheint es uns, irgendeine Erkl�rung f�r Ihre Gr��e zu finden, ausgenommen die der g�ttlichen Inspiration. Sie wurden auferzogen in einer Umgebung des Glaubenseifers und der Fr�mmelei. Sie genossen nur die allereinfachste Erziehung. Sie standen in keiner Ber�hrung mit abendl�ndischer Kultur. Sie hatten weder politische noch finanzielle Macht hinter sich. Sie verlangten nichts von den Menschen und erfuhren meist nur Ungerechtigkeit und Unterdr�ckung. Die Gro�en der Erde �bersahen sie oder widersetzten sich Ihnen. Sie wurden gepeitscht und gefoltert, gefangengesetzt und in der Erf�llung Ihrer Sendung den schrecklichsten Tr�bsalen unterworfen. Sie standen allein gegen die Welt, keine Hilfe hinter sich als die von Gott. Aber schon wird Ihr Sieg offenbar und gro�artig.

Die Gr��e und Erhabenheit Ihrer Ideale, die Vornehmheit und Selbstaufopferung Ihres Lebens, Ihr unerschrockener Mut und Ihre �berzeugung, Ihre erstaunliche Weisheit und Erkenntnis, Ihr sicheres Erfassen der Bed�rfnisse sowohl der �stlichen wie der westlichen V�lker, das Umfassende und die Angemessenheit Ihrer Lehren, Ihre Macht, in Ihren Anh�ngern g�nzliche Hingabe und Begeisterung zu entflammen, das Durchdringen und die Gewalt Ihres Einflusses, der Fortschritt der Sache, die sie begr�ndeten, sicherlich sind dies alles Beweise Ihrer g�ttlichen Sendung, so �berzeugend wie irgend etwas, das die Religionsgeschichte bisher aufzuweisen vermag.

+15:3 #286 Ein herrlicher Ausblick

Die frohen Baha'i-Botschaften enth�llen ein Bild der Gnadenf�lle Gottes und des k�nftigen Fortschritts der Menschheit, das sicherlich die gr��te und herrlichste Offenbarung ist, die je der Menschheit geschenkt wurde, die Fortentwicklung und Erf�llung aller fr�heren Offenbarungen. Ihr Zweck ist kein geringerer als die Wiedergeburt des Menschengeschlechts und die Sch�pfung �neuer Himmel und einer neuen Erde�. Es ist dieselbe Aufgabe, der Christus und alle Offenbarer Ihr Leben gewidmet haben, und unter diesen gro�en Lehrern gibt es keinen Wettstreit. Nicht von der einen oder von der andern Manifestation, sondern von allen zusammen wird die Aufgabe gel�st, wie 'Abdu'l-Bahá sagt (Star of West III Nr.8 p.8):

�Es ist nicht n�tig, Abraham herabzusetzen, um Jesus zu erh�hen. Es ist nicht n�tig, Jesus herabzusetzen, um Bahá'u'lláh zu verk�nden. Wir m�ssen die Wahrheit von Gott willkommen hei�en, woher wir sie auch erhalten. Der Kern der Frage ist, da� alle diese gro�en Gesandten kamen, um die g�ttliche Fahne der Vollkommenheit aufzurichten. Sie alle scheinen als Gestirne am gleichen Himmel des G�ttlichen Willens. Sie alle geben der Welt Licht.�

Gott stellt die Aufgabe, und Gott beruft nicht nur die Offenbarer, sondern das ganze Menschengeschlecht zu seinen Mitarbeitern bei diesem Sch�pfungswerk. Weisen wir seine Einladung zur�ck, so werden wir doch das Werk nicht am Vorw�rtsschreiten hindern, denn was Gott will, wird sich sicherlich durchsetzen. Wenn wir vers�umen, unseren Teil beizutragen, wird Er andere Werkzeuge berufen, seinen Plan durchzuf�hren. Wir aber werden den wirklichen Zweck und Sinn unseres eigenen Lebens verfehlen. Eins zu sein mit Gott, seine Geliebten, seine Diener, willige Wege und Mittel seiner Sch�pferkraft zu werden, so da� wir uns bewu�t sind, da� es in uns kein Leben gibt als sein g�ttliches und �berstr�mendes Leben, dies ist nach der Baha'i-Lehre die unaussprechliche und herrliche Vollendung menschlichen Daseins.

Trotz allem ist die Menschheit im Herzen gesund, denn sie ist erschaffen �zum Bild und Gleichnis Gottes�, und wenn sie schlie�lich die Wahrheit sieht, wird sie nicht auf den Pfaden der Torheit verharren. Bahá'u'lláh versichert uns, da� binnen kurzem der Ruf Gottes allgemein angenommen und die Menschheit als Ganzes sich Rechtschaffenheit und Gehorsam zuwenden wird.

�Aller Kummer wird dann verwandelt werden in Freude und alle Krankheit in Wohlsein,� und die Reiche dieser Welt werden sein das Reich �unseres Herrn und seines Christus ... und Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit��

Nicht nur die Menschen auf Erden, sondern alle in den Himmeln und auf Erden, sollen eins werden in Gott und sich ewig freuen in Ihm.

� Joh.Offenbarung 11:15
+15:4 #287 Erneuerung der Religion

Der Zustand der Welt von heute bietet sicherlich Beweis daf�r, da� die Menschen aller Religionen, mit seltenen Ausnahmen, es n�tig haben, wieder zu dem wirklichen Sinn ihrer Religion gef�hrt zu werden, und diese Hinf�hrung ist ein Hauptteil des Werkes von Bahá'u'lláh. Er kommt, die Christen zu besseren Christen, die Moslems zu wirklichen Moslems zu machen, alle Menschen dem Geiste, der ihre Offenbarer beseelte, getreu zu machen. Er erf�llt auch die von allen Propheten gegebene Verhei�ung einer noch herrlicheren Manifestation, die erscheinen soll in der �F�lle der Zeiten�, um Ihr Werk zu kr�nen und zu vollenden. Er bringt vollere Entfaltung geistiger Wahrheiten als seine Vorg�nger und offenbart den Willen Gottes im Hinblick auf alle Fragen, die das Einzel- und Gemeinschaftsleben uns heutzutage in der Welt entgegenstellt. Er bringt eine allumfassende Lehre, die eine feste Grundlage bietet, auf der eine neue und bessere Zivilisation aufgebaut werden kann, eine Lehre, angepa�t den Bed�rfnissen der Welt in dem neuen Zeitalter, das jetzt seinen Anfang nimmt.

+15:5 #288 Notwendigkeit einer neuen Offenbarung

Die Einigung der Menschheit, das Zusammenschwei�en der verschiedenen Weltreligionen, die Vers�hnung von Religion und Wissenschaft, die Aufrichtung des Weltfriedens, der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit, eines Universalen Hauses der Gerechtigkeit, einer internationalen Hilfssprache, die Gleichberechtigung der Frauen, umfassende Erziehung, die Abschaffung nicht nur der leiblichen, sondern auch der industriellen Versklavung, der Aufbau der Menschheit als ein einziges Ganzes unter geb�hrender R�cksicht auf die Rechte und Freiheiten jedes Einzelorganismus - dies sind Probleme von riesenhafter Gr��e und erstaunlicher Schwierigkeit im Vergleich zu jenen, an denen die Christen, die Muhammadaner und die Anh�nger der andern Religionen festgehalten haben und heute noch festhalten mit den verschiedensten und oft einander heftig widersprechenden Auffassungen. Bahá'u'lláh aber hat klar und fest umrissene Grunds�tze geoffenbart, deren allgemeine Annahme die Welt offensichtlich zu einem Paradies machen wird.

+15:6 #288 Wahrheit ist f�r alle

Manche Menschen sind gern bereit zuzugeben, da� die Baha'i-Lehre eine herrliche Sache f�r Persien und f�r den Osten sei, bilden sich aber ein, da� sie f�r die V�lker des Westens unn�tig oder unangebracht sei. Jemandem, der eine solche Ansicht �u�erte, erwiderte 'Abdu'l-Bahá:

�Bez�glich der Bedeutung der Sache von Bahá'u'lláh: Was immer mit dem allgemeinen Wohl zu tun hat, ist g�ttlich, und was immer g�ttlich ist, ist f�r das allgemeine Wohl. Wenn es wahr ist, ist es f�r alle, wenn nicht, ist es f�r niemanden. Deshalb kann eine g�ttliche Sache zum allgemeinen Wohl nicht auf den Osten oder den Westen beschr�nkt werden, denn die Strahlen der Sonne der Wahrheit erleuchten sowohl den Osten wie den Westen, und sie lassen S�den wie Norden ihre W�rme f�hlen. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen dem einen oder dem anderen Pol. Zur Zeit der Manifestation Christi dachten die R�mer und Griechen, seine Sache sei besonders f�r die Juden bestimmt. Sie dachten, sie bes��en eine vollkommene Zivilisation und h�tten es nicht n�tig, von Christi Lehren zu lernen, und infolge dieser falschen Voraussetzung wurden viele seiner Gnade beraubt. Wisse auch, da� die Grunds�tze des Christentums und die Befehle von Bahá'u'lláh einander gleich und da� ihre Pfade die gleichen sind. Jeder Tag hat seinen Fortschritt: es gab eine Zeit, als diese g�ttliche Einrichtung (Fortschreitende Offenbarung) sich noch im Keimzustand befand, dann war sie neugeboren, dann ein Kind, schlie�lich ein vernunftbegabter J�ngling, heute aber strahlt sie in Sch�nheit und leuchtet im gr��ten Glanz. Gl�cklich, wer das Geheimnis durchdringt und sich seinen Platz in der Welt der Erleuchteten erringt.��

� ohne Quellenangabe

+15:7 #289 Letzter Wille und Testament von 'Abdu'l-Bahá

Mit dem Hinscheiden ihres geliebten Vorbilds 'Abdu'l-Bahá trat die Baha'i-Religion in einen neuen Abschnitt ihrer Geschichte ein. Dieser neue Abschnitt stellt einen h�heren Zustand im Dasein dieses gleichen geistigen Organismus dar, einen reiferen und infolgedessen - so wird es von seinen Gliedern empfunden - verantwortungsvolleren Ausdruck des Glaubens. 'Abdu'l-Bahá hatte seine �bermenschliche Tatkraft und einzigartige F�higkeit der Aufgabe gewidmet, seine Liebe f�r Bahá'u'lláh nach dem Osten und Westen hin zu verbreiten. Er hatte die Lampe des Glaubens in zahllosen Seelen entz�ndet. Er hatte sie erzogen und gelenkt in den Belangen des pers�nlichen und geistigen Lebens.

Im Hinblick auf die hohe Tragweite von 'Abdu'l-Bahás letztem Willen und Testament, die Schwere seiner Folgen und die tiefe Weisheit, die seinen Verf�gungen zugrunde liegt, geben wir im folgenden einige Ausz�ge, die anschaulich den Geist und die f�hrenden Prinzipien schildern, die 'Abdu'l-Bahá beseelten und leiteten, und die seinen getreuen Nachfolgern als ein reiches Erbe �bergeben wurden.

�O ihr Geliebten des Herrn! In dieser heiligen Sendung ist keinerlei Kampf und Streit gestattet. Jeder Angreifer beraubt sich selber der Gnade Gottes. Jedem einzelnen obliegt es, allen V�lkern und Artverwandten auf Erden Liebe, Redlichkeit, Ehrlichkeit und aufrichtige Freundschaft zu erzeigen, gleichviel, ob sie Freunde oder Feinde sind. So stark mu� der Geist der Liebe und G�te sein, da� sich der Fremde als Freund, der Feind als wahrer Bruder f�hlt, gleichviel, welcher Unterschied zwischen ihnen sein mag. Denn allumfassend zu sein ist g�ttlich, und alle Beschr�nkungen sind irdisch ...�

�Verkehrt darum, o meine liebenden Freunde, mit allen V�lkern, St�mmen und Religionen der Welt in �u�erster Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Treue, G�te, Zuneigung und Freundlichkeit, auf da� sich die ganze Daseinswelt mit der heiligen Entz�ckung der Gnade Bahas erf�lle, Unwissenheit, Feindseligkeit, Ha� und Groll aus der Welt verschwinden und die Finsternis der Entfremdung unter den V�lkern und St�mmen der Welt dem Lichte der Einigkeit weichen m�gen. Sollten andere V�lker und Nationen euch gegen�ber treulos sein, so m��t ihr ihnen Treue erzeigen, sollten sie ungerecht gegen euch sein, so m��t ihr gegen sie gerecht sein, sollten sie sich von euch fernhalten, so ziehet sie zu euch hin, sollten sie sich feindselig zeigen, so seid freundlich zu ihnen, sollten sie euer Leben vergiften, so vers��et ihre Seelen, sollten sie euch verletzen, so seid ein Balsam f�r ihre Wunden. Das sind die Eigenschaften der Aufrichtigen! Das sind die Eigenschaften der Wahrhaftigen! ...�

�O ihr Geliebten des Herrn! Es obliegt euch, allen rechtm��igen Herrschern ergeben zu sein und jedem rechtlichen K�nig eure Treue zu erweisen. Dienet den Herrschern der Welt mit �u�erster Wahrhaftigkeit und Ergebenheit. Erzeigt ihnen Gehorsam und bringt ihnen Wohlwollen entgegen. Mischt euch nicht ohne ihre Erlaubnis und Genehmigung in politische Dinge ein, denn Untreue gegen einen rechtm��igen Herrscher ist Untreue gegen Gott. Dies ist mein Rat und Gottes Gebot an euch. Wohl denen, die danach handeln ...�

�Herr! Du siehst, wie alle Dinge Tr�nen �ber mich vergie�en, w�hrend sich meine Verwandten an meinen SchMirzan weiden. Bei Deiner Herrlichkeit, o mein Gott! Selbst einige von meinen Feinden beklagten meine Qual und Pein, und eine Reihe meiner Neider beweinte meine Sorgen, meine Verbannung und meine Not. Sie taten dies, weil sie nichts an mir finden konnten als Liebe und F�rsorge, G�te und Erbarmen. Als sie sahen, wie diese Flut von Elend und Tr�bsal mich fortri�, wie ich den Pfeilen des Schicksals als Zielscheibe diente, da bewegte Mitleid ihre Herzen, Tr�nen traten ihnen in die Augen, und sie bekundeten: Der Herr ist unser Zeuge! Nichts haben wir je von ihm erfahren als Treue, Gro�mut und grenzenloses Erbarmen. Die B�ndnisbrecher jedoch, jene Unheilverk�nder, wurden nur noch geh�ssiger in ihrer Erbitterung. Sie frohlockten, als ich der schlimmsten Heimsuchung zum Opfer fiel, wiegelten einander erneut gegen mich auf und freuten sich �ber die herzzerrei�enden Geschehnisse um mich her. Ich flehe zu Dir, o Herr, mein Gott, nicht nur mit Worten, sondern mit meinem ganzen Herzen. Vergilt ihnen nicht ihre Grausamkeit und ihre �beltaten, ihre Verschlagenheit und das Unheil, das sie anrichteten, denn sie sind dumm und gemein und wissen nicht, was sie tun. Sie k�nnen Gut und B�se, Wahr und Falsch, Recht und Unrecht nicht unterscheiden. Sie gehen ihren eigenen Gel�sten nach und folgen den Fu�stapfen des D�mmsten und Unvollkommensten unter ihnen. O mein Herr! Habe Mitleid mit ihnen, bewahre sie vor allem Leid in dieser so unruhevollen Zeit und gew�hre, da� alle Sorge und M�hsal Deinem Diener zufallen m�ge, der in diesen finsteren Abgrund st�rzte. Erw�hle mich f�r jegliche Pein und mache mich zum Opfer f�r alle Deine Geliebten. o Herr, Du H�chster! Nimm mein Herz, mein Leben, mein Sein, meinen Geist, nimm alles, was mein ist, zum Opfer f�r sie hin! O Gott, mein Gott! Dem�tig bittend, mein Angesicht im Staube, flehe ich zu Dir mit der ganzen Inbrunst meiner Anbetung: vergib jedem, der mich verletzte, verzeihe dem, der sich gegen mich verschwor und vers�ndigte, und l�sche die Untaten derer, die mir Unrecht zuf�gten. Gew�hre ihnen Deine g�ttlichen Gaben, gib ihnen Freude, bewahre sie vor Leid, schenke ihnen Frieden und Wohlstand, g�nne ihnen Deine Wonne und �bersch�tte sie mit Deiner Freigebigkeit. Du bist der Machtvolle, der Gn�dige, der Helfer in Gefahr, der Selbstbestehende! ...�

�Die J�nger Christi verga�en sich selbst und alles Irdische, gaben alle ihre Sorgen und Habe auf, l�uterten sich vom Ich und den Leidenschaften und verstreuten sich in v�lliger Losl�sung weithin, um die V�lker unter die g�ttliche F�hrung zu rufen, bis sie schlie�lich aus dieser Welt eine neue Welt gemacht und die Erdoberfl�che erleuchtet hatten, und bis zu ihrer letzten Stunde bewiesen sie ihre Opferbereitschaft auf dem Pfad jenes Geliebten Gottes. Schlie�lich erlitten sie in verschiedenen L�ndern ruhmvolles M�rtyrertum. La�t die, die Menschen der Tat sind, ihren Spuren folgen! ...�

�O Gott, mein Gott! Ich rufe Dich, Deine Propheten, Deine Boten und Deine Heiligen zu Zeugen, da� ich Deine Beweise �berzeugend vor Deinen Geliebten verk�ndet und alles deutlich vor ihnen an den Tag gelegt habe, damit sie �ber Deinen Glauben wachen, Deinen geraden Weg beh�ten und Dein strahlendes Gesetz besch�tzen. Du bist wahrlich der Allwissende, der Allweise!��

Mit 'Abdu'l-Bahás Hinscheiden war jedoch die Zeit gekommen, die Verwaltungsordnung zu begr�nden, die als Muster und Kern der Weltordnung bezeichnet worden ist, welche die eigentliche Sendung der aufzurichtenden Religion von Bahá'u'lláh ist. Demzufolge kennzeichnet Wille und Testament von 'Abdu'l-Bahá einen Wendepunkt in der Baha'i-Geschichte, der die �ra der Unreife und Unverantwortlichkeit von der �ra scheidet, in der die Bahá'í selbst ihre Geistigkeit zu erf�llen bestimmt sind, indem sie ihren Rahmen �ber den Bereich pers�nlicher Erfahrung hinaus zu dem sozialer Einheit und Zusammenarbeit erweitern. Die drei Grundelemente in dem von 'Abdu'l-Bahá hinterlassenen Verwaltungsplan sind:

1. �Der H�ter der Sache Gottes�
2. �die H�nde der Sache Gottes�, und

3. �die H�user der Gerechtigkeit�, die �rtlichen, die Nationalen und das Intemationale.�

� Abdu'l-Bahá, Wille und Testament, S.27-29, 31-32, 24, 34-35

� Die �rtlichen und Nationalen H�user der Gerechtigkeit werden gegenw�rtig mit ihrer vorl�ufigen Bezeichnung �rtliche und Nationale Geistige R�te genannt.

+15:8 #293 Der H�ter der Sache Gottes

'Abdu'l-Bahá bestimmte seinen �ltesten Enkel, Shoghi Effendi, f�r die verantwortungsvolle Stellung des �H�ters der Sache� (Val�yy-i-Amru'll�h). Shoghi Effendi ist der �lteste Sohn von D�y�'�yyih Kh�num, der �ltesten Tochter von 'Abdu'l-Bahá. Sein Vater, Mirza H�d�, ist ein Verwandter des B�b, wenn auch nicht ein direkter Abk�mmling, da das einzige Kind des B�b im Kindesalter starb. Shoghi Effendi war zur Zeit des Heimgangs seines Gro�vaters 25 Jahre alt und studierte am Balliol College in Oxford. Die Ank�ndigung seiner Einsetzung lautet im letzten Willen von 'Abdu'l-Bahá wie folgt:

�O meine lieben Freunde! Nach dem Heimgang dieses Unrecht Leidenden m�ssen die Ags�n (�ste), die Afn�n (Zweige) des Heiligen Lotosbaumes, die H�nde (Pfeiler) der Sache Gottes und die Geliebten der Abha-Sch�nheit sich Shoghi Effendi zuwenden, dem jugendlichen Ast, der aus den beiden geweihten und heiligen Lotosb�umen hervorgegangen, der Frucht, die aus der Vereinigung der beiden Spr��linge des Heiligen Baumes entstanden ist, denn er ist das Zeichen Gottes, der ausersehene Ast, der H�ter der Sache Gottes, der, dem sich alle �ste, Zweige und H�nde der Sache Gottes und seine Geliebten zuwenden m�ssen. Er ist der Erkl�rer der Worte Gottes, und auf ihn wird der Erstgeborene seiner unmittelbaren Nachkommen folgen.�

�Der heilige und jugendliche Ast, der H�ter der Sache Gottes sowohl als auch das Universale Haus der Gerechtigkeit, das allgemein zu w�hlen und einzusetzen ist, sind beide unter der F�rsorge und dem Schutz der Abha-Sch�nheit, unter dem Schirm und der nichtirrenden F�hrung seiner Heiligkeit des Erhabenen - m�ge mein Leben ein Opfer f�r beide sein! Was immer sie entscheiden, ist von Gott ...�

�O ihr Geliebten des Herrn! Es obliegt dem H�ter der Sache Gottes, bei seinen Lebzeiten denjenigen zu ernennen, der sein Nachfolger werden soll, damit nach seinem Hinscheiden keine Meinungsverschiedenheiten entstehen. Der Ernannte mu� in sich Losl�sung von allem Weltlichen offenbaren, das Abbild der Reinheit sein und Gottesfurcht, Erkenntnis, Weisheit und Wissen zeigen. Sollte daher der Erstgeborene des H�ters der Sache Gottes in sich nicht die Wahrheit der Worte `Das Kind ist das geheime Wesen seines Vaters` offenbaren, das hei�t nicht seine (des H�ters der Sache Gottes) Geistigkeit geerbt haben und sich seine glorreiche Abkunft nicht mit einer sch�nen Wesensart paaren, so mu� er (der H�ter der Sache Gottes) einen anderen Ast f�r seine Nachfolge ausersehen.�

�Die H�nde der Sache Gottes m�ssen aus ihrer eigenen Zahl heraus neun Personen w�hlen, die sich jederzeit den wichtigen Diensten in der Arbeit des H�ters der Sache Gottes widmen. Die Wahl dieser neun mu� entweder einstimmig oder mit Stimmenmehrheit durch die Gemeinschaft der H�nde der Sache Gottes erfolgen, und sie m�ssen, einstimmig oder durch Stimmenmehrheit, ihre Beipflichtung zur Ernennung dessen erkl�ren, den der H�ter der Sache Gottes zu seinem Nachfolger erw�hlt hat. Diese Beipflichtung mu� in einer Weise bekundet werden, welche die beipflichtenden und die abweichenden Stimmen nicht erkennen l��t (d.h. geheime Stimmabgabe).��

� Abdu'l-Bahá, Wille und Testament, S.24-26
+15:9 #294 Die H�nde der Sache Gottes

Zu seinen Lebzeiten bestimmte Bahá'u'lláh einige erprobte und vertraute Freunde, Ihn in der Leitung und F�rderung des Werkes der Sache zu unterst�tzen, und gab ihnen den Titel Ay�d�y-i-Amru'll�h (w�rtlich: H�nde der Sache Gottes). 'Abdu'l-Bahá traf in seinem Willen Vorsorge f�r die Errichtung einer dauernden K�rperschaft von Arbeitern, die der Sache Gottes dienen und dem H�ter der Sache helfen und die den gleichen Titel f�hren sollen. Er schreibt:

�O Freunde! Die H�nde der Sache Gottes m�ssen durch den H�ter der Sache Gottes ernannt und berufen werden ... Es ist die Pflicht der H�nde der Sache Gottes, die g�ttlichen D�fte zu verbreiten, die menschlichen Seelen zu erbauen, das Wissen zu f�rdern, den Charakter aller Menschen zu bessern und jederzeit und unter allen Umst�nden von allen irdischen Dingen geheiligt und losgel�st zu sein. Sie m�ssen durch ihre F�hrung, Sitten, Taten und Worte Gottesfurcht �u�ern. Diese K�rperschaft der H�nde der Sache Gottes steht unter der Leitung des H�ters der Sache Gottes. Er mu� sie fortgesetzt anspornen, da� sie sich bem�hen und bis zur �u�ersten M�glichkeit danach streben, die s��en D�fte Gottes zu verbreiten und alle V�lker der Welt zu f�hren, denn es ist das Licht g�ttlicher F�hrung, das das ganze Weltall erstrahlen l��t.�� �

� Abdu'l-Bahá, Wille und Testament, S.26

� Von den durch Shoghi Effendi w�hrend seiner sechunddrei�ig Jahre dauernden Amtszeit ernannten H�nden der Sache Gottes lebten zur Zeit seines Hinscheidens noch siebenundzwanzig. Au�erdem richtete er 1954 das Hilfsamt ein, eine K�rperschaft, deren Mitglieder von den H�nden ernannt werden als ihre Stellvertreter, Helfer und Ratgeber.

+15:10 #295 Die Verwaltungordnung

(Dieser Abschnitt �ber die Baha'i-Verwaltungsordnung wird nach dem Artikel �The Present-Day Administration of the Bahá'í Faith� von Horace Holley wiedergegeben, erschienen 1933 in The Bahá'í World V p.191ff)

Es war ein allgemeines Merkmal von Religionen, da� ihre Organisation eine Unterbrechung des wahren geistigen Einflusses zur Folge hatte und zu verhindern half, da� der urspr�ngliche Impuls in die Welt weitergegeben wurde. Die Organisation wurde stets eher zum Ersatz f�r die Religion als zum Mittel und Weg, der Religion Wirksamkeit zu verleihen. Die Trennung der V�lker in unterschiedliche �berlieferungen, ohne Ausgleich durch friedlichen und sch�pferischen Umgang, hat zwangsl�ufig dorthin gef�hrt. Bis zur Gegenwart hat in der Tat kein Gr�nder einer geoffenbarten Religion ausdr�cklich die Prinzipien dargelegt, die den Verwaltungsmechanismus des Glaubens, den Er begr�ndete, leiten sollen.

Im Baha'i-Glauben wurden die Grunds�tze der Weltadministration von Bahá'u'lláh zum Ausdruck gebracht, und diese Grunds�tze wurden in den Schriften von 'Abdu'l-Bahá besonders in seinem Willen und Testament weiter entwickelt. Das Ziel dieser Organisation ist, eine wahre und dauernde Einheit unter den V�lkern verschiedener Rassen, Klassen, Interessen, Eigenart und ererbten Glaubens zu erm�glichen. Ein eingehendes und einf�hlendes Studium dieser Seite des Baha'i-Glaubens zeigt, da� die Ziele und das Verfahren der Baha'i-Verwaltung so vollkommen dem urspr�nglichen Geiste der Baha'i-Offenbarung angepa�t sind, da� sie zu ihm in demselben Verh�ltnis stehen wie der K�rper zur Seele. In ihrer Eigenart stellen die Grunds�tze der Baha'i-Verwaltung die Wissenschaft der Zusammenarbeit dar; in ihrer Anwendung sehen sie einen neuen und h�heren Typ von Sittlichkeit vor, weltumfassend in seinen Zielen ...

Eine Baha'i-Gemeinde unterscheidet sich von anderen freiwilligen Vereinigungen darin, da� ihre Grundlage so tief gegr�ndet und so weitgeschaut ist, da� sie jede aufrichtige Seele einschlie�en kann. W�hrend andere Gruppen exklusiv sind, zum mindesten in der Wirkung, wenn nicht schon in der Absicht, der Handhabung oder im Ideal, schlie�t die Baha'i-Religion alles ein und schl�gt die Tore der Kameradschaft vor keiner aufrichtigen Seele zu. In jeder Gemeinschaft ist heimlich oder offen irgendeine Grundlage f�r eine Auslese da. In der Religion ist diese Grundlage ein Glaubensbekenntnis, das durch die historische Art seines Ursprungs beschr�nkt ist. Im Politischen ist es eine Partei oder ein Programm. Im Wirtschaftlichen ist dies eine beiderseitige Notlage oder beiderseitige Macht. In den K�nsten und Wissenschaften besteht diese Grundlage in besonderer Erziehung oder T�tigkeit oder in besonderen Interessen. Bei alledem ist die betreffende Bewegung um so st�rker, je exklusiver die Grundlage der Auslese ist - ein Zustand, der demjenigen in der Baha'i-Religion diametral entgegengesetzt ist. Daher entwickelt sich dieser Glaube bei all seinem Wachstums- und Fortschrittsgeist doch langsam, was die Zahl seiner t�tigen Anh�nger betrifft. Denn die Menschen sind an Exklusivit�t und Unterteilung in allen Angelegenheiten gew�hnt. Und wichtige Bestimmungen sind immer die Garanten und die Rechtfertigung von Unterteilung gewesen. In die Baha'i-Religion einzutreten aber hei�t, diese Bestimmungen hinter sich zu lassen - ein Erlebnis, das zun�chst den Gl�ubigen best�ndig neuen Versuchungen und Leiden aussetzt, da sich das menschliche Ich gegen das h�chste Gesetz der allumfassenden Liebe auflehnt. Der Wissenschaftler mu� sich zum Einfachen und Ungelehrten gesellen, der Reiche zum Armen, der Wei�e zum Farbigen, der Mystiker zum Buchstabenmenschen, der Christ zum Juden, der Muhammadaner zum Parsen, und dies unter Bedingungen die den Vorzug seit langem begr�ndeter Anma�ungen und Vorrechte beseitigen.

Aber f�r dies schwierige Erlebnis gibt es herrlichen Ausgleich. La�t uns daran denken, da� die Kunst unfruchtbar wird, wenn sie sich von der menschlichen Allgemeinheit abwendet, da� die Philosophie ebenso ihre Schaukraft verliert, wenn sie sich in der Einsamkeit entwickelt, und da� Politik und Religion nie Erfolg haben abseits von den allgemeinen N�ten der Menschheit. Die menschliche Wesensart ist noch nicht bekannt, denn wir haben alle in einem Zustand gedanklicher, sittlicher, gef�hlsm��iger oder sozialer Abwehr gelebt, und die Psychologie der Abwehr ist die der Hemmung. Die Liebe Gottes aber beseitigt Furcht. Die Beseitigung der Furcht richtet die verborgenen Kr�fte auf und Anschlu� an andere in geistiger Liebe bringt diese Kr�fte zu lebendigem, bejahendem Ausdruck. Eine Baha'i-Gemeinde ist ein Zusammensein, wo dieser Vorgang Platz greifen kann, langsam zu Beginn, wenn dieser neue Antrieb Kr�fte sammelt, rascher sodann, wenn die Mitglieder sich der Kr�fte bewu�t werden, welche die Bl�te der Einheit unter den Menschen entfalten ...

Mit der Verantwortlichkeit f�r �rtliche Baha'i-Angelegenheiten und deren �berwachung ist eine K�rperschaft bekleidet, die als Geistiger Rat bekannt ist. Diese K�rperschaft, auf neun Mitglieder begrenzt, wird j�hrlich am 21. April, dem ersten Tage des Ridvan - der Festzeit zum Gedenken der Erkl�rung von Bahá'u'lláh - durch die erwachsenen erkl�rten Gl�ubigen der Gemeinde gew�hlt, deren Wahlliste von dem scheidenden Geistigen Rat aufgestellt wird. Was die Eigenart und Amtst�tigkeit dieser K�rperschaft betrifft, so hat 'Abdu'l-Bahá folgendes geschrieben:

�Allen Gl�ubigen obliegt es, keinen Schritt (der Baha'i-T�tigkeit) zu unternehmen ohne Beratung durch den Geistigen Rat, und sie m�ssen gewi�lich mit Herz und Seele seinem Gehei� gehorchen und sich ihm unterordnen, so da� die Dinge klar angeordnet und richtig verabredet werden. Sonst wird jedermann nach seinem eigenen Gutd�nken handeln, wird seinem eigenen Wunsche folgen und der Sache schaden zuf�gen. Die ersten Erfordernisse f�r jene, die zusammen einen Rat bilden, sind Reinheit der Beweggr�nde, strahlender Geist, Losl�sung von allem au�er Gott, Anziehungskraft zu seinen g�ttlichen D�ften, Demut und Bescheidenheit inmitten seiner Geliebten, Geduld und Langmut in Schwierigkeiten und Dienstbarkeit an seiner erhabenen Schwelle. Sollte ihnen gn�diglich geholfen werden, diese Eigenschaften zu erwerben, so wird ihnen Sieg verliehen werden von dem unsichtbaren K�nigreiche Bahas. An diesem Tage sind Ratsversammlungen von gr��ter Bedeutung und ein Lebensbed�rfnis. Gehorsam ihnen gegen�ber ist wesentlich und Pflicht. Deren Mitglieder m�ssen miteinander in der Weise beratschlagen, da� kein Anla� zu Mi�stimmung oder Zwietracht sich erheben mag. Dies kann erreicht werden, wenn jedes Mitglied in v�lliger Freiheit seine eigene Meinung ausspricht und seinen Beweisgrund klarlegt. Sollte irgend jemand dagegen sein, so mu� jener in keiner Weise sich getroffen f�hlen, denn der rechte Weg kann nicht gekl�rt werden, ehe die Angelegenheiten nicht v�llig zur Sprache gebracht sind. Der leuchtende Wahrheitsfunken bricht erst nach dem Aufeinandertreffen verschiedener Meinungen hervor. Wenn nach der Aussprache ein Entschlu� einstimmig zustande gebracht wird, so ist es wohl und gut; wenn aber, was Gott verh�te, Meinungsverschiedenheiten sich erheben sollten, so mu� Stimmenmehrheit entscheiden ...�

�Die erste Bedingung ist v�llige Liebe und Einklang unter den Mitgliedern des Rates. sie m�ssen g�nzlich frei sein von gegenseitiger Entfremdung und m�ssen die Einheit Gottes offenbaren, denn sie sind die Wogen eines Meeres, die Tropfen eines Flusses, die Steine eines Himmels, die Strahlen einer Sonne, die B�ume einer Wiese, die Blumen eines Gartens. Sollten Einklang des Denkens und unbedingte Einigkeit nicht bestehen, so soll diese Versammlung zerstreut und dieser Rat zunichte werden.�

�Die zweite Bedingung: sie m�ssen, wenn sie zusammenkommen, ihr Angesicht dem K�nigreiche in der H�he zuwenden und um Hilfe bitten aus dem Reiche der Herrlichkeit ... Aussprachen m�ssen sich alle auf geistige Dinge beschr�nken, die der Erziehung von Seelen zukommen, der Unterweisung von Kindern, der Unterst�tzung der Armen, der Hilfe der Schwachen in allen Klassen der Welt, der G�te zu allem Volke, der Verbreitung der D�fte Gottes und der Lobpreisung seines heiligen Wortes. Sollten sie sich bem�hen, diese Bedingungen zu erf�llen, so wird die Gnade des Heiligen Geistes ihnen gew�hrt werden und dieser Rat der Mittelpunkt der g�ttlichen Segnungen werden, die Scharen g�ttlicher Best�tigung werden ihnen zu Hilfe eilen, und sie werden Tag f�r Tag eine neue Ausgie�ung des Geistes empfangen.��

Zur weiteren Erkl�rung dieses Gegenstandes schreibt Shoghi Effendi:

�Nichts, was auch immer es sei, sollte durch irgendeinen einzelnen unter den Freunden der �ffentlichkeit �bergeben werden, ehe es nicht reiflich erwogen und gebilligt wurde durch den Geistigen Rat seines Ortes. Und wenn dies, was sicherlich zutrifft, eine Angelegenheit ist, die das allgemeine Wohl in diesem Lande angeht, dann ist es Pflicht des Geistigen Rates, es der Erw�gung und Zustimmung des Nationalen Rates zu unterbreiten, der alle die verschiedenen �rtlichen R�te vertritt. Nicht allein hinsichtlich der Ver�ffentlichung, sondern auch sonst sollten alle Angelegenheiten ohne eine Ausnahme, die sich auf das Wohl der Sache an jenem Orte beziehen, die einzelnen oder die Gesamtheit betreffend, ausschlie�lich dem Geistigen Rate dieses Ortes zugeleitet werden, der �ber sie entscheiden soll, au�er wenn es eine Angelegenheit nationalen Belanges ist. In diesem Falle soll sie dem Nationalen Rate zugeleitet werden. Bei diesem Nationalen Rate wird auch die Entscheidung verbleiben, ob ein gegebener Fall von �rtlichem oder nationalem Belang ist.�

�(Unter nationalen Angelegenheiten sind nicht Dinge gemeint, die von politischem Charakter sind, denn den Freunden Gottes in aller Welt ist es streng verboten, sich auf irgendeine Weise in politische Angelegenheiten zu mischen. Vielmehr sind Angelegenheiten gemeint, welche die geistige T�tigkeit des Rates der Freunde in diesem Lande ber�hren.)�

�Voller Einklang jedoch sowie Zusammenarbeit unter den verschiedenen �rtlichen R�ten und den Mitgliedern selbst, und besonders zwischen jedem Rat und dem Nationalen Rat, sind von �u�erster Wichtigkeit, denn davon h�ngt die Einheit der Sache Gottes, der Zusammenschlu� der Freunde, die vollst�ndige, rasche und erfolgreiche Wirkung der geistigen T�tigkeit seiner Geliebten ab.�

�Die verschiedenen �rtlichen und nationalen R�te bilden heutzutage die Grundlage, auf deren St�rke das Universale Haus (der Gerechtigkeit) in Zukunft fest begr�ndet und aufgebaut werden soll. Nicht ehe diese kraftvoll und harmonisch in T�tigkeit sind, kann die Hoffnung auf Abschlu� dieser �bergangszeit sich verwirklichen ... Haltet daran fest, da� der Grundton in der Sache Gottes nicht diktatorische Gewalt, sondern bescheidene Kameradschaft ist, nicht eigenwillige Macht, sondern der Geist freim�tiger und liebevoller Beratung. Nichts anderes als der Geist eines wahren Bahá'í kann hoffen, die Grunds�tze von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, von Freiheit und Unterwerfung, von der Heiligkeit des Rechtes des einzelnen und von Selbstentsagung, von Wachsamkeit, Verschwiegenheit und Klugheit einerseits und Kameradschaft, Aufrichtigkeit und Mut andererseits zu vers�hnen ...��

Die �rtlichen Geistigen R�te eines Landes sind einander angeschlossen und gleichgerichtet durch eine andere erw�hlte K�rperschaft von neun Mitgliedern, den Nationalen Geistigen Rat. Diese K�rperschaft kommt zustande durch eine j�hrliche Wahl, die durch gew�hlte Abgeordnete abgehalten wird, welche die �rtlichen Baha'i-Gemeinden vertreten ... Die Nationaltagung, auf welcher die Abgeordneten sich versammeln, setzt sich aus einer Wahlk�rperschaft zusammen, die auf dem Grundsatz proportionaler Vertretung ruht ... Diese Nationaltagungen werden vorzugsweise w�hrend der Ridvan-Zeit gehalten, jener zw�lf Tage, die am 21. April beginnen zum Andenken an die Erkl�rung von Bahá'u'lláh im Garten Ridvan bei Bagbd�d. Die Anerkennung der Abgeordneten steht dem scheidenden Nationalen Geistigen Rate zu.

Eine Nationaltagung ist eine Gelegenheit zur Vertiefung des Verst�ndnisses der Baha'i-T�tigkeit und zum Anh�ren von Berichten nationaler und �rtlicher T�tigkeit in der Zeitspanne des vergangenen Jahres ... Das Amt eines Baha'i-Abgeordneten ist nicht auf den Besuch der Nationaltagung und die Teilnahme an der Wahl des neuen Nationalen Geistigen Rates beschr�nkt. W�hrend die Abgeordneten versammelt sind, sind sie eine beratende und ratgebende K�rperschaft, deren Anregungen von den Mitgliedern des neugew�hlten Nationalen Geistigen Rates sorgf�ltig beachtet werden m�ssen ...

Die Beziehungen des Nationalen Geistigen Rates zu den �rtlichen Geistigen R�ten und der Masse der Gl�ubigen im Lande ist folgenderma�en in den Briefen des H�ters der Sache umgrenzt:

�Bez�glich der Errichtung Nationaler R�te ist es von lebenswichtiger Bedeutung, da� in jedem Lande, wo die Verh�ltnisse g�nstig sind und die Zahl der Freunde gewachsen ist und ein betr�chtliches Ma� erreicht hat, unverz�glich ein Nationaler Geistiger Rat errichtet werde, der die Freunde in diesem ganzen Land vertritt.�

�Sein unmittelbarer Zweck ist, durch h�ufige pers�nliche Beratung die mannigfaltige T�tigkeit sowohl der Freunde als der �rtlichen R�te anzuregen, zu vereinigen und gleichzurichten und durch Aufrechterhaltung enger und best�ndiger F�hrung mit dem Heiligen Land Ma�nahmen einzuleiten und im allgemeinen die Angelegenheiten der Sache in seinem Lande zu leiten.�

�Er dient auch noch einem andern Zweck, der nicht weniger wesentlich ist als der erste, da er im Laufe der Zeit sich zu dem Nationalen Hause der Gerechtigkeit weiterentwickeln soll (in 'Abdu'l-Bahás Wille und Testament das `Sekund�re Haus der Gerechtigkeit` genannt), welches nach dem ausdr�cklichen Text des Testamentes in Verbindung mit den andern Nationalen R�ten �berall in der Baha'i-Welt direkt die Mitglieder des Internationalen oder Universalen Hauses der Gerechtigkeit zu w�hlen haben wird, jenes h�chsten Rates, der die Angelegenheiten des Glaubens in der ganzen Welt f�hren, organisieren und vereinigen wird ...�

�Dieser Nationale Geistige Rat, der, solange die Errichtung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit noch in der Schwebe ist, einmal im Jahr wiedergew�hlt werden soll, nimmt nat�rlich schwere Verantwortung auf sich, denn er hat volle Autorit�t �ber alle �rtlichen R�te seines Bereiches auszu�ben und soll die T�tigkeit der Freunde lenken, achtsam die Sache Gottes beh�ten und die Angelegenheiten des Glaubens im allgemeinen beaufsichtigen und �berwachen.�

�Lebenswichtige Aufgaben, welche das Wohl der Sache in diesem Lande betreffen, wie die Angelegenheit der �bersetzung und Ver�ffentlichung, der Mashriqu'l-Adhkar, die Lehrt�tigkeit und anderes mehr, das sich deutlich von streng �rtlichen Angelegenheiten abhebt, m�ssen unter der vollen Oberaufsicht des Nationalen Rates stehen.�

�Er wird, ebenso wie die �rtlichen R�te, eine jede dieser Aufgaben einem besonderen Ausschu� �berweisen, welcher durch die Mitglieder des Nationalen Geistigen Rates aus allen Freunden dieses Landes zu erw�hlen ist und zu ihm im selben Verh�ltnis steht wie die �rtlichen Aussch�sse zu ihren entsprechenden �rtlichen R�ten.�

�Ihm bleibt auch die Entscheidung, ob ein gewisser Punkt seinem Wesen nach streng �rtlich und zur Erw�gung und Entscheidung dem �rtlichen Rate vorbehalten ist oder ob er in seinen eigenen Wirkungskreis f�llt und eine Angelegenheit ist, die seine besondere Aufmerksamkeit verdient ...�

�Es ist, zum Wohle der Sache, die wir alle lieben und der wir dienen, die bindende Pflicht der Mitglieder des neuen Nationalen Rates, nachdem er einmal durch die Abgeordneten auf der Tagung gew�hlt ist, �u�erste R�cksicht, einzeln sowohl als insgesamt, auf die Ratschl�ge, die wohlerwogene Meinung und die echten Gef�hle der versammelten Abgeordneten anzustreben und zu �ben. Indem sie jede Spur von Heimlichtuerei, von unangebrachter Schweigsamkeit und von diktatorischer Abgeschlossenheit aus ihrer Mitte bannen, sollten sie strahlend und ausgiebig vor den Augen der Abgeordneten, durch die sie gew�hlt wurden, ihre Pl�ne, ihre Hoffnungen und ihre Sorgen ausbreiten. Sie sollten die Abgeordneten mit den verschiedenen Angelegenheiten vertraut machen, die im kommenden Jahr erwogen werden m�ssen, und ruhig und gewissenhaft die Meinungen und Urteile der Abgeordneten erforschen und abw�gen. Der neugew�hlte Nationale Rat sollte w�hrend der wenigen Tage, da die Nationaltagung Sitzungen Abhalt, und nach dem Auseinandergehen der Abgeordneten Wege und Mittel suchen, um das Sichverstehen zu pflegen, den Austausch von Ansichten zu erleichtern und aufrechtzuerhalten, das Vertrauen zu vertiefen und durch jeden erreichbaren Beweis ihren einen Wunsch zu rechtfertigen, dem gemeinsamen Wohl zu dienen und es zu f�rdern ...�

�Der Nationale Geistige Rat wird jedoch angesichts der unvermeidlichen Beschr�nkungen, die dem Abhalten h�ufiger und langandauernder Sitzungen auf der Tagung gesetzt sind, in seiner Hand die endg�ltige Entscheidung aller Dinge, die das Wohl der Sache ber�hren, behalten ... so zum Beispiel das Recht der Entscheidung, ob ein �rtlicher Rat im Einklang mit den Grunds�tzen, die zur F�hrung und F�rderung der Sache niedergelegt sind, arbeitet.��

Was die Aufstellung der W�hlerlisten f�r die j�hrlichen �rtlichen Baha'i-Wahlen betrifft, so tr�gt die Verantwortung hierf�r jeder �rtliche Geistige Rat. Als Anleitung in dieser Sache hat der H�ter folgendes geschrieben:

�Um ganz kurz und den gegenw�rtigen Umst�nden angemessen die Hauptfaktoren festzustellen, die in Erw�gung gezogen werden m�ssen vor der Entscheidung, ob eine Person als wahrer Gl�ubiger angesehen werden kann oder nicht: volle Anerkennung der Stufe des Vorl�ufers, des Begr�nders und des wahren Vorbildes des Baha'i-Glaubens, wie es in 'Abdu'l-Bahás Wille und Testament dargelegt ist; r�ckhaltlose Annahme all dessen, was durch Ihre Feder offenbart worden ist, und ihre Unterwerfung darunter, treues und standhaftes Festhalten an jeder Klausel des geheiligten Willens unseres Geliebten; und enge Verbindung mit dem Geist wie mit der Form unserer gegenw�rtigen Baha'i-Verwaltung - dies verstehe ich unter den grunds�tzlichen und haupts�chlichen Erw�gungen, die aufrichtig, besonnen und wohlbedacht angestellt werden m�ssen, ehe man eine so wesentliche Entscheidung (die Zulassung zum Wahlrecht) trifft.��

'Abdu'l-Bahás Anweisungen sehen f�r die Weiterentwicklung der Baha'i-Organisation vor (Wille und Testament S.28, S.32):

�Und was nun das Haus der Gerechtigkeit betrifft, das Gott als die Quelle alles Guten verordnet und von allem Irrtum befreit hat, so mu� es durch allgemeine Wahl, das hei�t durch die Gl�ubigen, gew�hlt werden. Seine Mitglieder m�ssen Offenbarungen der Gottesfurcht, Aufgangsorte der Erkenntnis und des Verst�ndnisses und standhaft im Gottesglauben sein und der ganzen Menschheit wohlwollen. Mit diesem Haus ist das Universale Haus der Gerechtigkeit gemeint, das hei�t, da� in allen L�ndern ein nachgeordnetes Haus der Gerechtigkeit zu errichten ist, und da� diese nachgeordneten H�user der Gerechtigkeit die Mitglieder des Universalen� zu w�hlen haben. Auf diese K�rperschaft mu� sich alles beziehen. Sie erl��t alle Verordnungen und Verf�gungen, die nicht ausdr�cklich im Heiligen Text zu finden sind. Durch diese K�rperschaft sind alle schwierigen Probleme zu l�sen, und der H�ter der Sache Gottes ist ihr geheiligtes Haupt und das hervorgehobene lebensl�ngliche Mitglied dieser K�rperschaft. Sollte er ihren Beratungen nicht selbst beiwohnen, so mu� er jemanden zum Vertreter bestimmen. Sollte irgendeines der Mitglieder sich in einer Weise vergehen, die das Allgemeinwohl sch�digt, so ist der H�ter der Sache Gottes nach eigenem Ermessen berechtigt, es auszuschlie�en, worauf das Volk jemand anderen an dessen Stelle w�hlen mu�. Dieses Haus der Gerechtigkeit erl��t die Gesetze, und die Regierung f�hrt sie durch. Die gesetzgebende K�rperschaft mu� die vollziehende st�rken und die vollziehende der gesetzgebenden helfen und zur Seite stehen, damit durch die innige Verbindung und �bereinstimmung dieser beiden Kr�fte die Grundlagen der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fest und stark und alle Gegenden der Erde wie das Paradies werden m�gen ...�

�Jeder mu� sich nach dem Heiligsten Buche richten, und was darin nicht ausdr�cklich Erw�hnung findet, ist an das Universale Haus der Gerechtigkeit zu verweisen. Was diese K�rperschaft einstimmig oder mit Stimmenmehrheit entscheidet, ist die Wahrheit und Gottes eigener Wille. Wer davon abgeht, geh�rt wahrlich zu denen, die Uneinigkeit lieben, Bosheit zeigen und sich vom Herrn des B�ndnisses abkehren.�

Auch in der gegenw�rtigen Zeit halten die Bahá'í in allen Teilen der Welt eine innige und herzliche Verbindung aufrecht durch regelm��igen Briefwechsel und pers�nliche Besuche. Diese Ber�hrung von Angeh�rigen verschiedener Rassen, V�lker und religi�ser �berlieferungen ist ein greifbarer Beweis daf�r, da� die Last der Vorurteile und die historischen Kr�fte der Abspaltung durch den von Bahá'u'lláh begr�ndeten Geist der Einheit g�nzlich �berwunden werden k�nnen.

� Das Universale Haus der Gerechtigkeit wurde erstmals im April 1963 von den Mitgliedern von sechundf�nfzig Nationalen Geistigen R�ten gew�hlt.

� bei diesen Zitaten fehlt eine genaue Quellenangabe

+15:11 #305 Die Weltordnung Bahá'u'lláhs

Die weiteren in dieser Ordnung liegenden Folgerungen sind von Shoghi Effendi in aufeinanderfolgenden Mitteilungen erl�utert, die an die Baha'i-Gemeinschaft seit Februar 1929 gerichtet sind :

�Ich kann nicht umhin, diejenigen, die sich mit dem Glauben identifizieren, aufzurufen, die vorherrschenden Meinungen und fl�chtigen Moden des Tages au�er Acht zu lassen und sich mehr denn je dar�ber klar zu sein, da� die ersch�tterten Theorien und wankenden Einrichtungen der heutigen Zivilisation notwendig in scharfen Gegensatz zu jenen gottgegebenen Einrichtungen treten m�ssen, die sich auf ihren Tr�mmern zu erheben bestimmt sind ...�

�Denn Bahá'u'lláh ... hat die Menschheit nicht allein mit neuem, sch�pferischem Geiste durchtr�nkt. Er hat nicht lediglich gewisse allumfassende Grunds�tze verk�ndet oder eine besondere Philosophie vorgelegt, wie machtvoll, gesund und allgemeing�ltig diese auch seien. Er und nach Ihm 'Abdu'l-Bahá haben, anders als die Offenbarungen der Vergangenheit, klar und im einzelnen eine Reihe von Gesetzen niedergelegt, bestimmte Einrichtungen begr�ndet und alles Wesentliche f�r eine g�ttliche Ordnung vorgesehen. Diese sind dazu ausersehen, ein Muster k�nftiger Gesellschaft, ein allerh�chstes Werkzeug f�r die Begr�ndung des Allergr��ten Friedens und das eine wirksame Mittel zur Einigung der Welt und zur Verk�ndung der Herrschaft der Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit auf Erden zu sein ...�

�Anders als in der Offenbarung von Christus, anders als in der Offenbarung von Muhammad, anders als in allen Offenbarungen der Vergangenheit, haben die Anh�nger von Bahá'u'lláh in jedem Lande, wo immer sie arbeiten und sich m�hen, in klarer und nachdrucksvoller Sprache alle Gesetze, Regelungen, Grunds�tze, Einrichtungen, Anleitungen, die sie zur Verfolgung ihrer Aufgabe ben�tigen, vor Augen ... Darin liegt das Unterscheidungsmerkmal der Baha'i-Offenbarung. Darin liegt die st�rke der Einheit des Glaubens, der Geltungskraft einer Offenbarung, die nicht vorangegangene Offenbarungen zerst�ren oder herabsetzen m�chte, sondern sie verbinden, vereinen und erf�llen will ...�

�Mag auch unser Glauben heute schwach erscheinen in den Augen von Menschen, die ihn entweder als Ableger des Islam erkl�ren oder ver�chtlich nichts von ihm wissen wollen, weil er eine dieser finsteren Sekten sei, die im Westen so �ppig bl�hen - dieser unsch�tzbare Edelsinn g�ttlicher Offenbarung, jetzt noch in seinem keimhaften Zustand, wird sich in der Schale seines Gesetzes entwickeln und wird sich ungeteilt und ungeschw�cht durchringen, bis er das ganze Menschengeschlecht umfa�t. Nur jene, die schon die allerh�chste Stufe von Bahá'u'lláh erkannt haben, nur jene, deren Herzen von seiner Liebe ber�hrt sind, und die die Macht seines Geistes selbst erfahren durften, k�nnen den Wert dieser g�ttlichen Verordnung, ihre unsch�tzbare Gabe f�r das Menschengeschlecht, angemessen w�rdigen.� (21. M�rz 1930 )

�Diesem Ziel mu� eine gequ�lte Menschheit entgegenstreben, dem Ziele einer neuen Weltordnung, g�ttlich im Ursprung, allumfassend im Endzweck, gerecht im Grundsatz, tatkr�ftig im Handeln.�

�Wie ergreifend sind doch in der Tat die Bem�hungen jener Leiter menschlicher Einrichtungen, die in �u�erster Mi�achtung des Zeitgeistes bem�ht sind, nationale Belange, die den altvergangenen Tagen in sich abgeschlossener Nationen angemessen sind, einem Zeitalter einzureihen, das entweder, wie von Bahá'u'lláh umrissen, die Welteinheit vollenden oder zugrundegehen mu�. Zu einer so kritischen Stunde in der Geschichte der Zivilisation geziemt es den F�hrern aller Nationen der Welt, der gro�en wie der kleinen, im Osten wie im Westen, Siegern wie Besiegten, auf den Posaunenruf von Bahá'u'lláh zu achten und, tief durchdrungen von einem Gef�hl der Weltsolidarit�t, dem `sine qua non` der Treue zu seiner Sache, sich mannhaft zu erheben, um das Heilverfahren in seiner Ganzheit zu verwirklichen, das Er, der g�ttliche Arzt, einer krankenden Menschheit verordnet hat. La�t sie ein f�r allemal jeden voreingenommenen Gedanken, jedes nationale Vorurteil beiseite setzen und auf den erhabenen Rat 'Abdu'l-Bahás achten, des bevollm�chtigten Auslegers seiner Lehren. `Du kannst am besten deinem Lande dienen`, war 'Abdu'l-Bahás Erwiderung an einen hohen Beamten im Dienste der Bundesregierung der Vereinigten Staaten, der Ihn �ber die beste Art, wie er das Wohl seines Staates und Volkes f�rdern k�nnte, befragt hatte, `wenn du danach strebst, in deiner Eigenschaft als Weltb�rger bei der allm�hlichen Anwendung des in der Regierung deines eigenen Landes herrschenden Grundsatzes des F�deralismus auf die jetzt zwischen V�lkern und Nationen bestehenden Beziehungen mitzuhelfen` ...�

�Irgendeine Form eines Welt-�berstaates mu� sich notwendigerweise entwickeln, zu dessen Gunsten alle Nationen der Welt auf das Recht der Kriegserkl�rung, auf gewisse Rechte der Steuerauferlegung und auf alle Rechte der Waffenr�stung, ausgenommen zum Zwecke der Aufrechterhaltung der inneren Ordnung in ihrem eigenen Gebiet, freiwillig verzichten. Ein solcher Staat wird in seinen Machtkreis auch eine internationale Exekutive miteinzuschlie�en haben, welche die h�chste und unbestreitbare Autorit�t bei jedem widerspenstigen Mitglied des Gemeinwesens durchzusetzen imstande sein wird, ferner ein Weltparlament, dessen Mitglieder durch das Volk in den verschiedenen L�ndern zu w�hlen sind, und deren Wahl durch die betreffenden Regierungen zu best�tigen sein wird, und schlie�lich einen obersten Gerichtshof, dessen Urteil eine bindende Wirkung hat, selbst in solchen F�llen, wo die betroffenen Parteien ihren Fall nicht freiwillig seiner Erw�gung zu unterwerfen geneigt sind. Ein Weltgemeinwesen, in dem alle wirtschaftlichen Schranken auf immer abgebaut und die gegenseitige Abhangigkeit von Kapital und Arbeit endg�ltig anerkannt sein werden, in dem der L�rm des religi�sen Fanatismus und Streites f�r immer gestillt sein wird, in dem die Feindseligkeit zwischen den Rassen endg�ltig ausgetilgt sein wird, in dem ein einziges internationales Gesetzbuch, das Ergebnis der wohlerwogenen Entscheidung der vereinigten Weltvertreter, als Zwangsma�nahme das sofortige, zwingende Eingreifen der vereinten Kr�fte der Bundesstaaten vorsehen wird, und schlie�lich eine Weltgemeinschaft, in welcher die Furie eines launenhaften und streitbaren Nationalismus sich in das bl�hende Bewu�tsein eines Weltb�rgertums verwandelt haben wird - so erscheint uns f�rwahr, in gr�bsten Umrissen, die von Bahá'u'lláh vorgezeichnete Ordnung, eine Ordnung, die als die sch�nste Frucht eines langsam dazu reifenden Zeitalters betrachtet werden wird ...�

�La�t hier keine Besorgnisse aufkommen wegen der Erreichung des belebenden Zieles des weltumfassenden Gesetzes von Bahá'u'lláh. Weit davon entfernt, auf den Umsturz der bestehenden Grundlagen der Gesellschaft abzuzielen, sucht es ihre Basis zu erweitern, ihre Einrichtungen in einer den Bed�rfnissen der immer sich wandelnden Welt angepa�ten Art umzuformen. Es kann mit keinen gesetzlichen Untertanenpflichten in Widerstreit geraten noch das Wesen ihrer Treue untergraben. Sein Ziel ist, weder die Flamme einer gesunden und verst�ndigen Vaterlandsliebe in den Menschenherzen zu ersticken noch das System nationaler Selbst�ndigkeit abzuschaffen, das so wichtig ist, wenn die �bel �bertriebener Zentralisierung vermieden werden sollen. Es kennt sehr wohl die Unterschiede v�lkischen Ursprungs, des Klimas, der Geschichte, der Sprache und der �berlieferung, der Denkweise und der Gebr�uche, welche die V�lker und Nationen der Welt verschieden sein lassen, und ist nicht bem�ht, sie zu unterdr�cken. Es ruft uns zu einer erweiterten Treuepflicht, zu einer gr��eren Sehnsucht als irgendeines, das seither das Menschengeschlecht beseelt hat ...�

�Der Ruf von Bahá'u'lláh ist in erster Linie gegen alle Formen von Provinzlertum, Abgeschlossenheit und Vorurteile gerichtet ... denn seine gesetzlichen Richtma�e, seine politischen und wirtschaftlichen Lehren sind einzig dazu ersonnen, um das Wohl der Menschheit als Ganzes zu beh�ten, nicht aber, damit sie zur Bewahrung der Unantastbarkeit von besonderen Gesetzen oder Doktrinen gekreuzigt werde ... Der Grundsatz der Einheit des Menschengeschlechtes - der Angelpunkt, um den alle Lehren von Bahá'u'lláh kreisen - ist kein blo�er Ausbruch einer unwissenden Gef�hlsseligkeit oder Ausdruck einer vagen frommen Hoffnung ...�

�Seine Folgerungen gehen tiefer, seine Anspr�che sind gr��er als irgendwelche, die die Offenbarer fr�her zu stellen erm�chtigt waren. Seine Botschaft ist nicht nur f�r den Einzelmenschen da, sondern betrifft an und f�r sich in erster Linie die Natur jener wesentlichen Verwandtschaften, die alle Staaten und Nationen als Glieder einer Menschenfamilie binden m�ssen ...�

�Sie stellt die Vollendung menschlicher Entwicklung dar ... Da� allein die Wucht einer Weltkatastrophe einen so neuen Entwicklungsgang menschlichen Denkens beschleunigen kann, wird leider mehr und mehr klar ... Nichts als eine Feuerprobe, aus der die Menschheit gez�chtigt und vorbereitet hervorgehen wird, vermag diesen Verantwortungssinn ihr einzupflanzen, wie ihn die F�hrer eines neugeborenen Zeitalters auf ihre Schultern nehmen m�ssen.�

�... Hat nicht 'Abdu'l-Bahá in unmi�verst�ndlicher Sprache versichert, da� `ein neuer Krieg, grausamer als der letzte, ausbrechen wird`?� (28. November 1931)

�Diese Verwaltungsordnung ... wird, wenn ihre Bestandteile, ihre organischen Institutionen mit Kraft und Nachdruck in T�tigkeit treten, ihre Anspr�che geltend machen und ihre Eignung erweisen, nicht nur als Kern, sondern als das Muster der neuen Weltordnung angesehen zu werden, die dazu bestimmt ist, wenn die Zeit sich erf�llt, die ganze Menschheit zu umfassen ...�

�Allein von allen ihm vorangegangenen Offenbarungen ist es diesem Glauben ... gelungen, ein Bauwerk zu errichten, dem sich die irregeleiteten Anh�nger zusammengebrochener und zerr�tteter Glaubensbekenntnisse getrost n�hern m�gen, das sie kritisch pr�fen k�nnen und in dem sie, ehe es zu sp�t ist, die unverwundbare Sicherheit seines weltumfassenden Schutzes aufsuchen m�gen ...�

�Auf was anderes, als auf die Macht und Majest�t, welche diese Verwaltungsordnung - die Grundlage des zuk�nftigen allumfassenden Baha'i-Gemeinwesens - zu offenbaren bestimmt ist, k�nnen diese Worte von Bahá'u'lláh hinweisen: `Das Gleichgewicht der Welt ist ins Wanken geraten durch den ersch�tternden Einflu� dieser gr��ten, dieser neuen Weltordnung. Der Menschheit geregeltes Leben ist in Aufruhr geraten durch die Auswirkung dieses einzigartigen, dieses wundersamen Systems - desgleichen sterbliche Augen noch niemals Zeuge gewesen sind' ...�

�Das Baha'i-Gemeinwesen der Zukunft, f�r das diese umfassende Verwaltungsordnung das einzigartige Fachwerk bildet, ist, sowohl in der Theorie wie in der Praxis, nicht nur einzig dastehend in der gesamten Geschichte politischer Einrichtungen, sondern es kann kein Gegenst�ck in den Aufzeichnungen irgendeines der anerkannten Religionssysteme der Welt finden. Keine Form demokratischer Regierung, kein System autokratischer oder diktatorischer Art, sei es monarchisch oder republikanisch, kein vermittelnder Plan einer rein aristokratischen Ordnung, selbst keiner der anerkannten Typen der Priesterherrschaft, sei es das hebr�ische Gemeinwesen, seien es die verschiedenen christlichen Kirchenorganisationen oder das Im�mat oder das Kalifat im Islam - keiner dieser Typen kann als gleichbedeutend oder �bereinstimmend mit der Verwaltungsordnung angesehen werden, die die Meisterhand ihres vollendeten Baumeisters gebildet hat ...�

�La�t niemand, w�hrend sich dieses System noch im Zustande der Kindheit befindet, seinen Charakter mi�verstehen, seine Bedeutung verkleinern oder seinen Zweck verkehrt darstellen. Der Felsen, auf dem diese Verwaltungsordnung begr�ndet ist, ist Gottes unwandelbarer Plan f�r die Menschheit an diesem Tage. Die Quelle, aus der sie ihre Inspiration ableitet, ist keine geringere als Bahá'u'lláh selbst ... Das zentrale ihr zugrundeliegende Ziel, das sie beseelt, ist die Errichtung der neuen Weltordnung, wie sie von Bahá'u'lláh entworfen wurde. Die Methoden, die sie anwendet, die Richtschnur, die sie gibt, neigen weder zum Osten noch zum Westen, weder zum Juden noch zum Heiden, weder zum Reichen noch zum Armen, weder zum Wei�en noch zum Farbigen. Ihre Losung ist die Vereinigung der menschlichen Rasse, ihre Richtschnur der Gr��te Frieden ...� (8. Februar1934)

�Der Gegensatz zwischen den sich h�ufenden Beweisen standhafter Festigung, welche den Aufstieg der Verwaltungsordnung des Gottesglaubens begleiten, und den Kr�ften der Zersetzung, die an das Geb�ude einer dahinsiechenden Gesellschaft prallen, ist ebenso deutlich wie fesselnd. Sowohl innerhalb als au�erhalb der Baha'i-Welt wachsen und mehren sich Tag f�r Tag die Merkmale und Zeichen, die in geheimnisvoller Weise die Geburt jener Weltordnung ank�nden, deren Errichtung das goldene Zeitalter der Gottessache auszeichnen mu� ...�

�`Bald`, so verk�nden es die eigenen Worte von Bahá'u'lláh, `wird die Ordnung des gegenw�rtigen Tages aufgerollt und eine neue an ihrer Stelle aus gebreitet werden` ...�

�Die Offenbarung von Bahá'u'lláh ... sollte ... so betrachtet werden, als k�ndige sie durch ihre Herabkunft das Zeitalter der Reife der gesamten Menschheit an. Sie sollte nicht nur als noch eine weitere geistige Wiederbelebung in den immer wechselnden Geschicken der Menschheit betrachtet werden, nicht nur als eine weitere Stufe in einer Reihenfolge fortschreitender Offenbarungen, auch nicht nur als der H�hepunkt in einer Reihe wiederkehrender prophetischer Zyklen, sondern vielmehr als ein Markstein der letzten und h�chsten Stufe in der erstaunlichen Entwicklung des menschlichen Gesamtlebens auf diesem Planeten. Die dringende Notwendigkeit einer Weltgemeinschaft, das Bewu�tsein eines Weltb�rgertums, die Begr�ndung einer Weltzivilisation und -kultur ... sollten ... soweit dieses planetarische Leben in Betracht kommt, als die �u�ersten Grenzen in dem Bau der menschlichen Gesellschaft betrachtet werden, wenn auch der Mensch als Einzelwesen in der Tat als Ergebnis solcher Vollendung unbegrenzt weiter fortschreiten und sich entwickeln wird, ja mu� ...�

�Die Einheit des Menschengeschlechts, wie sie Bahá'u'lláh vorausschaut, umschlie�t die Begr�ndung eines Weltgemeinwesens, in welchem alle Nationen, Rassen, Glaubensbekenntnisse und Klassen eng und dauerhaft vereint und die Selbst�ndigkeit ihrer Staatsglieder und die pers�nliche Freiheit und Tatbereitschaft der Einzelwesen, die sie bilden, endg�ltig und vollst�ndig gesichert sind. Dieses Gemeinwesen mu�, so weit wir es uns vorstellen k�nnen, aus einer Weltlegislative bestehen, deren Mitglieder als die Bevollm�chtigten der ganzen Menschheit die gesamten Hilfsquellen aller sie zusammensetzenden Nationen beaufsichtigen. Es m�ssen Gesetze erlassen werden, die geeignet sind, das Leben in geregelte Bahnen zu leiten, alle N�te zu befriedigen und die Beziehungen s�mtlicher Rassen und V�lker zu ordnen. Eine Weltexekutive, gest�tzt auf eine internationale Polizeitruppe, wird die Beschl�sse der Weltlegislative ausf�hren, die erlassenen Gesetze anwenden und die organische Einheit des ganzen Gemeinwesens st�tzen. Ein Weltschiedsgerichtshof wird seine bindende und endg�ltige Entscheidung in s�mtlichen Streitfragen erlassen und abgeben, die zwischen den verschiedenen Gliedern dieses allumfassenden Systems entstehen. Das Netzwerk eines alle verbindenden Weltverkehrssystems wird ersonnen werden, das den ganzen Erdball umspannt, und, befreit von allen nationalen Hindernissen und Beschr�nkungen, mit wunderbarer Schnelligkeit und absoluter P�nktlichkeit abl�uft. Eine Welthauptstadt wird als Nervenzentrum einer Weltzivilisation und als Brennpunkt wirken, in dem die einigenden Lebenskr�fte zusammenlaufen und von dem ihre kraftbringenden Einfl�sse ausstrahlen werden. Eine Welthilfssprache wird entweder geschaffen oder unter den bestehenden Sprachen ausgew�hlt und in den Schulen aller verb�ndeten Nationen als ein Hilfsmittel neben der jeweiligen Muttersprache gelehrt werden. Eine Weltschrift, eine Weltliteratur, ein einheitliches und allumfassendes W�hrungs-, Gewichts- und Ma�system werden den Verkehr und die Verst�ndigung unter den Nationen und Rassen der Menschheit vereinfachen und erleichtern. In dieser Weltgemeinschaft werden Wissenschaft und Religion, die beiden gewaltigsten Kr�fte im menschlichen Leben, in Einklang gebracht, zusammenwirken und sich harmonisch entwickeln. Die Presse wird in einem solchen System, in dem sie der Darlegung der verschiedenen Ansichten und �berzeugungen der Menschheit vollen Spielraum gew�hrt, nicht mehr durch althergebrachte Interessen, seien sie pers�nlicher oder allgemeiner Natur, unheilvoll gelenkt werden, und sie wird vom Einflu� streitender Regierungen und V�lker befreit werden. Die wirtschaftlichen Hilfsmittel der Welt werden organisiert, ihre Rohstoffquellen erschlossen und restlos nutzbar gemacht, ihre M�rkte aufeinander abgestimmt und entwickelt und die Verteilung ihrer Erzeugnisse unparteiisch geregelt werden.�

�Nationale Rivalit�t, Ha� und Machenschaften werden aufh�ren, und Feindseligkeiten und Vorurteile der Rassen werden durch Freundschaft, Verst�ndigung und Zusammenarbeit ersetzt werden. Die Ursachen religi�ser Zwistigkeiten werden f�r immer aus dem Weg ger�umt werden; wirtschaftliche Schranken und Hindernisse werden v�llig beseitigt und der ma�lose Klassenunterschied verwischt werden. Mangel auf der einen Seite und unm��ige Besitzanh�ufung auf der anderen Seite werden verschwinden. Die ungeheuren Kr�fte, die f�r den Krieg, wirtschaftlicher oder politischer Art, verzettelt und vergeudet werden, sollen solchen Zwecken zugef�hrt werden, die den Bereich der menschlichen Erfindungen und der technischen Entwicklung erweitern, der Steigerung der Produktionskraft, der Beseitigung von Krankheiten, der Ausdehnung wissenschaftlicher Forschungen, der Hebung des k�rperlichen Gesundheitszustands, der Belebung und Verfeinerung des menschlichen Verstandes, der Ausbeutung ungenutzter und ungeahnter Hilfsquellen dieser Erde, der Verl�ngerung des menschlichen Lebens und der F�rderung von T�tigkeiten dienen, und die das verstandesm��ige, sittliche und geistige Leben des ganzen Menschengeschlechtes anzuregen verm�gen.�

�Ein Weltbundsystem, das die ganze Erde beherrscht und eine unanfechtbare Befugnis �ber ihre unvorstellbar gro�en Hilfsquellen hat, das die Ideale sowohl des Ostens wie auch des Westens verk�rpert und in Einklang bringt, vom Fluch des Krieges und des mit ihm verbundenen Elends befreit ist und sich auf die Ausn�tzung aller verf�gbaren Kraftquellen auf der Erdoberfl�che erstreckt, ein System, in dem die St�rke zur Dienerin der Gerechtigkeit gemacht ist, dessen Dasein durch seine allumfassende Anerkennung eines Gottes und durch seinen Gehorsam gegen eine gemeinsame Offenbarung getragen wird - dies ist das Ziel, dem die Menschheit, durch die vereinenden Lebenskr�fte angetrieben, zustrebt.�

�Das ganze Menschengeschlecht seufzt und schmachtet danach, zur Eintracht gef�hrt zu werden und sein jahrhundertelanges Martyrium zu beendigen. Und dennoch weigert es sich hartn�ckig, das Licht anzunehmen und die unumschr�nkte Gewalt der einen Kraft anzuerkennen, die es aus seinen Verwicklungen befreien und das jammervolle Ungl�ck abwenden kann, welches es in den Abgrund zu st�rzen droht ...�

�Die Vereinigung der ganzen Menschheit ist das Kennzeichen der Stufe, der sich die menschliche Gesellschaft heute n�hert. Die Einheit der Familie, des Stammes, des Stadtstaates und der Nation ist nacheinander versucht und v�llig erreicht worden. Welteinheit ist das Ziel, dem eine gequ�lte Menschheit zustrebt. Die Staatenbildung ist zu einem Ende gekommen. Die einer staatlichen Herrschaft anhaftende Gesetzlosigkeit n�hert sich dem H�hepunkt. Eine Welt, die zur Reife heranw�chst, mu� diesen Fetisch aufgeben, die Einheit und Ganzheit der menschlichen Beziehungen erkennen und ein f�r allemal das Bauwerk errichten, das diese Hauptgrundlage ihres Daseins am besten zu verk�rpern vermag.� (11.M�rz 1936)�

� Die vorstehenden Briefe Shoghi Effendis wurden ver�ffentlicht in �The World Order of Bahá'u'lláh�

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NACHWORT

Unter der inspirierten F�hrung Shoghi Effendis wuchs die Baha'i-Sache st�ndig an Umfang und in der Formung ihrer administrativen Ordnung, so da� um 1951 elf arbeitsf�hige Nationale Geistige R�te bestanden. Zu dieser Zeit nahm der H�ter die Entwicklung der Glaubenseinrichtungen auf internationaler Ebene in Angriff und rief den Internationalen Baha'i-Rat ins Leben, den Vorl�ufer des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, und ernannte kurz darauf die erste Gruppe von H�nden der Sache Gottes. Schon vorher hatte Shoghi Effendi einige hervorragende Bahá'í - Dr. John E. Esslemont war einer von ihnen - postum in den Rang einer Hand der Sache erhoben, aber 1951 erst hielt er die Zeit f�r reif, die volle Entfaltung dieser wichtigen Einrichtung zu beginnen. In rascher Folge ernannte er zwischen 1951 und 1957 zweiunddrei�ig H�nde und weitete deren Arbeitsfeld aus durch die Einrichtung von Hilfs�mtern in jedem Kontinent, deren Mitglieder von den H�nden der Sache aus den Gl�ubigen berufen werden als ihre Stellvertreter, Helfer und Ratgeber. Zur Zeit seines Hinscheidens lebten noch siebenundzwanzig dieser H�nde.

Durch ein Vielzahl von Briefen, teils an Bahá'í in aller Welt, teils an Bahá'í bestimmter L�nder gerichtet, vertiefte der H�ter das Verst�ndnis f�r die Lehren, gestaltete die administrativen Einrichtungen des Glaubens, unterwies die Gl�ubigen in deren richtigem und nutzbringendem Gebrauch und setzte im Jahr 1937 die Verwirklichung des G�ttlichen Planes zur Verbreitung der Botschaft Bahá'u'lláhs durch die amerikanische Baha'i-Gemeinde in Gang. Dieser G�ttliche Plan war von 'Abdu'l-Bahá in einer Reihe von Sendschreiben w�hrend des ersten Weltkriegs dargelegt worden und bildet den Rahmenplan f�r die Verbreitung des Glaubens.

Im Rahmen dieses Planes wurde eine Reihe von Lehrprojekten durchgef�hrt, zuerst in Amerika, dann auch in Europa, Asien, Australasien und Afrika, bis schlie�lich im Jahr 1953 der H�ter zu einem �zehnj�hrigen weltumfassenden geistigen Kreuzzug� aufrief, um den Glauben in alle �brigen unAbhangigen Staaten der Welt und ihre wichtigsten Gebiete zu tragen. Im Jahr 1957, auf ann�hernd halbem Weg des Lehrfeldzugs, starb der H�ter, ersch�pft durch sechsunddrei�ig Jahre unerm�dlicher Arbeit, w�hrend eines Besuches in London. Da Shoghi Effendi keinen Nachfolger bestimmt hatte, wurde die Arbeit des Glaubens vom November 1957 bis zum siegreichen Abschlu� des Lehrfeldzugs im April 1963 von den siebenundzwanzig H�nden der Sache koordiniert und geleitet. Zu dieser Zeit wurde das erste Universale Haus der Gerechtigkeit gew�hlt durch die Mitglieder von sechsundf�nfzig Nationalen Geistigen R�ten, die von den H�nden der Sache im Baha'i-Weltzentrum in Haifa zusammengerufen worden waren.

Unmittelbar nach dieser historischen Wahl versammelten sich Bahá'í aus allen Teilen der Erde in London zum ersten Weltkongre� des Glaubens, um die hundertj�hrige Wiederkehr der Verk�ndigung Bahá'u'lláhs zu feiern und an der Freude �ber die weltweite Verbreitung seines Glaubens teilzuhaben.

Die h�chste Institution des Glaubens ist heute das Universale Haus der Gerechtigkeit, das von Bahá'u'lláh durch sein Heiligstes Buch geschaffen und ausgestattet wurde mit gesetzgebender Gewalt �ber alle Angelegenheiten, die nicht in den Baha'i-Schriften behandelt worden sind, und dem in den Heiligen Texten selbst g�ttliche F�hrung zugesichert ist. 'Abdu'l-Bahá hat in seinem Willen und Testament das Verfahren der Wahl zum Universalen Haus der Gerechtigkeit festgelegt, seine Stellung und Aufgaben noch klarer umrissen und versichert, da� es unter der unmittelbaren F�hrung des B�b und Bahá'u'lláhs steht, und da� es die K�rperschaft ist, der sich alle zuwenden m�ssen.

Das einzigartige und kennzeichnende Merkmal des Baha'i-Glaubens ist das B�ndnis Bahá'u'lláhs, der Grundstein, auf dem der Glaube sein ganzes Gef�ge aufbaut, und auf dem seine ganze Entwicklung beruht. Seine Einzigartigkeit besteht darin, da� zum ersten Mal in der Religionsgeschichte eine Manifestation Gottes klar und unzweideutig f�r eine autorisierte Auslegung Ihrer Worte vorgesorgt und die Fortdauer der g�ttlich bestimmten Autorit�t gesichert hat, die aus der Quelle des Glaubens str�mt.

Die Auslegung der Schriften ist in fr�heren Religionen immer die h�ufigste Ursache f�r Spaltungen gewesen. Bahá'u'lláh hat in seinem Buch des Bundes seinen �ltesten Sohn 'Abdu'l-Bahá mit der vollen Macht der Auslegung Seiner Schriften und der F�hrung Seiner Sache bekleidet. 'Abdu'l-Bahá ernannte in seinem Willen und Testament seinen �ltesten Enkelsohn Shoghi Effendi zum H�ter des Glaubens und zum einzigen Ausleger der Schriften. Es gibt im Baha'i-Glauben kein Priestertum, und kein einzelner Mensch kann eine besondere Stellung oder F�hrungsautorit�t beanspruchen; die Autorit�t ist auf die Institutionen �bertragen, die in den Baha'i-Schriften geschaffen worden sind.

Durch diese einzigartige Vorsorge ist der Glaube Bahá'u'lláhs vor Spaltung bewahrt worden, vor den verheerenden Folgen ungerechtfertigter F�hrerschaft, und vor allem vor der Vermengung mit menschengemachten Lehrmeinungen und Theorien, die in der Vergangenheit die Einheit der Religionen zerr�ttet haben. Das reine und unbeeintr�chtigte geoffenbarte Wort Bahá'u'lláhs wird zusammen mit seiner autorisierten Auslegung f�r die Dauer dieser Sendung die unverdorbene und unverderbliche Quelle des geistigen Lebens f�r die Menschheit bleiben.

Im Jahr 1968 traf das Universale Haus der Gerechtigkeit Vorsorge f�r die zuk�nftige Weiterf�hrung der den H�nden der Sache obliegenden besonderen Aufgaben des Schutzes und der Verbreitung durch die Einrichtung der Kontinentalen Berater�mter. Jedes Amt besteht aus einer Anzahl von Beratern, die vom Universalen Haus der Gerechtigkeit ernannt werden, und wirkt in enger Zusammenarbeit mit den H�nden der Sache Gottes. Die Ernennung und Leitung der Hilfs�mter ist jetzt Aufgabe der Berater�mter, und der Aufgabenbereich der H�nde, von denen noch neunzehn leben, wurde auf weltweite Ebene ausgedehnt.

Der H�ter hatte �ber weitere weltumspannende Lehrpl�ne geschrieben, die unter Leitung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit durchgef�hrt werden sollten, und der erste davon, ein Neunjahresplan, wurde 1964 gestartet. Gegenw�rtig (1975) ist der Baha'i-Glaube in 330 L�ndern und Staaten verbreitet, Bahá'í leben in etwa 72000 Orten in der ganzen Welt, Baha'i-Literatur ist in 546 Sprachen �bersetzt worden, der f�nfte Baha'i-Tempel ist in Panama City errichtet worden, f�r 58 weitere Tempel ist das Baugel�nde bereitgestellt; es gibt 119 Nationale Geistige R�te und mehr als 10000 �rtliche Geistige R�te.

Besonders ermutigend ist die Antwort der Massen in Afrika, Indien, S�dostasien und Lateinamerika, wo die Einheimischen in gro�er Zahl dem Glauben beitreten und damit einen neuen Abschnitt in der Entwicklung der administrativen und sozialen Wirksamkeit der weltweiten Baha'i-Gemeinde einleiten.

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fin
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ESSLEMONT Bahá'u'lláh UND DAS NEUE ZEITALTER

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